Marantz SR6013 (Test)

0

Marantz: Die Tasten des SR6013-Gebers sind groß und übersichtlich angeordnet, besitzen aber einen etwas schwammigen Druckpunkt.

Aus 6012 wird 6013. Marantz schiebt dem 2017er-Modell einen Nachfolger hinterher, der vor allem mit einem neuen Feature punkten kann: IMAX Enhanced. Ansonsten sieht es mit echten Neuerungen eher mau aus, denn die jüngsten Highlights bekam auch das Vormodell SR6012 per Firmware-Update spendiert: DTS Virtual:X, eARC, AirPlay2, Alexa.

Das mit Ausnahme von HDR10+ volle 4K/HDR-Programm gehört inzwischen zur Grundausstattung aller AV-Receiver. Komplett ist der Neuling aus unserer Sicht jedoch nicht, so fehlt ein Empfänger für das terrestrische Digitalradio DAB+. Auch Auro 3D ist nicht dabei, das bleibt den Topmodellen SR7013 und SR8012 vorbehalten, die übrigens erst 2020 einen Nachfolger bekommen.

Ausstattung und Praxis

Alles Paletti können wir für die Signalverarbeitung konstatieren: 9 Endstufen für 1.400 Euro sind top, das 11.2-Kanal-Processing für 7.1.4-Boxensysteme ist ein dicker Pluspunkt und in der gehobenen Mittelklasse leider noch immer kein Standard. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums oder das Bi-Amping genutzt werden. Dank eines Stereo-Pre-outs kann die zweite Hör-zöne auch passiv mit Signalen versorgt werden. 

Mit an Bord sind natürlich die Decoder für Dolby Atmos und DTS:X. Deren 3D-Sound-Upmixer erlauben auch das Cross-Format-Upmixing. Der SR6013 bekam Audysseys hochwertigste Einmess-automatik „MultEQ XT 32“ spendiert, die bis zu 8 Messpunkte berücksichtigt. Der 9-Band-Equalizer regelt bis auf die Subwoofer alle Boxen ab recht hohen 63 Hertz. Zudem lässt sich der EQ nicht parallel zu Audyssey aktivieren. Audysseys kostenpflichtige MultEQ-App ist aber ohnehin die bessere Wahl für manuelle Frequenzgang-Korrekturen.

Audyssey Dynamic Volume: Die dreistufige Dynamikkompression funktionierte im Test sowohl für Dolby- wie DTS-Streams bestens.

Bei der Positionierung der zwei Paar Höhen-boxen gibt es keinerlei Einschränkungen, auch Deckenlaut-sprecher mittig zur Raumlängsachse oder Aufsatzboxen für Back-Surround-Speaker sind möglich. Das stattliche Anschlussfeld samt vergoldeter Kontakte klotzt mit 11 Boxen-terminals. Bei Verkabelung eines 11.2-Boxensets entscheidet der aktive Decoder, ob die 9 Endstufen unter Einbeziehung der beiden Back-Rear-Boxen oder statt derer mit allen vier Höhen-Speakern betrieben werden.

Bestens bestückt: 11 Lautsprecher lassen sich verkabeln, von denen 9 zeitgleich aktiv sind. Dank 11.2-Pre-outs versorgt der SR6012 aber auch vollwertige 7.2.4-Boxensets mit Sound. Einer der 3 HDMI-Ausgänge kann einem zweiten Hörraum zugeordnet werden. Eine Seltenheit ist der 7.1-Mehrkanaleingang.

Vorne unter der Klappe befinden sich Buchsen für USB, HDMI, FBAS/Stereo-Cinch sowie einige Schnellwahltasten (unter anderem für Tuner, Klangprogramme, Zonenwahl, Dimmer); die Steuerung des Geräts ist aber nur mit der Fernbedienung bzw. der REMOTE- oder HEOS-App möglich.

Apropos Bedienung: In dieser Disziplin überzeugt der Marantz zwar durch seine verständlichen Menüs und die übersichtliche Fernbedienung, verscherzt es sich aber mit verzögertem Ansprechen auf Eingaben sowie den schwammigen Druckpunkten der Tasten. Ohne festen und präzisen Druck genau in die Tastenmitte tat sich zumindest bei unserem Test-Exemplar oft nichts, weshalb wir in dieser Kategorie nur einen Punkt vergeben können.

Video und Multimedia

Das Video-Board klotzt mit 3 HDMI-Ausgängen (einer für Zone 2) sowie 8 HDMI-Eingängen, die allesamt  tauglich für die Wiedergaben mit 4K/60p und HDR (Dolby Vision, HLG, HDR10) sind. HDR10+ wird hingegen nicht unterstützt. Das 4K-Upscaling für digitale und analoge Quellen sorgte im Test für dezente Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten. Ein umfangreicher Video-Equalizer komplettiert die Ausstattung.

Anzeigefreudig: Das Info-Menü gibt Auskunft über ein- und ausgehende Tonsignale samt Kanalmatrix.

Möglichkeiten der Audio-Vernetzung offeriert der SR6013 mit AirPlay2, Bluetooth, DLNA sowie der Streaming- beziehungsweise Multiroom-Funktion HEOS. An integrierten Streaming-Diensten bietet der zweitgrößte Marantz-Receiver nur das vTuner-Webradio, zu anderen Streaming-Diensten Deezer, Spotify, Tidal, Napster und Amazon Music gelangt man über die HEOS-App. Der Media-Player spielt auch Hi-Res-Dateien im DSD-, FLAC-, WAV-, AIFF- und ALAC-Format ab.

Tonqualität

Mit 79 Watt im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 151 Watt im Stereo-Betrieb (6 Ohm) lieferte der SR6013 recht genau die Leistungswerte seines Vorgängers (Test in audiovision 3-2018). Die sparsame Eco-Schaltung reduziert den Stromverbrauch im Normalbetrieb um mehr als die Hälfte von 355 auf gute 150 Watt.

Dolby hat in den letzten Jahren mit Dolby Atmos, Dolby Vision und sogar ganzen Dolby-Kinos technisch vorgelegt. So verwundert es kaum, dass Mitbewerber wie IMAX und DTS nachziehen. Deren Kollaboration nennt sich „IMAX Enhanced“, zielt auf den Heimkino-Markt und betrifft sowohl die Elektronik als auch die Inhalte. Im Idealfall soll die komplette Wieder­gabe-Kette nach Vorgaben der beiden Firmen optimiert sein. Ziel des Programms ist es, IMAX-Kinoerlebnisse zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.

Voraussetzung sind natürlich entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rausch­reduktion und Helligkeitsanpassung für 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf balkenfreie Bildformate (1,78:1 statt 2,35:1) freuen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechungen?
Als Voraussetzung müssen IMAX-zertifizierte AV-Komponenten mindestens ein 5.1.4-Boxen-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subwoofern und 4 Höhenlautsprechern empfohlen.

Liegt Ton im IMAX-Enhanced-Format an, kann man im Grundmenü das Bassmanagement auch manuell einstellen.

Beim SR6013 werden IMAX-Inhalte automatisch erkannt. Infolgedessen werden der spezielle DTS:X Codec sowie ein spezielles Bassmanagement angewendet; hierzu gehören ein eigener Subwoofer-Modus und eigene Übernahmefrequenzen; Letztere können auch manuell eingestellt werden.

Wer IMAX Enhanced hören möchte, muss auf Import-Scheiben aus Amerika zurückgreifen, denn für den deutschen Markt wurden noch keine Titel angekündigt.

Im Hörtest spielte der Marantz typisch musikalisch und rund – aber auch detailliert, ohne behäbig zu wirken. Bei hohen Pegeln blieb der Japaner zudem betont „sanft“ und verlor nicht seine angenehme Spielart. Die von einer Super Audio CD zugespielten Bach-Kantaten in 5.1-Form brachte der SR6013 mit schönen Klangfarben zu Gehör, auch wenn wir die Stücke schon etwas luftiger und räumlicher gehört haben.

Mittels eines externen Verstärkers (hier für „Top Rear“) befeuert der SR6013 auch 7.2.4-Boxensets.

Die Lautsprecher-Einmessung gab dem Klang etwas mehr Details und auch mehr Grundton mit auf den Weg, was die leichte Schärfe der Aufnahme beschwichtigte. Bei Dolby-Atmos-Trailern punktete der SR6013 mit seiner plastischen Wiedergabe, die Geräusche präzise im Hörraum platzierte – dank 4 Höhenboxen waren auch Effekte von über dem Kopf differenziert wahrnehmbar. Im Gegenzug fehlte aufgrund mangelnder Back-Rear-Speaker hinten herum allerdings etwas Raum, Luftigkeit und Präzision. Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Trailer drückte tief, konturiert und ohne zu dröhnen – so haben wir das gern. Fürs Leisehören eignet sich das dreistufige „Dynamic Volume“-Filter, das sowohl bei Dolby- wie auch DTS-Streams bestens funktionierte.

Auch im Stereo-Betrieb gefiel uns der Marantz richtig gut: Er spielte klar und detailreich, ohne hart oder analytisch zu klingen. Im Bass musizierte er trocken und konturiert, wenn auch nicht ganz so druckvoll wie erhofft. Die saubere Bühnenstaffellung samt plastischer Abbildung des musikalischen Geschehens rundet das feine Klangbild ab. Das dreistufige „M-DAX“-Filter möchte durch Kompression verlorene Klanginformationen wiederherstellen, im Endeffekt hellt die Funktion den Sound hierfür auf – was einen Zugewinn an Details suggeriert.

 

 

Der Testbericht Marantz SR6013 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 sehr gut

Der SR6013 von Marantz punktet mit 9 Endstufen plus 11.2-Processing sowie vielfältigen Multiroom-Optionen und toppt den Vorgänger mit IMAX Enhanced.
Andreas Oswald

Antworten