Samsung GQ65QN90C (Test)

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Mit dem 3.400 Euro teuren GQ65QN90C schickt Samsung seinen zweitbesten 4KLCD- Fernseher des Jahrgangs 2023 ins Rennen. Darüber thront mit 3.840 x 2.160 Pixeln nur die QN95C-Serie. Während das 4K-Flaggschiff neben Quantum-Dot-Technologie (siehe Interview) tausende Mini-LEDs in 1.344 Dimming-Zonen (48 x 28) aufteilt, sollen es beim hier getesteten QN90C nur halb so viele sein. Der koreanische Hersteller macht traditionell ein Geheimnis aus dieser Zahl. Optisch unterscheidet sich der 65-Zöller kaum von früheren Samsung-TVs. Der etwas neu geformte Metallfuß in Carbon Silber trägt die offizielle Bezeichnung „Sharp Neck Hexagon“ und erklärt damit die sechseckige Form. Dank Mini-LEDs ist der reine Bildschirm nur 1,2 Zentimeter dünn, was für einen LCD-Apparat ein beachtlicher Wert ist. Mit Anschlüssen kommt der Flachmann auf knapp 2,6 Zentimeter. Die VESA-Norm 400 x 300 Millimeter erlaubt die Wandmontage des dann ohne Fuß 24,2 Kilo schweren Flat-TVs. Optional zum 65-Zöller gibt es den QN90C in 43, 50, 55, 75 und 85 Zoll zu Preisen zwischen 1.700 und 7.000 Euro.

Ausstattung und Praxis
Ausgeliefert wird der GQ65QN90C ohne externe Anschlussbox, sie bleibt dieses Jahr den 8K-TV-Käufern vorbehalten. Die TV-Empfänger für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut. Gut für alle, die Sendungen auf USB-Festplatte aufzeichnen. So kann man beispielsweise das Sportstudio im ZDF schauen und parallel einen Film im Ersten aufzeichnen. Im flotten Prozessor Neural Quantum Prozessor 4K nutzen die Koreaner wie die meisten Mitbewerber natürlich auch die Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI). 20 neuronale Netze unterstützen den Flachmann beim Hoch skalieren von jedem Inhalt auf 4K-Auflösung, der Prozessor lernt zudem Bild für Bild dazu und versucht, sich bestmöglich an jegliche Sehbedingungen anzupassen.

In den „Einstellungen des intelligenten Modus“ hat Samsung diverse smarte Funktionen für automatische Bild- und Ton-Optimierungen hinterlegt. „Adaptives Bild“ verbessert die Bildwiedergabe unter anderem in Abhängigkeit vom Lichtpegel im Raum. Der „EyeComfort“-Modus berücksichtigt die Sehvorlieben des menschlichen Auges zu bestimmten Tageszeiten und betont abends wärmere Farben, während zugleich die Helligkeit reduziert wird. Mit „Aktiver Sprachverstärker“, „Adaptiver Ton+“ und „Adaptive Lautstärke“ werden Stimmen hervorgehoben, Audioinhalte und räumliche Gegebenheiten analysiert und die Lautstärke basierend auf dem eigenen Nutzungsmuster angepasst. Während der 65-Zöller Dolby Atmos unterstützt, ist Dolby Vision immer noch Fehlanzeige. An HDR-Formaten steht neben HLG und HDR10 auch HDR10+ sowie HDR10+ Adaptive zur Verfügung.

Kompakt und übersichtlich: Samsung setzt bei den meisten Tasten auf eine Doppelbelegung. Dadurch ist die
Oberfläche extrem aufgeräumt. Geladen wird der Signalgeber per Sonnen- oder Kunstlicht.

Beim Thema HDMI-Anschlüsse gehen die Koreaner hingegen keine Kompromisse ein. Alle vier Ports erfüllen mit ALLM (Auto Low Latency Mode), VRR (Variable Refresh Rate) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz die 2.1-Spezifikationen. Gamer freuen sich über den Support von HGiG und FreeSync Premium Pro. Als Eingabeverzögerung nennt Samsung 6,5 Sekunden. Dank „Motion Xcelerator Turbo Pro“ können Spiele in 4K sogar mit bis zu 144 Hertz dargestellt werden. Und im „Gaming Hub“ bündelt der Flachmann den Zugang zu Cloud-Gaming-Plattformen, zu Konsolenspielen und diversen Spiele-Apps.

Intuitiv: Samsungs Tizen-Oberfläche zeigt die wichtigsten Apps auf einen Blick und bietet Zugriff auf alle
relevanten Einstellungen und Zusatz-Funktionen.

Alles da: Twin-Tuner, vier HDMI-Ports mit Standard 2.1 und USB-Anschlüsse für TV-Aufnahmen und Time-Shift – der 65-Zöller bietet zahlreiche Annehmlichkeiten.

Dank „Tap View“ ist es ein Kinderspiel, Smartphone-Inhalte auf den Samsung zu spiegeln. Voraussetzung: Das Mobiltelefon unterstützt NFC (Near Field Communication). Dann genügt es, das Smartphone an den Rahmen des GQ65QN90C zu halten. Bildschirmgröße und -position kann man blitzschnell ändern. Extrem viele Optionen bietet die für iOS und Android kostenlos erhältliche App „SmartThings“. Über diese steuert man nicht nur den Flachmann und ruft den Ambient-Modus auf. Pfiffi g ist die Option, den 65-Zöller mittels Smartphone zu kalibrieren. Mit „Standardmodus“ und dem „Profimodus“ stehen zwei Optionen bereit.

Interessant ist zudem das Feature, über die App vom Fernseher auf ein Mobiltelefon zu streamen. Dies gelingt nicht nur mit TV-Inhalten, sondern sogar mit Blu-rays und Streamingdiensten. Probeweise mit Netflix, Amazon Prime Video und YouTube gab es in unserem Test keine Schwierigkeiten.

In beide Richtungen: Der Samsung gestattet das komplikationslose Spiegeln vom Smartphone auf den TV und vom 65-Zöller auf ein Mobiltelefon.

Die Tizen-Oberfläche punktet wie gehabt durch hohen Bedienkomfort und eine sehr übersichtliche Startseite. Apps, Medien, Spiele, angeschlossene Geräte, Einstellungen oder der Ambient-Modus, um den TV-Bildschirm in ungenutzten Pausen mit diversen Hintergründen zu verschönern: Alles ist von hier aus sofort zu erreichen. Das App-Angebot fällt üppig aus, Streamer kommen unter anderem mit Netflix, Amazon Prime Video, Disney, Apple TV+, WOW, Rakuten TV, Joyn, DAZN und HD+ auf ihre Kosten.

Im „Multi View“-Modus kann man beispielsweise YouTube-Clips, Smartphone- und Notebookinhalte oder Webcams sowie Live-TV in bis zu zwei Bereichen parallel auf dem Panel darstellen. Der flotte Mediaplayer zeigt Fotos und Videos auf Wunsch in 360-Grad-Ansicht. Das Feature „Workspace“ gestattet es, über den Fernseher auf Windows- oder Mac-Rechner zuzugreifen und unter anderem mit Microsoft 365 zu arbeiten. Tastatur und Maus lassen sich per USB oder Bluetooth verbinden. Als Sprachassistenten stehen Bixby und Amazon Alexa bereit. Die kompakte Fernbedienung kommt mit wenigen, weil zum Teil mehrfach belegten Tasten aus. Geladen wird der interne Akku per Sonnen- oder Kunstlicht bzw. über eine USB-Buchse.

Spiele-Paradies: Im Gaming Hub bündelt der 65-Zöller Spiele-Plattformen und Apps, um den GQ65QN90C in eine überdimensionale Konsole zu verwandeln.

Stylisch: Per Ambient-Modus hinterlegen die Koreaner permanent neue Hintergründe, die den Flachmann optisch ansprechend in Szene setzen.

Punktlandung: Mit Farben im SDR-Bereich hat der Samsung nicht die geringsten Probleme. Jede Messung ist ein präziser Treffer.

So geht HDR: Auch im DCI-P3-Spektrum läuft der Flat-TV zur Höchstform auf. In Verbindung mit der hohen Panelhelligkeit machen HDR-Darstellungen viel Spaß.

Bereits seit 2015 hat Samsung Fernseher mit Quantum Dots im Produktportfolio. Welche Vorteile bringt diese Display-Technik?

Auf den Punkt gebracht, bietet die Quantum-Dot-Technologie den Nutzerinnen und Nutzern eine besonders realitätsnahe Bildwiedergabe. Sie liefert präzise Farben und ermöglicht es, helle Bereiche differenzierter wiederzugeben. Hinzu kommt, dass sich das gezielte und präzise Dimming gut für die Wiedergabe kontrastreicher Inhalte eignet. Alles in allem entsteht so ein Bild, das von seiner Farbtreue, Plastizität und räumlichen Tiefe der Wirklichkeit nahe kommt. Die Quantum-Dot-Technologie ermöglicht auf diese Weise immersives Entertainment auf hohem Niveau. Das wurde bereits 2017 mit der 100-Prozent-Farbvolumen-Zertifizierung durch den VDE bestätigt. Seitdem haben wir die Technik stetig weiterentwickelt und im Zusammenspiel mit anderen Komponenten unserer TVs immer weiter angepasst.

Was war die wichtigste Verbesserung bei der Quantum-Dot-Technik seit ihrer Einführung?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es seit der Einführung der Quantum- Dot-Technologie immer wieder wichtige Meilensteine gab, die zu dem TV-Erlebnis geführt haben, wie wir es unseren Kundinnen und Kunden heute anbieten können. Lassen Sie mich aber zwei Beispiele herausgreifen. 2018 haben wir mit der Q900er-Serie die erste 8K-TV-Baureihe auf der IFA in Berlin vorgestellt. Hier zeigt sich eindrucksvoll, wie auf Basis der Quantum-Dot-Technologie verschiedene Weiterentwicklungen ineinandergreifen können und so zu einem beeindruckenden Entertainment-Erlebnis beitragen. Denn bereits in der ersten Q900er-Serie sorgte ein extra entwickelter Prozessor mit Künstlicher Intelligenz dafür, dass Inhalte nahezu in Echtzeit bezüglich Helligkeit, Farbe, Kontrast sowie Klang angepasst und auf 8K hochskaliert wurden.

Den zweiten Meilenstein, den ich exemplarisch hervorheben möchte, kann man als Quantensprung für die Quantum-Dot-Technologie bezeichnen. Die Einführung des Neo QLED im Jahre 2021. Bei dieser Technologie kommen Quantum-Mini-LEDs zum Einsatz, die rund 40-mal kleiner als ursprüngliche LEDs sind. Unsere Quantum-Matrix-Technologie ermöglicht es, die nah beieinanderliegenden Quantum-Mini-LEDs präzise anzusteuern – so entstehen sauber gestaffelte HDR-Bilder ohne Überstrahlungseffekte, mit satten Farben und satten Schwarzwerten.

Als erster TV-Hersteller setzt Samsung auch bei seinen OLED-Fernsehern auf Quantum-Dot-Technik. Sind die Vorteile aus Sicht von Samsung dieselben wie bei LCD-Modellen?

Die Frage lässt sich ganz einfach mit einem „ja“ beantworten. Denn ganz gleich, ob QLED oder OLED, die Quantum-Dot-Technologie ist entscheidend für eine hochwertige Bildqualität. Quantum Dot steht bei Samsung kategorieübergreifend für unser bestes TV-Erlebnis. Das gilt gleichermaßen für unsere Premium Neo QLED, unsere OLED-Fernseher, aber auch für unsere Lifestyle-TVs. Denn die Quantum-Dot-Technologie ist, seit ihrer Einführung im Jahr 2015, ein Booster für die Entwicklung des Samsung TV-Farberlebnisses. Dabei steht für uns Neo QLED an der Spitze, denn Neo QLED ist und bleibt unsere Meisterklasse, da hier kompromisslos unsere gesamten „State of Art“-Technologien einfließen. Für die Fans der OLED-Technologie bieten unsere OLED-TVs nicht nur beeindruckende Schwarzwerte, sondern kombinieren diese mit dem spektrumreichen und farbechten Samsung TV-Farberlebnis.

Für viele sind Micro-LED-Fernseher der heilige Gral im Display-Bereich, derzeit aber für die meisten noch unbezahlbar. Wann wird es den ersten 65-Zöller für unter 10.000 Euro geben?

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, Micro-LED-Fernseher live zu erleben, für den ist leicht nachvollziehbar, dass diese Spitzentechnologie für Technikenthusiasten einen neuen Maßstab gesetzt hat. Auch wenn wir das Micro-LED-Portfolio, wie alle unsere Techniken, konsequent weiterentwickeln, wäre es vermessen, zum jetzigen Zeitpunkt eine valide Prognose zu geben.

Antworten auf unsere Fragen nach günstigeren OLED-Modellen ohne Quantum-Dot-Technik, die ausbleibende Unterstützung von Dolby Vision und den Verzicht auf 8K bei OLED blieb uns der Hersteller leider schuldig.

Mike Henkelmann, Director Marketing Consumer Electronics, Samsung

Bildqualität
Beim GQ65QN90C müssen wir gar nicht auf unser Messergebnis warten: Schon direkt nach dem Einschalten und einem YouTube-Abstecher zu einer Naturdoku erkennen wir im „Standard“-Modus: Der Samsung ist extrem hell. Im Testraum ist die Beleuchtung noch eingeschaltet, das ist dem QLED allerdings egal: Sein Panel überstrahlt alles. Im „Dynamisch“-Modus spielt auch direktes Sonnenlicht keine Rolle, der Urlaubsfilm kann auf der nächsten Gartenparty gerne auf der Terrasse gezeigt werden. Verblüffend, wie gut der Bildschirm entspiegelt ist. Wir richten testweise den Lichtkegel einer Taschenlampe auf das Panel: Außer einem winzigen Lichtpunkt hinterlässt diese keinen störenden Eindruck. Die seitliche Blickwinkelstabilität des Flachmanns ist exzellent, Farben behalten ihre hohe Leuchtkraft und Dynamik nahezu bei. Für farblich optimale Resultate sollte man den „Filmmaker“-Modus einstellen – hier sind bis zu 1.900 Candela drin. Bei 50-prozentigem Weißanteil schafft es der Samsung in diesem Setting immer noch auf stolze 765 Candela, und bei vollflächiger Weißdarstellung liefert er 600 Candela. Im „Dynamisch“-Modus liegt offenbar noch ein Software-Bug vor, bei unserer 10-Prozentfeld-Messung ermittelten wir lediglich 350 Candela, wir gehen davon aus, dass der Koreaner die 2.000 Candela knackt. Beim ANSI-Kontrast hält sich der Koreaner nicht zurück: 5.800:1 sprechen eine deutliche Sprache. Womit wir automatisch beim Thema Schwarzdarstellung sind. Frontal von vorne betrachtet erzeugt der Flat-TV super sattes Schwarz, Aufhellungen um helle Objekte sind minimal, er agiert nahezu auf OLED-Niveau. Von der Seite betrachtet nehmen Blooming-Effekte äußerst dezent zu, nur wenn man gleichzeitig von oben auf das Display schaut sind diese etwas stärker. Generell gefällt uns die Homogenität der Ausleuchtung sehr gut.

Doppelpack: Links ein gestreamter TV-Sender über Samsung TV Plus, rechts die volle YouTube-Auswahl. Der Samsung stellt zwei Quellen parallel dar.

Smarter EPG: Der 65-Zöller analysiert mit der Zeit das Sehverhalten des Nutzers und unterbreitet dann personalisierte Programmvorschläge.

Die Kombination 4K-Auflösung und HDR ist für den Samsung der optimale Nährboden für maximalen Film- bzw. Serienspaß. „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auf Amazon Prime Video fasziniert – je nach Modus mehr oder weniger intensiv ausgeprägt – direkt zu Beginn mit extremer Detaildarstellung, natürlichen Farben und enormer Schärfe. In den grauen Felsen erkennt man kleinste Strukturen und dezente Moose, die Grashalme grenzt der Samsung präzise voneinander ab. Im fließenden Bach erweckt der 65-Zöller winzige Reflexionen zum Leben. Und Kameraschwenks gelingen bei Bedarf butterweich. Mit „Unschärfeminderung“, „Judder-Minderung“ und „LED Clear Motion“ stellt Samsung genügend Instrumente für individuelle Anpassungen zur Verfügung.

Tonqualität
60 Watt, 4.2.2-Konfi guration und Dolby-Atmos-Unterstützung: Das Soundsystem des GQ65QN90C muss sich hinter der tollen Bildqualität nicht verstecken. Filme und Actionstreifen unterlegt der 65-Zöller mit einem angenehm breiten und fülligen Klangteppich. Auch bei einem seitlichen Sitzplatz wird man tonal noch ausreichend umhüllt. Der Tonmodus „Verstärken“ verleiht der Akustik noch mehr Druck. Die Sprachverständlichkeit ist top, Stimmen gibt der Apparat sehr klar akzentuiert wieder. Wer sich eine kompatible Samsung-Soundbar zulegt, kann nicht nur den Bass, sondern auch die Plastizität steigern: „Q-Symphony“ erlaubt es nämlich, dass Fernseher und Klangriegel den Ton gleichzeitig wiedergeben.

Der Testbericht Samsung GQ65QN90C (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 3.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

91 Sehr gut

Extrem hell, tolles Schwarz, hoher Bedienkomfort, Top-Ausstattung und ansprechende Akustik: Der Samsung GQ65QN90C begeistert. Bis auf das Fehlen von Dolby Vision und dem etwas hohen Preis leistet sich der 65-Zöller keine Schwäche.

Jochen Wieloch

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