Philips 65PUS8807 (Test)

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Selbstbewusst hat Philips seinem PUS8807 den Beinamen „The One“ gegeben. In der Preisklasse um 1.500 Euro soll an dem 65-Zöller kein Weg vorbeiführen. Ob dem so ist, klärt unser Test.

Fußball-Fans wissen: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist „The normal one“, Rom-Coach José Mourinho bezeichnet sich als „The special one“, und TV-Hersteller Philips wirbt schlicht mit dem „The One“ in seinem Fernseher-Portfolio. Heißt übersetzt: Der PUS8807 hat alles an Bord, was nötig ist. Er soll damit der optimale Apparat für alle TV-Haushalte sein, die keine Unsummen ausgeben wollen und nicht unbedingt das beste Gerät am Markt brauchen, aber doch gewisse Ansprüche haben. So wird der Flachmann, der in den Größen 43, 50, 55, 65, 75 und 86 Zoll zu Preisen zwischen 900 und 3.300 Euro zu haben ist, unter anderem mit dreiseitigem Ambilight, HDMI 2.1, Dolby Vision und Dolby Atmos ausgeliefert. Wir testen den 65-Zölller für 1.500 Euro. Das LC-Display arbeitet mit 100-Hertz- und Direct-LED-Technik. Mit 8,5 Zentimeter in der Tiefe ist der 65PUS8807 kein besonders flacher Fernseher, aber das ist zu verschmerzen. Ebenfalls, dass der silberne Mittelfuß nur mit Kunststoff verkleidet ist. Für mehr Standsicherheit verfügen die Apparate in 75 und 86 Zoll jeweils über zwei gewinkelte Stift-Füße.

Ausstattung und Praxis
The One arbeitet mit Android 11, punktet durch ein riesiges App-Angebot (unter anderem mit HD+) in allen Bereichen und ein hohes Bedientempo. Die 5. Generation der P5 Perfect Picture Engine stammt zwar noch aus dem Jahr 2021, reicht in den meisten Fällen aber locker aus – Künstliche Intelligenz kümmert sich unter anderem um eine optimale Balance aus Quelle, Farbe, Kontrast, Bewegung und Schärfe, indem sie Bild für Bild analysiert. Zwei der vier HDMI-Ports unterstützten die 2.1-Spezifikationen mit Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM), 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz sowie FreeSync Premium und AMD FreeSync. Spieler dürfen sich zudem über die On-Screen Game Bar für schnelle Spiele-Einstellungen freuen. Bei den TV-Anschlüssen muss man mit Single-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 leben. Aufnahmen und TimeShift sind möglich.

Gelungen: Obwohl sie nur aus Kunststoff besteht, erinnert die Optik der Philips-Fernbedienung an Aluminium. Die Tasten bieten einen sauberen Druckpunkt und sind gut zu erreichen. Für Streamingdienste und den Google Assistant sind Direktwahltasten an Bord. Auch das Ambilight kann man bequem über den Signalgeber steuern.

Punktabzug: Der Single-Tuner ist das einzige echte Ausstattungs-Defi zit. Dafür punktet der 65-Zöller bei zwei HDMI-Ports mit dem aktuellen Standard 2.1.

Android 11.0: Ansprechend, flott, intuitiv bedienbar – der Philips PUS8807 macht es Neukunden einfach, sich auf dem Flachmann zurechtzufinden.

Natürlich hat Philips auch seinem „The One“ das Alleinstellungsmerkmal schlechthin spendiert: Ambilight! Zwar ist die Beleuchtung nur an drei und nicht an allen vier Gehäuseseiten angebracht, aber das reicht aus, um den Bildeindruck hinter dem Flachmann subjektiv auf der Wand bzw. auf der Tapete zu vergrößern. Hat man es einmal erlebt, will man dieses Lichterspektakel nicht mehr missen, was deutlich zur Entspannung der Augen beiträgt. Die Art des Lichtwechsels ist anpassbar – so kann das Licht dem Bild oder dem Ton folgen, auch Flaggenabbildungen sind möglich, zudem gibt es einen „Lounge Light“-Modus.

Ländersache: Finnland, Frankreich, Deutschland oder lieber Island – die Wand hinter dem Flat-TV lässt sich auf Wunsch länderspezifisch einfärben.

Die Fernbedienung besteht zwar nur aus Kunststoff, allerdings ist es Philips gelungen, einen fast täuschend echten Alu-Look hinzubekommen. Die Tastenanordnung ist top, für Amazon Prime Video, Netflix und Rakuten TV gibt es Direktwahltasten. Das Handling gefällt uns sogar besser als beim hochwertigeren Steuerstab mit Leder-Rückseite der teureren Philips-Fernseher, weil die Tasten mehr Kontur aufweisen. Als Sprachassistent wird Google Assistant unterstützt, die Steuerung über Alexafähige Geräte funktioniert ebenfalls.

Akustisch weist der Philips zwei Besonderheiten auf: Dank DTS Play-Fi stellt er unkompliziert eine Verbindung zu kompatiblen Soundbars und kabellosen Lautsprechern her, außerdem lässt er sich als Center in ein Home-Entertainment-System integrieren. Darüber hinaus gestattet der 65-Zöller Klangpersonalisierungen mittels „Mimi“.

Bild- und Tonqualität
Beim Bild überzeugt der LCD-Fernseher mit sehr natürlichen und kräftigen Farben. Eine 4K-YouTube-Doku über die Malediven holt der Flachmann erstaunlich dynamisch auf den Bildschirm, das Wasser leuchtet türkisblau, Berghänge erstrahlen in diversen Grüntönen, und im hellen Sand werden kleinste Spuren wie Fußabdrücke sichtbar. Der „Film“-Modus liefert zwar das authentischste Ergebnis, aber im „Natürlich“-Modus gefallen uns die satteren Farben, die höhere Schärfe und die tolle Plastizität einfach besser. Aktiviert man das „HDR-Upscaling“, erhöht sich die Lebendigkeit und Dynamik im Bild spürbar. Für die volle Farbenpracht sollte man eher zentral vor dem Bildschirm sitzen – bei seitlichen Blickwinkeln kann der 65PUS8807 mit der Performance eines OLEDs nicht mithalten. Bei der Bewegungsdarstellung liefert der Philips ein gleichmäßiges Ergebnis ohne Ruckler.

Vorzüglich: Im SDR-Farbraum schneidet der 65PUS8807 hervorragend ab. Alle Messpunkte trifft der 65-Zöller präzise, wodurch realistische Farben abgebildet werden.

Nicht bis ans Limit: Wie die meisten LCD-Fernseher in dieser Preisklasse kann auch der Philips das DCI-P3-Spektrum nicht zu 100 Prozent abdecken.

Mit maximal 550 Candela ist seine Spitzenleuchtkraft zumindest auf dem Papier überschaubar, diese erreicht er im „Lebhaft“-Setting, während im „Film“-Modus bei 535 Candela Schluss ist. HDR-Darstellungen (unterstützt werden auch HDR10+ und Dolby Vision) wie die 2023er-Folgen von „Formula 1: Drive To Survive“ begeistern trotzdem durch ein lebendiges und kontraststarkes Bild, sofern man den „Lebhaft“- oder „Natürlich“-Modus wählt. Die Schärfe ist brutal. Bei voll flächigem Weiß (100 Prozent) verzeichnet der Philips keinen Helligkeitsverlust. Sein ANSI-Kontrast fällt mit 1.800:1 überraschend hoch aus, trotz der eher durchwachsenen Schwarzdarstellung. Richtig sattes Schwarz kann der Apparat nicht zeigen, bei dunklem Grau ist Schluss. Weiße Objekte sind außen herum aufgehellt, bei seitlicher Betrachtung nehmen die Lichthöfe deutlich zu.

Das 20 Watt starke Lautsprechersystem mit Option zur Raumkalibrierung klingt souverän und angenehm ausgewogen. Filme, Musik, Stimmen und Dokumentationen – all das erledigt der 65-Zöller klanglich ansprechend mit schöner Raumfülle. Gerne darf es dabei einen Tick lauter zugehen, ohne dass sofort die Präzision leidet. Satte und knackig trockene Bässe darf man allerdings nicht erwarten.

Der Testbericht Philips PUS8807 (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

78 Gut

Philips hat recht, der 65PUS8807 alias „The One“ reicht in den meisten TV-Haushalten vollkommen aus. Abgesehen von Twin-Tunern ist seine Ausstattung top, das Bild ausgewogen, der Ton solide und der Bedienkomfort hoch. Nur bei Schwarzdarstellung und Helligkeit ist Luft nach oben.

Jochen Wieloch

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