Samsung GQ65QN90B (Test)

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Ob kleiner Hobbykeller oder riesiges Heimkino – den QN90B bietet Samsung in nahezu jeder passenden Größe an. Nicht nur für 2.050 Euro in 65 Zoll wie unser Testmuster, sondern zusätzlich mit Bildschirmdiagonalen von 43, 50, 55, 75 und 85 Zoll zu Preisen zwischen 1.200 und 4.500 Euro. Der 4K-Flachmann arbeitet mit Quantum-Matrix-Technologie, also mit QLEDs und mehreren tausend Mini-LEDs. Auf wie viele Dimming-Zonen diese verteilt sind, behalten die Koreaner traditionell für sich.

Das titanfarbene Gehäuse ist massiv verarbeitet und wirkt hochwertig. Ausnahme: Um das Netzkabel hinten von der Seite in die Buchse stecken zu können, müssen wir die Rückwand dezent in Richtung Panel drücken. Der Standfuß ist mit einem Gewicht von satten 7 Kilo enorm schwer. Mit knapp 2,6 Zentimeter fällt das Display inklusive Anschlüssen angenehm schlank aus, den kompakten Mini-LEDs sei Dank. Für die Wandmontage sind alle VESA-Halterungen kompatibel, die den Standard 400 x 300 Millimeter unterstützen.

Ausstattung und Praxis
Auf eine externe Anschlussbox verzichten die Koreaner beim GQ65QN90B. Stattdessen sind unter anderem die Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2, die Netzwerkbuchse, der „CI+“-Slot, der digitale Audioausgang und die vier HDMI-Ports im Geräterücken integriert. Letztere unterstützen alle den Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). Für Gamer mit entsprechenden Grafikkarten sind die Features FreeSync Premium Pro und HGiG für ruckelfreie Spiele mit hoher Dynamik von Interesse. Die Game Bar erlaubt es, gamingrelevante Einstellungen schnell zu kontrollieren und anzupassen.

Die Ausstattung fällt üppig aus. Dazu zählen ein Mediaplayer mit 360-Grad-Funktion, der „Multi View“-Modus, um Inhalte aus unterschiedlichen Quellen wie Live-TV, YouTube oder via Webcam bzw. Smartphone in zwei Bildbereichen darzustellen, Samsungs kostenloser TV-Streaming-Dienst TV Plus, Bluetooth, AirPlay 2 sowie die Möglichkeit, Inhalte vom Mobiltelefon per NFC-Technologie (Fernfeldkommunikation) blitzschnell auf den Flachmann zu übertragen. Als Sprachassistenten stehen auf dem 65-Zöller Alexa, Bixby und Google Assistant zur Verfügung. Klasse ist das Feature, das Bild effektiv mit sichtbarer Optimierung super einfach via Smartphone zu kalibrieren.

Spartanisch: Samsung setzt auf wenige Tasten. Dies funktioniert, indem viele Tasten mehrfach belegt sind. Nach kurzer Eingewöhnungszeit hat man das Bedienkonzept verinnerlicht. Die Fernbedienung benutzt keine Batterien, der interne Akku wird per Sonnenlicht oder über die USB-Buchse aufgeladen.

Als Betriebssystem vertraut Samsung auf das bewährte und in diesem Jahr minimal modifizierte Tizen OS mit übersichtlicher und ansprechender Oberfläche. Hier findet man seit Kurzem den Gaming Hub mit hunderten Spielen, außerdem zahlreiche Streaming-Apps wie Netflix, DAZN, Apple TV, Disney+, HD+, RTL+ und Amazon Prime Video.

Der Neo Quantum Processor 4K im QN90B ist nicht Samsungs leistungsstärkster 4K-Prozessor – das ist der Neural Quantum Processor 4K, der im 4K-Topmodell QN95B verbaut ist. Trotzdem darf sich der Apparat über Künstliche Intelligenz und Deep-Learning-Technologie freuen. Im „Intelligenten Modus“ profitiert der Zuschauer bei Bedarf von cleveren Bild- und Tonanpassungen.

Das Bedientempo ist insgesamt hoch, kann mit der Performance in den Spitzenmodellen der Koreaner aber nicht immer ganz mithalten. Im Menü „SmartThings“ zeigt der 65-Zöller alle per Kabel und drahtlos verbundenen Geräte an, und im „Ambient“-Modus verschönert der Mini-LEDler sein Panel mit Fotos, Gemälden, abstrakter Kunst sowie aktuellen Wetterdaten und Nachrichten. Die handliche Fernbedienung verzichtet auf Batterien, der verbaute Akku wird per Sonnen- oder Kunstlicht oder im Notfall per USB-Kabel aufgeladen. Samsungs Bedienkonzept beruht auf sehr wenigen Tasten. Dies gelingt nur, indem einige mehrfach belegt sind. Ganz intuitiv ist die Steuerung deshalb nicht, man hat die Philosophie jedoch schnell verinnerlicht.

Wunschlos glücklich: Bis auf die fehlende Kopfhörerbuchse (Kopfhörer lassen sich per Bluetooth koppeln) hat der Samsung keine Anschluss-Lücken.

Ansprechend: Die Tizen-Oberfl äche macht Appetit auf den Samsung. Sie wirkt modern, ist reichlich bestückt, aber immer noch recht übersichtlich.

Mit „Optimiert“ und „EyeComfort“ findet man in den „Einstellungen des intelligenten Modus“ zwei neue Bild-Optionen. Der „Augenkomfort“-Modus berücksichtigt dabei die lokalen Sonnenauf- und -untergangszeiten. Nach Sonnenuntergang werden Helligkeit und Farbsättigung reduziert, um die Augen des Zusehers zu schonen. Im Setting „Optimiert“ stellt der GQ65QN90B derweil die Helligkeit in Abhängigkeit vom Lichtpegel im Raum ein, um in Echtzeit die bestmögliche Bildqualität zu erzielen. Verfolgt man beispielsweise abends ein Fußballspiel, so erhöht der Modus „Optimiert“ gegenüber der „Standard“-Einstellung noch ein wenig den Kontrast und die Farbsättigung.

Neue Bildmodi: „Optimiert“ und „EyeComfort“ orientieren sich an der Umgebungshelligkeit und passen so wichtige Bildparameter an.

Bild- und Tonqualität
Im normalen TV-Alltag sieht man sofort: Hier hinterlässt der Samsung einen sehr guten Eindruck. Farbnatürlichkeit, Schärfe und Plastizität, das stimmt alles und ist keine Herausforderung für den Fernseher. Uns interessiert deshalb viel mehr: Was hat der Flachmann bei der Schwarzdarstellung drauf? Schneidet er hier besser als der GQ65QN85B (Test in Ausgabe 9-2022) ab, der speziell bei seitlicher Draufsicht von Perfektion deutlich entfernt war. „Lokales Dimming“ stellen wir als Kompromiss für bestes Schwarz auf „Standard“. Bei frontaler Draufsicht hellen weiße Schriften und Symbole auf dunklem Hintergrund nur marginal auf, das Schwarz ist satt und dunkel. Diese Performance ist klasse. Bleibt man exakt auf der Höhe der Bildschirmachse, nehmen die Aufhellungen von der Seite nur dezent zu. Guckt man allerdings seitlich und gleichzeitig leicht von oben auf den Samsung-Bildschirm, so machen sich Wolken um weiße Einblendungen und die Menüs deutlich bemerkbar. Der QN90B schneidet hierbei aber wesentlich besser als der QN85B ab, kann mit der Qualität seiner OLED-Mitbewerber bei der Homogenität der Ausleuchtung einer schwarzen Fläche aber nicht konkurrieren.

Wer die authentischsten Farben will, wählt entweder den „Film“- oder den „Filmmaker“-Mode. In der Voreinstellung „Warm 2“ liefern die Koreaner ihren Flachmann mit 6.306 Kelvin farblich gut kalibriert aus. Reduziert man im Weißabgleich den R-Gain-Wert auf -7, so schafft man perfekte 6.507 Kelvin. Im „Dynamisch“-Modus leuchtet der Samsung extrem hell mit bis zu 2.110 Candela, 840 sind es bei 50- und 675 bei 100-prozentigem Weißanteil. Im „Filmmaker“-Setting überzeugt der 65-Zöller immer noch mit bärenstarken 1.982 Kelvin in Spitzlichtern sowie 720 und 590 Kelvin in den beiden anderen Messfeldern. Der „Film“-Modus schneidet mit maximal 1.685 Kelvin auf sehr hohem Niveau etwas dunkler ab. Ebenfalls top fällt der ANSI-Kontrast mit einem Wert von 6.700:1 aus.

Exakte Vorarbeit: Bei der SDR-Messung schneidet der GQ65QN90B sehr gut ab, ohne größere manuelle Eingriffe stimmt die Einstellung ab Werk.

Noch Spielraum: Das DCI-P3-Spektrum reizt der Samsung nicht vollständig aus, speziell bei Grün hat er noch Luft nach oben.

Spiele-Paradies: Der neue Gaming Hub ist direkt über die Startseite zu erreichen. Hier schlummern hunderte Spiele aus den unterschiedlichsten Genres.

Gratis-Streaming: Samsung TV Plus ist auf dem 65-Zöller vorinstalliert. Mehrere Dutzend IPTV-Sender lassen sich ohne Zusatzkosten anschauen.

Bei HDR-Titeln unterstützt Samsung nach wie vor kein Dolby Vision, dafür neben HLG und HDR10 auch HDR10+ mit dynamischen Metadaten. HDR-Titel auf Netfl ix wie „Instant Dream Home“ bereiten richtig viel Freude – direkt zu Beginn der ersten Folge liefert der 65-Zöller einen leuchtenden Sonnenaufgang mit toller Dynamik und farbenprächtigem altem Baumbestand in unterschiedlichsten Grüntönen. Der „Film“-Modus ist ganz schön lebendig. Im intelligenten Modus kann man Kontrast, Plastizität und Scharfzeichnung noch ein wenig anheben.

Das Display ist vorzüglich entspiegelt, abgesehen von den genannten kleineren Defiziten bei der Schwarzdarstellung ist die Blickwinkelstabilität ausgezeichnet. Farben büßen kaum an Intensität ein, und auch geschmeidige Bewegungen stellen den Apparat vor keine Schwierigkeiten. Beim Skalieren von niedrig aufgelösterem Material auf 4K-Auflösung stellt der Koreaner sein Talent unter Beweis. Ältere Streifen wie „Go Trabi Go“, „Manta, Manta“ oder „Zurück in die Zukunft III“ brauchen sich farblich nicht zu verstecken und kommen weitgehend ohne störende Artefakte aus.

Während Dolby Vision fehlt, hat auch dieser Samsung-Flachmann neuerdings Dolby Atmos an Bord. Das 60 Watt starke 4.2.2-System zeichnet Stimmen angenehm scharf und damit perfekt verständlich. Filmmusik ertönt erstaunlich breit mit schönem Korridor und ansprechender Dynamik – nicht nur zentral vor dem QN90B, sondern auch seitlich. Der Fernseher ist kein Bass-Monster, das Tieftonfundament klingt bei vielen anderen Flat-TVs aber deutlich schwachbrüstiger. Die Funktion „Q-Symphony“ gestattet es, kompatible Samsung-Soundbars in das System einzufügen – Fernseher und Klangriegel geben den Ton dann gleichzeitig wieder.

Der Testbericht Samsung GQ65QN90B (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2.050 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Helligkeit, Schwarzdarstellung, Akustik, Ausstattung und Bedienkomfort – der Samsung GQ65QN90B macht fast alles richtig und ist ein zuverlässiger Punktesammler. Ob für den TV-Alltag oder das ambitioniertere Heimkino – für etwas mehr als 2.000 Euro erhält man in dieser Preisklasse augenblicklich kaum einen besseren Fernseher.

Jochen Wieloch

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