Bei Onkyo denken Heimkino-Fan zuerst an AV-Receiver, doch auch Blu-ray-Player haben bei den Japanern eine lange Tradition. Neue Modelle machten sich in letzter Zeit allerdings rar, zuletzt 2011 mit dem BD-SP809. Nun stellt Onkyo mit dem 250 Euro teuren BD-SP353 einen neuen Scheibendreher vor.
Ausstattung und Bedienung
Formschön ist das Design des in Schwarz und Silber erhältlichen Players, der sich dem Kompakt-Trend widersetzt und die klassische Hifi-Baustein-Breite von 43,5 Zentimetern aufweist. Die Front lehnt mit ihrer geschwungenen Einkerbung unten an die aktuellen Einsteiger- und Mittelklasse-Receiver von Onkyo an, auch das einzeilige, grün leuchtende Punktmatrix-Display kommt uns bekannt vor. Das Anfassgefühl geht in Ordnung, nichts scheppert oder wackelt. Doch während der stabile Gehäusedeckel aus Blech besteht, ist die Front in Kunststoff gehalten.
Unter dem Deckel werkelt Technik von Pioneer, was angesichts deren Übernahme durch Onkyo nicht wirklich verwundert. Als Pate fungierte der Pioneer BDP-180 – jedoch in abgespeckter Form: So kann der BD-SP353 keine 3D-Blu-rays abspielen und nicht auf 4K-Auflösung skalieren. Auch fehlen einige Multimedia-Funktionen, was Punkte kostet. Dafür beherrscht er die Wiedergabe von Hi-Res Audio. Mit Anschlüssen ist der Player ausreichend bestückt: Neben HDMI- und LAN-Buchse findet man einen frontseitigen USB-Eingang, eine Toslink-Schnittstelle und sogar einen Stereo-Cinch-Ausgang – was den Player für Freunde der analogen Musik-Wiedergabe interessant macht.
Das Laufwerk geht verglichen mit so manch anderen Playern angenehm leise zu Werke, sowohl mit CD, DVD als auch Blu-ray-Discs, die es meist flott einliest: „Die Alpen von Oben“ startet nach guten 13 Sekunden, „Findet Nemo“ in 14; das komplexe Java-Menü von „The Amazing Spider-Man“ benötigte allerdings 41 Sekunden. In flinken 8 Sekunden erwacht der Onkyo aus dem Standby, bei aktiviertem Schnellstartmodus sogar in nur 2 Sekunden; dafür steigt der Standby-Verbrauch von 0,3 auf 0,9 Watt. Im Betrieb saugt der Onkyo sehr gute 7,6 Watt aus der Steckdose, was uns eine „Stromsparer“-Auszeichnung wert ist.
Bei den Abspielfunktionen besticht der BD-SP353 mit A/B-Wiederholung, Einzelbildweiterschaltung, Zeitlupenwiedergabe und Skip-Funktion vorwärts (30 Sekunden) wie rückwärts (10 Sekunden). Der schnelle Vor- und Rücklauf mit bis zu 32-facher Geschwindigkeit könnte noch flotter sein. Praktisch ist die „Continued“-Funktion, mit der man eine Marke setzen kann, an welcher der Film nach erneutem Einlegen der Disc weiterläuft. Die Zoom-Funktion (1/4- bis 4-fach) funktio-niert nicht nur bei Fotos, sondern auch bei DVDs und Blu-rays. Der DVD-Layerwechsel klappt ohne Unterbrechung. Seltsam: Zwar lässt sich im Grund-menü unter „Sicherheit“ der „Landescode“ ändern, trotzdem spielte unser Player nur deutsche DVD-Scheiben mit Code 2 ab.
Grundsätzlich lässt sich das Videosignal via HDMI auf zwei Arten übertragen. In Variante RGB liefert es der Blu-ray-Player so an, wie es jedes Anzeigegerät darstellt: Farbe und Helligkeit eines Bildpunktes sind definiert durch unterschiedlich helle Subpixel-Werte für die Grundfarben Rot, Grün und Blau. Auf Blu-ray ist das Videosignal aber im YCbCr-Verfahren codiert. Bei dem ist ein Pixel nicht in die drei Grundfarben, sondern in einen Schwarz-Weiß-Kanal (Y) und zwei Farbkanäle (Cb, CR) unterteilt. Weil das Auge Farbkontraste weniger fein wahrnimmt als Hell-Dunkel-Strukturen, kann die Farbauflösung – und damit der Datenverbrauch – ohne nennenswerten Verlust an Information reduziert werden. Während Blu-ray für Helligkeitsdetails ein Raster aus 1.920 x 1.080 Punkten vorsieht, müssen sich Farbdetails mit 960 x 540 Pixeln bescheiden; Farbunterabtastung im 4:2:0-Format sagt der Fachmann dazu. Der Helligkeitswert Y je Pixel kann zudem nicht beliebige Werte annehmen, sondern ist auf ein 8-Bit-Raster, entsprechend maximal 256 Stufen, begrenzt. Weil über HDMI nicht nur Blu-ray-Videos, sondern auch PC-Grafik übertragen wird, existieren noch andere Modi. Bei einem Blu-Ray-Player dienen die diversen HDMI-Varianten im Wesentlichen dem Upscaling: Das in Farbauflösung (4:2:0, 4:2:2, 4:4:4) und Wertebereich (8, 10, 12, 16 Bit) beschränkte Raster wird sozusagen geglättet.
Man gewinnt dadurch keine neuen Bildinformationen, trotzdem macht ein feiner gestuftes Signal Sinn. Vor allem, wenn es im Player oder AV-Receiver durch Bildregler verändert wird. Im schlimmsten Fall entstehen sonst Rundungsfehler, die sich als Abstufungen im Bild zeigen können.
Der Start-Screen fällt mit dem Onkyo-Logo auf schwarzem Hintergrund etwas blass aus. Auch das Grund- sowie die Onscreen-Menüs gewinnen keinen Schönheitspreis, sind aber aufgeräumt und selbsterklärend. Über die „Function“-Taste der Fernbedienung kann man sich auch die Audio-datenrate anzeigen lassen, jedoch nicht die Video-rate. Gut gefällt uns die große, aber trotzdem handliche Fernbedienung mit vielen Direkttasten, zum Beispiel für Audio- und Untertitelspuren, Equalizer und klar gegliedertem Aufbau.
Multimedia und Internet
Gibt es bei der Verarbeitung, Bedienung und Technik wenig zu bemängeln, muss sich der Onkyo bei der Multimedia-Ausstattung Kritik gefallen lassen. So fehlen dem BD-SP353 jegliche Apps für Audio- und Videodienste, auch auf Wi-Fi und DLNA zum Streaming via Home Server verzichtet der Player. Video- und Audio-Dateien lassen sich ausschließlich auf USB-Stiften (FAT32 und NTFS) bzw. von externer Festplatte abgreifen, wobei die USB-Buchse nur 0,5 Ampere liefet, oft zu wenig für 2,5-Zoll-Festplatten ohne eigene Stromversorgung. Der Mediaplayer spielt dafür auch hochauflösende Audioformate wie WAV und Flac bis 192 kHz / 24 Bit ab und versteht sich auch auf exotische Formate wie OGG, AIFF und ALAC. Bei den Videoformaten ist man unter anderem mit AVI, DivX, MKV, MP4 und WMV gerüstet, mit dem HEVC-Codec kommt der Player aber nicht zurecht. Fotos (JPG, PNG) werden nur bis maximal Full-HD ausgegeben, 4K-Bilder erscheinen heruntergerechnet auf dem Bildschirm.
Bild- und Tonqualität
Der Onkyo trumpft grundsätzlich mit einer ausgezeichneten HD-Bildqualität auf: Er zeichnet ultraschwarze und ultraweiße Bereiche sauber durch, die Farben wirken natürlich und Details sind knackig. Das fehlende UHD-Upscaling des BD-SP353 führt allerdings zum Punktabzug. Aus DVDs holt der Player ebenfalls ein sehr gutes Bild, bei unserem Stolperstein „Sechs Tage, sieben Nächte“ verunzierte jedoch starkes Zeilenflimmern den Anfang des zehnten Kapitels. Der Video-Equalizer regelt Helligkeit, Kontrast, Farbton und Sättigung, nicht aber Schärfe, Detailgrad und Rauschen. Löblich ist die YCbCr/RGB-Umschaltung (siehe Kasten), falls das Bild im Zusammenspiel mit TVs oder Projektoren Falschfarben zeigt. Eine automatische Ausgabe der nativen Videoauflösung fehlt, stattdessen muss man zwischen 480/576p, 720p, 1080i, 1080p oder 1080/24p wählen – eingehende Signale werden auf die eingestellte Auflösung skaliert.
An der Tonqualität via HDMI und optischen Anschluss gibt es nichts auszusetzen. Auf Wunsch wandelt der Player DTS- und Dolby-Signale nach PCM um, die „DNR“-Funktion sorgt bei Dolby-Ton für einen verminderten Dynamikumfang. Für DTS fehlt eine entsprechende Schaltung, auch mit einem Lip-Sync-Delay kann der Onkyo nicht dienen. ao
Der Testbericht Onkyo BD-SP353 (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 250 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Onkyos BD-SP353 passt optisch perfekt zu den AV-Receivern des Herstellers. Auch technisch punktet der Player bei Bild, Ton und der Bedienung. Multimedia- und App-Fans sollten sich hingegen woanders umschauen.