An den richtigen Stellen zu sparen gilt es für Boxenbauer bei ihren Einstiegsserien. Wir haben uns angeschaut bzw. angehört, ob das Nubert bei seiner nuBoxx-Baureihe gelungen ist.
Die Nüsse, die Lautsprecher-Entwickler bei ihren Einsteiger-Modellen knacken müssen, sind in vielen Fällen genauso hart wie bei den Spitzen-Baureihen – allerdings „schmecken“ sie anders. Geht es bei den Topmodellen in erster Linie darum, das maximal Mögliche aus Technik, Konstruktion und Design zu realisieren, gilt es bei der Brot-und-Butter-Klasse, aus einem eng begrenzten Budget das Optimum an Klang herauszuquetschen. Da stellt sich erst mal die Frage, wo sich Geld sparen lässt.
Am einfachsten ist das in aller Regel beim Gehäuse, wo der Verzicht auf irgendwelche Rundungen und teure Oberflächen meist ordentlich zu Buche schlägt. Zudem lässt sich trefflich sparen, wenn man auf frühere Entwicklungsergebnisse der höheren Baureihen zurückgreifen und die – herunterskaliert auf die Erfordernisse der Einstiegsklasse – nutzen kann.
Technik
Beide Strategien hat Nubert bei seiner nuBoxx-Serie, deren von uns getestete 5.1-Kombi mit gerade mal 2.300 Euro zu Buche schlägt, zu nutzen gewusst. So sind die Gehäuse schlicht quaderförmig mit nicht abgerundeten Kanten. Der Korpus der nuBoxx-Schallwandler ist mit hochwertiger Folie wahlweise schwarz oder weiß beschichtet. Die Fronten lackiert der Hersteller passend zum Korpus allerdings seidenmatt schwarz oder weiß.
Wie es heutzutage modern ist, unterbrechen keinerlei Vorrichtungen zur Befestigung einer Blende die Fronten, was sie besonders sauber und elegant wirken lässt. Frontblenden liefert Nubert nicht mit, sie müssen gegen Aufpreis erworben werden. Dafür bieten die Schwaben sie in gleich sieben unterschiedlichen Farben an. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein (siehe Kasten nächste Seite).
In der Tat hat Nubert bei seinem nuBoxx-Programm auf die Topserie nuVero zurückgegriffen, und zwar bei den Tieftönern, deren breite Gummisicken, die einen extrem großen verzerrungsfreien Membranhub ermöglichen, von dort abgeleitet sind. Zudem wurden die Antriebe mit extra langen Schwingspulen sowie sehr kräftigen Magneten, deren Feld im Luftspalt durch einen Kupfer-Kurzschlussring linearisiert werden, auf möglichst großen Hub bei geringen Verzerrungen optimiert. Zudem bringen diese Treiber einen stabilen Alu-Druckgusskorb mit, was in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich ist.

Sowohl Treiber als auch Bassrefl exrohr des Subwoofers montiert Nubert im Gehäuseboden und sorgt so für eine perfekte Raumankopplung und ein elegantes Äußeres.
Die akustischen Auswirkungen solcher Abdeckungen sollte man dabei nicht außer Acht lassen, sie halten sich aber unserer Erfahrung nach in erträglichen Grenzen. Wer also keinen direkten Blick auf die Technik möchte, hat mit der NuBoxx-Serie die Möglichkeit, sie ästhetisch zu verstecken.

Wer eine Abdeckung für seine nuBoxx-Lautsprecher wünscht, hat bei Nubert gleich sieben unterschiedliche Stoffbezüge zur Auswahl. Die fallen mit 20 bis 25 Euro noch nicht einmal teuer aus.
Der Hochtöner der nuBoxxen ist eine Weiterentwicklung der von der mittleren Nubert-Serie nuLine eingesetzten nuOva-Technologie. NuOva B nennt Nubert den Hochtöner mit seiner 26-Millimeter-Seidenkalotte. Er bringt nicht nur ein speziell geformtes und sauber gedämpftes Volumen hinter der Kalotte mit, um eine tiefe Resonanzfrequenz zu erzielen. Zu seinem Ausstattungspaket gehört auch ein sehr kurzer Waveguide und ein integriertes Schutzgitter, die gemeinsam die Abstrahlung ab 7 Kilohertz verbreitern sollen. Um die optimale Form der Frontplatte zu finden, waren laut Hersteller mehrere Hundert Prototypen nötig, was im Zeitalter von 3D-Druckern glücklicherweise kein unüberwindbares Problem mehr darstellt.
Als Frontboxen des nuBoxx-Sets hat Nubert uns die Standboxen B-60 geschickt. Sie sind mit je zwei 15-Zentimeter-Tieftönern ausgerüstet, von denen der untere nur für die tiefen Frequenzen zuständig ist. Der obere versorgt zusätzlich den Mitteltonbereich bis 1.900 Hertz, wo er an den oben auf der Front montierten Hochtöner übergibt.
Die Rolle des Centers übernimmt die B-50, deren beide 12-Zentimeter-Basstreiber den Nu-Ova B-Hochtöner in ihre Mitte nehmen. Für den Surround-Bereich ist die B-40 zuständig, eine stattliche Regalbox mit 18-Zentimeter-Tieftöner. Wie ihre Kolleginnen nutzt sie die vom Tieftöner ins Gehäuse gestrahlte Energie mit einer rückwärtigen Bassreflexöffnung zur Unterstützung bei ganz tiefen Frequenzen.
Steuerung per App
Denen sind bei solchen, eher kleinen Boxen bekanntermaßen physikalische Grenzen gesetzt, weswegen im Heimkino oft ein dedizierter Subwoofer für die untersten Oktaven zuständig ist. Im nuBoxx-Set kommt hierfür der nuSub XW-700 zum Einsatz, ein alter Bekannter, den wir schon in einem Einzeltest in der Ausgabe 3-2021 für potent befunden haben. Er lässt sich ausschließlich über eine Smartphone-App einstellen und bedienen. Diese enthält sogar eine automatische Raumeinmessung, aber keine kontinuierliche Phasen-Justage, sondern nur eine Umschaltung zwischen 0 und 180 Grad. Treiber und Bassreflexrohr sind bei ihm im Boden montiert und entziehen sich so den Blicken der Zuhörer. Für einen definierten Abstand zum Boden und somit eine saubere Abstrahlung sorgen stabile Standfüße.

Für die Preisklasse außergewöhnlich: Ein Aluminium-Druckgusskorb und die breite Sicke mit viel Hub-Potenzial.
Tonqualität Surround
Trotz des mit gut 20 Zentimetern Durchmesser eher kleinen Treibers kann der nuSub 99 Dezibel Maximalschalldruck in den Raum wuchten und beeindruckt zudem mit seiner unteren Grenzfrequenz von 30 Hertz – alle Achtung! Ebenfalls recht weit in den Frequenzkeller, nämlich bis unter 40 Hertz, spielen die Standbox B-60 und der Center B-50. Deren Mittel- und Hochtonbereich ist, ebenso wie der von den Surroundboxen B-40, angenehm linear – allenfalls eine leichte Senke bei 3,5 kHz macht sich bemerkbar. Die wird den Klang nicht nennenswert beeinflussen, genauso wenig wie die kleine Überbetonung um 14 Kilohertz, die die Lautsprecher eher frisch klingen lassen wird.
Alle drei Boxentypen benötigen Verstärker mit ausreichend Leistung, ihr Wirkungsgrad liegt mit rund 84 Dezibel recht niedrig. Das Rundstrahlverhalten des Centers zeigt nur einen tiefen, aber nicht sonderlich breiten Einbruch um 1.500 Hertz. Darüber strahlt er mit wenig Schwankungen ab.
Schon bei den ersten Tönen im Hörtest spielt das Set ausgeglichen und harmonisch. Klassik gelingt ihm vorbildlich, wie die ausgezeichnete und angenehm präzise Aufnahme der „Appalachian Suite“ der San Francisco Symphony unter Michael Tilson Thomas beweist. Auch mit Jazz und Gesang kommt das Set prima zurecht. Die Stimmen von Jane Monheit und John Pizarelli bei ihrem „They Cant´t Take that Away From Me“ tönen klar und unverfärbt, räumliche Darstellung und Ortbarkeit sind stabil und puntkgenau. Filmfans kommen mit dem Set ebenfalls nicht zu kurz. Die Dialoge in Disneys Animationsspaß Ratatouille bringt es gut verständlich, den Blitzschlag, der Remy und Kumpel vom Dach fegt, mit Nachdruck und satt. Sogar vor ganz großem Action-Kino hat das Nubert-Set keine Angst. Wenn der Tankwagen bei „Terminator – Die Erlösung“ in die Luft fliegt, vibriert es ordentlich in der Magengrube. Richtig heftige Pegel schafft es zwar nicht, die quittiert vor allem der Sub mit Kompression, das verzeiht man dem Set angesichts seines Preises und seiner sonstigen Tugenden allerdings gern.
Tonqualität Stereo
Im Solo-Betrieb spielen die nuBoxx B-60 trotz ihres schlanken, eher kleinen Gehäuses absolut erwachsen und lassen vom Start weg keinen Wunsch nach Unterstützung durch einen Subwoofer aufkommen. Zudem überzeugt die Nubert-Standbox mit ihrem verfärbungsarmen und luftigen Spiel, das sie beispielsweise bei der grandios aufgenommenen CD „Let it Go“ von Clair Marlo unter Beweis stellt. Cracks wie Abraham Laboriel oder Leland Sklar am Bass und Jeff Porcaro am Schlagzeug gaben sich hier im Studio die Klinke in die Hand und spielten Track für Track in grandioser Qualität ein – was über die Nuberts richtig Spaß macht, zumal sie Marlos Stimme mit der richtigen Mischung zwischen Unschuld und Power zu Gehör bringen.
Der Testbericht Nubert nuBoxx-Set (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 2.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2025 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Wer für kleines Geld ein groß aufspielendes 5.1-Set sucht, liegt mit dieser Kombi aus der nuBoxx-Reihe genau richtig. Dass die eher schlichte Optik nicht den höchsten Lifestyle-Ansprüchen gerecht wird, verzeiht man da gerne.
Michael Nothnagel