TCL 65C835 (Test)

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Mit 1.500 Euro ist der 65C835 der günstigste Fernseher in unserem Testfeld. TCL kombiniert dabei ein Mini-LED-Backlight mit der QLED-Technik. Die tausende Mini-LEDs verteilen sich auf die vergleichsweise überschaubare Anzahl von 288 Zonen. Zum Vergleich: Beim 2.000 Euro teureren Sony XR-65X95K (Seite 38) sind es 432 Zonen, bei Samsung kommen zum Teil mehr als 1.000 Dimming-Bereiche zum Einsatz. Optional erhältlich ist der C835 in 55 und 75 Zoll, die Mini-LEDs sind dann in 240 bzw. 360 Zonen aufgeteilt.

Trotz des niedrigen Anschaffungspreises setzt TCL auf einen hochwertigen Metallrahmen und einen zentralen Metallständer. Die Kunststoffplatte, die Fuß und Gehäuse miteinander verbindet, macht einen recht labilen Eindruck. Sind die Komponenten miteinander verschraubt, ist die Konstruktion jedoch robust. Von vorn sieht man fast nur Display, denn der Flachmann ist nahezu rahmenlos und mit Anschlüssen nur 5,3 Zentimeter tief. Für die Wandmontage eignet sich die VESA-Norm 300 x 300 Millimeter. Zu den Besonderheiten gehört ein 2.1-Soundsystem von Onkyo.

Ausstattung und Praxis
Die Chinesen haben beim 65C835 nicht nur die TV-Zuschauer, sondern auch Gamer im Visier. So unterstützt das Display bis zu 144 Bilder pro Sekunde bei 4K-Auflösung, zum Einsatz kommt schließlich ein natives 144-Hertz-Panel. Alle vier HDMI-Ports beherrschen den Auto Low Latency Mode (ALLM) und die Variable Refresh Rate (VRR), HDMI-Anschluss 1 ermöglicht 4K mit 144 Hertz, Port 2 die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz, bei den beiden anderen HDMI-Buchsen ist bei 60 Hertz Schluss. Zur Ausstattung gehört ferner AMD FreeSync Premium für flüssige Spiele mit entsprechenden Grafikkarten. Der Hersteller nennt eine Spieleingabeverzögerung von weniger als 6 Millisekunden. Etwas dürftig fällt die Anschlussleiste mit nur einem USB-Port aus.

Steuer-Duo: Warum TCL die Vorteile beider Fernbedienungen nicht in einer vereint, ist uns unklar. Der rechte Steuerstab ist mit zusätzlichen Direktwahltasten für Streamingdienste ausgestattet. Die Mikrofontaste braucht
man nicht, da der Flat-TV Sprachbefehle direkt empfangen und verarbeiten kann.

Als Multiformat-HDR-Allrounder beherrscht der 65-Zöller die Formate HLG, HDR10, HDR10+, Dolby Vision und Dolby Vision IQ. Wie in diesem Preissegment zu erwarten verzichtet TCL auf Twin-Tuner für den TV-Empfang – die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils nur einfach verbaut. Das ist in diesem Fall jedoch kein Nachteil, da der C835 keine USB-Aufnahmen beherrscht und auch Time-Shift nicht unterstützt. Über die blaue Taste der Fernbedienung lassen sich aber viele Sendungen von vorne starten, wenn das Gerät ins Internet eingebunden ist.

Als Betriebssystem kommt Android 11 zum Einsatz, genau wie Sony vertraut TCL auf die ansprechende und übersichtliche Benutzeroberfläche von Google TV. Beim japanischen Mitbewerber sind die Reaktionszeiten etwa beim Starten von Apps wie Netflix noch einen Tick kürzer, insgesamt sind wir mit dem Arbeitstempo des 65C835 aber zufrieden, auch wenn es nicht immer rekordverdächtig ist. Schaut man sich beispielsweise bei Netflix einen Film an und öffnet die Bild-Einstellungen, so kam es im Test vereinzelt vor, dass sich der Quad-Core-Prozessor ein kurzes Päuschen nahm.

Klasse ist die App-Auswahl: Ob Disney+, Apple TV+, Amazon Prime Video, RTL+, DAZN, Joyn, WOW oder Magenta TV – alle wichtigen Streaming-Plattformen sind an Bord. Zum Lieferumfang des 65-Zöllers gehören zwei Fernbedienungen. Während der bereits von früher bekannte Steuerstab nur über Direktwahltasten für Netflix und Amazon Prime Video verfügt, hat die etwas kompaktere Plastik-Fernbedienung zusätzliche Tasten für YouTube, den TCL Channel (eine Plattform mit kostenlosen Angeboten von Pluto TV, Rakuten TV, Streaming- Kanälen sowie Inhalten für Kinder und Fitness), für Guard (hier verwaltet man unter anderem die Zugriffsrechte für Apps und reinigt den Flat-TV für optimale Leistung) sowie den Medienplayer. Über eine andere Taste kann man eine Menüleiste mit ausgewählten Apps und beispielsweise dem Game Center ins Live-Bild einblenden. Klasse: Der Google Assistant lässt sich auch ohne Fernbedienung über ein Mikrofon im Fernseher aktivieren. Zudem arbeitet der C835 mit Alexa zusammen. Zum Streamen unterstützt er neben Chromecast auch Miracast, und zur weiterhin wirklich guten Ausstattung in dieser Preisklasse gehören die Unterstützung von Apple AirPlay und HomeKit. Der „Inaktivmodus“ erlaubt es, das Display in TV-Pausen mit Google Fotos oder einer hinterlegten Kunstgalerie bei Bedarf auch mit Uhrzeit und Wetterdaten zu verschönern.

Android 11 und Google TV: Die TCL-Oberfläche verbindet eine schöne Optik mit hohem Bedienkomfort. Auch Neukunden finden sich hier sofort zurecht.

Zusatz-Leiste: Ob im TV-Programm oder in einer Streaming-App – der 65C835 erlaubt es, nützliche Applikationen in das Bild einzublenden.

Besitzer eines Mobilgeräts mit Apple- bzw. Android-Betriebssystem sollten sich die kostenlose App „TCL Home“ herunterladen. Mit der Anwendung können Sie nicht nur den Fernseher steuern, sondern von praktischen Features profitieren. Unter „Apps verwalten“ finden Sie DAZN, Disney+, Apple TV+ und Co. für einen schnellen Start per Fingertipp. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Bezeichnungen, aber „Musik-Besetzung“, „Video-Besetzung“ und „Film-Besetzung“ laden zum Streamen der jeweiligen Inhalte ein. Die kabellose Übertragung auf den C835 klappt bestens. Außerdem lassen sich Erinnerungen einrichten und super komfortabel Screenshots vom TV-Display schießen.

Eine Empfehlung: Die Gratis-App „TCL Home“ ermöglicht per Smartphone oder Tablet unter anderem direkten Zugriff auf die gewünschte TV-App.

Bild- und Tonqualität
Die Farbreproduktion des TCL im SDR-Bereich ist richtig gut, im „Kino“-Setting ist ab Werk nahezu alles perfekt voreingestellt. Im HDR-Bereich stellen wir im DCI-P3-Spektrum lediglich bei Grün eine kleine Abweichung fest, die wir auch durch manuelles Eingreifen nicht ausmerzen können. Ausgeliefert wird der 65-Zöller mit der Farbtemperatur „Warm -5“ und 6.233 Kelvin. Geht man auf „Warm -4“, ist er mit 6.605 Kelvin nahezu optimal auf Kurs.

HD-Material wie die Dokumentation „Berlin und Brandenburg von oben“ sieht auf dem 65-Zöller natürlich und harmonisch aus, Bildrauschen sucht man vergeblich, die Farben sind rein. Wechselt man vom „Standard“- oder „Kino“-Modus in das Setting „HDR-Verbesserung“, so legt der 65C835 bei Kontrast, Dynamik und Detaildarstellung noch mal spürbar zu. Im „Standard“-Modus erreichte unser Testmuster eine Spitzenhelligkeit von 1.015 Candela. Starke 955 waren es im „Kino“-Modus, 792 bei 50-prozentigem Weißanteil und 482 Candela in der Fläche.

Uns interessiert natürlich brennend die Schwarz-Performance des Mini-LED-Backlights. Wir holen uns einen schwarzen Hintergrund mit weißer Schrift auf den Bildschirm. Bei frontaler Draufsicht schneidet der TCL genauso gut wie teurere Mini-LED-Geräte mit deutlich mehr Dimming-Zonen ab. Das Schwarz ist super dunkel, auf die minimale Aufhellung um die weiße Einblendung muss man sich bewusst konzentrieren, sonst nimmt man diese nicht wahr. Natürlich checken wir dieses Szenario wie immer im komplett abgedunkelten Raum. Sehr positiv überrascht sind wir beim Überprüfen des seitlichen Betrachtungswinkels. Reduzieren wir den dynamischen und den lokalen Kontrast und belassen „Lokal Dimmen“ auf „Hoch“, so liefert der C835 ein homogenes Bild. Dieses ist nicht mehr so brutal schwarz wie bei einem OLED, aber sehr dunkel mit dezenter Aufhellung um weiße Objekte. Daran ändert sich auch nichts, wenn man gleichzeitig von der Seite und von oben auf das Panel schaut. Der Lichthof um die weiße Einblendung wird leicht bläulich, aber insgesamt schneidet der TCL super ab und muss sich vor dem mehr als doppelt so teuren Sony XR-65X95K nicht verstecken.

Total unkompliziert: Einfach den „Kino“-Modus auswählen, und schon hat man mit dem TCL im SDR-Bereich farblich nicht die geringsten Probleme.

Grün-Ausreißer: Nur beim obersten Messpunkt liegt der 65-Zöller etwas daneben, alle anderen Farben trifft er im DCI-P3-Spektrum sehr präzise.

TCL Channel: Nach einem Druck auf die gleichnamige Taste der Fernbedienung öffnet sich eine Plattform mit kostenlosen Filmen sowie Inhalten für Kinder.

Punktabzug: Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1, TCL hat jedoch lediglich eine USB-Buchse und Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVBT2 verbaut, eine Aufnahme-Option fehlt.

Den Dolby-Vision-Streifen „Das Leben in Farbe“ zeigt der Mini-LEDler farblich brillant, plastisch und gestochen scharf. In den Einstellungen hat man die Wahl zwischen „Dolby Vision IQ“, „Hell“ und „Dunkel“. Im direkten Vergleich leuchtet der X95K noch heller und kräftiger. In seiner Preisklasse agiert der Chinese jedoch auf sehr hohem Niveau. Die Bildstruktur selbst in kleinen Objekten wie einem Schmetterling ist grandios. Abstufungen lassen sich über das TV-Menü noch glätten. Ein dichtes Wolkenfeld in „Unser Planet“ untermauert, dass der TCL auch feinste Schattierungen und Strukturen an den bewegten Außenkanten der weißen, grauen und dezent blauen Himmelsgebilde abbilden kann. Mit der Darstellung von ruhigen und glatten Bewegungen hat der Apparat keine Probleme. Unschärfe und Ruckeln lassen sich schrittweise reduzieren. Außerdem kann man das LED-Hinterlicht steuern, um schnelle Bewegungen klarer zu machen. Dabei nimmt man allerdings eine Verdunkelung des Bilds in Kauf.

Beim Ton hört man sofort, dass sich TCL hier namhafte Expertise an Bord geholt hat. Das 2.1-System von Onkyo mit Basslautsprecher auf der Rückseite des Fernsehers und Dolby-Atmos-Unterstützung spielt souverän und erwachsen, Musik ist druckvoll und bleibt auch bei höheren Pegeln sauber. Bässe sind solide, aber Soundbars und gerade externe Subwoofer bieten hier doch eine ganz andere Intensität. Die Sprachverständlichkeit des 65-Zöllers ist klasse, Klangfülle und Räumlichkeit insgesamt gefallen.

Der Testbericht TCL 65C835 (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 Sehr gut

Toller Mini-LED-TV zum Top-Preis: Der 65C835 paart sattes Schwarz mit schöner Helligkeit, ist gut ausgestattet, klingt kraftvoll und bietet ein souveränes, farbenfrohes Bild. Wer auf die USB-Aufnahmefunktion verzichten kann, macht mit diesem 65-Zöller von TCL alles richtig. Preis und Qualität überzeugen auf ganzer Linie.

Jochen Wieloch

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