Philips 46 PFL 9706 – 3D-LED-TV für 2.500 € Euro
Philips neuer Fernseher der 9000er-Serie überrascht mit so vielen interessanten Details, dass wir ihm mehr Platz zur Verfügung stellen als den vier Konkurrenten im Testfeld.
Neben der Umgebungsleuchte Ambilight, die bei Philips traditionell zu hochklassigen Fernsehern gehört, und dem inzwischen üblichen 3D-Feature sticht bei dem neuen Fernseher vor allem die LED-Hintergrundbeleuchtung heraus, die in feine Zonen unterteilt ist. Sie sorgt für höchsten Kontrast bei niedrigem Stromverbrauch. Eine Neuheit des Philips ist außerdem der Antireflex-Bildschirm auf Nano-Basis.
Ausstattung und Bedienung
Die 3D-Brillen muss man extra kaufen, doch ansonsten bietet der Philips alles, was man von einem Luxus-Fernseher erwarten darf. Die bewährte Leuchte "Ambilight" macht immer wieder aufs Neue einen hervorragenden Eindruck. Kräftige Leuchtdioden tauchen die Umgebung rund um den Fernseher in blendfreies Licht, die Farbe lässt sich dabei frei wählen oder auf Wunsch automatisch den Bildinhalten anpassen. Neben diesem optischen Effekt, der übrigens auch bei abgeschaltetem TV gut aussieht, schont Ambilight in dunkler Umgebung die Augen. Der zusätzliche Stromverbrauch liegt lediglich bei maximal 17 Watt.
Wie von Philips gewohnt, fällt die Multimedia-Ausstattung reichhaltig aus: HbbTV ist an Bord, ebenso das hauseigene Portal Net-TV, das verschiedenste Informations-, Musik- und TV-Angebote auf den Bildschirm holt, darunter die umfangreichen Mediatheken von ARD, ZDF und Arte (mehr auf Seite 38). Die integrierte YouTube-Funktion unterstützt zwar HD-Videos, aber bei den zahlreichen 3D-Clips im Side-by-Side-Format lässt sich 3D nicht einschalten. Der Mediaplayer des Philips gibt via USB und Netzwerkstream zahlreiche Videoformate wieder. Ein paar Mankos ergeben sich bei der Fotodarstellung: Fotos werden via Netzwerk nur in Vorschaubildgröße abgebildet, außerdem stellt der Philips keine 3D-Fotos dar. Neben der Fernbedienung lassen sich mit passender App auch iPhone und iPad zur Steuerung des Fernsehers einsetzen.
Eine Besonderheit sind die aufladbaren Shutter-Brillen von RealD, die den Game-Modus unterstützen. Wählt man ihn aus, so werden die beiden Teilbilder auf dem Bildschirm nicht für 3D genutzt, sondern zur Darstellung unterschiedlicher Bilder für Spieler 1 und 2 auf dem TV-Schirm.
Die Bedienung überzeugt trotz vieler komfortabler Extras wie der automatisch mitlaufenden Aufzeichnung auf USB-Festplatte nicht durchgehend. So wirkt das Menü verschachtelt und reagiert gelegentlich verzögert. Die Senderliste ist zwar brauchbar vorsortiert und lässt sich bei Bedarf auch in alphabetische Reihenfolge bringen, verdeckt aber den kompletten Bildschirm und wirkt wegen der Mosaik-Darstellung wenig übersichtlich. Den Aufnahme-Timer erreicht man nur kompliziert über ein Untermenü im Programmführer "tvtv". Weit hinten gespeicherte Sender, wie Servus TV HD auf Platz 632, lassen sich nur unzureichend programmieren, da der EPG nicht zum ausgewählten Sender springt.
Schick: flache Metall-Fernbedienung von Philips.
Gewöhnungsbedürftig sind die horizontal
angeordneten Sender-und Lautstärke-Wippen.
Bildqualität Fernsehen
Als beste Voreinstellung empfehlen wir den AV-Modus Kino, der mit einem farbnatürlichen Bild aufwartet. Die Feinzeichnung bei Standard- und HDTV-Sendern gelingt dem Philips gleichermaßen tadellos, speziell wenn Schärfe und Bildbeschnitt ("Bildränder") im Menü minimiert werden. Im Unterschied zu früheren Modellen bauten die Entwickler endlich getrennte Regler für Grundhelligkeit und Videokontrast ein.
Beindruckend finden wir die enormen Lichtreserven von knapp 500 Candela pro Quadratmeter (cd/m²). Selbst im sonnendurchfluteten Wohnzimmer kommt so ein kräftiges Bild zustande. Die Bewegungsschärfe bei Sportaufnahmen fällt hoch aus; allerdings gibt es Fernseher mit höherer Bewegungsschärfe, auch wenn Philips mit der Rekordangabe "1200 Hz" prunkt. Auf diesen werbewirksamen Wert kommt der Hersteller übrigens, in dem er zur 200-Hz-Rate des Panels die Hz-Werte der Puls-Ansteuerung des Backlights, der Videoverarbeitung und der Steuerung des Local Dimming addiert. Unterm Strich verfügt der Sony mit seinem 400er-Wert über eine höhere Bewegungsschärfe. Lassen Sie sich also nicht von Marketing-Werten blenden.
HDMI-Signale in Standard-Auflösung 576i stellt der Fernseher detailliert dar, nur in bekanntermaßen schwierigen Szenen kommt es zu leichtem Zeilenflimmern. Hochskalierte 4:3-Signale lassen sich nicht korrekt darstellen, da dem Philips ein passendes 4:3-Format mit Seitenbalken fehlt.
Die Klangqualität fällt höher als bei den meisten Fernsehern aus, auch wenn Mittel- und Hochtonbereich durchaus transparenter klingen dürften. Positiv heben sich besonders die sonoren Bässe des Fernsehers hervor, die Philips aus zwei im Fuß integrierten Mini-Subwoofern hervorzaubert.
Gut gemacht: Bis auf die Kopfhörerbuchse sind alle Anschlüsse gut erreichbar.
Die Beschriftung ist dank der weißen Rückwand optimal lesbar.
Bildqualität Blu-ray
Bei der Blu-ray-Wiedergabe überzeugt der TV mit ordentlicher Detailzeichnung und glaubwürdigen Farben. Schwarz-Weiß-Klassiker wie "Casablanca" serviert der Philips in Grautönen ohne störende Einfärbungen. Die etwas ungleichmäßige Grautreppe und die ein wenig zu warme Abstimmung mit 6.100 statt 6.500 Kelvin fallen nur im Vergleich zu völlig neutralen Monitoren auf. Farbige Szenerien erscheinen glaubwürdig, der Fernseher trifft zarte Hauttöne, satte Farben und dunkle Nuancen gleichermaßen gut. Faszinierend ist das satte Schwarz bei gleichzeitig bester Durchzeichnung: Die düsteren Innenaufnahmen der Mühle im dritten Kapitel von "Krabat" erscheinen mit perfekter Tiefe und guter farblicher Differenzierung. Selbst der Wunder-Plasma von Pioneer, der KRP-500, der nach wie vor als unsere Referenz fungiert, hat da seine liebe Mühe mitzuhalten.
Die unvermeidlichen Nebenwirkungen der Local-Dimming-Schaltung fallen über weite Strecken überhaupt nicht auf, offenbaren sich dafür aber in einigen Szenen deutlich. Im Intro des Bond-Streifens "Casino Royale" beispielsweise zeigen sich hin und wieder Abstufungseffekte und leichte Einfärbungen rund um die kontrastreichen Schriften. Schaltet man die Local-Dimming-Funktion ab, sinkt der Kontrast auf ordentliche, aber nicht mehr faszinierende 3.000:1. Wie bei allen Local-Dimming-TVs kommt es beim 46-Zöller von Philips auf einen Sitzplatz in der Mitte an, denn bereits aus leicht schräger Perspektive treten Artefakte hervor. Die 24p-Bewegungsdarstellung klappt ordentlich: Je nach Einstellung glättet der Fernseher die Bewegungen mit wählbarer Intensität. Bei abgeschalteter Glättung neigen schnelle Motive wie der Roulettekessel im Bond-Intro zu leichtem Verwischen.
2.500 Euro: Der Philips setzt mit Ambilight, Metallrahmen und tiefschwarzem
Bildschirm optische Akzente. Der Drehsockel dient alternativ als Wandhalterung.
Zusatzinformation: Weniger Spiegeln durch Mottenaugen-Oberfläche
Sehen, aber nicht gesehen werden – für Motten ist das überlebenswichtig: Der in der Dämmerung aktive Nachtfalter verdankt es seinen glanzlosen Augen, dass er sich bestens getarnt auf Beutesuche begeben kann und von seinen Fressfeinden nur schwer entdeckt wird.
Bei seinen neuesten Modellen hat Philips sich das Mottenauge zum Vorbild genommen, um besonders effektiv entspiegelte Fernseher zu entwickeln. Spiegelungen auf dem Bildschirm, sei es durch Fenster, Lampen oder helle Tische, lassen sich in üblichen Wohnräumen kaum vermeiden. Sie mindern nicht nur den Kontrast, sondern führen auch dazu, dass die Augen schneller ermüden, nicht zuletzt bei der ohnehin anstrengenden 3D-Wiedergabe.
Auf den ersten Blick erinnert das Aussehen des Philips-Bildschirms mit der neuen Mottenaugen- oder auch Motheye-Technologie an Samsungs Ultra Clear Panel. Der Philips spiegelt aber trotz seines brillanten Glanzeffekts erkennbar weniger. Mit bloßem Auge ist die besondere Oberflächenstruktur freilich nicht zu erkennen, erst das Elektronenmikroskop offenbart bei rund 50.000-facher Vergrößerung die zapfenförmigen Strukturen (siehe Bild rechts): Die Erhebungen sind kleiner als die Wellenlängen von Licht und sorgen für einen weichen Übergang des sogenannten Brechungsindex zwischen Bildschirm und Luft. Auf diese Weise minimieren sie die Reflexion.
Wir hatten im Test allerdings den Eindruck, dass der Philips-Bildschirm empfindlicher als andere auf Verschmutzung reagiert: Durch Reinigung mit einem angefeuchteten Mikrofaser-Brillenputztuch entstand ein milchiger, schwer zu entfernender Belag, der bei Tageslicht auffällt.
Nano-Technik aus der Natur: glanzlose Augen einer Motte (links),
Philips-Bildschirm unter dem Mikroskop.
Fazit:
Dank seiner überragenden Performance in Sachen Helligkeit und Kontrastumfang sowie der großen Funktionsvielfalt ist der Philips ein echtes Highlight und fährt mit 85 Punkten den Testsieg ein. Lediglich die Bedienung sollte man für zukünftige Modelle nochmal überdenken.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Philips 46 PFL 9706 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 2500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2011 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.