OLED-Technik und Quantum Dots: Sonys neuer A95L startet den Angriff auf den TV-Olymp. Nicht nur Filmfreunde, auch Gamer dürfen sich über den Flachmann mit selbstleuchtenden Pixeln und exzellenter Ausstattung freuen.
Sonys neuer Spitzenfernseher ist ab sofort erhältlich! Die aktuelle A95L-Serie der Japaner gibt sich nicht nur mit der OLED-Technik zufrieden, bei der selbstleuchtende Pixel zum Einsatz kommen, die sich im Gegensatz zu LEDs komplett abschalten lassen und damit perfektes Schwarz garantieren. Als QD-OLED vertraut Sony zusätzlich auf Quantum Dots. Im Unterschied zu herkömmlichen Farbfiltern arbeiten diese winzig kleinen Teilchen effektiver, um die einzelnen Bildpunkte des Displays farblich in Szene zu setzen. Auf diese Weise soll das Bild heller und farblich leuchtender strahlen. Der QD-OLED-Bildschirm mit XR-Triluminos-Max-Technologie verbessert Sony zufolge die Farbhelligkeit im Vergleich zum Vorjahresmodell A95K um rund 200 Prozent.
Der von uns getestete XR-55A95L kostet 2.850 Euro. Für einen 55-Zöller ist das eine Menge Holz. In der Pressemitteilung zur Markteinführung verlangte Sony noch 3.300 Euro. Der 65-Zöller wurde für 4.000 Euro, der 77-Zöller für 6.200 Euro angekündigt. Beide Größen verkaufte Sony zum Testzeitpunkt über seine Homepage für 3.550 und 5.450 Euro. Verarbeitungstechnisch merkt man dem Sony seinen hohen Preis an. Das schlanke Panel wird von einem nur wenige Millimeter breiten Alurahmen eingefasst. Die beiden filigranen Aluminiumfüße eignen sich dazu, das Display knapp über der Oberfläche zu platzieren oder es anzuheben, damit sich ein flacher TV-Lautsprecher darunter positionieren lässt. Der 77-Zöller ermöglicht außerdem eine recht mittige Montage der beiden Füße. Sollte der XR-55A95L frei im Raum stehen, so ist das optisch kein Problem. Denn die Rückseite ist komplett einheitlich verkleidet. Kabel lassen sich nahezu unsichtbar verlegen. Ohne Füße ist der 55-Zöller nur 3,4 Zentimeter flach und damit ideal für die Wandmontage geeignet. Er unterstützt den VESA-Lochabstand 300 x 300 Millimeter. Um den Gesamtverbrauch an neuem Kunststoff um rund 60 Prozent zu reduzieren, besteht die rückseitige Gehäuseabdeckung aus dem von Sony entwickelten Recycling-Kunststoff Sorplas.
Ausstattung & Bedienung
Es ist keine Überraschung, dass Sony seinen Spitzen-TV auch spitzenmäßig ausgestattet hat. So gehört die Bravia Cam zum Lieferumfang, die oben auf den Fernseher aufgesteckt wird. Diese bietet diverse Zusatzfunktionen. Sie passt beispiels weise das Bild automatisch für den Zuschauer entsprechend dessen Sitzposition an. Die bildlichen Modifikationen muss man allerdings mit der Lupe suchen. Sitzt man zu nah vor dem Fernseher, was der Nachwuchs mitunter gerne mal tut, verdunkelt die Kamera den Bildschirm. Dies klappte im Test ohne Schwierigkeiten. Auch wenn kein Zuschauer erkannt wird, verringert die Cam die Helligkeit, um Strom zu sparen. Außerdem ermöglicht sie das Steuern des Fernsehers per Geste mit der Hand – das Umschalten von Sendern oder das Anpassen der Lautstärke gelingt zuverlässig, jedoch funktioniert dies mit der hervorragenden Fernbedienung deutlich schneller. Der handliche Steuerstab mit Alu-Oberfläche ist sehr übersichtlich und klar gestaltet, hat beleuchtete Tasten und sogar eine Suchfunktion, falls man die Fernbedienung mal verlegt haben sollte. Dank Polyurethanbeschichtung lassen sich die Tasten einfach säubern, Fussel bleiben hier glücklicherweise kaum hängen. Der 55-Zöller eignet sich dank Bravia Cam außerdem für XXL-Videochats.
Für Spielefans hält die A95L-Serie noch andere nützliche Features bereit. Hierzu gehören Funktionen wie Tone Mapping mit HDR-Automatik und der automatische Genre-Bildmodus, welche die Bildqualität beim Spielen und Streamen optimieren. Hilfreich ist ebenfalls ein praktisches Gaming-Menü, in dem die Spieler die Einstellungen an ihre Vorlieben anpassen und beispielsweise VRR (Variable Refresh Rate) oder die Reduzierung der Bewegungsunschärfe schnell aktivieren und deaktivieren können. Zudem gibt ihnen das Gaming-Menü die Möglichkeit, mit dem „Black Equalizer“ die Helligkeit in dunklen Bereichen zu erhöhen, um Objekte und Gegner besser zu erkennen. Mit sechs unterschiedlich einstellbaren Fadenkreuzen können sie ihre Gegner zudem leichter ins Visier nehmen. Neu in diesem Jahr ist die Funktion zur Anpassung der Bildgröße, mit der sich die Größe des Bilds reduzieren lässt, um in einem kleineren, fokussierten Bereich zu spielen. „Multi View“ gestattet es, beispielsweise links zu spielen und rechts die Spielanleitung auf YouTube anzuzeigen.
Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind als Twin-Varianten ausgelegt, damit man während USB-Aufnahmen auch umschalten kann. Time-Shift beherrscht der Sony auch in diesem hochpreisigen Spitzenmodell nicht, jedoch lassen sich viele Sendungen von öffentlich-rechtlichen Programmen per Druck auf die blaue Taste von vorne starten. Von den vier HDMI-Ports unterstützen nur zwei mit VRR (Variable Refresh), ALLM (Auto Low Latency Mode) und 4K@120 Hertz die 2.1-Spezifikationen. Gamer freuen sich über praktische Extras (siehe Kasten).
Für ausreichend Rechenpower sorgt der Cognitive Processor XR mit neuer XR-Clear-Image-Technologie, die Rauschen unterdrücken und die Klarheit von Bewegungsdarstellungen verbessern soll. Sony kombiniert Android 12 mit der Benutzeroberfläche von Google TV. Dem Hersteller zufolge findet man hier in der App-Auswahl mehr als 700.000 Filme und Serienepisoden. Mit Apps wie Bravia Core, Apple TV+, Disney+, Amazon Prime Video, Netflix, HD+ (kann per Satellit ein halbes Jahr kostenlos und ohne Anmeldung genutzt werden), Zattoo, RTL+, Netzkino, DAZN, WOW und Joyn fällt das Streaming-Angebot enorm groß aus. Bravia Core, Sonys eigene Streaming-Plattform, ermöglicht es, Filme in UHD-Auflösung mit HDR- und IMAX-Enhanced-Unterstützung in UHD-Blu-ray-Qualität (zumindest beim Bild) zu streamen. Die Google-Oberfläche ist übersichtlich und optisch ansprechend gestaltet und verfügt über jede Menge Möglichkeiten der Individualisierung und Personalisierung, unter anderem durch das Anlegen verschiedener Nutzerkonten. Das Arbeitstempo ist hoch, Anwendungen und Menüwechsel gelingen super flott.
Beim Energiesparen hilft das Öko-Dashboard unter dem Menüpunkt „Stromversorgung & Energie“. Aktiviert man den Umgebungslichtsensor, passt der 55-Zöller automatisch die Panel-Helligkeit an das vorhandene Licht im Wohnzimmer an. Das Setting „Energie sparen“ lässt sich in drei Intensitätsstufen anpassen – dann muss man allerdings mit weniger Bildschirm-Brillanz leben.
Ab sofort bietet Sony die App „TV Channel Editor“ an. Bislang ist diese jedoch nur für mobile Android-Geräte verfügbar. Mit dieser Anwendung können Zuschauer die Reihenfolge der TV-Sender wesentlich komfortabler und schneller ändern als bisher. Dazu genügt es, die Programme einfach nach persönlichem Geschmack per Finger auf dem Mobilgerät zu verschieben. Anschließend wird die finale Sortierung auf den Fernseher übertragen, fertig! Das spart jede Menge Zeit.
Bildqualität
Der XR-55A95L ist ein Flat-TV mit mehreren positiven Gesichtern. So ist der „Brillant“-Modus gefühlt nochmal deutlich heller und knalliger als das ohnehin schon strahlende „Standard“- und das farblich beste „Kino“-Setting. Sony zufolge hebt der „Professionell“-Modus „die echte Wiedergabe des Originalsignals hervor“, allerdings sind diese Einstellungen für unseren Geschmack zu dunkel. Generell überzeugt der OLED mit enormer Plastizität, satten Kontrasten und sehr reinen Farben. Seine Schärfe ist top, ebenso das Rauschverhalten. Im „Brillant“-Modus messen wir in der Spitze etwas mehr als 1.300 Candela – so stellen auch sonnendurchflutete Räume kein problematisches Umfeld für den 55-Zöller dar. Zum Vergleich: Der Vorgänger XR-65A95K (Test in 3-2023) hatte im „Brillant“-Modus gerade mal die 1.000-Candela-Marke geknackt. Im „Kino“-Setting ermitteln wir 1.282 Candela in Spitzlichtern, bei 50-prozentigem und 100-prozentigem Weißanteil bricht die Helligkeit allerdings auf immer noch gute 425 bzw. 285 Candela ein. Beim ANSI-Kontrast von 10.000:1 liefert der A95L ebenfalls einen Top-Wert.
Absolut natürlich sehen die vom Sony dargestellten Hautfarben aus. Feinste Farbübergänge gelingen ihm stufenlos und auch bei schnellen Bewegungsdarstellungen schneidet der Japaner hervorragend ab. Hierzu sollte man in der „Motionflow“ die „Glätte“ auf Stufe 2 stellen. Die volle Punktzahl verdient sich der XR-55A95L ebenfalls bei der Blickwinkelstabilität. Auch wer keinen frontalen Sitzplatz ergattert hat, sondern seitlich neben dem Fernseher sitzt, profitiert noch von kräftigen Farben und einem brutalen Schwarz. Aufhellungen in dunklen Hintergründen kennt der 55-Zöller nicht. Filmbalken sind ein Genuss, weiße Objekte werden im Gegensatz zu den meisten LCD-Fernsehern nicht hell umrandet. Und Schwarz ist schlichtweg schwarz und nicht dunkelgrau oder sogar leicht bläulich.
Für HDR-Inhalte unterstützt der QD-OLED die Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Einfach um mal zu erleben, was der Sony aus seinem Panel herausholt, eignet sich der YouTube-Clip „Wonderful 4K HDR“ mit diversen Demo-Sequenzen. Wir sind sprachlos! Egal, ob man Nahaufnahmen von Blüten, einem banalen Apfel, der mit Wassertropfen überzogen ist, einer durchsichtigen Teekanne, einer grünen Getränkeflasche oder Buntstiftminen unter der Lupe hat: brutal, welche Schärfe der Sony darstellt, welche schier unendliche Farbvielfalt und welche Detailverliebtheit er zeigt. Diese bildliche Power überträgt er natürlich auch in Netflix-Inhalten wie der Doku-Serie „Formula 1: Drive to Survive“.
Tonqualität
Sony hat seinen XR-55A95L mit der „Acoustic Surface Audio+“-Technik ausgestattet. Bei dieser versetzen Aktuatoren den Bildschirm in Schwingungen. So fungiert das komplette Display als Lautsprecher. Das 60 Watt starke 2.2.2-Audiosystem mit Dolby-Atmos-Support hat zwei Subwoofer integriert. Der Japaner klingt sehr füllig und klar, unangestrengt und ist stimmlich präsent. Mittels automatischer Akustikkalibrierung passt sich der Flachmann in Eigenregie tonal an die Umgebung an. Musik ist voluminös, das Bassfundament alles andere als brachial, aber zufriedenstellend. Bei Bedarf kann man den A95L als Centerlautsprecher in einem Heimkinosystem verwenden. In Verbindung mit einer kompatiblen Sony-Soundbar unterstützt der 55-Zöller die 360-Spatial-Sound-Mapping-Technologie, die Phantomlautsprecher erzeugt und das Klangfeld optimiert.
Der Testbericht Sony XR-55A95L (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2.850 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der XR-55A95L ist sein Geld wert: Sattes Schwarz, hohe Helligkeit, umfangreiche Ausstattung sowie hoher Bedienkomfort und starker Ton – Sonys QDOLED mischt im Feld der besten Fernseher mit.
Jochen Wieloch