Marantz SR 6009 (Test)

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Die mittlerweile 60 Jahre alte Traditionsmarke Marantz genießt unter HiFi- und Heimkino-Fans einen fast legendären Ruf. Einer der Meilensteine des Unternehmens waren die 1992 entwickelten „Hyper Dynamic Amplifier Module“, die statt integrierter Schaltungen diskrete Bauteile nutzen und so einen rauschärmeren und dynamischeren Klang erzielen. Die HDAMs kommen in weiterentwickelter Form bis heute zum Einsatz, so auch im 1.100 Euro teuren SR 6009.

Ausstattung und Praxis

marantz-pcBerücksichtigt man nur die aktuellen Modelle, so gliedert sich die Produktpalette des amerikanisch-japanischen Herstellers in zwei AV-Vorstufen und drei Receiver, die wir bis auf den SR 6009 bereits getestet haben. Der SR-7009 repräsentiert mit Dolby Atmos und neun Endstufen das Receiver-Spitzenmodell (Ausgabe 12-2014). Dahinter angesiedelt ist der SR 6009, der ohne Atmos und mit sieben Endstufen auskommen muss. Gegenüber dem 200 Euro günstigeren Einsteiger SR 5009 (Test in Ausgabe 3-2015) bietet er aber eine höherwertige Ausstattung, als da wären die Möglichkeit der  Audyssey Profi-Einmessung, DSD via HDMI, DTS Neo:X, ein Phono-Eingang, UHD-Videoscaling bis 60 Hertz sowie neun Boxenanschlüsse. Optisch ist der SR 6009 sofort als ein Marantz erkennbar: Typisch für den Hersteller sind das bullaugenförmige Display und die geschwungenen Seitenblenden, die im Gegensatz zur gebürsteten Metallfront allerdings aus Kunststoff zu bestehen scheinen.

Ansehnlich: Das Bildschirmmenü überlagert sich transparent dem eingehenden Videobild.

Ansehnlich: Das Bildschirmmenü überlagert sich transparent dem eingehenden Videobild.

Praktisch: Der Marantz informiert über die Kanäle des Eingangssignals und welche Boxen gerade aktiv sind.

Praktisch: Der Marantz informiert über die Kanäle des Eingangssignals und welche Boxen gerade aktiv sind.

Nicht nur beim Design gibt sich Marantz traditionsbewusst: Trotz reichlich DSP-Power verzichtet der Hersteller bei seinen Verstärkern grundsätzlich auf Akustik-Simulationen von Kinos, Konzertsälen oder Kirchen. Selbstredend kann man Stereo-Musik mittels Extended-Modus und diverser Upmixer auf allen Lautsprechern wiedergeben. Und obgleich der SR 6009 nicht mit 3D-Tonformaten wie Dolby Atmos, Auro 3D und DTS:X aufwarten kann, offeriert er mit Dolby ProLogic IIz, Audyssey DSX und DTS Neo:X immerhin drei Klangprogramme für den Sound von oben – sofern man auf die Surround-Back-Boxen verzichtet. Dank seiner neun Schraubterminals kann man alle Lautsprecher anschließen und zwischen einer 7.1- und 5.1.2-Konfiguration umschalten – das sonst notwendige Umstöpseln entfällt. Alternativ beschallt der Verstärker einen Nebenraum, und zwar auch mit digitalen Tonquellen (S/PDIF, HDMI). Bei der Einmess-Automatik
MultEQ XT Pro handelt es sich um die zweitbeste von vier Audyssey-Klangverbesserern. Sie kümmert sich neben Pegel, Distanz und Bassmanagement um die Frequenzgang-Entzerrung und berücksichtigt dazu acht Messorte. Optional kann man von Audyssey-zertifizierten Fachhändlern eine Profi-Einmessung durchführen lassen, die sich mit 32 Messpositionen und frei definierbaren Zielkurven abhebt.

Für die Einstellung von Hand ist alles Notwendige vorhanden: Eine Besonderheit ist die doppelte Pegelregelung der Lautsprecher, die sich global im Lautsprecher-Menü und für jede Tonquelle im „Options“-Menü vornehmen lässt. Die Bass-Trennfrequenzen im Sub-Sat-Betrieb sind für jedes Boxenpaar einzeln einstellbar, was bei unterschiedlichen Lautsprechern sinnvoll sein kann. Die manuelle Klangregelung umfasst einen 9-Band-Grafik-Equalizer, der sich jedoch nicht auf den Subwoofer-Ausgang auswirkt. Dank der Umschaltmöglichkeit für einzelne oder alle Lautsprecher lässt sich der EQ komfortabel einstellen.

In Sachen Bedienkomfort punktet der Marantz durch sein schönes, wenn auch teils leicht verzögert reagierendes Menü und eine übersichtliche Fernbedienung. Alternativ lässt sich der SR 6009 per Smartphone-App und Web-Browser steuern. Wie bei fast allen Herstellern üblich, spart sich auch Marantz eine gedruckte Anleitung.

Video und Multimedia

Vom MHL-fähigen HDMI-Eingang abgesehen, ist der SR 6009 mit zahlreichen Vernetzungsfunktionen bestückt: Die Musik kann man per AirPlay, Blue-tooth, DLNA/UPnP und per Spotify Connect-App einspeisen. Abnehmbare Antennen sorgen für einen optimalen WLAN- und Bluetooth-Empfang. Der USB-Player akzeptiert im FAT16/32-Format erstellte Datenträger und versteht sich von OGG abgesehen auf alle gängigen Audiodateien, die er teils auch nahtlos wiedergibt.

Die Höchstnote bei der Videoverarbeitung verhindern die fehlenden HDCP-2.2-kompatiblen Schnittstellen. Sonst überzeugt der Videoscaler mit einer einstellbaren Vollbildwandlung, 100-stufigen Bildreglern und der variablen Ausgangsauflösung, die von 480/576p bis zu 2.160/60p reicht. Nur der Regelbereich des im Audiomenü untergebrachten Lip-Sync-Delays könnte mit maximal 200 Milli-sekunden noch höher sein. In Sachen Öko-Design gefallen uns neben dem Stromspar-Modus die verbesserte HDMI-Durchleitung, die den Standby-Verbrauch kaum erhöht.

Die Fernbedienung ist übersichtlich und kommt mit wenigen Tasten aus, die im Dunkeln nachleuchten.

Die Fernbedienung ist übersichtlich und kommt mit wenigen Tasten aus, die im Dunkeln nachleuchten.

In der Anleitung weist Marantz darauf hin, dass man Lautsprecher von 4 bis 16 Ohm Impedanz anschließen darf. Der Hersteller empfiehlt allerdings bei Verwendung von Boxen mit einer Nennimpedanz von 4 bis 6 Ohm (der Wert ist meist am Anschlussterminal angegeben) den Impedanz-Wahlschalter zu betätigen. Letzterer lässt sich durch drei Sekunden langes Drücken der Tasten „Zone2 Source“ und „Status“ am Gerät betätigen. In der 8-Ohm-Voreinstellung, mit der wir Hörtest und Messungen durchführen, erbringt der Marantz die höchste Leistung. Normalerweise kann man auch bei 4-Ohm-Boxen alles so lassen, wie es ist – Schäden sind bei ordnungsgemäßer Aufstellung nicht zu befürchten, auch wenn sich bei hohen Pegeln das Gehäuse stark erhitzen kann.

Welche Auswirkungen die Öko- und Impedanz-Einstellungen haben, wollten wir genau wissen und ermittelten die Fünf-Kanal-Leistung mit 4-Ohm-Boxen sowie den Stromverbrauch im Leerlauf und bei einer Leistung von 5 x 5 Watt. Wie die Tabelle zeigt, scheint es zwischen 8- und 6-Ohm-Einstellung keinen Unterschied zu geben. Gleiches gilt für den Eco-Modus und die 4-Ohm-Einstellung. In den beiden Modi reduziert sich die Leistung auf ein Viertel des Ausgangswertes, weshalb man sie nur einsetzen sollte, um Strom zu sparen, oder wenn sich das Gerät des Öfteren abschaltet.

marantz-kasten

Analoge und digitale Videosignale lassen sich bei Bedarf mit unterschiedlichen Auflösungen ausgeben.

Analoge und digitale Videosignale lassen sich bei Bedarf mit unterschiedlichen Auflösungen ausgeben.

Radio

Die Senderliste des Internet-Radios sollte für eine bessere Übersichtlichkeit zehn und nicht nur sieben Stationen je Seite aufführen.

Tonqualität Surround

Mit guten 500 Watt Gesamtleistung, die der Marantz bei Volllast von fünf oder sieben Endstufen entfesselt, versorgt er selbst leistungshungrige Standboxen im Heimkino adäquat. Allerdings erreicht er bei unseren Messungen nicht ganz die vom Hersteller im Vergleich zum SR 5009 versprochene Mehrleistung von fünf bis zehn Watt pro Kanal. Der 6009 wuchtet den tiefbassstarken Dolby-Trailer „Spheres“ trotzdem derart druckvoll in den Hörraum, dass unsere Deckenplatten anfangen zu vibrieren. Gleichzeitig beweist er bei der Steely Dan DVD-Audio „Two Against Nature“ ein gutes Gespür für einen sauberen, präzisen und offenen Sound, der erst bei sehr hohen Lautstärken etwas angestrengt erscheint. E-Bass und Drums reproduziert er druckvoll, schnell und sauber. Bei ordnungsgemäß gemischten Scheiben macht das Bassmanagement im Marantz seine Sache gut, womit auch Besitzer subwooferloser Sets in den Genuss eines straffen, druckvollen Basses kommen. Wünschenswert wäre eine Regelmöglichkeit, wie sie Pioneer-Receiver (Phase Control) und der große Denon AVR-X7200W (Bass Sync) an Bord haben, die jeder Disc – egal wie sie gemastert ist – ein optimales Tieftonfundament entlocken.

Gut bestückt: Der Marantz besticht mit zahlreichen vergoldeten Anschlüssen, unter anderem hat er einen Phono-Eingang und eine komplette Vorverstärker-Ausgangsgruppe.

Gut bestückt: Der Marantz besticht mit zahlreichen vergoldeten Anschlüssen, unter anderem hat er einen Phono-Eingang und eine komplette Vorverstärker-Ausgangsgruppe.

Obwohl der SR 6009 über ein recht voluminöses Gehäuse verfügt, ragt der Trafo – erkennbar an der großen Kupferspule – teils unter die anderen Komponenten. Das Bord mit der Leistungselektronik befindet sich stehend hinter dem großen Kühlkörper, der die erwärmte Luft ohne Ventilatoren an die Umgebung abgibt.

Obwohl der SR 6009 über ein recht voluminöses Gehäuse verfügt, ragt der Trafo – erkennbar an der großen Kupferspule – teils unter die anderen Komponenten. Das Bord mit der Leistungselektronik befindet sich stehend hinter dem großen Kühlkörper, der die erwärmte Luft ohne Ventilatoren an die Umgebung abgibt.

Der Subwoofer kommt erst im zweiten Hördurchgang zum Einsatz, sämtliche Einstellungen hat nun die Automatik zu erledigen. Im Vergleich  zur manuellen Einstellung verbesserte sich die Räumlichkeit durch die saubere Einstellung von Pegel und Distanz, während der Audyssey-Equalizer die Boxen im Timbre hörbar annäherte, ohne dass dabei störende Einfärbungen wahrzunehmen waren. Bei niedriger Lautstärke sorgte der Audyssey-EQ für eine verbesserte Deutlichkeit, arbeitete Details in den Mitten besser heraus, während uns der Bassbereich dafür etwas ausgedünnt erschien. Dies lässt sich durch Einschalten des Dynamic EQ verbessern. Bei hohen Lautstärken empfiehlt es sich zusätzlich den Cinema-EQ einzuschalten. Der lässt den Frequenzgang oberhalb  des Präsenzbereiches sanft abfallen und wirkt so dem leicht höhenlas-tigen Audyssey-Equalizer entgegen.   

Achtung: Die zusätzliche Kanalpegel-Einstellung im Optionsmenü speichert Werte für jeden Eingang separat.

Achtung: Die zusätzliche Kanalpegel-Einstellung im Optionsmenü speichert Werte für jeden Eingang separat.

Tonqualität Stereo

Bei Stereo überzeugt der Marantz durch einen ausgewogenen und kraftvollen Klang, egal ob man der Musik via HDMI, Optik, Digital-Koax oder analoger Zuspielung lauscht. Rauschen und Brummen ist für den Marantz kein Thema. Zahlreiche Hörmodi liefern je nach Setup und Quelle den optimalen Klang: Den analogsten Sound erzielen audiophile Hörer im Modus „Pure Direct“, in dem alle Digital-Schaltkreise wie das Display abgeschaltet werden. Im „Direct“-Modus umgeht der Marantz Klangregler und Bassmanagement, während der Klangmodus M-DAX die Obertöne schlecht codierter MP3-Dateien rekonstruiert. (fg)

MarantzSR6009inSilber-Gold

marantz-wertung

Der Testbericht Marantz SR 6009 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 1100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 sehr gut

Wem der SR 7009 zu teuer ist und die Ausstattung des SR 5009 nicht reicht, sollte sich Marantz Mittelklasse-Receiver SR 6009 ganz genau anschauen. Er klingt gut, hat ausreichend Leistung und viele Extras, nur auf 3D-Sound muss man verzichten.

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