Der Yamaha RX-A4A ist der zweitkleinste unter den AV-Verstärkern der Aventage-Baureihe. Frische Firmware-Updates rüsten das Gerät mit lange versprochenen 4K/HDR-Funktionen nach.
Firmware-Updates sind Fluch und Segen zugleich. Zum einen können Hersteller mit Funktionen werben, die erst Wochen, Monate oder gar Jahre später nachgeliefert werden. Andererseits lassen sich über die Aktualisierung der Firmware Geräte neuen Anforderungen anpassen oder gar neue Funktionen hinzufügen.
Der RX-A4A kam (mit bis heute anhaltenden Lieferengpässen) bereits Mitte 2021 auf den Markt – und lies bei seiner Einführung eine ganze Reihe angekündigter HDMI-Funktion vermissen. Mitte 2022 aktualisierte Yamaha die HDMI-Sektion mit versprochenen Funktionen wie der Wiedergabe von Signalen mit 8K/60Hz bzw. 4K/120Hz sowie der Unterstützung von HDR10+. Einige HDMI-2.1-Features wie die für Videospieler wichtige variable Bildwechselfrequenz (VRR) sowie der Auto Low Latency Mode (ALLM) zur Verminderung von Reaktionszeiten auf getätigte Eingaben, lieferte Yamaha erst im September nach.
Die bei Redaktionsschluss aktuelle Firmware v1.73 beseitigte zudem die unbeliebte Sperre für das Cross-Format-Upmixing. Somit können Dolby- und DTS-Streams mit dem jeweiligen Konkurrenz-Decoder wiedergegeben werden. QMS (Quick Media Switching) und QFT (Quick Frame Transport) enthalten die Updates allerdings noch nicht. Von den erweiterten Auro-Funktionen des Software-Updates kann der RX-A4A nicht profitieren, denn der 3D-Tondecoder der Belgier bleibt den beiden Spitzenmodellen RX-A6A sowie RX-A8A (Tests in 2-2022 und 8-2021) vorbehalten.
Neues Design
Wie die beiden größeren Modelle bekam auch der RX-A4A ein neues Aussehen spendiert. Eckig trifft den Kern der Sache, zudem ist die Front bis weit nach unten schwarz verspiegelt. Der große Lautstärkeregler, der beim Drehen leichte Schleifgeräusche von sich gab, sitzt nun mittig und wird rechts von einem neuen Display flankiert. Besagtes Display fällt zwar kleiner aus als bei der Vorgänger-Generation, löst aber höher auf. Darunter sitzen auf der Blende berührungsempfindliche Tasten, rechts des Displays ermöglicht ein gerastertes, aber etwas wackeliges Jog-Wheel samt Druck-Funktion die Navigation durch Menüs und Anzeigen. Der Deckel ist gleich doppelt vorhanden, oben Plastik und darunter Metall. Auf der Unterseite des Gehäuses verbauten die Ingenieure wie bei allen Aventage-Modellen einen fünften Standfuß, der laut Yamaha Vibrationen des Transformators, der Leistungstransistoren und der Kühlkörper sowie externe, etwa durch den Sound von Lautsprechern verursachte Vibrationen zusätzlich dämpfen soll.
Das übersichtliche Design der großen Fernbedienung gefällt, zudem liegt sie gut in der Hand. Ein Bewegungssensor lässt die Buttons aufleuchten, sobald man den Steuerstab bewegt. Teils recht kleine Tasten im Zusammenspiel mit einer geringen Tastenhöhe verleiten allerdings zu Fehleingaben.
Boxensetup & Decoder
Mit 1.800 Euro ist der RX-A4A ein ganzes Stück teurer als das „Aventage“-Einstiegsmodell RX-A2A (1.100 Euro, Test in Ausgabe 6-2021), trotzdem integrierte Yamaha auch hier nur 7 Endstufen. Damit lassen sich 7.2- oder 5.2.2-Kanäle verwirklichen. Mehr geht nicht, denn auch die Vorverstärkerausgänge bescheiden sich auf 7.2-Kanäle. Verkabeln und konfigurieren lassen sich 7.2.2-Boxen, womit der Receiver je nach aktivem Decoder automatisch zwischen 7.1 und 5.2.2 aktiven Boxen wechselt.
Apropos: Mit Yamahas „MusicCast Surround“-Technik kann man die Streaming-Boxen MusicCast 20 und MusicCast 50 als rückwärtige Speaker kabellos ins System einbinden. Der Subwoofer Music- Cast Sub 100 lässt sich ebenso drahtlos integrieren (siehe Kasten).
Die zwei Höhenboxen (bei Yamaha „Front Präsenz“ genannt) darf man als vordere Height-Speaker, Decken-Boxen oder Dolby-Enabled-Lautsprecher einstellen. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums und das Bi-Amping der Frontboxen verwendet werden. Das Boxen-Setup lässt eine Einstellung der Abstände zum Hörplatz nur in 5-Zentimeter-Schritten zu. Die beiden Subwoofer-Ausgänge darf man nicht getrennt regeln. Dank zweier Speicherplätze („Schema“) kann man auch zwei individuelle Boxen-Setups sichern.
Für die Einmessung aller Boxen auf den Hörraum ist Yamahas „YPAO R.S.C.“ zuständig. Bis zu 8 Messpunkte unterstützt das System, auch eine Winkel- und Höhenmessung wird unterstützt. Zu den drei etablierten Frequenzkurven „Linear“, „Natürlich“ und „Front“ gesellt sich als Neuerung eine vierte Filterkurve mit Namen „Niederfrequenz“. Dieser Mess-Algorithmus spezialisiert sich auf die Entzerrung tiefer Töne und verteilt die zur Korrektur benötigten Filter auf ein eingeschränktes Frequenzspektrum von 15,6 Hertz bis 200 Hertz. In der Praxis kann dies nützlich sein, denn gerade im Bassbereich sind Akustikprobleme am prägnantesten. Die Ergebnisse der Einmessung kann man auf den semiparametrischen Equalizer (PEQ) übertragen und dort nachjustieren. Der manuelle PEQ wurde ebenfalls optimiert und besitzt nun mehr Frequenzvorgaben für eine noch feinfühligere Justage der 7 Bänder (4 am Bass-EQ).
Bei den Decodern gibt es keine Überraschungen: Neben Dolby Atmos und DTS:X gibt es deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. An Bord ist auch Dolbys Speaker Virtualization für simulierten 3D-Sound ohne Höhenboxen. Experimentierfreudige Heimkino-Fans können zwischen 24 DSP-Feldern wählen (siehe Kasten). Nicht zuletzt wäre da Yamahas mit Künstlicher Intelligenz arbeitende Klangtechnik „Surround AI“. Laut Yamaha analysiert die AI-Technologie Tonsignale Szene für Szene in Bezug auf Elemente wie Dialoge, Hintergrundmusik, Umgebungsgeräusche und Sound-Effekte. Der Surround-Sound wird dann in Echtzeit für bestmögliche Effekte optimiert.
Wie glaubwürdig das letztendlich klingt, hängt vom realen Hörraum und dem Lautsprecher-Aufbau ab: Aus halligen Umgebungen kann auch fortschrittlichste DSP-Technik keinen klanglich perfekten Kinosaal zaubern – der DSP-Nachhall und der des Hörraums addieren sich ungünstig auf. Das Ergebnis überzeugt umso mehr, je trockener der Hörraum ist. Auch die Anzahl der Lautsprecher und der Abstand zu ihnen ist von Belang. Mit mehr Schallquellen und kürzeren Distanzen kommt mehr Direktschall beim Hörer an, wodurch der Eigenklang des Wiedergaberaums in den Hintergrund tritt.
Video und Multimedia
Alle HDMI-Ports verstehen sich auf Signale mit 8K/60Hz bzw. 4K/120Hz sowie HDR10, HDR10+, Dolby Vision und HLG. 8K-Upscaling ist möglich, ein Video-Equalizer ist aber nicht an Bord; eArc für HD-Ton vom Fernseher ist integriert.
In Sachen Multimedia-Wiedergabe offeriert der RX-A4A Blue tooth, AirPlay 2 und USB; über WLAN und Ethernet kann er zudem auf einen Media-Server zugreifen. Beim Hi-Res-Streaming werden unter anderem FLAC, WAV, DSD und AIFF unterstützt. Als Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal bereit. Das Web-Radio liefert Musik aus der ganzen Welt, heimische Sender gibt es über FM oder DAB+; die benötigte Antenne ist Teil des Lieferumfangs.
Selbstredend unterstützt der RX-A4A auch Yamahas „MusicCast“, mit dem sich kompatible Komponenten zu einem Multi room-System vernetzen lassen. Die Sprachsteuerung klappt über Amazon Alexa und Google Assistant, allerdings benötigt man hierfür einen kompatiblen Smartspeaker.
Zur Wahl stehen die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50, die mit vielseitigen Funktionen wie der Alexa-Sprachsteuerung, Hi-Res-Audiowiedergabe und Musik-Streaming via MusicCast-App aufwarten. An Subwoofern gibt es lediglich den 25,2 x 37,3 x 41,8 Zentimeter großen MusicCast SUB 100, dessen 8-Zoll-Chassis von einem 130-Watt-Verstärker angetrieben wird. Alle Boxen sind in Schwarz oder Weiß lieferbar.
Tonqualität
Bei der Leistungsmessung bot der RX-A4A im Stereo-Betrieb mit 214 (4 Ohm) und 171 Watt (6 Ohm) mehr Power als der RX-A2A (179 bzw. 150 Watt). Auch im 5.1-Modus an 4 Ohm konnte der große Bruder um 33 Watt auf 136 Watt zulegen. An 6 Ohm griff im Fünfkanal-Modus offenbar eine Schutzschaltung und drosselte den Amp auf 100 Watt pro Kanal; immerhin noch 5 Watt mehr als der RX-A2A. Bei 7 aktiven Endstufen fiel die Leistung hingegen auf magere 52 Watt, hier bot selbst der RX-A2A noch 21 Watt mehr pro Endstufe. Der durchschnittliche Stromverbrauch betrug 291 Watt, im Eco-Modus waren es 197 Watt.
Noch ohne Einmessung musizierte der RX-A4A straff und klar, ohne dabei ins Analytische zu driften – grell oder spitz spielte der Amp nicht. Steely Dans 5.1-Mix von „Two Against Nature“ klang sehr räumlich, schön dynamisch und bot einen klaren, wenn auch etwas schlanken Bass.
Die Einmessung klappte reibungslos, setzte allerdings unseren mittelgroßen Center-Speaker und die kleinen Rear-Boxen auf „groß“ (Vollbereich), was wir manuell auf ein 80-Hertz-Crossover korrigierten. Mit Dolby-Atmos-Material bot der RX-A4A so ein großes und präzises Schallfeld mit greifbaren Effekten; und das auch auf den Höhenboxen. Natürlich blieb das Ganze im Rahmen der Möglichkeiten, denn bei 7.1- oder 5.1.2-Kanälen fehlen für ein vollständiges 3D-Ton-Setup immerhin 4 Lautsprecher, was naturgemäß Einbußen bei der Räumlichkeit mit sich bringt.
Bässe drückten sehr sauber und konturiert, aller dings mit den Filtern „Linear“, „Natürlich“ und „Front“ der YPAO-Einmessung etwas schwach, da dem Subwoofer so ziemlich der komplette Tiefbass weggefiltert wurde. Der „Niederfrequenz“-Filter machte hingegen richtig Druck. Unterm Strich alles kein Problem, da jeder Filter auf den manuellen Equalizer übertragen und angepasst werden kann.
Mit Stereo-Musik agierte der Yamaha im „Pure Direct“-Modus sehr agil und präzise. Besonders gut gefiel uns die Plastizität bzw. Dreidimensionalität von Stimmen und Instrumenten, die bestens ortbar schallten. Bässe spielten straff und konturiert.
Der Testbericht Yamaha RX-A4A (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der RX-A4A ist ein solider Mittelklasse-Receiver mit hochaufl ösendem Klang, vielen Klangprogrammen und zeitgemäßen Multimedia-Features. Sieben Endstufen sind für 1.800 Euro allerdings nicht gerade viel.
Andreas Oswald