Mit der Einführung des neuen OLED809 läutet auch Philips das TV-Modelljahr 2024 ein. Der OLED-Fernseher der Mittelklasse – so kündigen die Niederländer ihren Apparat mit selbstleuchtenden Pixeln an – ist in den Größen 42, 48, 55, 65 und 77 Zoll zu Preisen zwischen 1.600 und 4.500 Euro erhältlich. Der von uns getestete 65-Zöller schlägt mit 2.800 Euro zu Buche. Natürlich setzt Philips auch bei der 809-Serie auf die Ambilight-Beleuchtung, außerdem kommt ein leistungsstarkes EX-Panel zum Einsatz, das in Spitzlichtern eine Helligkeit von bis zu 1.300 Candela liefern soll. Traditionell legt Philips viel Wert auf guten Ton. Darum soll sich hier ein 70 Watt starkes 2.1-Soundsystem kümmern.
Der 65-Zöller hat einen super dünnen Metallrahmen, das Display selbst ist ebenfalls ein Hauch von nichts. Hochwertig ist der zentrale so genannte Metall-Delta-Schwenkfuß aus satiniertem Chrom. Nur beim 77-Zöller kommen Metallfüße aus satiniertem Chrom zum Einsatz. Mit Standfuß bringt der 65OLED809 für einen Fernseher dieser Größe stolze 27,8 Kilogramm auf die Waage. Möchte man ihn hängend montieren, benötigt man eine normale Wandhalterung, die lediglich den VESA-Standard 300 x 300 Millimeter unterstützen muss.
Ausstattung und Praxis
Im neuen Philips-OLED werkelt die 8. Generation des P5 AI-Prozessors. Eine der spannendsten Innovationen ist das neue Ambient Intelligence V3, das die HDR-Einstellungen an das Umgebungslicht anpasst und auch bei hellen Lichtverhältnissen eine hervorragende HDR-Leistung gewährleisten soll. Dabei vertrauen die Niederländer auf einen Deep- Learning-Algorithmus, der Bilder ähnlich wie das menschliche Gehirn verarbeiten will.
Der 65OLED809 unterstützt mit HLG, HDR10, HDR10+, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision alle gängigen HDR-Formate. Von den vier HDMI-Ports beherrschen zwei wichtige HDMI 2.1-Spezifikationen wie den Auto Low Latency Mode (ALLM), eine Variable Refresh Rate (VRR) und die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Spieler freuen sich über den Support von HGiG, Dolby Vision Game, AMD FreeSync Pemium sowie Nvidia G-Sync-Kompatibilität. Außerdem hat Philips die Game Bar für schnelle Einstellungen gegenüber dem Vorgänger modifiziert.
Neue Optik: Die modifizierte Philips-Fernbedienung hat ein stabiles Metallgehäuse und beleuchtete Tasten. Das mittlere Steuerkreuz ist zu flach.

Gut für Gamer: Zwei der vier HDMI-Ports unterstützen den HDMI-Standard 2.1. TV-Aufnahmen über die USB-Buchse beherrscht der Philips hingegen nicht.

Gute Bedienung: Google TV ist sehr übersichtlich aufgebaut und kann auch von Umsteigern mühelos und intuitiv bedient werden.

Lichterspiel: Ambilight taucht die Wand hinter dem Fernseher in buntes Licht. Die Art der Optik kann der Zuschauer selbst festlegen.
Über das Menü kann man zudem die Klarheit von Dialogen erhöhen und einen KI-Equalizer auswählen. Dabei wird eine intelligente Equalizer-Anpassung anhand von Audioinhalten und personalisierten Einstellungen benutzt. Mittels Mikrofon in der Fernbedienung besteht außerdem die Option, eine Raumkalibrierung durchzuführen und die Klangqualität an charakteristische Besonderheiten der Wohnumgebung anzupassen.
Auf Grundlage der DTS Play-Fi-Technologie wird der Fernseher bei Bedarf Teil eines Multiroom-Systems, das sich per App steuern lässt. Damit eignet sich der 809 als Centerlautsprecher in einem Multi-Kanal-AV-System mit DTS Play-Fi. Für Android-, iOS- und Amazon- Kindle-Geräte ist eine DTS Play-Fi-Kopfhörer-App verfügbar. Auch tragbare Lautsprecher, die DTS Play-Fi beherrschen, lassen sich kabellos verbinden.

Individuelle Anpassung: Über verschiedene Testtöne kann man auf dem 65-Zöller ein eigenes, individualisiertes Hörprofil erstellen.
Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 hat der 65-Zöller nur als Single-Variante verbaut, was aber vollkommen ausreicht, da der Apparat keine USB-Aufnahmefunktion besitzt. Anschlussseitig findet man unter anderem zwei USB-Ports, eine Kopfhörerbuchse sowie einen „CI+“-Slot für Pay-TV-Module. Streamen gelingt mittels Bluetooth, Miracast und Chromecast. Per Sprache lässt sich der Flachmann über das Mikrofon in der Fernbedienung via Google Assistant und Alexa steuern. Soll der Philips ins Smart-Home eingebunden werden, profitiert man von der Kompatibilität mit Matter sowie Control4.
Die komplett neu gestaltete Fernbedienung liegt angenehm in der Hand, deren Oberfläche hat Philips in diesem Jahr mit weniger Tasten sehr übersichtlich gestaltet. Zu Netflix, YouTube und Amazon Prime Video führen Direktwahltasten. Das zentrale Steuerkreuz dürfte haptisch gerne stärker ausgeprägt sein, um den Bedienkomfort zu erhöhen und präziser navigieren zu können. Klasse: Vorder-, Rückseite und Seitenteile bestehen aus massivem Metall. Ein Bewegungssensor aktiviert die Tastenbeleuchtung, der integrierte Akku wird wahlweise über USB-C oder induktiv mittels Qi geladen.
Der Quad-Core-Prozessor erlaubt eine schnelle und flüssige Bedienung, Google TV auf Basis von Android 12 ermöglicht das zügige Wechseln von Apps. Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, RTL+, Rakuten TV, Joyn, Apple TV+ und HD+ gehören unter anderem zum Portfolio. Google TV erlaubt das Anlegen individueller Benutzerkonten für personalisierte Empfehlungen. Das Handling gelingt intuitiv. Philips serviert auch beim 809 die traditionell umfangreichen Einstell-Optionen.
Auch nach rund 20 Jahren gibt es Ambilight nur bei Philips. An drei Seiten beleuchtet der 65-Zöller die Wand hinter dem Fernseher, zur Auswahl stehen unter anderem eine Anpassung an die Wandfarbe, ein Lounge-Beleuchtungsmodus, ein Spielmodus sowie Ambilight Musik. Die Augen fühlen sich spürbar entspannter und der subjektiv wahrgenommene Bildeindruck wirkt größer, weil die Handlung zumindest farblich über den Bildschirmrand hinaus auf die Tapete verlagert wird.
Bild- und Tonqualität
Im „Heimkino“-Modus starten wir in luftiger Höhe einen Ausflug in die Schweiz. Wow, was der Philips jetzt für satte Farben, präzise Abstufungen, eine ausgezeichnete Schärfe und tolle Plastizität liefert. Die Almwiesen begeistern durch unzählige Grüntöne, selbst in schattigen Felswänden zeichnet der 65-Zöller feinste Schattierungen, und auch an schneebedeckten Berghängen erkennt man kleinste Muster.

HDR auf den Punkt: Der 65-Zöller unterstützt nicht nur alle aktuellen HDR-Formate, sondern trifft auch die Messpunkte im DCI-P3-Spektrum super präzise.

Punktlandung: Im „Filmmaker“-Setting ist der OLED 809 ein Musterknabe. Ohne manuellen Feinschliff passt hier ab Werk fast alles.

Bildschirmschoner: Zahlreiche hinterlegte Motive verwandeln den 65OLED809 in ungenutzten TV-Pausen in einen Hingucker.
Hierbei erweist sich die Aktivierung des Features „Optimierung von dunklen Details“ als hilfreich. Farblich etwas reduzierter, aber noch angenehm scharf und tief ist das Bild im „Filmmaker“-Modus, der in unserer Messung am präzisesten abgeschnitten hat. Empfehlenswert ist auch die „Optimierung der Farbtemperatur“ – hierbei passt der 809 die Farbtemperatur automatisch an das Umgebungslicht an, mit den effektiven Ergebnissen waren wir im Test sehr zufrieden.
Die Bewegungsdarstellung des OLEDs ist top. Wer hier möglichst geschmeidige Kamerafahrten bevorzugt, sollte in den „Bewegungseinstellungen“ die Option „Gleichmäßig“ auswählen. Volle Punktzahl kassiert der Flachmann auch für seine Blickwinkelstabilität, sowohl bei Farben als auch bei schwarzen Hintergründen. Letztere hellen nicht auf und werden nicht bläulich oder gräulich. Lichthöfe um helle Objekte sind bestenfalls minimal, und Schwarz ist brutal dunkel.
Die höchste Helligkeit ermitteln wir im super scharfen „Kristallklar“-Modus, hier schafft der Philips 1.065 Candela im 10-Prozent-Weißfeld. Mit 986 Candela erreicht der farblich beste „Filmmaker“-Modus nur minimal weniger Dynamik. 292 Candela sind es bei einem 50-prozentigen, 182 Candela bei einem 100-prozentigen Weißanteil. Super ist der hohe ANSI-Kontrast von 5.800:1.
Die im Vergleich zu klassischen OLEDs höhere Leuchtkraft erzielt das von LG Display verbaute EXPanel durch die Verwendung von stabilerem Deuterium als Bindemittel im organischen Material, das eine höhere Helligkeit als der sonst bei herkömmlichen OLEDs eingesetzte Wasserstoff ermöglicht. HDR-Titel sind auf dem 65-Zöller ein echter Genuss. Leuchtkraft und Brillanz sind atemberaubend, der Philips strotzt nur so vor Dynamik und begeistert durch ein sehr lebendiges und je nach Modus kristallines Bild, das in dieser Form seinesgleichen sucht. Wem Spitzlichter zu hell strahlen, sollte die „HDR-Optimierung“ aktivieren, die ein auf die Leistungsfähigkeit des Fernsehers abgestimmtes Tone Mapping durchführt.
Beim Ton setzt der 65OLED809 in dieser Preisklasse Maßstäbe. Kaum ein anderer Flat-TV spielt so souverän, füllig und leicht. Das Klangvolumen ist richtig gut, eine frontale Sitzposition kein Muss, um Stimmen, Effekte und Musik klar und druckvoll zu hören. Auch höhere Pegel sind für den Apparat kein Problem, selbst jenseits einer angemessenen Zimmerlautstärke verzichtet er weitgehend auf Verzerrungen. Bässe überzeugen für die kompakte Bauweise.
Der Testbericht Philips 65OLED809 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
So kristallklar, scharf und brillant holt kaum ein anderer Fernseher Bewegtbilder auf sein Display. In Verbindung mit den vielen HDR-Formaten, der hohen Helligkeit und dem satten Schwarz kommen auch anspruchsvolle Heimkino-Fans auf ihre Kosten – trotz Mittelklasse-Einordnung seitens Philips.
Jochen Wieloch