TCLs neuer 4K-Einsteiger 65C815unterstützt HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Doch in welcher Qualität bringt er die Hochdynamik- Formate auf seinen Schirm?
Dass ein 65-Zöller für 1.050 Euro (im Netz bekommt man ihn sogar schon für 900) nicht spartanisch ausgestattet sein muss, beweist TCL mit dem 65C815: Der Flachmann mit Quantum- Dot-Technik und 100-Hertz-Panel unterstützt die Bild- und Tonformate HDR10+, Dolby Vision und Dolby Atmos, hat ein 2.1-Soundsystem von Onkyo an Bord und reagiert auch ohne Fernbedienung auf Sprachbefehle.
Von vorne ist der Flachmann nahezu rahmenlos, in der Tiefe kommt der hochwertige Metallrahmen um das Display auf gerade mal 10 Millimeter. Für einen stabilen Stand sorgen die drei Metallfüße. Der unter dem Bildschirm angebrachte Lautsprecher ist mit Stoff überzogen. Für eine Wandmontage beherrscht der 65-Zöller den VESAStandard 400 x 200 Millimeter.
Ausstattung & Praxis
Zumindest bei den Tunern hat TCL den Rotstift angesetzt. So sind die Empfänger für Kabel, Satellit und DVB-T2 nur einfach verbaut, was aber nicht tragisch ist, da es ohnehin keine USB-Aufnahme- Funktion gibt. Drei HDMI-Buchsen, zwei USB-Ports, ein „CI+“-Slot, ein optischer Audio-Ausgang sowie eine Kopfhörerbuchse sind hingegen standesgemäß. Gamer müssen jedoch auf Luxus wie ALLM und VRR sowie auf 120 Hertz bei 4K-Aufl ösung verzichten. Beim Betriebssystem setzt TCL auf Android 9.0, im Inneren werkelt ein Quadcore-Prozessor. Das Bedientempo ist ordentlich, bei Senderwechseln reagiert der 65-Zöller jedoch träge. Abgesehen von AppleTV sind fast alle wichtigen Apps an Bord, unter anderem Disney+, Netfl ix, Rakuten TV, Amazon Prime Video, Google Play Filme, DAZN, Spotify, Deezer und TuneIn. Wer gerne streamt, kann Smart phone-Inhalte per Chromecast, T-Cast oder Bluetooth übertragen. Die kostenlose T-Cast-App ist wirklich praktisch: Sie erlaubt das Spiegeln von Fotos, Videos und Musik, den flotten Zugriff auf YouTube-Clips sowie auf Apps.
Ein echtes Komfort-Feature ist die freihändige Sprachsteuerung. „OK, Google“ genügt, und der Fernseher reagiert, auch ohne dass man zur zweiten kompakteren Aluminium-Fernbedienung greift und hier die Mikrofon-Taste drückt. Das Mikrofon im 65C815 lässt sich über einen rückseitigen Schalter deaktivieren. Über Alexa kann man ebenfalls Kanäle wechseln, die Lautstärke verändern oder die Eingangsquelle festlegen, allerdings benötigt man dazu einen Amazon Echo oder Dot. Multimedia- Dateien greift der TCL von USB-Sticks, Mediaservern wie der Fritz!Box oder der PC-Festplatte ab.
Für den Ton hat TCL ein 2.1-Soundsystem von Onkyo mit nach vorne gerichteten Lautsprechern und einem Basslautsprecher auf der Rückseite des Fernsehers integriert. Die Ausgangsleistung der Zwei-Wege-Box liegt bei zwei mal 10 Watt plus 15 Watt für den Tieftöner. Sehr gut gefällt uns die in der Intensität anpassbare Sprachverständlichkeit. Musik erklingt nicht mit brachialer Dynamik, aber recht füllig und mit akzeptablem Bass.
Tiefton- und Surroundsound-Stärke kann man ebenfalls an die eigenen Wünsche anpassen. Bei höheren Pegeln verliert der 65C815 ein wenig an Klarheit. Deutliche akustische Unterschiede bescheren die sieben Klangmodi. Bei Dolby-Atmos-Titeln arbeitet der 65-Zöller Raumklangeffekte recht plastisch heraus. Für einen Flat-TV der 1.000-Euro-Klasse ist die Klangperformance überzeugend.
Bildqualität
Im alltäglichen TV-Betrieb macht der Apparat eine gute Figur. Das Bild ist scharf, die Farben sind im „Standard“-Modus natürlich, die Plastizität ist ordentlich. Bei HD-Sendern ist kein RLED-Backlight Schwächen. Sein Display ist ungleichmäßig ausgeleuchtet, speziell die Ecken sind aufgehellt, bei seitlicher Betrachtung verstärkt sich dieser Effekt. Im oberen Pauschen zu erkennen. Für ein Fußballspiel kann man getrost den „Sport“-Modus verwenden, jetzt haben Rasen und Trikots ordentlich Dampf, ein wenig Intensität kann man bei Bedarf rausnehmen, damit das Szenario realistischer wirkt. Beim Kick zwischen zwei Teams mit schwarzen und weißen Trikots bemerkt man sofort den stolzen ANSI-Kontrast von 1.100:1. Wer höchste Heimkino-Ansprüche hat, muss beim 65C815 allerdings mit einigen Defiziten leben.
So schön es auch ist, dass der Chinese mit HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision alle HDRFormate draufhat: Es mangelt an Helligkeit. Im „Kino“-Setup, das die beste Farbreproduktion liefert (optimale Farbtemperatur „Warm“ mit 5.949 Kelvin), sind maximal 365 Candela drin, mit „Dynamisch“ kommt man auf 414 Candela. Auch bei der Schwarzdarstellung offenbart der QLED mit Edge-anel-Bereich unseres Testgerätes ist zudem ein dünner heller Streifen zu sehen. Echtes Schwarz ist eine Illusion, mehr als ein dunkles Grau klappt nicht, obwohl TCL eine Fülle an Bildoptionen wie „Schwarzstufe“, „Dynamischer Kontrast“ und „Schwarz-Erweiterung“ bereitstellt.
Die Bewegungsdarstellung wiederum ist zufriedenstellend („LED Motion Clear“ aktivieren), abgesehen von punktuellen, ganz dezenten Rucklern sind Kamerafahrten angenehm ruhig. Zudem skaliert der Flat-TV sauber hoch, Blu-ray- Bilder wirken scharf und harmonisch und sind mit schöner Raumtiefe versehen. Zu weit außen sollte man beim 65C815 allerdings nicht sitzen, auch Blickwinkel von oben quittiert er mit nachlassender Strahlkraft und verblassenden Farben.
Der Testbericht TCL 65C815 (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 1050 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Gutes TV-Bild, ordentlicher Ton und mit Dolby Vision, Dolby Atmos, Disney+ und Sprachsteuerung sehr gut ausgestattet: Der TCL 65C815 bietet ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis, Helligkeit und Schwarzdarstellung sind hingegen suboptimal.
Jochen Wieloch