LG DS95TR (Test)

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Mit der DS95TR hat LG seine neue Spitzen-Soundbar des Jahrgangs 2024 auf den Markt gebracht. Ein Subwoofer, zwei Rear-Speaker und die hauseigene WOW-Technik sollen dem stattlichen Klangriegel vor allem im Verbund mit LG-Fernsehern zu klanglichen Höchstleistungen verhelfen.

Bei regelmäßig wechselnden Modellen haben es viele Hersteller schwer, mit Neuigkeiten aufzuwarten. Stattdessen wird Bekanntes verbessert und gern am Design getüftelt. Letzteres fällt auch dem Laien sofort auf. Auch die 1.800 Euro teure DS95TR von LG unterscheidet sich optisch klar von ihrem Vorgänger DS95QR (Test in 7-2022). So verlaufen die Seiten jetzt im 90-Grad-Winkel statt schräg nach vorne zu. Die Stoffbespannung gehört ebenfalls der Vergangenheit an, alles am Gehäuse besteht aus Kunststoff inklusive der Gitter, welche die vielen Chassis schützen. Die Verarbeitung lässt keine Kritik aufkommen, dennoch wünscht man sich – auch angesichts des Preises – lieber Aluminium als Plastik. Klanglich fallen hingegen andere Dinge ins Gewicht.

Optimierte Technik
So hat LG die Hochtöner verbessert und mithilfe eines zusätzlichen Passiv-Radiators den Frequenzgang linearisiert. Der Passivstrahler senkt zudem den Frequenzgang der Bar von einst 200 auf 120 Hertz für mehr Klangvolumen und einen homogeneren Übergang zum Subwoofer. Apropos: Der Bassquader erhielt ein größeres Chassis mit nunmehr 8 statt 7 Zoll, das Gehäusevolumen wuchs von 15 auf 18 Liter, was mehr Pegelfestigkeit und einen tieferen Frequenzgang verspricht.

Geschraubt hat LG auch am Equalizer, als Neuerung offeriert er einen Mittenregler. Ein Upgrade erhielt auch die automatische Raumeinmessung „AI Room Calibration“, die den Zusatz „Pro“ enthält. Bei der DS95TR werden auch die Rear-Boxen berücksichtigt, was in der Vergangenheit nicht der Fall war. Wie bisher wird hierfür die LG Soundbar App benötigt, wobei aktuell auch das Mikrofon des Tablets oder Smartphones für die Einmessung herangezogen wird, neben den integrierten Mikrofonen in der Bar.

Alte Bekannte: Die Fernbedienung gab es schon beim Vorgänger: Sie ist übersichtlich gestaltet und besitzt gummierte Tasten. Allerdings spiegeln die schwarzen Hochglanz-Elemente des Korpus und sind empfindlich für Fingerabdrücke.

Neue Bedienführung
Änderungen gab es auch bei der Bedienung: Statt eines Displays zeigen nun Lämpchen die Betriebszustände an. Das ist für uns allerdings kein Fortschritt, wer möchte sich schon die Bedeutung kleiner, farbiger Lichter merken. Dafür hat LG eine Sprachunterstützung integriert, die Eingabe der Fernbedienung bestätigt eine freundliche Frauenstimme. Der Filmton wird hierbei leise und bleibt es auch rund 5 Sekunden nach der Ansage, was gewöhnungsbedürftig ist. Für Sehbehinderte ist die Funktion von Vorteil, man kann sie aber deaktivieren. Allerdings nur zum Teil, denn bei tiefer im Menü sitzenden Features meldet sich der Sprachassistent stets zu Wort. Auf ein eigenes Onscreen-Menü verzichtet LG bei seinen Soundbars – außer man verbindet die Klangmacher mit den hauseigenen Fernsehern via „WOW“-Verbindung.

Dreifaches WOW für mehr Klang
LG hat kontinuierlich das Zusammenspiel von Soundbar und seinen TVs ausgebaut. Der aktuelle Funktionsumfang setzt sich aus drei „WOW“-Bausteinen zusammen. Mit dem „WOW Interface“ kann die Soundbar über das Menü des Fernsehers gesteuert werden. Via „WOW Cast“ kommuniziert die Soundbar drahtlos mit dem Fernseher, selbst Dolby Atmos und DTS:X Sound darf so ohne HDMI-Verbindung (kann man trotzdem nutzen) vom TV zur Bar gesendet werden. Mit „WOW Orchestra“ spielen Soundbar und TV im Verbund, die DS95TR verwendet auch die Audiokanäle des Fernsehers, um den Raumklang zu erweitern.

Soundblasen füllen den ganzen Raum: So schön wie auf diesem LG-Werbebild sieht bzw. klingt es in der Realität nicht, denn mit direktionalem Klang von oben haben praktisch alle Soundbars Probleme, auch die DS95TR.

Nur ein HDMI-Eingang ist für ein Spitzenmodell nicht üppig; der eARC-Out nimmt Ton vom TV entgegen. Die USB-Buchse liefert Strom oder füttert den Mediaplayer.

Über WOW-Cast kommunizieren kompatible LG-Fernseher (wie der LG G4 auf Seite 32) und Soundbar miteinander, unter anderem werden die Lautsprecher beider Geräte zusammen genutzt.

Die Soundbar selbst verfügt bereits über 5.0.3-Kanäle, doch erst in Kombination mit externen Surround-Boxen kommt vollwertiger Raumklang auf. Die beiden Lautsprecher mit Namen STP9-SL und STP9-SR gehören zum Lieferumfang. Pro Box sorgen zwei Treiber an der Front für einen breit gefächerten Surround-Sound, worauf auch die markante Form der spitz zulaufenden Gehäusefront schließen lässt. Auf der Oberseite sitzt zudem ein Upfiring-Chassis in jeder Box, das Höhen-Sound liefert.

Die beiden je 15,9 x 22,3 x 14,2 Zentimeter großen Lautsprecher kommunizieren per Funk mit der Soundbar, die Verbindung funktionierte im Test über gut 4 Meter fehlerfrei. Verstärker sind bereits in jede Box integriert, die natürlich ans Stromnetz angeschlossen werden müssen. Außer einer Pairing-Taste besitzen die Lautsprecher keinerlei Anschlüsse oder Funktionstasten, sie können daher nur im Verbund mit einer passenden LG-Soundbar genutzt werden. Der Korpus besteht wie bei der Soundbar aus Kunststoff, die Front ist mit Stoff bespannt. Gummifüße ermöglichen einen rutschfesten Stand, eine Schraubenfassung an der Unterseite erlaubt zudem die Wandmontage der Boxen unter Zuhilfenahme der mitgelieferten Halterungen und Schrauben.

Die beiden Rear-Boxen erweitern die Soundbar um Surround- und Höhenkanäle mit zusammen 6 Treibern.

4K-Video mit 120 Hertz
Das HDMI-Board mit einem HDMI-Eingang und einem HDMI-Ausgang samt eARC versteht sich jetzt auch auf 4K/120Hz, was beim Vorgänger nicht der Fall war. Auch Dolby Vision und HDR10 werden unterstützt; HDR10+ bleibt wie bei LG-Fernsehern außen vor. VRR und ALLM werden ebenso erkannt, was geringe Latenzzeiten fürs Gaming verspricht. Dank CEC-Funktion lässt sich die Lautstärke der Bar mit der TV-Fernbedienung regeln.

Decoder und Klang-Features
In Sachen Tonformate werden Dolby Atmos und DTS:X unterstützt, bei den Klangprogrammen hat man die Wahl zwischen „Standard“, „AI Sound Pro“, „Cinema“, „Clear Voice Pro“, „Sports“, „Game“, „Bass Blast“ und „Music“, die sich auch bei nativem 3D-Ton nutzen lassen. Die 9.1.5-Kanäle sind geblieben, charakteristisch und LG-exklusiv ist der mittig auf der Bar sitzende Center-Kanal. Die beiden mitgelieferten Rear-Boxen besitzen ebenfalls je ein Upfiring-Chassis. Die Treiber in der Soundbar strahlen nach vorn, seitlich und oben ab. Mit einer Breite von 125 Zentimetern fällt die Neue 5 Zentimeter breiter aus. Die Höhe blieb mit 6,3 Zentimetern identisch fl ach, der Riegel sollte daher bei einer Platzierung direkt vor dem Fernseher nicht ins Bild ragen. Man darf die Bar und die Rear-Boxen auch an die Wand montieren, das dafür notwendige Material liegt bei.

Der leicht vergrößerte Subwoofer misst 20,2 x 40,7 x 40,3 Zentimeter. Der Treiber strahlt zur Seite ab, auf der Front sitzt ein Bassreflexrohr für mehr Tieftonausbeute. Auch die 10 Kilo schwere Bassbox besteht aus Kunststoff, außer einem Pairing-Knopf gibt es keine weiteren Einstellungsmöglichkeiten am Gerät. Musik-Streaming gelingt über Bluetooth, Chromecast und AirPlay 2. Die Sprachassistenten von Amazon und Google funktionieren mithilfe eines kompatiblen Speakers.

Dedizierte Apps für Soundbars sind zwischen die Regel, so auch bei LG. Dort nennt sich die Software „LG Soundbar App“ (Android, iOS), die Ersteinrichtung und WLAN-Anbindung klappte bei der DS95TR damit problemlos. Die Bedienung ist selbsterklärend, das Design klar und übersichtlich; nur die Settings für Bass, Mitten und Höhen waren etwas versteckt – das klappt im Menü „Einstellungen nach Lautsprecher“ über das kleine EQ-Symbol oben rechts. Wer das volle Potenzial der DS95TR ausschöpfen möchte, kommt um die App nicht herum, denn via Fernbedienung lassen sich nicht alle Funktionen nutzen.

Bestes Beispiel ist die „AI Room Calibration Pro“, die in nur wenigen Momenten mit Testtönen den Raum einmisst und den Soundbar-Klang darauf abstimmt. Dabei werden zur Positionsbestimmung des Sitzplatzes und die Abstimmung der Bar auf den Hörraum sowohl die Mikrofone in der Soundbar als auch im Tablet oder Smartphone genutzt. Andere Funktionen wie der „Nachtmodus“ („Night Time“) für das Leisehören zu später Stunde, eine Dolby-Dynamikreduktion (DRC) und das AV-Sync lassen sich ebenfalls nur über die LG-App aktivieren, die im Test ohne Abstürze ihren Dienst verrichtete.

LGs Soundbar App bietet so manche Exklusiv-Funktion, etwa das Einmess-System AI Room Calibration (rechtes Bild).

Der mitgelieferte Subwoofer SPT8-W hat seine Membran seitlich sitzen; auf der Front gibt es eine Bassreflex-Öffnung. Hinten findet sich nur ein Pairing-Knopf.

Tonqualität
Wie immer führten wir anfangs die automatische Raumkalibrierung durch, was problemlos und gefühlt in weniger als einer Minute erledigt war. Mit Dolby-Atmos-Material lieferte die DS95TR ein wahrhaft fulminantes Sound-Spektakel mit sehr großer Raumabbildung, Effekte wurden greifbar verortet. Das ist Spitzenklasse-Niveau! Auch bei Bassdruck, Volumen und Dynamik machte das koreanische Quartett seinem Flaggschiff-Status alle Ehre, da rumpelte es ordentlich in der Kiste. Der „Powerful Bass“ im Dolby-Trailer „Amaze“ grummelte mit guter Tiefe und besagter „Power“, während andere Bars hier oft nur ein laues Lüftchen produzieren. Auch die Wucht des Panzers im Atmos-Finale von „Ghost in the Shell“ brachte die DS95TR überzeugend in unseren Hörraum, das Stampfen des 6-beinigen Ungetüms ließ die Bude wackeln.

Abstriche muss man wie fast immer bei Soundbars bei 3D-Ton hinnehmen, denn viel mehr als ein gefühlter Hauch von Decken-Sound war auch der DS95TR nicht zu entlocken – dabei hatten wir die Rear-Boxen deutlich über Ohrhöhe platziert.

Nicht ganz so genau nahm es das LG-Gespann mit der Natürlichkeit und Neutralität des Klangs, da hatten wir meist das Gefühl, einen Lautsprecher spielen zu hören statt in realistischen Klangfarben versinken zu können. Die Sprachverständlichkeit war bei frontaler Sitzposition jedoch ausgezeichnet und ließ auch aus stark seit lichen Hörwinkeln nicht nach.

Mit Stereo-Musik spielte die DS95TR angenehm, druckvoll, ausreichend breit und mit detailreichen Höhen. An die Verfärbungen gewöhnt man sich mit der Zeit. Klangprogramme, die den Upmixer aktivieren, sollte man hingegen meiden, denn dann tönten aus unerfindlichen Gründen die hinteren Lautsprecher für unsere Ohren grell, vorlaut und alles andere als musikalisch.

Der Testbericht LG DS95TR (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

LGs neues Soundbar-Flaggschiff DS95TR spielt extrem räumlich, kraftvoll und kann auch bei der Multimedia-Ausstattung punkten. Das alles lässt sich LG mit 1.800 Euro aber auch gut bezahlen.

Andreas Oswald

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