Sharp 75EQ3EA (Test)

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Dolby Vision, Dolby Atmos, DTS:X, Direct-LED-Backlight und 75 Zoll Diagonale zum Schnäppchenpreis: Ist der Sharp 75EQ3EA nur auf dem Papier oder auch im heimischen Wohnzimmer ein TV-Kracher?

75 Zoll für 1.600 Euro – Sharp hat mit dem 75EQ3EA einen preiswerten Flachbildfernseher mit Quantum-Dot-Technik auf den Markt gebracht. Das Gerät arbeitet mit direkter LED-Hintergrundbeleuchtung, verzichtet allerdings auf Dimmingzonen. Ungewöhnlich in dieser Preisklasse ist das Soundsystem von Harman Kardon mit Dolby-Atmos-, DTS Virtual:X- und DTS:XUnterstützung. Ebenfalls Pluspunkte sammelt der Sharp durch sein hochwertiges Vollaluminiumgehäuse und die gerippte Lautsprecherabdeckung. Um den Aluminium-Fuß auf der Gehäuserückseite festzuschrauben, ohne das 60-Hertz-Panel abzulegen, sollte man zu dritt sein – zwei halten den mit 27,4 Kilo nicht allzu schweren Fernseher, einer schraubt und bringt die entsprechenden Löcher in der Halterung mit etwas Kraft in die korrekte Position. Das 7,5 Zentimeter tiefe Gehäuse unterstützt für die Wandmontage die VESA-Norm 400 x 300 Millimeter. Der schwarze EQ3EA ist zusätzlich in 50, 55 und 65 Zoll zu Preisen zwischen 800 und 1.200 Euro erhältlich. Technisch identisch ist die Baureihe EQ4, die mit silberfarbenem Frontgrill ausgeliefert wird.

Ausstattung & Praxis
Sharp vertraut beim 75EQ3EA auf Android 11.0 als Betriebssystem. Das ist übersichtlich und einfach zu bedienen, das Arbeitstempo ist sehr ordentlich. Für kontraststärkere Darstellungen unterstützt der Flachmann HLG, HDR10 und Dolby Vision, lediglich HDR10+ fehlt. Beim Thema HDMI bewirbt Sharp zwar den Standard 2.1 – allerdings ist dies nicht ganz korrekt. Denn abgesehen vom Auto Low Latency Mode (ALLM) fehlen Variable Refresh Rate (VRR) und vor allem die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Wer gerne schnelle Spiele auf einem großen Bildschirm zum Leben erweckt, sollte sich möglicherweise nach einem anderen Fernseher umschauen. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind einfach verbaut, über eine Aufnahme-Option auf USB-Festplatte verfügt der Japaner nicht.

Im Doppelpack: Zum Lieferumfang gehören zwei Fernbedienungen. Der größere Sharp-Steuerstab stellt zusätzlich Zifferntasten bereit. Wer diese nicht benötigt, kann zur kleineren Fernbedienung greifen. Die untere
rechte Direktwahltaste zum Streamen ist in Deutschland leider ohne Funktion.

Dank Android schöpft man bei den Streaming-Apps aus dem Vollen: Unter anderem findet man hier Netflix, Amazon Prime Video, Google Play Filme, Apple TV+, DAZN, Disney+, Joyn, Magenta TV, RTL+ und Zattoo. Streamen vom Smartphone aus gelingt via Chromecast, Miracast und Bluetooth. Über kostenlose Remote-Apps wie „Universal Fernbedienung für TV“ kann man den 75-Zöller auch vom Mobilgerät aus steuern.

Mitgeliefert werden zwei Fernbedienungen aus Kunststoff. Die größere hat einen klassischen Ziffernblock, der kleinere Steuerstab richtet sich primär an Streamer und hat ebenfalls Direktwahltasten für Netflix, Amazon Prime Video und YouTube. Schade: Die vierte Taste für Freeview Play ist nur in Großbritannien zu gebrauchen und daher für deutsche TV-Zuschauer nutzlos. Als Sprachassistent steht Google Assistant zur Verfügung.

Zuverlässig: Mit Android 11.0 geht Sharp kein Risiko ein – das Betriebssystem läuft schnell und überzeugt durch hohen Bedienkomfort und moderne Optik.

Lückenhaft: Single-Tuner, keine USB-Aufnahme, kein HDMI 2.1 – in diesem Bereich büßt der preiswerte 75-Zöller von Sharp Punkte ein.

Als Android-Fernseher ist auch der Sharp dazu in der Lage, seinen Benutzern personalisierte Empfehlungen zu geben. Dies wird möglich, indem der Flachmann das Nutzerverhalten seiner Zuschauer immer besser kennenlernt und somit eine Ahnung hat, was gefallen könnte. Dazu muss man auf der Startseite zum Menüpunkt „Discover“ navigieren und sich mit seinem Google-Konto anmelden. Im Test hatten wir die Möglichkeit, die Apps Amazon Prime Video, Apple TV+, Disney+, Joyn, Rakuten Viki und Zattoo auszuwählen. Künftig durchforstet der 75EQ3EA dann diese Streaming-Plattformen und spricht personalisierte Empfehlungen aus.

Sixpack: Unter anderem stehen mit Amazon Prime Video, Apple TV+, Disney+ und Joyn sechs Apps für personalisierte Programmempfehlungen zur Verfügung.

Bild- und Tonqualität
Unser Bildcheck beginnt mit einer positiven Überraschung: Die über Netflix abrufbare HD-Dokumentation „Berlin und Brandenburg von oben“ sieht im „Standard“-Modus erstaunlich farbenfroh, scharf und kontraststark aus. Blaues Wasser, grüne Landschaft, rotbraune Klinkersteine von Gebäuden – die Farbintensität des 75EQ3EA weiß zu gefallen. Gesichter wirken mitunter etwas zu blass: Etwas Abhilfe schafft man, indem man die Farbtemperatur von „Standard“ auf „Warm“ und „Gamma“ von „Hell“ auf „Mittel“ ändert.

Beim Thema Schwarzdarstellung gerät der Sharp an seine Grenzen, sattes Schwarz kann er nicht. Von vorne ist Schwarz ein dunkles Grau, das links und rechts außen aufhellt. Von der Seite und mit zusätzlich leichtem Blick von oben mutiert das Grau zu einem ganz dezenten fleckigen Blau mit bräunlichen Pigmenten. Da hilft es auch nichts, „Hintergrundbeleuchtung“ und „Helligkeit“ zu reduzieren.

Erstaunlich präzise: Im SDR-Farbraum schneidet der Sharp nahezu perfekt ab. Keine Selbstverständlichkeit für einen Fernseher in dieser attraktiven Preisklasse.

Grün-Ausreißer: Im DCI-P3-Spektrum läuft die grüne Messung aus dem Ruder. Auch durch manuelles Eingreifen haben wir kein besseres Ergebnis erzielt.

Mit maximal 490 Candela im „Lebendig“-Modus liefert der Sharp das, was man von einem 1.600 Euro teuren TV-Riesen erwarten darf. 475 Candela sind es im „Film“-, 480 im „Standard“-Setting, die Leuchtkraft bleibt auch bei 100-prozentigem Weißanteil erhalten. Der ANSI-Kontrast fällt mit 1.200:1 ordentlich aus, mit „Warm“ und 6.455 Kelvin ist der 75-Zöller sehr präzise voreingestellt. Um bei HDR-Titeln von einer zusätzlichen Dynamik zu profitieren, muss man schon in den „Lebhaft“-Modus wechseln. Dann drückt der EQ3EA bei Farben und Kontrast etwas aufs Gaspedal, hat gegen teurere und deutlich hellere Displays aber natürlich keine Chance. Bei der Blickwinkelstabilität schlägt er sich recht wacker. Die Bildruhe und -souveränität kann mit Spitzengeräten ebenfalls nicht mithalten. Steht die „Motion Verbesserung“ auf „Effekt: Hoch“ überzeugt der Japaner jedoch mit einer guten Bewegungsdarstellung.

Das 30 Watt starke Zwei-Wege-Audiosystem mit nach vorne abstrahlenden Mittel- und Hochtönen sowie nach unten abstrahlenden Bässen stellt Stimmen klar und gut verständlich dar. Action reiche Inhalte und Effekte erweckt der Sharp recht räumlich und voluminös. Auch für ansprechende musikalische Darbietungen ist der Flachmann durchaus zu gebrauchen.

Der Testbericht Sharp 75EQ3EA (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1.600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

74 Gut

Wer ein riesiges TV-Bild, ordentliche Akustik und hohen Bedienkomfort zum attraktiven Preis sucht, macht mit dem 75EQ3EA vieles richtig. Kompromisse muss man bei Helligkeit, Schwarzdarstellung und Ausstattung hinnehmen – aber dafür kostet der 75-Zöller von Sharp auch nur 1.600 Euro.

Jochen Wieloch

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