Samsung GQ55Q70B (Test)

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Neben seinen Neo-QLED-Fernsehern hat Samsung auch normale QLEDs mit weniger aufwändiger Display-Technik im Programm. Dazu zählt der GQ55Q70B, der laut Homepage eigentlich 1.150 Euro kostet. Doch nur wenige Wochen vor der Einführung der 2023er-Modelle locken die Koreaner immer wieder mit hohen Rabatten, so konnte man zum Testzeitpunkt 340 Euro sparen. Viel günstiger ist der Apparat auch im freien Handel nicht zu haben. Den Schnäppchen-Fernseher gibt es außerdem in 65, 75 und 85 Zoll.

Der schlanke Gehäuserahmen besteht aus dunkelgrauem Kunststoff – wir mussten aber mehrmals klopfen, weil das hochwertige Material Metall zum Verwechseln ähnlich sieht. In der Tiefe kommt das Display mit Edge-LED-Backlight und QLED-Technik gerade mal auf einen Zentimeter, das Gehäuse mit Anschlüssen fällt mit knapp 2,6 Zentimeter ebenfalls äußerst schlank aus. Die VESA-Norm 200 x 200 Millimeter erlaubt die unkomplizierte Montage an der Wand.

Ausstattung und Praxis
Beim Check seiner Ausstattung überrascht uns der günstige GQ55Q70B. Die Rückseite zieren tatsächlich Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2, in dieser Preisklasse hätten wir Single-Tuner erwartet. So genießt man bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte freie Senderwahl. Und alle vier HDMI-Ports unterstützen den aktuellen Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, Variable Refresh Rate (VRR) und Auto Low Latency Mode (ALLM). Hinzu kommen für Gamer FreeSync Premium Pro, HGiG und Game Motion Plus für möglichst kurze Reaktionszeiten und flüssiges Spielvergnügen. Ein hilfreiches Extra ist der Gaming Hub (siehe Kasten).

Die Einrichtung des Flat-TVs gelingt wie bei den höherwertigen Samsung-Geräten wahlweise per Fernbedienung oder noch schneller über die für iOS und Android kostenlos erhältliche „SmartThings“-App. Auf diese Weise muss man noch nicht mal das WLAN-Passwort eingeben. Die kompakte Fernbedienung hat auf der Rückseite ein Solarpanel und lädt den Akku über Sonnen- oder Kunstlicht auf. Die wenigen Tasten sind mehrfach doppelt belegt, nach recht kurzer Eingewöhnungszeit hat man das Bedienkonzept verinnerlicht.

Minimalistisch: Samsung versucht, mit möglichst wenigen Tasten auszukommen. Dies gelingt durch mehrfach belegte Tasten. Das ist zwar nicht ganz so intuitiv, aber dennoch recht einprägsam.

Das Tizen-Betriebssystem liefert eine übersichtliche Benutzeroberfläche – Apps, personalisierte Programmempfehlungen, Einstellungen, Suchfunktion, Ambient-Modus (zur optischen Gestaltung des Bildschirms in ungenutzten TV-Pausen) und der Game Hub: Hier findet man alles auf einen Blick. Das Bedientempo des 55-Zöllers ist gut, der Quantum Prozessor 4K mit Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht eine flotte Performance. Der „Intelligente Modus“ befindet sich ebenfalls an Bord des Q70B, allerdings lassen sich hier im Gegensatz zu den teureren Samsung-Modellen die Features „Aktiver Sprachverstärker“ und „Adaptiver Ton+“ nicht aktivieren. Verfügbar sind hingegen „Adaptive Lautstärke“, wobei die Lautstärke des Fernsehers basierend auf dem eigenen Nutzungsmuster und der Audioeingabe automatisch angepasst wird, und „Adaptives Bild“ mit den Auswahl-Möglichkeiten „Optimiert“ und „EyeComfort“. Der Flachmann stellt die Bildhelligkeit abhängig vom Lichtpegel im Raum und dem angezeigten Inhalt dar und berücksichtigt bei Bedarf die Zeiten für Sonnenauf- und -untergang – abends beispielsweise werden wärmere Farben betont und die Helligkeit verringert.

Intuitiv: Die Bedienoberfläche von Tizen OS erfordert kein langes Suchen – alle wichtigen Einstellungen, Apps und Quellen sind hierüber direkt zu erreichen.

Peppige Kunst: Der Ambient-Modus hält ständig neue Inhalte bereit, mit denen man den Bildschirm des 55-Zöllers verschönern kann.

Überraschung: Der preiswerte Samsung-TV verfügt über Twin-Tuner, und alle vier HDMI-Anschlüsse unterstützen den Standard 2.1.

Wer PC-Games mag, sollte beim Samsung mal auf den Menüpunkt „Spiel“ gehen. Hierhinter verbirgt sich eine umfangreiche Spiele-Plattform. Mit GeForce NOW können Computerspiele mit einer Aufl ösung von bis zu 4K und 60 FPS nativ gestreamt werden, ohne auf Downloads, Installationen, Patches oder Updates warten zu müssen. Eine GeForce NOW-Premiummitgliedschaft ist erforderlich, um Spiele mit 4K-Auflösung, vorrangigem Zugang zu den NVIDIA-Gaming-Servern und 8-Stunden-Sitzungen zu erhalten. Antstream und Blacknut werden in Kürze den Gaming Hub erweitern. Antstream Arcade ist der weltweit größte Cloud-Gaming-Service, der Gamern Zugang zu mehr als 1.500 bekannten Arcade-Spielen und wöchentlich neuen Multiplayer-Herausforderungen und Turnieren bietet. Hier stehen Spiele der 1980er, 1990er und 00er Jahre in einem kostenlosen oder Premium-Abonnement zur Verfügung – von Pac-Man über Mortal Kombat bis zu Metal Slug. Blacknut bietet eine Fülle von Titeln, die von klassischen AAA-Spielen über Indie-Favoriten bis hin zu storygetriebenen Abenteuern und Strategiespielen reichen, sowie die größte Sammlung von Renn- und Sportspielen.

Spielspaß ohne Ende: Im Gaming Hub des 55-Zöllers warten auf Gamer tausende Spiele mit zum Teil sehr ansprechender Grafik.

Unschlüssige Vielgucker freuen sich über den „Multi View“-Modus, um zwei Quellen gleichzeitig abzubilden. Kombinieren lassen sich Live-TV, Blu-ray, Streamingdienste, Smartphone, Webcam und PC. Riesig fällt das App-Angebot des 55-Zöllers aus. Im Streaming-Bereich findet man neben Samsung TV Plus unter anderem Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV+, Wow, Rakuten TV, Joyn, DAZN, Magenta TV, RTL+ und HD+.

Die kabellose Kommunikation zwischen Smartphone und Flat-TV gelingt besonders komfortabel mittels „Tap View“ – dazu genügt es, das Mobiltelefon an den Rand des Samsung zu halten. Schon wird das Smartphone-Display auf das TV-Panel gespiegelt. Über die „Smart Things“-App lassen sich auch Bewegtbildinhalte vom Fernseher auf das Smartphone spiegeln – im Test gelang dies beispielsweise mit Filmen von Netflix und Rakuten TV völlig problemlos. Ebenso erlaubt die App eine Kalibrierung des GQ55Q70B mittels Mobiltelefon. Zur üppigen Ausstattung des 55-Zöllers gehört ebenfalls ein leistungsstarker Mediaplayer mit 360-Grad-Darstellung. Als Sprachassistenten stehen Bixby, Google Assistant und Amazon Alexa zur Verfügung.

Bild- und Tonqualität
Gebäude, Seen, Wälder, Wiesen und Hautfarben – im „Filmmaker“-Modus stellt der Samsung die Doku „Berlin und Brandenburg von oben“ mit sehr natürlichen Farben, schöner Schärfe und angenehmer Plastizität dar. Anspruchsvolle Augen erleben so das beste Heimkino-Erlebnis. Nur in sehr heller Umgebung und bei direkter Sonneneinstrahlung sollte man zum „Dynamisch“-Setting wechseln. Jetzt knallen die Farben, und auch bei der Schärfe legt der Koreaner mindestens eine Schippe drauf. Das Bild des 55-Zöllers hat nun echt Dampf und Dynamik.

Bei HDR-Titeln wie „Unser Planet“ merkt man dass der Q70B nicht mit den teureren Neo-QLED-Fernsehern aus dem Hause Samsung mithalten kann. Die Doku sieht zwar scharf und farbenfroh aus, liefert aber verständlicherweise nicht die Brillanz höherwertiger Samsung-Boliden. Unterstützt werden die HDR-Formate HLG, HDR10+ und HDR10+ Adaptive, aber kein Dolby Vision. Im „Dynamisch“-Modus schafft der QLED – egal wie groß der Weißanteil ist – 620 Candela. Damit ist er natürlich weit von den Spitzenhelligkeiten anderer Samsung-TVs entfernt. 580 Candela sind im „Standard“-Setting drin, 530 im „Filmmaker“- Modus. Der ANSI-Kontrast von 1.300:1 kann sich für einen Fernseher dieser Preisklasse sehen lassen.

Chapeau: Mit Farben im SDR-Bereich geht der GQ55Q70B vorbildlich um – bei unserer Messung kam es zu keinem einzigen Ausreißer.

Punktabzug: Bei Grün und Gelb geht dem Samsung im DCI-P3-Spektrum ein wenig die Luft aus. Die anderen Farben werden im HDR-Modus ordentlich dargestellt.

Doppelte Auswahl: Zwei Quellen parallel – für den Samsung kein Problem. Er bietet Zugriff auf TV, Streaming-Dienste, Smartphone, Webcam und Notebook.

Auch beim Schwarz hinkt der 800-Euro-Fernseher Samsung-Apparaten wie dem GQ65QN95B (Test in Ausgabe 2-2023) sichtbar hinterher, bei dem tausende Mini-LEDs auf 792 Zonen verteilt sind. Positiv: Sowohl bei frontaler als auch bei seitlicher Betrachtung verzichtet der 55-Zöller auf Aufhellungen um weiße Objekte oder Schriften herum vor schwarzem Hintergrund. Dafür ist das Schwarz nur Grau, das von der Seite gesehen noch ein wenig heller wird. Die Gesamtfläche ist zudem nicht perfekt homogen ausgeleuchtet. Die Blickwinkelstabilität ist generell eher bescheiden, Farben bleichen hier recht schnell deutlich aus. Gut gefällt uns hingegen die Bewegungsdarstellung, Kamerafahrten klappen weich und ohne Ruckler.

Mit seinem 20 Watt starken 2.0-Soundsystem ohne Dolby Atmos reißt Samsungs Mittelklasse-TV keine Bäume aus, Bässe und Dynamik sind überschaubar. Für den Durchschnitts-Zuschauer und -Zuhörer reicht die Performance aber allemal. Stimmen sind klar zu verstehen, und bei lauterer Musik wird der 55-Zöller nicht sofort unangenehm plärrig.

Der Testbericht Samsung GQ55Q70B (Gesamtwertung: 81, Preis/UVP: 1.150 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

81 Sehr gut

Bis auf das Fehlen von Dolby Vision und Dolby Atmos ist die Ausstattung beim GQ55Q70B nahezu komplett. Der Bedienkomfort ist gewohnt hoch und die Bildqualität kann mit natürlichen Farben überzeugen. Teurere Samsung-TVs bieten mehr Helligkeit und ein satteres Schwarz.

Jochen Wieloch

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