Noch vor seinem offiziellen Marktstart hat der Philips 55 PUS 7600 den EISA-Award „European Best Buy TV 2015-2016“ abgestaubt. Entsprechend gespannt waren wir auf den Android-UHD-Fernseher der Holländer.
Ausstattung und Praxis
Philips-Fernseher haben einen ausgeprägten Drang zur Selbstinszenierung – besonders diejenigen mit Ambilight. So verleihen dem PUS 7600 nicht nur die weit außen angebrachten Minifüße im Chrom-Look eine extravagante Optik, sondern stellen ihn 42 LEDs auf der Rückseite sozusagen in sein eigenes Rampenlicht (siehe Kasten „Einzigartiges Lichtspiel“). Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Probanden ist die 3D-Unterstützung. Die Beleuchtung des 55-Zoll-Displays übernimmt ein klassisches Edge-LED-Backlight, wobei die „Perfect Motion Rate“-Schaltung durch schnelles Pulsieren eine Bildwiederholrate von 1.400 Hertz gewährleistet. Leider wurden die Einstellmöglichkeiten im Vergleich zu den Vorgängern wie dem 55 PUS 7909 (Test in audiovision 2-2015) eingeschränkt, so sind keine detaillierten Farbanpassungen mehr möglich.
Trotzdem bietet das neue Modell einen höheren Bedienkomfort: Einerseits gehört der verschachtelte Menüaufbau der Vergangenheit an, andererseits erlaubt der überarbeitete Signalgeber mit Touchpad eine intuitivere Navigation. Texteingaben gelingen dank der rückseitigen Tastatur kinderleicht, speziell im Smart-TV-Betrieb. Der Quad-Core-Prozessor und das Android-Betriebssystem arbeiten dabei perfekt zusammen, obgleich manche Befehle erst nach einer mehr oder weniger kurzen Reaktionszeit ausgeführt werden. Für Anfang 2016 hat Philips übrigens ein Firmware-Update angekündigt, das den Twin-Tuner fit für DVB-T2 sowie den UHD-TV-Empfang via Satellit macht.
Akustisch legt der PUS 7600 dank seines zweiten Tieftöners einen besseren Auftritt hin als bisherige Modelle. Jedoch strahlen die Lautsprecher nach wie vor nach hinten ab, was zu einem etwas unpräzisen, halligen Klang führt. Tiefe Töne sind nur bei leisen Pegeln hörbar (Loudness-Schaltung).
Wem das noch nicht ausreicht, der kann das Ambilight sogar nach seiner Pfeife oder besser gesagt nach seinem Smartphone tanzen lassen (siehe audiovision 6-2014, Seite 34) und/oder „Philips Hue“ ins Lichtspiel einbeziehen. Bei Letzterem handelt es sich um ein Beleuchtungssystem, welches mithilfe der „Hue Bridge“, eine Art Router, kabellos über das heimische Netzwerk angesteuert wird. Selbstverständlich benötigt man hierfür auch spezielle (LED-)Lampen mit integrierter Empfangseinheit. Diese sind dank GU10- oder E27-Fassung wie normale Leuchtmittel einsetzbar, erstrahlen je nach Modell aber nicht nur in Weiß, sondern geben nahezu jede beliebige Farbe wieder. In Verbindung mit dem Fernseher beziehungsweise dessen Ambilight flutet das Hue-System auf Wunsch also den gesamten Raum mit stimmungsvollem Licht. Dadurch entfalten zum Beispiel Konzertmitschnitte eine einzigartige Live-Atmosphäre im Wohnzimmer beziehungsweise Heimkino.
Dieser Lichterspaß hat jedoch seinen Preis: Das Starterkit (Bridge und drei Lampen) kostet fast 200 Euro, jede weitere farbige Lampe schlägt mit knapp 60 Euro zu Buche. So kommt für ein komplettes Hue-System schnell ein vierstelliger Betrag zusammen, wovon man sich etliche echte Konzertkarten kaufen könnte.
Bildqualität
Einem fesselnden Filmabend steht mit dem Philips 55 PUS 7600 nichts im Weg, erzielt er doch auf Anhieb ein plastisches und kontrastreiches Bild. Selbst im besten Bildmodus „Film“ schafft er gute Kontraste von 464:1 (ANSI) und 946:1 (EBU); im schwarzen Testbild mit Zwei-Prozent-Weißfeld sind es sogar 2.538:1. Unter Auflicht schwächelt der Holländer – hier messen wir nur noch ein Verhältnis von 394:1, was sich tagsüber allerdings mit einer etwas helleren Gamma-Kennlinie („-1“) kompensieren lässt. Aus seitlicher Perspektive rauschen die Werte weiter in den Keller, so dass aus einem Blickwinkel zwischen zehn und 60 Grad weniger als ein Viertel übrig bleibt. Hinzu kommt ein leichter Blaustich, der bei der Betrachtung einer hellen Fläche vor allem in den Ecken auftritt.
Unverständlich finden wir, warum die restlichen fünf Presets mit Farbtemperaturen zwischen 10.000 und 12.000 Kelvin zu kühl abgestimmt sind. Selbst unser Favorit „Film“ stellt dunkle Graustufen in Schwarz-Weiß-Sequenzen wie etwa zu Beginn von „Casino Royale“ leicht eingefärbt dar. In der düsteren Montenegro-Szene hingegen besticht der Philips durch ein sattes Schwarz und starke Farben ohne Grauschleier – vorausgesetzt, der Raum ist abgedunkelt (maximale Leuchtkraft: 333 Candela). Die 24p-Wiedergabe gelingt auch bei aktiver „Clear LCD“-Schaltung perfekt. Diese verbessert obendrein die Bewegungen in Sportsendungen deutlich. Im 3D-Betrieb hat man die Wahl zwischen einem ruckelnden (60 Hertz Bildrate) und geglätteten Bild („Perfect Natural Motion“).
Der Testbericht Philips 55 PUS 7600 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Das Ambilight ist und bleibt eine Philips-Spezialität, die den anderen Testkandidaten die Show stiehlt. In puncto Bildqualität legt der 55 PUS 7600 ebenfalls einen tollen Auftritt hin, wenn auch die nicht perfekten Farben in Ermangelung eines Farbmanagements ein kleiner Wermutsropfen sind.