Panasonic TX-65JZW2004 (Test)

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Panasonics neues OLED-Flaggschiff JZW2004 arbeitet mit Künstlicher  Intelligenz, liefert Höchstwerte bei der Panel-Helligkeit und unterstützt HDMI 2.1: Beste Voraussetzungen für einen Einzug in unsere Referenz-Klasse.

Panasonics neue Spitzen-OLED-Serie des Jahrgangs 2021 hört auf die Bezeichnung JZW2004 und bringt einige technische Neuerungen gegenüber der Vorgänger-Reihe mit. So unterstützt der 3.800 Euro teure TX-65JZW2004 als erster Pana­sonic-Fernseher den HDMI-Standard 2.1 mit variabler Bildfrequenz (VRR), 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz (HFR) und ALLM (Auto Low Latency Mode), der dafür sorgt, dass beim Anschluss kompatibler Spielkonsolen automatisch der Modus mit der geringsten Latenz gewählt wird. Zudem hält bei den Japanern neben der Künstlichen Intelligenz (KI) auch die Sprachsteuerung Einzug.

Frische Optik: Panasonic hat seine Fernbedienung modifiziert. Der Druckpunkt der Tasten ist gut, neu sind vier Direktwahltasten für Streamingdienste und eine zum Aktivieren der Sprachassistenten. Statt Metall kommt jedoch nur Kunststoff zum Einsatz, eine Beleuchtung fehlt. Der Steuerstab liegt gut in der Hand.

Wie in den Top-OLEDs bei Panasonic üblich kommt im JZW2004 ein besonders hochwertiges Display zum Einsatz. Das keine 5 Millimeter tiefe sogenannte Professional Edition Panel wird von den Forschungs- und Entwicklungsteams eigens selektiert und optimiert – mit Erfolg: Die von uns ermittelte Spitzenhelligkeit stellt für einen OLED einen überragenden Wert dar. Das Gerät lässt sich auf  einem stabilen Metallfuß drehen, eine Wandmon­tage ist dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter möglich. Mit Anschlüssen und einer Tiefe von 6,9 Zentimeter gehört der 65-Zöller nicht zu den dünnsten Geräten. Der Grund ist jedoch erfreulich: Denn Panasonic hat ein klangstarkes Technics-Soundsystem mit Front- sowie nach oben abstrahlenden und zur Seite gerichteten Lautsprechern integriert.

Optional ist der JZW2004 auch als 55-Zöller für 3.000 Euro erhältlich, wie in den vergangenen Jahren vermissen wir jedoch eine 77-Zoll-Variante.

Ausstattung & Bedienung
Erste signifikante Neuheit des OLED-Boliden: Pana­sonic hat die Fernbedienung überarbeitet. Der ergonomisch gut geformte Steuerstab hat jetzt vier Direktwahltasten für die Streamingdienste Netflix, Rakuten TV, Amazon Prime Video und YouTube, außerdem eine Mikrofontaste zum Aktivieren der Sprachassistenten (Kasten auf Seite 28). Die Druckpunkte der Tasten sind deutlich präziser als früher, eine Beleuchtung fehlt jedoch, und die Oberfläche besteht nur aus Kunststoff und nicht aus Metall.

Als sehr übersichtliche und frei konfigurierbare Oberfläche kommt My Home Screen 6.0 zum Einsatz. Praktisch: Oberhalb einzelner Apps öffnen sich auskunftsfreudige Zusatzinformationen – bei den ­Streamingdiensten etwa Empfehlungen – oder die Menüeinträge „Einstellungen“, „EPG“, „Spielfilm“, „Serien“ und „Dokumentationen“, wenn man die integrierte „HD+“-App auswählt. Nach einem Druck auf die „MENU“-Taste öffnet sich neuerdings eine hilfreiche Schnelleinstellung, um entweder zum Hauptmenü zu navigieren oder direkt zu Bild- und Soundmodi, zu Untertiteln oder zur Sprachsteuerung zu gelangen.

Das Bedientempo des Panasonic ist enorm hoch, Befehle werden sehr flott umgesetzt. Hierfür ist der neue HCX Pro AI Processor verantwortlich, der mit Künstlicher Intelligenz jeden dargestellten Inhalt in Echtzeit analysiert und Bild- sowie Toneinstellungen automatisch optimiert. Wie die Mitbewerber erfolgt die Szene-für-Szene-Auswertung unter Zuhilfenahme von mehr als einer Million Referenzbildern, die jeweils als optimale Vorlage dienen sollen.

Anschlussseitig ist der 65-Zöller bestens ausgestattet. Neben Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 hat der Flachmann einen TV>IP Client & Server integriert, um TV-Signale über das Heimnetzwerk zu verteilen. TV-Aufnahmen mit gleichzeitiger flexibler Programmauswahl landen auf USB-Festplatte. Neben der vollen HDMI-2.1-Unterstützung kommt beim Panasonic der „Game Mode Extreme“ zum Einsatz, um dank geringer Latenzzeiten einen flüssigen und ruckelfreien Spielspaß zu ermöglichen. Neu ist ebenfalls die Bereitstellung einer doppelten Bluetooth-Verbindung: So lassen sich beispielsweise zwei Bluetooth-Kopfhörer parallel koppeln, damit Eltern auch dann einen Film mit voller akustischer Untermalung schauen können, wenn der Nachwuchs schon schläft.

Frisches Design: Die Oberfläche von WebOS 6.0 listet Apps und Streamingdienste auf und führt oberhalb von diesen praktische Zusatzinformationen auf.

Hilfreicher Zwischenschritt: Bevor man im komplexeren Hauptmenü landet, hat man hier die Möglichkeit, beispielsweise den Bildmodus zu verändern.

Mit der zusätzlichen Taste „Scenery“ hat Panasonic eine neue Funktion in den TX-65JZW2004 integriert. Diese ist zu vergleichen mit dem „Ambient Modus“ bei Samsung. Während der Zeit, in der man den Fernseher nicht für Live-TV oder die Wiedergabe von Streamingdiensten verwendet, kann man jetzt bewegte Hintergrundbilder, Diashows und Videos anzeigen und den 65-Zöller so attraktiver als Deko-Element in die eigenen vier Wände einbetten. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Genres wie „Umgebung“ (mit Elementen wie „Tag“, „Himmel“, „Berge“, „Mond“, „Nacht“), „Lumix Club“, „Stimmung“, „Abstrakt“ sowie „Privat“. Letzteres Setting erlaubt es, eigene Fotos und Videos per USB-Stick auf den Bildschirm zu holen.

Schluss mit schwarzem Bildschirm: In TV-Pausen lässt sich der Panasonic mit verschiedenen Inhalten zur Entspannung verschönern.

Hinterlegt werden die einzelnen Szenarien mit passender Musik, die etwa dazu beiträgt, die Wellen im Meer noch entspannter wahrnehmen zu können. Über eine Abschalt-Uhr legt man fest, wann sich „Scenery“ ausschalten soll. Zusätzlich hat Panasonic einen Einschalt-Timer integriert. Dieser gestattet es, nicht nur eine zeitliche Vorgabe zu definieren, sondern auch das gewünschte Szenario vorab auszuwählen.

Der Mediaplayer unterstützt nach wie vor keine 360-Grad-Darstellungen. Neben „HD+“ lässt sich auch Zattoo als HbbTV Operator App nutzen und nahtlos in das Bedienkonzept des Flat-TVs integrieren. Mit Netflix, Amazon Prime Video, Rakuten TV, TV Now, DAZN, Netzkino, meinVOD, Videociety und YouTV fällt das Video-Streaming insgesamt vielfältig aus, Disney+ und Apple TV sind hingegen zwei prominente Lücken im App-Angebot.

 

Starker Klang: Der JZW2004 hat nicht nur nach vorne und zur Seite gerichtete Lautsprecher integriert, sondern auch einen, der nach oben abstrahlt.

Akustik-Feinschliff: Über das Mikrofon in der Fernbedienung und Testtöne analysiert der 65-Zöller die klangliche Umgebung und passt den Sound an.

Bildqualität
Den Sony XR-65AJ90 (Test in Ausgabe 6-2021) haben wir kürzlich erst bejubelt, weil er mit 1.010 Candela die 1.000er-Marke geknackt hat. Der Panasonic setzt hier noch locker einen drauf und erreicht im „Dynamik“-Setting satte 1.305 Candela in Spitzlichtern – für ein Panel mit selbstleuchtenden Pixeln ein überragender Wert. Selbst im farblich optimalen „True Cinema“-Modus sind noch 990 Candela drin. Allerdings bricht die Helligkeit OLED-typisch ein, je größer der Weißanteil im Bild ist. Bei 50-prozentiger Weißfläche reduziert sich die Leuchtkraft auf 370, bei 100-Prozent-Anteil auf 173 Candela. Mit 5.250:1 ist der ANSI-Kontrast ebenfalls spitze. Die beste Farbtemperatur erreicht der 65-Zöller ab Werk mit dem Setting „Warm2“. Die voreingestellten 6.790 Kelvin ließen sich bei unserem Testgerät denkbar einfach auf nahezu perfekte 6.568 Kelvin optimieren, indem man den Weißabgleich bei Rot einfach auf + 3 anhebt.

HDR-Vergnügen: Auch im DCI-P3-Spektrum agiert der TX-65JZW2004 auf höchstem Niveau und reizt das Farbsegel bei allen Messpunkten nahezu vollkommen aus.

Top Ergebnis: Wenn man etwas Zeit und Handarbeit investiert, kann man die Farben im SDR-Bereich nahezu perfekt anpassen.

Mit der neuen Netflix-Doku „Das Leben in Farbe“ liefert der JZW2004 eine Bildqualität, die schlichtweg atemberaubend ist. Speziell die Nahaufnahmen von Tieren, etwa die eines Schmetterlings, sind so brillant, dass man sie glatt für eigens von Panasonic produziertes Hochglanzmaterial halten könnte. Schärfe, Detailzeichnung, Plastizität, Leuchtkraft und Farbnatürlichkeit verdienen sich Bestnoten. Mit „Dolby Vision – Lebhaft“, „Dolby Vision IQ“ und „Dolby Vision – Dunkel“ kann man sich den Look persönlich anpassen. HDR-technisch ist der OLED auf dem neuesten Stand, denn neben Dolby Vision unterstützt der Flachmann auch HLG, HDR10 und HDR10+ Adaptive.

Jetzt auch mit HDMI 2.1: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen den aktuellen Standard mit allen wichtigen Spezifikatioen wie VRR, ALLM und 4K mit 120 Hertz.

Größtmögliche Flexibilität im Heimkino erlauben zudem der spezielle Netflix- und der Film­maker-Mode. Als Alternative zum „True Cinema“-Setting empfehlen wir den etwas heller abgestimmten Modus „Auto AI“. Die Blickwinkelstabilität ist top, Farben behalten lange ihre enorme Power, und das Schwarz ist OLED-spezifisch dunkel wie die Nacht und garantiert eine hervorragende gleichmäßige Ausleuchtung. Sehr ruhige und geschmeidige Bewegungen erzielt man, wenn man die „Intelligent Frame Creation“ auf „Mittel“ stellt. Der HCX Pro AI Processor skaliert auch HD-Material sehr sauber hoch, wie die Doku „Iceland – On Top of the World“ beweist. Die Naturaufnahmen sind sehr homogen mit feinsten Farbübergängen und schöner Struktur in dunklen Bereichen, beispielsweise in Vulkankratern.

Bislang ließen sich Sprachassistenten bei Panasonic nur über den Umweg externer Lautsprecher nutzen. Damit ist jetzt Schluss: Die Japaner bieten mit Google Assistant und Amazon Alexa gleich zwei Sprachassistenten an, die den gewohnten Funktionsumfang ermöglichen und sowohl umfangreiche Zusatzinformationen aus dem Internet zu Sport, Verkehr, Wetter und Allgemeinwissen liefern als auch die Bedienung vereinfachen und beispielsweise gezielt nach bestimmten Inhalten in YouTube fahnden. Welchen der beiden Helfer man nutzen möchte, legt man über den Menüeintrag „Sprachsteuerung“ fest. Beide Assistenten müssen zunächst eingerichtet werden, dies ist jedoch dank QR-Code und Smartphone blitzschnell erledigt. Panasonic verzichtet auf ein Mikrofon im Fernseher, für Sprachbefehle muss die Mikrofontaste der Fernbedienung gedrückt werden.

Qual der Wahl: Panasonic-Kunden können zwischen Google Assistant und Amazon Alexa auswählen.

Wetter-Vorhersage: Eine kurze Nachfrage reicht, und Google Assistant liefert prompt die Wetterdaten.

Tonqualität
Das 125 Watt starke Audiosystem „360° Sound­scape Pro“ von Technics mit Dolby-Atmos-Support ermöglicht eine sehr souveräne und unangestrengte Akustik. Stimmen sind präzise, Musik ist angenehm breit mit ordentlichen Bässen. Mit der „Space Tune Anpassung“ analysiert ein Mikrofon in der Fernbedienung die räumliche Umgebung und passt die Toneigenschaften automatisch an. So verhält sich der Schall auf harten Marmorflächen beispielsweise ganz anders, als wenn er auf weichen Teppichboden im Wohnzimmer auftrifft. Bei Konzerten wird man auch auf Sitzplätzen weiter außen noch spürbar vom tonalen Klangkokon umhüllt.


Der Testbericht Panasonic TX-65JZW2004 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 sehr gut

Der TX-65JZW2004 ist aktuell wohl der hellste OLED-Fernseher auf dem Markt. Bild, Ton, Ausstattung und Bedienkomfort sind spitze. So agiert der Panasonic auf Referenzklasse-Niveau. Mit 3.800 Euro ist der OLED-Spaß freilich nicht ganz billig.

REFERENZKLASSE

Jochen Wieloch

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