Panasonic TX-65JXW834 (Test)

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Mit dem 1.300 Euro teuren TX-65JXW834 hat Panasonic seinen ersten Android-LCDTV auf den Markt gebracht. Kunden können sich damit über eine größere App-Auswahl und Google Assistant freuen. Optional zum 65-Zöller ist der JXW834 mit Edge-LED-Technik in 40, 50 und 58 Zoll zu Preisen zwischen 650 und 900 Euro erhältlich. Mit einer Tiefe von 6,2 Zentimeter inklusive Anschlüssen fällt der Panasonic nicht gerade schlank aus. Die

Modifi ziert: Die Panasonic-
Fernbedienung hat jetzt drei
Direktwahltasten für Amazon
Prime Video, Netfl ix und Rakuten
TV. Außerdem kann man den
Google Assistant für Sprachbefehle
starten.

Verarbeitung kann mit den deutlich teureren OLEDs der Japaner nicht mithalten. Der Kunststoffrahmen hat oben und an den Seiten recht viel Spiel. Dieser Makel fällt jedoch nur auf, wenn man bewusst einen Qualitätscheck durchführt.

Ausstattung und Praxis
Bezüglich der Ausstattung muss man beim Panasonic mit Licht und Schatten leben. So sind die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 nur einfach verbaut, wodurch man beim Aufnehmen einer TV-Sendung auf USB-Festplatte den Sender nicht wechseln kann. Der traditionell nur bei Panasonic erhältliche vierte Empfangsweg TV>IP fehlt. Alle drei HDMIEingänge unterstützen für Gamer zwar den Auto Low Latency Mode (ALLM), aber weder VRR (Variable Refresh Rate) noch die 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, wodurch nicht alle HDMI-2.1-Spezifi kationen erfüllt werden. Zudem verzichten die Japaner auf ein natives 100-Hertz-Panel. Mehr Punkte kassiert der 65-Zöller jedoch beim Thema HDR: Hier kommt der Flachmann mit HLG, HDR10, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision zurecht, lediglich Dolby Vision IQ fehlt. Als Streaming-Optionen stehen unter anderem Bluetooth und Google Chromecast bereit.

Sehr gut gelöst: Auch wenn der TX-65JXW834 mit Android 10 arbeitet, muss man auf die bewährte und benutzerfreundliche Oberfl äche von My Home Screen nicht verzichten (siehe Kasten). Zwar halten mit Android deutlich mehr Apps Einzug, die bisher auf Panasonic-Geräten verfügbare „HD+“-App fehlt allerdings (mehr zum App-Angebot weiter unten). Der HCX-Processor erlaubt ein insgesamt recht fl ottes Bedientempo, bei Senderwechseln könnte der Flachmann jedoch etwas zügiger reagieren. Die bisher von Panasonic bekannte Menüstruktur ist überarbeitet. Praktisch ist das neue „Schnellzugriffsmenü“, das direkten Zugriff auf sämtliche Einstellungen, Bild- und Tonparameter sowie die Bildmodi ermöglicht. Auch der Elektronische Programmführer erstrahlt in neuem Gewand und wirkt deutlich frischer als die schon etwas in die Jahre gekommene Optik der bekannten Panasonic-EPGs. Schade: Der TX-65JXW834 unterstützt nicht die von uns bisher sehr geschätzte App „TV Remote 2“.

Praktisch: Das neue „Schnellzugriffsmenü“ erlaubt unter anderem einen sehr direkten Zugang zu wichtigen Bild- und Tonparametern auf dem 65-Zöller.

Kein Vorschaubild: Wenn man sehr viele TV-Aufnahmen auf der USB-Festplatte gespeichert hat, geht die Übersichtlichkeit im Menü ein wenig verloren.

Bild- und Tonqualität
Ein bisschen mehr Helligkeit hätten wir uns auch in dieser Preisklasse gewünscht: So erreicht der LCDTV mit Edge-LED-Technik im farblich optimalen „True Cinema“-Modus gerade mal knapp 390 Candela – egal, ob in Spitzlichtern oder bei vollflächigem Weiß. Im „Dynamik“-Setting sind es immerhin 475 Candela, in der „Normal“-Einstellung 415. Der ANSI-Kontrast fällt hingegen mit 2.600:1 erfreulich hoch aus. Gutes gibt es auch von der Farbtemperatur zu berichten. Mit „Warm2“ und 6.307 Kelvin ist der Japaner schon sehr gut voreingestellt, wenn man ihn aus dem Karton hebt und erstmals in Betrieb nimmt. Reduziert man im Weißabgleich das Rot um 2 Punkte, so landen wir bei perfekten 6.505 Kelvin.

Starke Leistung: Im SDR-Bereich punktet der Panasonic bei der Farbmessung mit einer sehr hohen Treffergenauigkeit und exakter Farbreproduktion.

Grün-Defi zit: Im DCI-P3-Spektrum schneidet der 65-Zöller ebenfalls ordentlich ab, geht beim oberen grünen Messpunkt aber trotz Tuning nicht ans Limit.

Panasonic-Fernseher waren bisher wegen ihrer intuitiven und unkomplizierten Bedienung über die Benutzeroberfläche My Home Screen beliebt. Durch den Einzug von Android 10 musste man befürchten, dass auf dem TX-65JXW834 wie auf Flat-TVs anderer Hersteller nur der standardisierte Startbildschirm zur Verfügung
steht. Pustekuchen: Glücklicherweise haben sich die Panasonic-Ingenieure etwas einfallen lassen. Über die „My App“-Taste der Fernbedienung kann man festlegen, dass sich hierüber My Home Screen aufrufen lässt. So hat man direkten Zugriff auf die Anwendungen, die einem besonders wichtig sind: Ab Werk sind das Streaming-Apps wie Netflix, Amazon Prime Video, YouTube und Rakuten TV, außerdem der Medienplayer, der Timer, Live-TV, die Einstellungen sowie die drei HDMI-Ports. Diese Einträge lassen sich beliebig verändern und in der Reihenfolge anpassen. Gut zu wissen: Die Taste „My App“ kann ebenfalls individuell belegt werden. Hierzu drückt man die „Home“-Taste und wechselt in den Bereich „Apps“. Öffnt man nun die Applikation „My App“, hat man die Qual der Wahl und kann neben „My Home Screen“ unter anderem auch „Google Play Filme“, „Music“, den „Media Player“, die „Record List“ mit den Aufnahmen oder den „Timer“ auswählen.

Android 10: Das weit verbreitete Betriebssystem kommt jetzt auch bei Panasonic zum Einsatz. Die kachelartige Oberfläche ist leicht zu bedienen.

My Home Screen bleibt: Über die „My App“-Taste auf der Fernbedienung kann man sich trotzdem die bewährte Panasonic-Oberfläche einblenden.

Im SDR-Bereich punktet der Flachmann durch eine sehr natürliche Farbreproduktion. Fast alle Farben stimmen ab Werk, manuell müssen wir für ein richtig gutes Ergebnis kaum nachhelfen. Egal ob Talkshow, Serie oder Spielfilm: Die Bewegtbilder des 834 erscheinen sehr authentisch, Panasonicspezifisch ist der 65-Zöller nicht auf Effekthascherei, sondern auf ein möglichst realistisches Ergebnis ausgelegt. Dies gelingt ihm vortrefflich mit breiter Farbpalette und sauberen Übergängen. Gesichter haben einen sehr gesunden Teint.

Lückenhaft: Die drei HDMI-Buchsen unterstützen lediglich ALLM, bei den Tunern handelt es sich um Single-Varianten, TV>IP ist nicht an Bord.

Neuer Medienplayer: Unter Android hat der Player für Fotos, Videos und Musik eine neue Optik bekommen. 360-Grad-Ansichten sind jedoch weiterhin nicht möglich.

Schaut man einen Film mit Cinemascope-Balken, so sind diese bei frontaler Betrachtung recht homogen ausgeleuchtet mit minimalen Aufhellungen in den Ecken und insgesamt dunkler als erwartet. Für einen LCDler im mittleren Preissegment sieht das richtig gut aus. Erst wenn wir einen komplett schwarzen Kapitelanfang der Bluray „Deutschland von oben“ mit weißer Schrifteinblendung abspielen, offenbart der Panasonic im vollständig abgedunkelten Raum kleinere Defi zite, die speziell bei seitlicher Betrachtung auffallen. Die Homogenität der Ausleuchtung über den ganzen Bildschirm hinweg lässt nach, punktuell wechseln sich helleres und dunkleres Grau ab. Im Vergleich zu den meisten anderen Edge-LED-Fernsehern schneidet der 65-Zöller jedoch überdurchschnittlich gut ab. Für eine möglichst vernünftige Schwarzdarstellung sollte man die „adapt. Backlight-Steuerung“ auf „Hoch“ stellen.

Frischer Glanz: Der Elektronische Programmführer hat den früheren EPG auf Panasonic-Fernsehern abgelöst.
Dieser wirkt jetzt deutlich moderner.

Bei der Blickwinkelstabilität kann der JXW834 mit teureren OLEDs bzw. QLEDs erwartungsgemäß nicht konkurrieren. Aber bis zu einer seitlichen Betrachtung von rund 40 Grad bleiben die Farben weitgehend stabil und beginnen erst dann spürbar auszubleichen. Die Bewegungsperformance ist nur mittelmäßig, auch bei aktivierter „Clear Motion“ gelingen dem 50-Hertz-Panel keine wirklich geschmeidigen Bewegungen und Kamerafahrten, Ruckler lassen sich nicht immer vermeiden.

Bei Dolby-Vision-Titeln kann man zwischen den Settings „Lebhaft“, „Hell“ und „Dunkel“ wählen. Wenn die Umgebung nicht gerade von Sonnenlicht direkt geflutet wird, erzeugt man speziell mit „Lebhaft“ ein dynamisches Bild. Die Netfl ix-Serie „Emily in Paris“ beispielsweise gefällt dann mit hohem Kontrast und satten Farben. Natürlicher ist der Look allerdings mit einer der beiden anderen Dolby-Vision-Vorgaben.

Bei seinem 20 Watt starken 2.0-Soundsystem verzichtet Panasonic auf die Unterstützung von Dolby Atmos. Die Sprachverständlichkeit ist gut, die Akustik bei Filmen solide. Der Surround-Sound lässt sich über einen gleichnamigen Modus erhöhen, die Räumlichkeit ist dann zufriedenstellend. Bei normaler Zimmerlautstärke klingt der 65-Zöller ausgewogen, bei höheren Pegeln wird er jedoch unsauber und verliert deutlich an Souveränität. Das Bassfundament ist überschaubar, die musikalische Performance mittelmäßig.

Der Testbericht Panasonic TX-65JXW834 (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

73 gut

Mit seiner Mischung aus Android 10 und der gelungenen Optik von My Home Screen überzeugt der TX-65JXW834. Abgesehen von der limitierten Helligkeit punktet er auch beim Bild. Leider hat Panasonic zum Teil an der Ausstattung gespart: TV>IP fehlt ebenso wie „HD+“, der jeweils zweite Tuner, HDMI 2.1 und eine App-Steuerung.

Jochen Wieloch

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