Sony KD-75ZH8 (Test)

0

Sony legt beim Thema 8K nach: Der KD-75ZH8 bietet nicht nur die derzeit maximale Pixelstruktur, sondern begeistert durch enorme Helligkeit und sattes Schwarz.

Mit dem 7.000 Euro teuren KD-75ZH8 baut Sony seine 8K-Flotte aus. Nach dem ZG9 (Test in Ausgabe 7-2019) ist der ZH8 der zweite LCD-Fernseher der Japaner, der mit 7.680 x 4.320 Pixeln protzt. Dabei kommt eine Full-Array-Local-Dimming-Technologie zum Einsatz. Neben dem 75- ist auch ein 85-Zöller für 10.000 Euro erhältlich. Damit liegt der KD-85ZH8 mittlerweile preislich exakt auf dem Niveau des KD-85ZG9. Dessen 98-Zoll- Version sprengt mit 80.000 Euro jedoch noch immer jeglichen Rahmen.

Flexibel: Besitzer eines schmaleren TV-Tischs können die beiden Füße des 75-Zöllers weiter innen montieren oder optional außen wie auf dem Aufmacherbild zu sehen.

Beim ZH8 erkennt man von vorne gerade mal einen 3 Millimeter dünnen Metallrahmen. In der Tiefe kommt der knapp 48 Kilo schwere TV-Bolide immerhin auf stattliche 8,4Zentimeter. Sehr praktisch sind die flexiblen Metallfüße. Diese lassen sich entweder ganz außen am Rahmen oder weiter mittig mit einem geringeren Abstand von 63 Zentimetern montieren, damit der Riese auch auf schmaleren Sideboards Platz findet.

Eine Besonderheit des Sony-Fernsehers sind die beiden seitlichen Anschlussklemmen. So kann der 75-Zöller in ein Heimkinosystem als Center eingebunden werden.

Ausstattung & Praxis

Beim Prozessor vertraut Sony nach wie vor auf den X1 Ultimate Prozessor, der nicht nur beim ZG9, sondern auch bei 4K-Spitzenmodellen zum Einsatz kommt. Der Hersteller setzt dabei auf eine 8K-Datenbank, um 4K- und 2K-Bilder auf die maximale Auflösung hochzuskalieren. Skalieren ist das Stichwort, das für die meisten Käufer des KD-75ZH8 in nächster Zeit in Frage kommen wird. Denn wie wir im Test erfahren mussten, ist das Zuspielen von nativem 8K-Material ein Problem. Während wir bei den 8K-Mitbewerbern Samsung und LG unsere Testsequenzen mit 7.680 x 4.320 Bildpunkten per USB-Stick zur Verfügung stellten, ist dies beim Sony nicht möglich. Auch 8K-YouTube-Clips werden nur mit 4K-Auflösung abgespielt. Ob es ein Software- Update für die 8K-Wiedergabe per USB bzw. You-Tube geben wird, konnte Sony uns auf Nachfrage nicht sagen. So ist eine der HDMI-Buchsen aktuell der einzige Weg, um 8K-Material auf den Flat-TV zu transportieren.

Kommunikations-Profi : Mit „Hi, Google“ kann man den KD-75ZH8 direkt ansprechen, um beispielsweise in YouTube-Videos zu stöbern.

In Ermangelung eines 8K-Players können wir in unserem Bildtest lediglich bewerten, wie gut der Sony 4K-Inhalte verarbeitet. Für Konsolenspieler wichtig: Der ZH8 unterstützt per HDMI 120 Vollbilder bei 4K- und 60 Vollbilder bei 8K-Aufl ösung. Auf die HDMI-2.1-Features Auto Low Latency Mode (ALLM) und die Variable Refresh Rate (VRR) muss man hingegen nach wie vor verzichten. Die drei Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils als Twin-Version ausgelegt, TV-Aufnahmen gelingen auf USB-Festplatten, Time-Shift mittels externem Datenträger klappt nach wie vor nicht – einen Ausweg stellen wir Ihnen auf der nächsten Seite oben vor.

Bewährt: Android 9.0 stellt zahlreiche Apps und TV-Sender auf einen Blick dar. Beim Sony gelingt die Bedienung sehr zügig, Apps starten angenehm fl ott.

Als Betriebssystem kommt das inzwischen ausgereifte Android 9.0 mit intuitiver kachelartiger Oberfläche zum Einsatz. Der Bedienkomfort ist speziell dank der „Schnelleinstellungen“ hoch, Apps starten rasend schnell, nur bei Senderwechseln und Aufnahmen dürfte der Sony gerne einen Zahn zulegen.

Das App-Angebot ist vielseitig, Disney+ ist bereits verfügbar, Apple TV soll bald folgen. Smartphone-Streaming gelingt im Zusammenspiel mit dem ZH8 sehr komfortabel, denn dieser unterstützt neben AirPlay 2 und Chromecast auch Bluetooth und die Gratis-App „Video & TV Side- View“. Auch beim Thema Sprachsteuerung ist der 75-Zöller voll auf der Höhe der Zeit. Den Google Assistant startet man per Zuruf ohne einen Druck auf die Mikrofontaste der hochwertigen und handlichen Fernbedienung mit hinterleuchteten Tasten. Zudem ist der Smart-TV kompatibel mit Google Home und Alexa-Geräten wie dem Echo. Professionelle Anwender können den Apparat detailliert kalibrieren, denn der Fernseher ist Calman-fähig.

Sony verzichtet seit Jahren auf eine Time-Shift-Funktion per USB-Festplatte, um das aktuelle TV-Programm anzuhalten und später fortzusetzen, etwa nach einem Telefonat oder einem Gang zum Kühlschrank. Ist der KD-75ZH8 ins Internet eingebunden, genügt bei einigen Sendern jedoch ein Druck auf die blaue Taste der Fernbedienung. So kann man die laufende Sendung nicht nur von vorne starten, sondern auch nach vorne spulen und pausieren. Möglich ist dies bei öffentlichrechtlichen Programmen und dritten Kanälen wie ARD, ZDF, ZDFinfo, ZDFneo, 3sat, Arte, ARD-alpha, One, NDR, BR, HR, MDR, SWR, WDR und rbb.

Alles auf Anfang: Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen kann man TV-Sendungen durch einen Druck auf die blaue Taste von vorne starten.

Bildqualität

Bezüglich der Bildqualität reißen die guten Nachrichten nicht ab: Der KD-75ZH8 ist nicht nur extrem hell , sondern glänzt auch durch sein unwahrscheinlich tiefes Schwarz. Wir checken dies anhand der schwarzen Kapiteleinblendungen der Blu-ray „Deutschland von oben“. Hier zaubert der Sony eine absolut homogene und tiefschwarze Fläche ohne kleinste Hinterleuchtungen.

Der KD-75ZH8 gehört zu den hellsten Fernsehern am Markt. Im „Kino“-Modus für die exakteste Farbreproduktion schafft er in Spitzlichtern beeindruckende 1.845 Candela. Bei 50-prozentigem Weißanteil sind es 927, bei vollfl ächiger Weißdarstellung immer noch 737 Candela. Letzteren Wert kriegen OLEDs gerade mal bei 10-Prozent-Feldern hin. Aktiviert man den „Brillant“- Modus, knackt er sogar die 2.000-Candela-Marke (2.060 Candela). HDR-Material wirkt entsprechend lebendig und farbenfroh auf dem Triluminos-Display. Während HLG, HDR10 und Dolby Vision unterstützt werden, fehlt das Format HDR10+.

HDR-Vielfalt: Bei Dolby-Vision-Titeln kann der Zuschauer zwischen den Settings „Dolby Vision Dunkel“,„Dolby Vision Hell“ und „Brillant“ wählen.

Für Netflix-Streifen bietet der TV den speziellen Netflix Calibrated Mode. Wird dieser ausgewählt, sollen Netfl ix-Originalproduktionen auf dem Fernseher genauso wie auf den Monitoren im Studio wiedergegeben werden. Außerdem ist der ZH8 für IMAX-Enhanced-Inhalte optimiert. Dabei handelt es sich um ein von IMAX und DTS kreiertes Gütesiegel für bessere Bilder und optimierten Ton. Bisher sind aber nur sehr wenige kompatible UHD-Blu-rays erhältlich.

Für maximale Authentizität: Im Modus „Netfl ixkalibriert“ wird der Streifen so gezeigt, wie ihn sich der Regisseur beim Dreh vorgestellt hat.

Filmbalken sind super dunkel und lassen absolut kein Licht durch. Auch die weißen Schrifteinblendungen oder das weiße Pausen-Symbol des Blu-ray-Playerssind frei von Lichthöfen – zumindest bei frontaler Draufsicht. Schaut man seitlich oder von oben, so hellt die Umgebung auf. Diesen Effekt kann man jedoch auf ein Minimum beschränken, indem man die „Autom. lokale Dimmung“ auf „Hoch“ und den „Schwarzwert“ auf um die 45 stellt.

Keine 100 Prozent erreicht der ZH8 im DCI-P3-Spektrum lediglich bei Grün. Alle anderen Farben gehen bei unserer Messung nahezu bis ans Limit.

Der ANSIKontrast liegt bei 1.200:1. HDR-Titel sind ob der hohen Leuchtkraft ein Genuss. Selbst in sonnendurchfl uteten Zimmern erhält man dank „Brillant“-Modus ein detailreiches Bild. Im Netflix-Streifen „Tyler Rake: Extraction“ gefällt die feine Durchzeichnung in vielen düsteren Szenen. Obwohl es in dem Action-Film häufi g sehr hektisch zugeht, bleibt der 75-Zöller ganz ruhig und souverän. Unseren Bewegungscheck mit Testsequenzen aus „Die Nordsee von oben“ meistert der Sony mit Bravour („Motionflow“ auf „Anwender“, „Glätte“ auf „2“). Hochhaus und Leuchtturm von Büsum ziehen geschmeidig vorbei, diagonale Kanten bleiben frei von Ausfransungen. Farben wirken generell sehr realistisch. In der Nahaufnahme eines Fischkutters sieht man jedes Detail der hölzernen Beplankung, Risse, Kratzer, Maserungen, dazu unterschiedlichste Brauntöne.

Minimale Rot-Schwäche: Nur bei den Mischfarben im Rot-Bereich weicht der Sony leicht von der Zielvorgabe ab, die anderen Messwerte stimmen ganz präzise.

Wie ist es um die Skaliereigenschaften bestellt? SD-Material bleibt SD-Material, da kann der Sony dezentes Rauschen und fehlende Tiefe nicht wegzaubern. Die Bilder von HDSendern und Blu-rays sind hingegen sehr homogen, scharf und plastisch,wenn man mindestens 1,5 Meter vom ZH8 entfernt sitzt. Unterschiede zu einem 4K-Panel sind allerdings nicht zu erkennen. Bei Inhalten von UHDBlu- ray sind einzelne Pixel ab etwa einem Meter nicht mehr sichtbar. Bei nativem 8K-Material kann man normalerweise fast unmittelbar bis an das Display herangehen, ehe die Pixelstruktur auffällt. Die Tiefenwirkung auf dem Display des ZH8 ist mit 4K-Filmen nicht ganz so herausragend, wie sie beispielsweise auf Samsungs GQ75800T mit nativem 8K-Material erzielt wurde (Test in 7-2020). Leider können wir aus eingangs erwähnten Gründen nicht beurteilen, wie sich der Sony mit 8K-Streifen schlägt. Eine Bestnote können wir ihm hingegen für seine Blickwinkelstabilität vergeben.

EPG für Ästheten: Im Elektronischen Programmführer fi ndet man sich auf Anhieb zurecht, hier kann man auch direkt TV-Aufnahmen programmieren.

Farben verlieren erst minimal an Intensität, wenn man weit seitlich der zentralen Frontachse Platz nimmt. Das sogenannte X-Wide-Angle-Panel muss sich hier vor OLED-Mitbewerbern nicht verstecken.

Tonqualität

Klanglich agiert der 75-Zöller mit „Acoustic Multi Audio“. Dabei sorgt ein schwingender Rahmen- Hochtonlautsprecher dafür, dass der Klang der Handlung folgt. Die 60 Watt Ausgangsleistung verteilt sich auf zwei Mittelton-, zwei Hochtonlautsprecher und zwei rückseitige Subwoofer. Sony berücksichtigt bei der Sound-Wiedergabe zudem die individuelle Raumgestaltung und optimiert entsprechend den Klang.

App-Auswahl: Bei Video- und Musik-Portalen ist der 75-Zöller reich bestückt. Mit Tidal, Deezer, Spotify und Google Play Music stehen Millionen Songs bereit.

Die Sprachverständlichkeit ist ausgezeichnet. Effekte wie die Schießerei im dritten Kapitel von „Kingsman“ sind füllig und heben sich von den anderen Klangebenen ab. Bei Dolby-Atmos- Titeln werden solche Effekte im Raum greifbar. Im „Musik“-Modus spielt der KD-75ZH8 breit und recht dynamisch. Wenn man den „Raumklangeffekt“ ein wenig reduziert, wird die Darbietung auch bei höheren Pegeln noch präziser.

Der Testbericht Sony KD-75ZH8 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 7000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 sehr gut

Nicht nur von seinen Dimensionen her, sondern auch bildlich und klanglich ist der KD-75ZH8 ein Riese. Er begeistert durch extreme Helligkeit und gleichzeitig perfektes Schwarz. Wünschenswert ist allerdings, dass 8K-Inhalte künftig auch per USB und aus dem Internet zugespielt werden können.
Jochen Wieloch

Antworten