OLED und Quantum Dots: Im XR-65A95K kombiniert Sony beide Bildschirmtechnologien. Der Flachmann fällt zudem durch seine extravagante Optik auf – der markante Fuß lässt sich sowohl vor als auch hinter dem Display montieren.
Der 3.300 Euro teure XR-65A95K von Sony ist nicht nur optisch ein außergewöhnliches Gerät – dazu gleich mehr. Eine Besonderheit verbirgt sich auch im Inneren des Displays. Denn der 65-Zöller ist zwar ein OLED, aber nicht nur das. Die Japaner vertrauen zusätzlich auf Quantum Dots, also auf winzig kleine Nanopartikel, die wie ein Filter die LED-Hintergrundbeleuchtung überziehen. Mehr zur Funktionsweise erfahren Sie im entsprechenden Kasten.
Schon beim mühsamen Herauswuchten des A95K aus seiner Transportkiste wird deutlich: Dieser Flachmann ist mit knapp 41 Kilo ganz schön schwer. 13,9 Kilo davon bringt allein der mächtige Fuß auf die Waage. Dieser ist so breit wie der Fernseher selbst – damit der Flat-TV an den Seiten nicht in der Luft hängt, sollte das Sideboard oder TV-Möbel also mindestens 145 Zentimeter breit sein. Sony bietet zwei Montage-Möglichkeiten. Im Frontposition-Stil wird der Fuß im Rücken des Flachmanns installiert. So sieht man nur das leicht nach hinten angewinkelte Display (Foto oben), wird nicht abgelenkt und kann sich voll und ganz auf den Bildschirm mit dünnem Metallrahmen konzentrieren. Wer den XR-65A95K möglichst nah an eine Wand stellen möchte, entscheidet sich für die Rückposition. Jetzt ragt der Fuß in den Raum. Inklusive Anschlüssen kommt der Apparat gerade mal auf eine Tiefe von etwas mehr als 4 Zentimeter. Natürlich kann der 65-Zöller auch ohne Fuß genutzt werden – dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter ist eine Wandmontage möglich. Verarbeitung und Materialgüte des QD-OLEDs sind top. Die Rückseite ist komplett verkleidet, Kabel lassen sich sauber nach außen verlegen. Auch wenn der TV frei im Raum steht, punktet er durch eine aufgeräumte Rückwand. Diese besteht zu 85 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Für den kleineren 55-Zöller der A95KSerie, den wir bereits letztes Jahr getestet haben, verlangt Sony übrigens 2.300 Euro.
Ausstattung & Bedienung
Wie erwartet ist der Spitzen-OLED von Sony auch exzellent ausgestattet. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, so genießt man bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte freie Senderwahl, Time-Shift unterstützen die Japaner allerdings nach wie vor nicht. Ist der Flat-TV ins Internet eingebunden, lassen sich viele Sendungen bei den Öffentlich-Rechtlichen jedoch nach einem Druck auf die blaue Taste der Fernbedienung von vorne starten. Sony legt dem A95K gleich zwei Signalgeber bei. Die einfache Kunststoff-Fernbedienung ist mit Zifferntasten ausgestattet, um direkt einen gewünschten Sender auszuwählen. Das höherwertige Modell mit Metalloberfläche und beleuchteten Tasten verzichtet auf separate Ziffern. Die Streamingdienste Bravia Core, Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video lassen sich direkt starten. Durch eine spezielle Beschichtung sind die Tasten weitgehend immun gegen Verschmutzung. Praktisch: Hat man den Steuerstab verlegt, so lässt sich dieser mittels Sprache über den Sony-TV suchen – durch Piepen und Blinken weiß man sofort, wo die Fernbedienung liegt. Als Sprachassistent wird Google Assistant direkt über ein Mikrofon im Fernseher unterstützt, Alexa-fähige Geräte sind kompatibel.
Zwei der vier HDMI-Buchsen beherrschen mit Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM) und 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz alle HDMI 2.1-Spezifikationen. Wer will, kann den XR-65A95K als Center-Lautsprecher in ein Heimkino-System einbinden. Eine Besonderheit ist die ab Werk mitgelieferte Bravia Cam. Diese passt unter anderem die Sound- und Bildeigenschaften des Fernsehers über die Position des Zuschauers an, erlaubt eine Bild- und Klangkalibrierung, aktiviert den Energiesparmodus beim Verlassen des Raums und gestattet Videokommunikation. Außerdem verfügt sie über eine Näherungswarnung. Nachdem per Software-Update jetzt auch die Gestensteuerung verfügbar ist können wir getrost festhalten: Die Kamera ist ein nettes Feature, aber überflüssig. Man probiert sie am Anfang mal voller Neugierde aus, nutzt sie später aber wahrscheinlich nie mehr. Hebt man die Hand, dauert es einen Tick, bis die Kamera diese erkannt hat. Dies funktionierte im Test recht zuverlässig. Anschließend kann man durch einen Richtungswechsel oder eine bestimmte Geste unter anderem die Lautstärke ändern, Videos pausieren und wieder abspielen oder den Fernseher ausschalten. Schön, dass dies klappt. Aber per Fernbedienung ist man deutlich schneller. Auch die Bild- und Tonoptimierungen sind bestenfalls marginal, im Test für uns aber nicht feststellbar.
Das Arbeitstempo des 65-Zöllers ist ausgezeichnet. Apps starten super flott, Menüwechsel gelingen ohne spürbare Verzögerung. Möglich macht dies der Cognitive Processor XR, der das menschliche Auge beim Fokussieren imitiert, um aus Aufnahmen mehr Details, Plastizität, Farben und Kontraste herauszukitzeln. Eine umfangreiche Datenbank stellt dem QD-OLED bei schwierigen Darstellungen und zum Hochskalieren passende Vorlagen bereit, um Details und möglicherweise verloren gegangene Strukturen gekonnt zu rekonstruieren. Um höhere Helligkeiten aus seinem Panel herauszukitzeln hat Sony das Wärme-Management des 65-Zöllers optimiert. Eine spezielle Wärmediffusionsschicht ist dazu in der Lage, entstandene Wärme abzuleiten. Außerdem ist ein Temperatursensor an Bord.
Der Bedienkomfort des XR-65A95K ist ausgezeichnet. Möglich macht dies Android 10 in Verbindung mit Google TV als Benutzeroberfläche. Diese ist optisch sehr ansprechend, ermöglicht intuitiven Zugriff auf alle wichtigen Funktionen und beheimatet ein riesiges App-Portal, das nicht nur Streaming-Fans glücklich macht. Ob Disney+, Amazon Prime Video, Apple TV+, RTL+, DAZN, WOW, HD+ oder Joyn, geht nicht, gibt‘s auf dem Sony nicht. Auch in den Bereichen Musik, Spiele und Nachrichten schneidet der Japaner richtig gut ab. Zum kabellosen Streamen von Mobilgeräten unterstützt er neben Bluetooth und Chromecast auch AirPlay 2.
Bild- und Tonqualität
Farblich ist der Sony ein echter Knaller. Selbst im besten „Kino“-Modus, in dem es naturgemäß etwas zurückhaltender zugeht, beschert der 65-Zöller eine enorm hohe Dynamik und Farbintensität. Naturdokus und Aufnahmen von Weltmetropolen strotzen nur so durch super reine Farben, leuchtendes Grün, strahlendes Blau und funkelnde Goldtöne, die generell besonders schwierig darzustellen sind. Wir genießen die exzellente Detailfreude in Unterwasseraufnahmen, am Strand oder in Hausfassaden: Feinste Strukturen arbeitet der Sony heraus, einzelne Sandkörner oder Wasserblasen werden greifbar. Noch plastischer werden die Aufnahmen im „Brillant“-Modus – jetzt liefert der Flachmann eine brutale Schärfe.
Sowohl im „Brillant“- als auch im „Standard“-Setting knackt der Sony jeweils knapp die 1.000 Candela-Marke – 1.007 Candela sind hier drin. Im farblich besten „Kino“-Modus ist der Fernseher mit bis zu 960 Candela nicht wesentlich dunkler. Im Vergleich zu vielen herkömmlichen OLEDs, die bei zunehmendem Weißanteil mit einem deutlichen Einbruch der Panel-Strahlkraft zu kämpfen haben und bei vollflächigem Weiß oft deutlich unter 200 Candela sacken, schneidet der Sony besser ab. 335 Candela erzielt er im „Kino“-Modus bei 50-prozentigem und 230 Candela bei 100-prozentigem Weißanteil. Mit 6.900:1 fällt sein ANSI-Kontrast überzeugend aus, wobei wir hier bei Mitbewerbern durchaus auch schon zweistellige Werte vor dem Doppelpunkt ermittelt haben.
Bei der Schwarzdarstellung merkt man, dass der XR-65A95K die OLED-Technik nutzt. Dunkler und satter geht es nicht. Aufhellungen um weiße Objekte verkneift sich der Flachmann nahezu vollständig, und bei der Blickwinkelstabilität können wir nur den Hut ziehen: Farben bleichen erst bei derart seitlichen Sitzpositionen aus, wie man sie im TV-Alltag normalerweise nie einnimmt. Bewegungen stellt der QD-OLED geschmeidig dar, und die dreieckigen Subpixel führen nur zu minimal gezackten diagonalen Linien, wenn man sich extrem nah vor das Display setzt und diese bewusst sucht.
Für kontrastreiche Darstellungen unterstützt der Sony HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Die Netflix-Doku-Reihe „Unser Planet“ fasziniert in den Dolby-Vision-Settings „Hell“ bzw. „Dunkel“ mit kraftvollen, aber dennoch realistischen Farben, feinsten Farbabstufungen und einer extrem authentischen Wiedergabe. Auch wenn diese im Setup „Brillant“ leidet: Uns begeistert, wie der A95K jetzt geradezu mit einer Portion Größenwahn an den Reglern für Dynamik, Raumtiefe, Schärfe und Leuchtkraft schraubt.
Klanglich überzeugt der Sony ebenfalls, speziell bei actionreichen Filmen fühlt man sich vom 60 Watt starken 2.2.2-Audiosystem mit Dolby Atmos akustisch schön in die Handlung reingezogen und tonal kraftvoll umhüllt. Das liegt an der Technologie Acoustic Surface Audio+, die dafür sorgt, dass der Ton durch vibrierende Aktuatoren direkt aus dem Bildschirm kommt. Außerdem punktet der 65-Zöller durch virtuell erzeugten seitlichen und vertikalen Surround-Sound. Stimmen gibt der Flachmann mit hervorragender Klarheit wieder. Bei Musik darf es gerne etwas lauter zugehen, der Japaner bleibt recht souverän, ohne akustisch zu verzerren. Sein
Bassfundament ist solide.
Der Testbericht Sony XR-65A95K (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3.300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der XR-65A95K bildet aktuell im Sony-Sortiment die Speerspitze der Bildqualität: hell, leuchtstark, farbenfroh, mit sattem Schwarz und exzellenter Blickwinkelstabilität. Außerdem punktet der Flat-TV bei Optik, Ausstattung, Bedienkomfort und Ton.
Jochen Wieloch