Besseres Bild, hohe Helligkeit, klare Schattendetails in dunklen Szenen und Sound, der direkt vom Bildschirm kommt: Sony hält sich bei der Vorstellung seiner neuen Bravia-TV-Reihe nicht gerade mit Superlativen zurück. Mit den Serien Bravia 9, Bravia 8 und Bravia 7 bringen die Japaner gleich drei neue TV-Flotten auf den Markt. Der Bravia 7 wird zu Preisen zwischen 2.400 und 3.800 Euro als 65-, 75- und 85-Zöller angeboten. Wir haben die 65-Zoll-Variante getestet. Der K-65XR70, so die technisch korrekte Bezeichnung, setzt für reinere und präzisere Farben auf Quantum Dots, zusätzlich auf Mini-LEDs. Tausende dieser winzigen LEDs verteilen sich beim 65-Zöller auf 480 Dimming-Zonen.
Das Display ist von einem schmalen, dunkelgrauen Metallrahmen umgeben. Die beiden dezenten Metallfüße erlauben in diesem Jahrgang sogar vier Positionen: Sie können weiter außen oder weiter innen montiert werden, entweder thront der Bildschirm knapp über dem Sideboard oder er wird angehoben, damit eine Soundbar darunter passt. In der engen Position muss das Mobiliar knapp 50 Zentimeter breit sein, die weite Position erfordert ein 1,22 Meter breites Möbelstück. Inklusive Anschlüssen und Lautsprecher ist der 65-Zöller nur 5,7 Zentimeter tief. Die Rückwand ziert für eine Wandmontage den VESA-Lochabstand 300 x 300 Millimeter. Etwa 65 Prozent des beim TV-Gerät verwendeten Kunststoffs sind recyceltes Material, beider Fernbedienung kommt knapp 80 Prozent wieder verwendetes Plastik zum Einsatz.

Blau gepunktet: Sony hat seine höherwertigere Fernbedienung (links) optisch aufgefrischt. Eine zweite gehört zum Set.

Extrem intuitiv: Google TV stellt auch Erstbenutzer vor keine Herausforderung. Streamingdienste und Apps sind sehr übersichtlich angeordnet.

Hallo, Alexa: Koppelt man den 65-Zöller mit einem Alexa-Lautsprecher, so lässt sich der Flachmann per Stimme über diese Assistentin steuern.
Sony gestattet es darüber hinaus, den 65-Zöller mit Hilfe der Einschalttimer-Funktion als Wecker mit den persönlichen Lieblingsbildern und -klängen zu verwenden. Als Themen stehen aktuell unter anderem „Von der Morgendämmerung zur Abenddämmerung“, „Naturkulissen“, „Monochrom“, „Regenwalduhr“, „Kunstgalerie“ sowie verschiedene Weltraumszenarieren und Farbflüsse zur Verfügung. Außerdem hat man Zugriff auf Alben von Google Fotos und kann somit personalisierte Bildschirmschoner verwenden. Uhrzeit und Datum werden in die Aufnahmen eingeblendet.

Einfach mal entspannen: Die Funktion „Wohndeko“ stellt diverse Motive bereit, um sich optisch und akustisch angenehm berieseln zu lassen.
Ausstattung und Praxis
Angefeuert wird der Bravia 7 vom XR-Prozessor, der über ein cleveres Szenenerkennungssystem verfügt. Dieses erfasst und analysiert Daten mit hoher Geschwindigkeit und optimiert diese laut Sony, um alles realistisch aussehen zu lassen. Das so genannte XR-Backlight-Master-Drive steuert mit einem speziellen Dimm-Algorithmus tausende Mini-LEDs, um einen möglichst authentischen Kontrast zu erzielen. So sollen Details in Schattenbereichen auch in schwierigen Szenen erhalten und erkennbar bleiben. Im Bereich Ton ist der Voice Zoom 3 neu. KI-Algorithmen sind darauf spezialisiert, menschliche Dialoge zu erkennen und diese zu verstärken, um auch leise Gespräche möglichst optimal zu verstehen. Um die Bildqualität so ins Wohnzimmer zu transportieren, wie Regisseure sich das wünschen, hat Sony dem Bravia 7 verschiedene kalibrierte Modi spendiert. Dazu gehören der „Netflix Adaptive Calibrated Mode“ sowie der „Sony Pictures Core Calibrated Mode“. Für Amazon Prime gibt es ebenfalls ein Setting. IMAX-Enhanced-Inhalte sollen nach einem Update über das Streaming-Portal Disney+ verfügbar sein. Neben Disney+ verfügt der Mini-LEDler unter anderem über die Plattformen Netflix, Amazon Prime Video, Apple TV+, Sony Pictures Core, RTL und Joyn (alles zum App-Angebot finden Sie auf Seite 42).
Von den vier HDMI-Ports unterstützen zwei die 2.1-Spezifikationen Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Besitzer einer Playstation 5 freuen sich über Tone Mapping mit HDR-Automatik – so werden die HDR-Einstellungen bei der Ersteinrichtung der Spielekonsole optimiert. Der automatische Genre-Bildmodus schaltet zudem sofort in den Spielemodus, sobald die PS5 erkannt wird, um Verzögerungen zu minimieren. Überall, wo ein kompatibler Bravia-TV wie der K-65XR70 angeschlossen ist, lassen sich die PS5 sowie die PS4 mittels der PS Remote Play App aus der Ferne steuern.
Für Kabel, Satellit und DVB-T2 hat Sony jeweils Twin-Tuner verbaut. Endlich unterstützen die Japaner nicht nur TV-Aufzeichnungen auf USB-Festplatte, sondern auch zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift). Der Fernseher mit Google TV läuft auf der Basis von Android 12 sehr flüssig, Apps starten flott, Menüwechsel klappen ohne Wartezeit. Zum Steuern des Flachmanns liefert Sony zwei Fernbedienungen mit. Einen einfachen Plastik-Signalgeber mit Zifferntasten und einen hochwertigeren Steuerstab mit beleuchteten Tasten und der Option, den internen Akku per USB-C aufzuladen. Die schwarze-Kunststoffoberfläche zieren kleine blaue Punkte, was stylisch aussieht (Bilder auf Seite 36).
Der 65-Zöller erlaubt den Anschluss einer Bravia Cam. Diese aufgesteckte Kamera erkennt die Sitzposition des Zuschauers und passt daraufhin unter anderem Helligkeit und Klangqualität an. Zudem gestattet sie das Steuern des Flat-TVs mittels Geste und verdunkelt das Bild, wenn man zu nah vor dem Gerät sitzt. Insgesamt ist die Bravia Cam eine nette, aber nicht notwendige Spielerei. Zum Streamen von Fotos, Videos und Musik unterstützt der K-65XR70 Chromecast und Miracast sowie Apple AirPlay 2 und Apple Homekit.

HDR für Genießer: Der 65-Zöller verfügt nicht nur über enorme Leuchtkraft. Er liefert auch extrem präzise Farben, wie die Messung im DCI-P3-Spektrum zeigt.

SDR ohne Kompromisse: Im „Professionell“-Modus ist der Japaner ab Werk nahezu perfekt voreingestellt. Auf händische Anpassungen kann man getrost verzichten.

Perfekt fürs Heimkino: Der Apparat lässt sich auch als Center-Speaker in ein Soundsystem integrieren. Darüber hinaus fällt die Anschluss-Vielfalt üppig aus.

Spielen von überall: PS Remote Play erlaubt es, über den Sony-Fernseher auf die Lieblingsspiele einer Playstation 4 bzw. Playstation 5 zuzugreifen.
Bild- und Tonqualität
Zu Beginn unseres Test-Parcours füttern wir den Sony im „Standard“-Modus über YouTube mit den schönsten Städten der Welt und erleben einen ersten Wow-Effekt. Das Wasser der Saine in Paris schimmert in einer spannenden Mischung aus Schwarz- und Blautönen, vereinzelt spiegelt sich im Fluss das Orange der Sonne. Im Hintergrund ragt der Eiffelturm heraus, das Bild hat eine tolle Plastizität. Und die Detailfreudigkeit des QLEDs erkennt man in den einzelnen Streben des Brückengeländers. Die Schärfe des Clips ist brutal, die Lebendigkeit der Aufnahmen ist grandios, und die Dynamik sowie die Farbkraft verdienen Bestnoten. Diese Performance hätten wir dem 2.400-Euro-Boliden nicht zugetraut.
Bei der Maximalhelligkeit knallt der K-65XR70 mit 1.845 Candela im „Professionell“- und 1.825 Candela im „Brillant“-Modus los. Im 50- bzw. 100-prozentigem Weißfeld messen wir 875/1.100 bzw. 680/799 Candela. Selbst große helle Flächen werden folglich mit hoher Leuchtkraft dargestellt. Der ANSI-Kontrast fällt mit 2.325:1 ebenfalls stattlich aus. Jetzt sind wir richtig gespannt: Wie ist die Schwarz-Performance des 65-Zöllers? Wir checken diese anhand der schwarzen Kapiteleinblendungen der Blu-ray „Deutschland von oben“ und sind mehr als positiv überrascht: Frontal von vorne erzeugt der Sony ein richtig tiefes Schwarz, um den weißen Monatsnamen erkennt man lediglich eine dezent-bläuliche Wolke. Von der Seite wird die Aufhellung minimal intensiver, sobald jedoch eine schwache Lichtquelle im Raum aktiviert wird, sieht man nur noch eine homogen ausgeleuchtete, super schwarze Fläche. Im farblich besten „Professionell“-Modus haben wir die „Helligkeit“ auf 30 und den „Schwarzwert“ auf 45 reduziert.
Der Bravia 7 beherrscht die HDR-Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, lediglich HDR10+ fehlt. Aufgrund der hohen Leuchtkraft des Panels sind HDR-Filme ein echter Genuss mit imposanter Dynamik. Auch in dunklen Passagen gibt sich der K-65XR70 sehr auskunftsfreudig. In „Jurassic Park“ über Amazon Prime Video sieht man in vielen düsteren Sequenzen, was der Japaner hier drauf hat. Farbübergänge gelingen sehr weich, und für echte Filmfreaks ist der 65-Zöller gut geeignet, auch wenn er kein OLED ist: Cinemascope-Balken sind dunkel und nahezu frei von Aufhellungen. In der „Motionflow“ lassen sich diverse Einstellungen für geschmeidige Bewegungen vornehmen.
Das 40 Watt starke Audiosystem mit zwei Breitband- und zwei Hochtonlautsprechern unterstützt Dolby Atmos und erlaubt per Fernbedienung eine intelligente Raumanpassung sowie eine Anpassung an die Position des Betrachters. Die Stimmverständlichkeit ist top. Höhen sind kristallklar ausgebildet, die tonale Räumlichkeit ist mehr als ordentlich. Aktiviert man „Surround“, büßt der Sony etwas an Präzision ein, erzeugt aber einen stattlichen Klang-Kokon.
Der Testbericht Sony K-65XR70 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Extrem hell, tolles Schwarz, knackige Farben, überzeugender Ton und üppig ausgestattet: Der Sony K-65XR70 ist ein überragender Allround-Fernseher mit Mini-LEDs zum fairen Preis. Er stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass es für höchste Ansprüche nicht unbedingt ein OLED-TV sein muss.
Jochen Wieloch