Die deutschen Hersteller hatten es in letzter Zeit wahrlich nicht leicht, sich auf dem TV-Markt über Wasser zu halten. Der Novum 65 OLED könnte Metz echten Auftrieb verschaffen, setzt der Fernseher doch – wie im Namen ersichtlich – auf selbstleuchtende, organische Pixel. Trotzdem liegt der Preis mit 7.000 Euro deutlich unter dem, was LG für sein OLED-Flaggschiff der G6-Serie verlangt (Test in audiovision 10-2016). Bekommen die Südkoreaner jetzt ernsthafte Konkurrenz?
Ausstattung und Praxis
Technik ist nicht alles; Design und Komfort-Features spielen bei der Kaufentscheidung ebenfalls eine wichtige Rolle. Dessen war sich Metz schon zu Zeiten der Röhren-Fernseher bewusst und ist es noch immer: Das neue Flachbild-Flaggschiff beherrscht nicht bloß die vierfache Full-HD-Auflösung und HDR-Inhalte mit 10 Bit Farbtiefe (mehr dazu im Kasten „HDR mit Aussicht auf Dolby Vision“), sondern besticht zudem durch ein hochwertig verarbeitetes Gehäuse in schlanker Bauweise sowie einen drehbaren Standsockel. Dank seiner aufgeräumten Rückseite aus gebürstetem Aluminium macht der Novum 65 OLED twin R auch frei im Raum stehend eine tolle Figur, wobei wir ein ordentliches Kabelmanagement vermissen.
Erfreulicherweise benötigt man nicht viel mehr als einen (Ultra-HD-)Blu-ray-Player, welcher an einem der vier HDMI-Eingänge Anschluss findet. Settop-Box und Co. sind überflüssig, da der Fernseher eine eigene Empfangseinheit für Satelliten-, Kabel- und Antennen-TV (DVB-T2) besitzt. Durch das Twin-Konzept können sogar zwei Sendungen gleichzeitig wiedergegeben und aufgezeichnet werden. Perfekt dafür eignet sich der interne Festplattenrekorder mit einem Terabyte Speicherkapazität, wohingegen die meisten Konkurrenten ein USB-Medium benötigen. Pay-TV-Abonnenten profitieren ebenfalls vom Doppel-Tuner, zumal gleich zwei CI+ Einschübe zur Verfügung stehen. Unter dem 165 Zentimeter großen Bildschirm blendet ein OLED-Klartext-Display wahlweise den Programmnamen, die Quelle oder die Uhrzeit ein. Die Anzeige ist in der Lichtintensität variabel, aber nicht komplett abschaltbar.
Generell weist das Menü ein paar Eigenarten auf. So ist es zwar übersichtlich aufgebaut, die Entwickler hätten den einen oder anderen Punkt jedoch treffender formulieren können. So wird die Leuchtkraft der OLEDs über „Helligkeit“ gesteuert, während der eigentliche Helligkeitsregler „Signal-Offset“ heißt. Verwirrung stiftet die Option „Bildprofilanpassung“, da hier schon kleinste Anpassungen zu veränderten Messergebnissen führen. Von einem Farbmanagement fehlt leider jede Spur. Außerdem lässt das vom Software-Unternehmen Foxxum bereitgestellte Smart-TV-Portal elementare Apps wie YouTube, Netflix oder Amazon Video vermissen – das schränkt die HDR-Zuspielmöglichkeiten ein und kostet wertvolle Punkte.
Die Basswiedergabe startet schon ab 48 Hertz. Zum Schutz vor Übersteuerung begrenzt ein Limiter tiefe Basspegel, der im mittenbetonten Preset „MetzSound“ noch stärker zugreift. Der Modus „MetzSurround“ klingt tonal voller, verbreitert den Raumklang allerdings kaum. Die beste Tonqualität liefert der Novum ohne automatische Lautstärkeanpassung: Der Limiter kappt Dynamikspitzen im Bass- und Grundtonbereich kaum, Musik klingt impulsiver und voller. Solange man hohe Pegel meidet, tuckert das Motorrad aus „Werner 3“ kräftiger und selbst Explosionen klingen authentischer.
Im Tonmenü steht ein Sieben-Band-Equalizer bereit. Zudem sind die Pegel vom Kopfhörer sowie vom analogen und digitalen Tonausgang separat regelbar.
Bildqualität
Die gute Nachricht vorab: Keiner der sechs Bildmodi zeigt große Ausreißer bei der Farb- und Graustufendarstellung. Ehrlich gesagt sieht man in der Praxis nicht einmal erwähnenswerte Unterschiede zwischen ihnen. Einzig unsere Labormessungen bescheinigen dem Preset „Spiele“ die besten Delta-E-Werte, obgleich diese mit 3,8 (Farben) beziehungsweise 2,8 (Grau) etwas höher ausfallen als bei den in audiovision 8-2016 und 10-2016 getesteten LG-OLEDs. Die ab Werk dezent erweiterten Rot- und Grüntöne empfinden wir als äußerst angenehm. Der Menüpunkt „Farbbetonung“ sollte in der Voreinstellung „leicht“ belassen werden – auf höherer Stufe wirken viele Motive überzogen, ausgeschaltet kommt ein Grünstich zum Vorschein. Unabhängig von der Auswahl wandern Weiß und Gelb ab etwa 30 Grad Blickwinkel in Richtung Blau beziehungsweise Grün; Haut-Nuancen bleichen aus.
Darüber hinaus nimmt aus seitlicher Perspektive die Helligkeit ab, wobei der 27-prozentige Verlust verschmerzbar ist – sofern sich der Weißanteil in Grenzen hält. Schließlich bleiben selbst bei zentraler Betrachtung im Vollbild (100 Prozent Average Picture Level) nur 139 von möglichen 404 Candela übrig. Bei HDR-Wiedergabe schaffen die organischen Leuchtdioden fast 300 Candela mehr, unterliegen absolut gesehen aber größeren Schwankungen (siehe Kasten oben). Die Ergebnisse basieren übrigens auf der Energieschema-Einstellung „Präsentation“. Im Modus „Öko“ sinkt zwar der relativ hohe Stromverbrauch, zugleich nimmt allerdings die Lichtausbeute ab. Die automatische Helligkeitsanpassung („Steuerung“) sollte man deaktivieren, da sie störende Pumpeffekte hervorruft. OLED-typisch besticht der 65-Zöller durch eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung ohne Clouding. Selbst beim Kameraschwenk über ein Fußballfeld sind keine Aufhellungen oder Schatten auf dem Rasen sichtbar.
Dabei wird nicht nur der Farbraum deutlich erweitert (siehe CIE-Segel unten), sondern zusätzlich die Helligkeit erhöht. Anstelle der 404 Candela im SDR-Betrieb schafft der 65-Zöller bei HDR respektable 680 Candela. Großflächige Weißfelder entlocken ihm leider bloß noch einen Bruchteil davon: Vergrößerrn wir das Messfenster von zehn auf 25 und auf 100 Prozent, sinkt die Leuchtkraft auf 470 respektive 156 Candela. So wirken helle Szenen wie zum Beispiel Schneelandschaften oder Skirennen vor allem unter Umgebungslicht etwas flau; ein OLED-typisches Problem. Andererseits sorgen blendende Spitzlichter wie etwa die Scheinwerfer in „The Lego Movie“, nicht zuletzt dank der brillanten Schwarzwerte, für ein exzellentes HDR-Feeling. Die 10-Bit-Wiedergabe meistert der Metz-TV ebenfalls ohne Probleme – weder der Grauverlauf in unseren Testbild noch der bewölkte Himmel einer Landschaftsaufnahme zeigen störende Banding-Artefakte. Ein baldiges Firmware-Update soll ihm sogar den Dolby-Vision-Standard beibringen.
Sportübertragungen profitieren zudem von der exzellenten Bewegungsdarstellung, welche sich für TV-Material („Beweg.korr. Video“) sowie Kinofilme getrennt festlegen lässt. Letztere erscheinen neutral im originalen 24p-Look, sofern die übertriebene Bildschärfe zurückgenommen wird. Nur im 3D-Betrieb kommt leichtes 3:2-Pulldown-Ruckeln zum Vorschein, was die Glättung auf Wunsch beseitigt. Die Letterbox-Balken oder der Kosmos im Weltraum-Thriller „Gravity“ erscheinen in brillantem Schwarz. Der Kontrast liegt auf Top-Niveau. mr/ur
Der Testbericht Metz Novum 65 OLED twin R (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 7000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit seiner erhabenen Bildqualität, dem kräftigen Klang sowie der exklusiven Ausstattung ist der Metz Novum 65 OLED twin R ein echtes Highlight am TV-Himmel – und kostet sogar weniger als das gleich große OLED-Flaggschiff aus Korea. Beim Bild-Tuning und 4K-Streaming-Angebot ist allerdings noch viel Luft nach oben.