Unter dem Namen „Super UHD TV“ versammelt LG die Elite seiner LCD-Fernseher. Tatsächlich setzte sich der 55UH7709, das Einstiegsmodell der Top-Serie, in audiovision 12-2016 gegen alle Konkurrenten durch. Gelingt dem knapp 1.000 Euro teureren Flaggschiff 55UH9509 das Gleiche?
Ausstattung und Praxis
Mist, Falschlieferung – das war unser erster Gedanke, als wir den UH9509 aus der Verpackung hoben. Denn mit seinem nur sechs Millimeter dünnen Bildschirm sieht er auf den ersten Blick genauso aus wie ein OLED-Fernseher, zumal auch der leicht nach hinten versetzte Rahmen dem „Picture-on-Glass“-Design des E6 und G6 (Test in audiovision 8-2016 bzw. 10-2016) ähnelt. Der einzige Unterschied ist, dass beim LCD-Modell Aluminium statt Glas zum Einsatz kommt. Jedoch schließt die sehr flache Bauart die Verwendung eines vollflächigen Backlights aus, weshalb die Hintergrund-LEDs einzig im unteren, breiteren Gehäuseteil Platz finden. Inwiefern die Bildqualität darunter leidet, erfahren Sie später.
Um Farben, Kontrast und Schärfe zu optimieren, hält das Gerät eine ganze Palette an Technologien bereit. Das Herzstück bildet das auf Nanokristallen respektive Quantum Dots basierende Color-Prime-Plus-Display, das sich neben der vierfachen Full-HD-Auflösung durch ein erweitertes Farbspektrum auszeichnet. LG spricht sogar von BT.2020-Unterstützung, was hauptsächlich HDR-Inhalten zugutekommt (siehe Kasten „Multiple HDR-Unterstützung“). Im Vergleich zum eingangs erwähnten Mittelklässler verfügt der UH9509 zusätzlich über eine Polfilterscheibe für die 3D-Darstellung; zwei Brillen vom Typ AG-F310 sind im Lieferumfang enthalten. Die Signalverarbeitung obliegt der „Super Mastering Engine“, während im Vorgänger 55UF9509 (audiovision 5-2015) mit der „Tru Ultra HD Engine Pro“ und „Triple XD Engine“ mehrere Prozessoren ihren Dienst verrichteten. Dennoch erreicht das neue Modell einen besseren „Picture Mastering Index“ von 2.700 statt 2.300.
Am detaillierten Farbmanagement hält LG fest, auch wenn dieses in den nachfolgend erläuterten Bildmodi nicht unbedingt erforderlich ist. Ebenso glänzt das webOS-Betriebssystem nach wie vor mit hervorragendem Bedienkomfort und hat in der aktuellen Version 3.0 unter anderem eine Lupenfunktion sowie erweiterte Konnektivitätsoptionen für mobile Geräte im Gepäck.
Das Harman-Kardon-Soundsystem des UH9509 liefert mit 40 Watt die höchste Ausgangsleistung aller LCD-Geschwister und gibt Dialoge respektive Mitten ausgesprochen sauber wieder. Die Pegelfestigkeit lässt allerdings zu wünschen übrig.
Allein deswegen empfehlen wir wieder den Modus „HDR-Standard“. Hier bleibt die Zeichnung in Spitzlichtern erhalten, was allerdings mit einem sichtbaren Helligkeitsverlust einhergeht: Bei 465 Candela stößt das Edge-LED-Backlight an seine Grenzen, Szenen mit großem Weißanteil leuchten nicht heller als 432 Candela. Im Gegenzug trifft das Preset den D65-Punkt sehr exakt und sorgt so für eine neutrale Farbdarstellung. Auf die Farbraum-Abdeckung hat das keine Auswirkungen: Gegenüber SDR wird das Spektrum zu Rot und Grün hin erweitert, entspricht aber nicht dem DCI-P3-Standard.
Bildqualität
Fast schon instinktiv wechseln wir bei LG-TVs nach der Einrichtung – sofern vorhanden – in einen der isf-Presets. Tatsächlich attestiert unser erster Messdurchgang dem Bildmodus „Kino“ noch neutralere Graustufen. Mischfarben reproduziert er aber nicht annähernd so gut, weshalb letztlich doch kein Weg am ewigen Favoriten „isf Experte (Dunkler Raum)“ vorbeiführt. Insbesondere Hauttöne erscheinen hier natürlicher, obgleich auf Kosten der Helligkeit. Diese ist nämlich auf 276 Candela begrenzt und liegt damit auf dem Niveau des günstigeren Bruders beziehungsweise deutlich unter der Leuchtdichte der anderen beiden Probanden von Sony (616 Candela) sowie Panasonic (405 Candela).
Auch beim Kontrast schneidet LGs LCD-Spitzenmodell nur mittelprächtig ab: Unter Auflicht kommt immerhin ein Verhältnis von 895:1 zustande, während wir im ANSI-Schachbrettmuster magere 765:1 messen. Das liegt einerseits natürlich am (technisch bedingt) dürftigen Local-Dimming, andererseits am allgemein schlechten Schwarzwert. So machen dem UH9509 etwa die Weltraum-Szenen aus „Gravity“ besonders zu schaffen, da Spitzlichter starke Aufhellungen hinterlassen. Lob gibt es für die saubere Durchzeichnung und knackige Detailschärfe.
Der Testbericht LG 55UH9509 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 04-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit seinem extraflachen Design fügt sich LGs LCD-Flaggschiff perfekt in moderne Wohnumgebungen ein und macht dank des breiten Betrachtungswinkels auch vor größerem Publikum eine gute Figur. Zudem beherrscht er Dolby Vision. Das aufgehellte Schwarz und die suboptimale Ausleuchtung kosten allerdings wertvolle Punkte.