Vierseitiges Ambilight, 2.1-Soundsystem mit 70 Watt, Mimi-Klangpersonalisierung und höhere Panelhelligkeit – Philips sagt beim neuen OLED807 der Konkurrenz den Kampf an. Der von uns getestete 55-Zöller kostet 2.000 Euro und überzeugt rein optisch durch einen schwenkbaren T-Fuß aus Metall, der in Silber-Chrom gehalten ist. Der kubische Ständer sieht schick und ein wenig extravagant aus. Alternativ bietet Philips den neuen 807 auch in den Bildschirmgrößen 48, 65 und 77 Zoll an. Der größte Bolide steht auf runden Metallstäben in dunklem Chrom. Der 6,8 Zentimeter tiefe 55OLED807 eignet sich dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter für die Montage an der Wand.
Ausstattung und Praxis
Mit Android 11 ist der Philips-OLED auf dem neuesten Stand. In Verbindung mit dem Quad-Core-Prozessor reagiert der Flachmann sehr flott und öffnet Apps sowie Menüs ohne Zeitverzögerung. Wichtig für Gamer: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen neben der 4K-Wiedergabe mit bis zu 120 Hertz und einer Bandbreite von 48 Gb/s auch den Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) sowie HGiG, außerdem sind diese Nvidia GSync-kompatibel. Neu ist die „Game Bar“, um Bildeinstellungen für unterschiedliche Genres zu optimieren und den Ton anzupassen. Spieler wechseln auf diese Weise schnell auf VRR, Nvidia G-Sync und AMD FreeSync. Einziger Schwachpunkt des OLEDs: Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nur als Single-Varianten verbaut, wodurch während TV-Aufnahmen keine freie Senderwahl möglich ist.
Bei seinem beliebten Ambilight, das beim 807 an allen Gehäuse-Seiten leuchtet, hat Philips Hand angelegt und nach eigenen Angaben die Detailfreude sowie die Genauigkeit für die Farbwiedergabe verbessert. Der 55-Zöller eignet sich perfekt für HDR-Inhalte, weil er mit HLG, HDR10, HDR10+, HDR10+ Adaptive sowie Dolby Vision fast alle aktuellen Formate unterstützt. Erstmals ist der Niederländer in diesem Jahr auch mit IMAX Enhanced kompatibel. Um Sprachbefehle zu verarbeiten, hat Philips in den 55OLED807 den Google Assistant integriert, der Apparat kooperiert zudem mit Alexa-Geräten. Zumindest die Rückseite der Fernbedienung erfüllt mit dem weichen Leder Premium-Ansprüche, die beleuchteten Tasten sind leider sehr plan, wodurch es leicht passiert, dass man die falsche drückt. Neu: Die Beleuchtung geht beim Neigen der Fernbedienung von alleine an. Als Android-TV verfügt der Philips über eine riesige App-Auswahl in allen Bereichen. Wer gerne streamt, freut sich unter anderem über Amazon Prime Video, Netflix, Rakuten TV, Apple TV+, Disney+, Joyn, Google Play Filme, DAZN, RTL+, Waipu.TV, Zattoo und HD+.
Licht und Leder: Keine andere Fernbedienung hat eine so hochwertige Rückseite wie die von Philips, hier kommt weiches Leder zum Einsatz. Außerdem sind die Tasten beleuchtet. Leider ist die Oberfläche recht plan, sodass man sich leichter vertippt.
Nichts dem Zufall überlassen haben die Ingenieure beim Thema Akustik. Das 2.1-System hat Drei-Ring-Basstreiber, die nach hinten abstrahlen und von vier passiven Radiatoren unterstützt werden. „Mimi“ gestattet die Klangpersonalisierung, nachdem man per Android-Smartphone oder iPhone einen Hörtest durchgeführt hat. Das Ergebnis wird auf den Fernseher übertragen, hier steht eine merklich für das individuelle Hörprofil optimierte Tonwiedergabe zur Verfügung, die speziell Stimmen klarer betont. Über das Ton-Menü gestattet der 55-Zöller außerdem die Möglichkeit zur Raumkalibrierung.
Der OLED kann in das Philips TV & Wireless Home System integriert werden, welches auf der DTS Play-Fi-Technologie basiert. Dadurch wird der Fernseher Teil eines Multiroom-Systems, das sich per App steuern lässt. Außerdem eignet sich der 807 als Centerlautsprecher in einem Multi-Kanal-AV-System mit DTS Play-Fi. Zusätzlich zum Sonnenaufgangs-Wecker gibt es das neue Feature „Aurora“: Hier hat Philips unter anderem Galerien, Landschaftsaufnahmen und Uhren zur Verschönerung des TV-Displays hinterlegt.
Bild- und Tonqualität
Ob natürlich und von der Dynamik her eher zurückhaltend, farblich brillant, etwas weicher und mit weniger Plastizität oder brutal scharf, dynamisch und mit extrem viel Tiefenwirkung: Die verschiedenen Bildmodi und zahlreichen Optionen gestatten es, auf dem 55-Zöller gänzlich unterschiedliche optische Eindrücke zu genießen – für jeden Geschmack ist das passende Setting dabei. Der neue Modus „Kristallklar“ stellt selbst die HD-Doku „Berlin und Brandenburg von oben“ so ungemein scharf, leuchtend und überzeugend dar, dass man bei einigen Stadtaufnahmen auf die Idee kommt, hier liegt 4K-Material mit HDR-Unterstützung vor. Respekt, wie gekonnt der Philips skaliert. Bei Dolby-Vision-Titeln wie „Formula1: Drive to Survive“ hat man sogar die Auswahl aus fünf Bildmodi. „Dolby Vision Hell“ und „HDR Kristallklar“ müssen sich vor Sonnenlicht im Raum nicht fürchten. Sie lassen den OLED schön leuchten, liefern brutal satte und reine Farben sowie eine Dynamik, die ein wahres Gedicht ist.
Das Thema Schwarzdarstellung bringt den 55-Zöller logischerweise nicht ins Schwitzen. Sein OLED-Schwarz sieht aus wie Pech und ist dunkel wie die Nacht. Hervorragend schneidet der Apparat auch bei der Blickwinkelstabilität sowie bei der Wiedergabe von geschmeidigen Bewegungen ab. Für anspruchsvolle Home-Cineasten ist der Philips damit in den eigenen vier Wänden der optimale Flachmann. Helles, sattes Weiß auf der einen, enorm dunkles Schwarz auf der anderen Seite bescheren dem OLED zudem einen herausragenden ANSI-Kontrast von 9.400:1.
Werden Filminhalte erkannt, wechselt auch der 55OLED807 automatisch in den jeweils am besten passenden Modus. Dafür gibt es allerdings nicht mehr nur zwei, sondern sieben Settings. Zu diesen gehört unter anderem der „Filmmaker“-Modus. „Kristallklar“ ersetzt den bisherigen „Lebhaft“-Modus. Philips verspricht knackig-scharfe Bilder mit kräftigen Farben, aber einer natürlicheren Balance zwischen Schärfe, Farbe und Kontrast. Ist der „Filmmaker“-Modus bereits ausgewählt, wechselt der Philips automatisch in die Einstellung „Dolby Vision Dark“, wenn Dolby-Vision-Inhalte erkannt wurden.
Bei der maximalen Panel-Helligkeit schafft er im neuen „HDR Kristallklar“-Modus in Spitzlichtern 820 Candela. Im farblich besten „Filmmaker“-Setting sind sehr gute 800 Candela drin. Bei 50-prozentigem Weißanteil leuchtet der Flachmann jetzt mit für einen OLED hellen 425 Candela, und bei vollflächigem Weiß bricht die Leuchtkraft nicht wie bei den meisten Mitbewerbern auf unter 200 Candela ein, sondern überrascht mit starken 280 Candela. Mit der Farbtemperatur „Warm“ und voreingestellten 6.408 Kelvin macht man alles richtig.
Das 70 Watt starke 2.1-Soundsystem mit Dolby-Atmos-Unterstützung spielt sehr luftig, selbstbewusst und dynamisch. Die Akustik des 55-Zöllers ist angenehm warm. Im TV-Alltag muss sich der 55OLED807 nicht anstrengen. Stimmen sind sehr präsent und klar. In Dokus webt der Philips im Hintergrund einen angenehmen Klangteppich, dabei erschafft der Flachmann eine schöne Raumfülle, die es nicht erfordert, für bestmögliches Hörempfinden mittig vor dem Gerät sitzen zu müssen. Ob per YouTube, über einen der zahlreichen Musik-Streamingdienste oder via Smartphone – seine Lieblingssongs kann man getrost über den 807 zum Leben erwecken, gerne auch lauter. Der Philips akzentuiert präzise, lässt sich bei höheren Pegeln nicht zu akustischen Unsauberkeiten hinreißen und kann auch bezüglich seiner Bass-Performance überzeugen. Für 2.000 Euro gehört der 55OLED807 in dieser Preisklasse klanglich zu den besten Flachmännern am Markt.
Der Testbericht Philips 55OLED807 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 2.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Bild und Ton sind beim 55OLED807 qualitativ auf höchstem Niveau. Abgesehen vom fehlenden Twin-Tuner punktet der Philips durch eine riesige Ausstattung mit Ambilight, Mimi, jeder Menge HDR-Formaten, umfangreichen Einstell-Optionen und hohem Bedienkomfort. Viel mehr OLED kann man für 2.000 Euro nicht bekommen.
Jochen Wieloch