Yamaha MusicCast 200 (Test)

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Mit dem Yamaha MusicCast 200 kann man nicht nur streamen, es empfängt auch Radio und spielt sogar die gute, alte CD ab. Wie es um die Bedienung und den Klang der eierlegenden Wollmilchsau bestellt ist, klärt unser Test.

Heimkino- und HiFi-Freunde sind oft die „dicken Dinger“ gewöhnt, doch manchmal darf es etwas kompakter sein. Ob in der Küche, neben dem Bett, im Hobbyraum oder im Büro – so ein schnuckeliges All-In-One-System passt praktisch überall hin, spielt alles ab und „verschandelt“ dank seines gefälligen Designs nicht den Raum.

Mit dem MusicCast 200 hat Yamaha genau solch ein Gerät im Programm, das neben seinem gediegenem Aussehen auch technisch viel auf dem bzw. im kleinen Kasten (37 × 11,1 × 26 cm) hat. Mit 720 Euro ist das in Schwarz oder Weiß erhältliche Sound-System allerdings nicht gerade ein Schnäppchen.

Schick und vielseitig
Optisch weiß das MusicCast 200 zu gefallen, unser weißes Modell wirkt wie ein Produkt aus dem Apfel- oder Sonos-Universum. Der Korpus besteht aus Kunststoff und nicht aus Aluminium oder edlem Holz, die runden Ecke verleihen dem Gerät eine freundliche Note. Auf der Oberseite sitzt eine Glasplatte, die nicht nur hübsch aussieht, sondern auch als Ablagefläche gedacht ist. Mittig auf besagter Glasfläche platzierte Yamaha zudem ein Qi-Ladefeld für das kabellose Aufladen kompatibler Geräte. Nahe deren Vorderkante befinden sich Soft-Touch-Tasten für die wichtigsten Bedienfunktionen.

Die komplett in Englisch gehaltene Fernbedienung ist dünn und leicht, weshalb sie nicht besonders angenehm in der Hand liegt. Zudem besitzen die Tasten einen recht schwammigen und kaum spürbaren Druckpunkt. Wünschenswert wäre eine Farbkodierung, die Volume-Tasten sind gut versteckt.

Da das Gerät auch als Wecker konzipiert ist, wurde der „Snooze/Sleep“-Funktion zur Stummschaltung bei Alarm sowie zur Aktivierung der Timer-Funktion (30, 60, 90 und 120 Minuten bis zur Abschaltung) eine Taste an der Frontkante spendiert. Diese dürfte für unseren Geschmack aber etwas größer oder breiter ausfallen – denn im Halbschlaf zielt man oft nicht so genau.

Die Front ziert ein sehr gut lesbares und dimmbares, allerdings nur einfarbiges Display für eine komfortable Bedienung. Überraschenderweise lagen die Menüs zum Testzeitpunkt nur in Englisch oder asiatischen Sprachen vor. Hier sollte Yamaha mittels Firmware-Update nachbessern. Direkt unter dem Display sitzt unauffällig in der schwarzen Einfassung ein CD-Laufwerk.

Laut Yamaha soll der MusicCast 200 einen weiträumigen Sound samt Klangbühne generieren. Im Test spielt es aber eher auf sich selbst fokussiert. Zudem reicht die Power nicht, um große Räume lautstark zu beschallen.

Neben der mitgelieferten Fernbedienung kann das Yamaha-Radio auch über die hauseigene MusicCast-App gesteuert werden (iOS, Android). Die grafische Oberfläche macht die Handhabung des Geräts intuitiver und einfacher, zudem werden Funktionen bereitgestellt, die über den Steuerstab nicht klappen – etwa Lip Sync, der Bluetooth-Sender oder der 3-Band-Equalizer für Bässe, Mitten und Höhen. Die App wird zudem für die Installation von Amazon Alexa und dem Google Assistant zur Sprachsteuerung benötigt – zusätzlich bedarf es eines kompatiblen Speakers wie Amazons „Echo“. Die App erlaubt nicht nur die Steuerung, sondern bietet auch den vereinfachten Zugriff auf viele Streaming-Dienste wie Amazon Music, Deezer, Qobuz, Napster, Tidal und das umfangreiche Webradio.

Im Test lief die App auf unserem iPad ohne Murren, einige Funktionen sind aber gut versteckt.

Über die Yamaha MusicCast App kann man nicht nur auf viele Quellen und Anschlüsse zugreifen (links),
sondern auch zahlreiche Klangeinstellungen vornehmen (Mitte) oder den Wecker konfigurieren (rechts).

Lokal und online
Neben dem guten alten Silberling kann man Musik auch via 3,5-Millimeter-Klinke zuspielen. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich eine Kopfhörerbuchse, die oben oder vorne der Zugänglichkeit wegen besser aufgehoben wäre. Zudem gibt es einen USB-Port für den integrierten Media-Player, der Files in den Formaten MP3, WMA, AAC, WAV, FLAC, ALAC und AIFF abspielt. Die Ethernet-Buchse ergänzt die WiFi-Funktion.

Streaming-Freunde kommen voll auf ihr Kosten. Es gibt Bluetooth (AD2P, SDB, AAC) und AirPlay2 (Chromecast fehlt), dazu gesellen sich DAB+ und UKW, für die das Radio eine integrierte, ausziehbare 70-Zentimeter-Antenne besitzt. Hinzu kommen ein Webradio und ein Medienserver (PC, NAS). Der Bluetooth-Empfang von externen Zuspielern war im Test zeitverzögert, so dass via iPad zugespielte Musikvideos von YouTube nicht ganz synchron zum Bild schallten. Die Lip-Sync-Einstellungen griffen hier leider nicht.

Ins Radio integriert sind eine Reihe an Musik-Diensten: Amazon Music, Deezer, Napster, Qobuz, Spotify und Tidal. Multiroom-Funktionalität ermöglicht die Yamaha MusicCast-App (siehe Kasten). Die App erlaubt auch das Senden von Bluetooth-Signalen an andere Bluetooth-Lautsprecher oder Bluetooth-Kopfhörer. Mit einem zusätzlichen, kompatiblen Smartspeaker ist die Sprachsteuerung via Amazon Alexa oder Google Assistant möglich.

Dank Qi-Ladefunktion kann man ein kompatibles Gerät, hier ein Smart Phone, einfach auf die Glasoberseite des MusicCast 200 legen und drahtlos aufladen.

Nicht viel, aber zweckdienlich: Auf der Rückseite befi nden sich ein USB-Port für Speichersticks sowie eine LAN-Buchse; Toslink, Koax und HDMI fehlen hingegen – als TV-Klang-Optimierer ist das MusicCast 200 nicht konzipiert. Die Kopfhörerbuchse ist hinten leider nicht optimal zugänglich.

Starke Performance
Hinter den beiden Metallgittern verbauten die Japaner zwei Koaxial-Chassis bestehend aus je einem Tief-/Mitteltöner mit 8 Zentimetern Durchmesser sowie einem Hochtöner mit 2,5 Zentimetern. Jedem Chassis stehen 25 Watt zur Verfügung.

Wer selbst am Sound justieren möchte, kann den 3-Band-Equalizer mit Bässen, Mitten und Höhen bemühen. An Klangprogrammen stehen „Standard“ und „Bass Boost“ zu Verfügung. Letzteres erwies sich im Hörtest als die bessere Wahl, gab es dem Klang doch eine Portion Volumen und Druck mit auf den Weg, die dem kleinen Radio gut tut; ohne spielte es uns zu dünn und vergleichsweise leblos. Bass geboostet machten dann auch Hip-Hop-Tracks mit strammen Kicks und sauberen Bassläufen gute Laune. Die Mitten spielten recht natürlich, allerdings mit einer leichten Härte, die selbst der Equalizer nicht wegbekam. Die Detailzeichnung in den Höhen schallte sauber und klar, nichts wurde verschluckt. Großen Raumklang darf man in dieser Gerätekategorie freilich nicht erwarten – und auch Yamahas Zögling spielte in dieser Disziplin auf sich selbst fokussiert, inklusive eingeschränkter Stereobühne.

Der Testbericht Yamaha MusicCast 200 (Gesamtwertung: Sehr gut, Preis/UVP: 720 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

Sehr gut

Ob Streaming im Wohnzimmer, Radio in der Küche, Wecker im Schlafzimmer oder sonst wo – Yamahas Musiksystem spielt dank mannigfaltiger Quellen überall und das auch noch klanglich ansprechend.

Andreas Oswald

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