Der 2.500 Euro teure UHD60 war Optomas erster DLP mit vierfacher Full-HD-Auflösung. Doch neben hervorragender Schärfe gab es Probleme mit ruckelnden PAL-Bildern. Wir sind gespannt, ob es der UHD65 mit „PureMotion“ besser macht und ob der DLP-Kontrast für HDR reicht.
Native 4K-Projektoren aus dem Hause Sony oder mit E-Shift-Technik ausgestattete JVCs haben bereits vor einem halben Jahrzehnt Einzug in manch exklusives Heimkinos gehalten. Im Vergleich dazu sind die mit XPR-Shifting-Technologie bestückten DLP-Konkurrenten ganz neu auf dem Markt und haben folglich mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Doch der Preis überzeugt, weshalb das Interesse an bezahlbaren UHD-DLPs wie dem 2.000 Euro teuren Optoma UHD550X sowie dem 2.500 Euro teuren Optoma UHD60 groß ist. Letzterer hat uns bereits in audiovision 8-2017 mit famoser Detailfülle und hoher Bildschärfe beeindruckt. Statt auf zwei Millionen Bildpunkten wie beim JVC DLA-X5900 basieren Optomas UHD-Spiegelchips auf vier Millionen; genau sind es 2.716 x 1.528 Pixel. Die XPR-Shifting-Technologie lässt sie diagonal um einen halben Bildpunkt wackeln und erhöht die darstellbare Auflösung auf acht Millionen Pixel.
XPR-Shifting (eXtended Pixel Resolution) verdoppelt die native Auflösung des DMD-Spiegelchips (2.712 x 1.528 Pixel) auf Ultra-HD-Qualität (3.840 x 2.160 Pixel).
Optomas DLP-Projektor UHD65 reizt die Vorteile der Ein-Chip-Projektion voll aus und beeindruckt mit einer fantastischen Detailschärfe. Konvergenzprobleme kennt er nicht, weshalb er keine störenden Farbsäume produziert und selbst der Kontrast feinster Testbildmuster kaum nachlässt.
Native horizontale und vertikale Linienpaare in UHD-Testbildern werden gestochen scharf auf die Leinwand geworfen (Bild oben). Hier deklassiert das Modell nicht nur die auf Full-HD-Panels basierenden E-Shift-Projektoren von JVC, sondern auch UHD-Einsteiger-DLPs wie den 2.500 Euro teuren Acer V7850. Der zeigt native Linienpaare deutlich flauer und flimmert wesentlich stärker (audiovision 9-2017). Fotos einer Stadtansicht von San Francisco erscheinen in knackiger UHD-Qualität. Hier wird die Funktion „UltraDetail“ kaum gebraucht, während sie bei Blu-rays wie „Casino Royale“ erstaunliche Details herausholt.
Problematisch bei Optomas HDR-kompatiblem Debütanten UHD60 waren allerdings der schwache native DLP-Kontrast sowie das Ruckeln von PAL-Videos. So viel vorneweg: TV-Material mit 50 Hertz kann der neue UHD65 korrekt darstellen und auch die integrierte Bewegungsglättung „PureMotion“ überzeugt, zumal sie ultrahochaufgelöste Clips mit Bildraten von 24p, 25p und 30p in drei Stufen zuverlässig entruckelt.
Ausstattung und Praxis
Alle drei Ultra-HD-Projektoren von Optoma bieten eine 1,6-fache Zoomoptik sowie eine vertikale Lens-Shift-Funktion (plus 15 Prozent). Der UHD65 ist rund acht Kilogramm schwer und nicht ganz so kompakt wie der bisher kleinste XPR-DLP Acer V7850 (audiovision 9-2017). Gegenüber früheren 4K-Boliden lässt er sich aber kinderleicht aufstellen oder an die Decke montieren. Auch für mobile Einsätze ist er dank der integrierten Lautsprecher gerüstet.
Nach dem Einschalten stellt sich ein leises Lüftergeräusch ein, das von einem leichten Summton der XPR-Shifting-Technik begleitet wird. Aktiviert man Optomas internen Testbildgenerator (drei Gitterbilder und Weiß), verstummt das Surren und scharfe Augen erkennen im Weißbild auf der Leinwand die extrem feine Pixelstruktur des 0,65-Zoll-Chips aus dem Hause Texas Instruments. Der (nur bei abgeschalteter Dynamic-Black-Schaltung zugängliche) Eco-Modus arbeitet nochmals deutlich leiser, solange das Testbild eingeblendet ist. Danach tritt das Summen und Pfeifen aber stärker hervor als bei voller Lampenleistung, da es nicht mehr durch das Lüfterrauschen maskiert wird. Im Großen und Ganzen zählt der Optoma dennoch zu den angenehm leisen Projektoren.
Das weiße Gittertestbild, das ohne XPR-Shifting die extrem feinen Pixel offenbart, nutzen Schärfefreaks zur optimalen Fokusjustage. Selbst in Telestellung des Zooms wird das filigrane Gittermuster bis zum Rand aufgelöst, was für die Qualität der Optik spricht. In Weitwinkelstellung reduzieren sich allerdings Farbsäume sichtbar und die Helligkeit der Projektion legt aufgrund der größeren Blendenöffnung leicht zu. Die manuellen Regler für Zoom und Lens-Shift versteckt Optoma unter einer großen Klappe auf der Oberseite des Geräts.
Anders als bei den weißen Gehäusen der Brüder UHD60 und UHD550X sieht man auf dem schwarz-glänzendem Deckel des UHD65 leider jeden Fingerabdruck oder Kratzer sofort. Im Vergleich zum Bruder UHD60 scheint der nach hinten abstrahlende Lautsprecher etwas synchroner zum Bild mitzulaufen. Exakt ist das Timing aber immer noch nicht – egal, ob mit ausgeschaltetem „PureMotion“ oder ob eine der drei Glättungsstufen läuft. Im Menü „PureEngine“ finden sich die Funktionen „PureContrast“ und „PureColor“, die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind, da sie das Bild schnell plakativ wirken lassen.
Licht und Farbe
Trotz identischer 240-Watt-Lampe soll der UHD65 deutlich dunkler als sein Bruder UHD60 projizieren. Das stimmt auch, wobei die Herstellerangabe von 2.200 statt 3.000 Lumen übertrieben ist. Die Helligkeit schwankt je nach Auflösung des Quellensignals, da das Gerät damit unterschiedliche BrilliantColor-Einstellungen aktiviert. In Kombination mit „Dynamic Black“ schwankt der Energiebedarf der Lampe zudem stark und wird dynamisch an helle, düstere oder fast völlig schwarze Szenen angepasst. Die Nebenwirkungen der Funktion sind kaum absehbar und verändern die Farbwiedergabe und -temperatur. Dabei sorgt die zeitliche Verzögerung zu einem langsamen Abblenden der Lampe. Gleichzeitig geht der Stromverbrauch von 305 auf bis zu 125 Watt zurück. Das passiert sogar mit einigen dunkelfarbigen (zum Beispiel blauen) Testbildern, die bei einem Average Picture Level (APL) von 25 Prozent normalerweise nicht das Absenken der Lampe auslösen sollten. Deshalb mussten wir „Dynamic Black“ für den Messdurchgang abschalten beziehungsweise bei aktivem „Dynamic Black“ den APL-Wert der Testsequenzen auf 100 Prozent erhöhen, um eine driftende Farbdarstellung mit kaum reproduzierbaren Ergebnissen zu vermeiden.
Die Suche nach dem besten Bildmodus (zunächst für normale HDTV-Videos) ist schwierig. Die neutralsten, bei Grün aber deutlich eingeschränkten Farben zeigt das Preset „Bezug“. Da es die maximale Helligkeit nicht ausreizt, haben wir – wie zuletzt beim Bruder UHD60 – den um 25 Prozent helleren Bildmodus „HDR“ ausprobiert. Er liefert kaum schwächere Farben, aber immerhin 920 Lumen, die für drei Meter Leinwandbreite reichen.
Der Im-Bild-Kontrast liegt mit 360:1 respektive 600:1 (ANSI- und EBU-Messung) knapp unter dem Niveau des Bruders UHD60, ebenso der native Panel-Kontrast von 650:1 (in der Bildmitte gemessen). Der Schwarzwert erreicht 1,3 Lumen und fällt mit „Dynamic Black“ nur in äußerst dunklen Szenen langsam auf rund 0,4 Lumen ab. Das sind eher enttäuschende Ergebnisse, zumal Graustufen erkennbare Einfärbungen zeigen sowie die Ausleuchtung und Gammakurve ungleichmäßig ausfallen.
Auch in Bezug auf den Farbumfang stellen wir keine großartigen Verbesserungen fest: Der UHD65 übertrifft den BT.709-Standard mit HDR-Quellen nur leicht und aktiviert dazu meist die höchste BrilliantColor-Stufe „10“. Eine hohe Lichtausbeute wäre hilfreich – solange die Differenzierung von Farben und Graustufen nicht unter einer überzogenen Weißansteuerung leidet. Das ist aber leider der Fall, obwohl sich der Optoma mit UHD-Blu-ray-Playern von Samsung und Panasonic auf die hochwertige 10-Bit-HDR-Signalausgabe einigt.
Mit UHD-Signalen aktiviert der Optoma in den meisten Presets wie „HDR“ oder „Kino“ automatisch die höchste Stufe „10“ der BrilliantColor-Schaltung. So erreicht er eine bis zu 1.230 Lumen helle HDR-Projektion. Allerdings ist die starke Weißsegment-Ansteuerung Gift für eine feine Bildwirkung und führt zu stark übersteuerten Farben sowie groben Abstufungen.
Besser balancierte Bilder zeigt das mit BrilliantColor-Stufe „1“ verknüpfte Preset „Bezug“. Farben erscheinen hier weniger eingeschränkt, verpassen die DCI-P3-Vorgabe allerdings immer noch deutlich. Im Graustufen-Testbild fallen darüber hinaus stärkere Farbabweichungen ins Auge. Mit aktivem „Dynamic Black“ geht der Stromverbrauch von gut 300 Watt in hellen auf rund 125 Watt in dunklen Szenen zurück. Dann aber wird das Lampenspektrum und damit die Farbdarstellung zusätzlich eingeschränkt, weshalb die Schaltung mit HDR-Clips wenig Sinn macht.
Korrekte Kontrasteinstellungen sind schwierig: Im entsprechenden HDR-Testbild clippen Spitzlichter in der Werkseinstellung kaum , während Gesichter vor hellem Hintergrund übersteuern. Diesmal helfen Optomas interne Bildregler nicht mehr, sondern einzig das starke Absenken des Kontrasts um acht Punkte beim Ultra-HD-Zuspieler Samsung UBD-K8500. Fazit: Beim Thema HDR kämpft der UHD65 mit ähnlichen Problemen wie sein Bruder UHD60 und kann die Bildwirkung im Vergleich zu SDR-Quellen kaum steigern.
Schärfe und Videoverarbeitung
Mit Ultra-HD-Inhalten beeindruckt der Ein-Chip-DLP nicht mehr nur in ruhigen Einstellungen. Die Detailschärfe ist hervorragend und übertrifft den JVC DLA-X5900 eindeutig. Mit getrennten Reglern für „Schärfe“ und „UltraDetail“ stellt der DLP-Projektor zum Beispiel bei der UHD-Blu-ray „Lucy“ feinste Strukturen heraus. Sportübertragungen (PAL) laufen nun korrekt mit 50 Hertz, reichen aber trotz geringer Regenbogenblitzer noch nicht ganz an die Qualität der Drei-Chip-Konkurrenz heran. Ausgesprochen gut funktioniert Optomas PureMotion-Schaltung, da sie kaum Artefakte produziert und den Motion-Judder sicher beseitigt. Zum Testzeitpunkt liefen 24p-Kinofilme mit Pulldown-Ruckeln (60 Hertz) oder wurden etwas holprig durch die PureMotion-Schaltung geglättet. Doch laut Optoma soll bis zum Erscheinen dieser Ausgabe ein Firmware-Update dieses Problem beheben und der UHD65 eine originalgetreue 24p-Darstellung beherrschen – weswegen wir ihm in dieser Kategorie die volle Punktzahl geben.
Der Testbericht Optoma UHD65 (Gesamtwertung: 72, Preis/UVP: 3300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Soll der Projektor bezahlbar sein und extrascharfe XXL-Bilder liefern, ist Optomas UHD65 ein ganz heißer Kanditat. Erstmals gelingt dem XPR-DLP die korrekte Verarbeitung von PAL-TV sowie 24p-Filmen. Andere DLP-Probleme bleiben aber bestehen, etwa der niedrige Nativ-Kontrast sowie die schwache HDR-Darstellung.
Udo Ratai