Panasonic SC-HTB900 (Test)

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Kaum größer als eine Kreditkarte: Die Panasonic- Fernbedienung besteht aus Plastik und bietet nur wenige, aber große Tasten; Verdrücken kann man sich da eigentlich nicht – trotz fehlender Fluoreszenz oder Hintergrundbeleuchtung.

Bei aus dem TV-Sektor stammenden Soundbar- Herstellern gehört es inzwischen zum guten Ton, ihre Klang riegel von renommierten HiFi- Schmieden bauen, tunen und/oder klanglich abstimmen zu lassen. Da ist es praktisch, wenn man solch einen Tonmeister im eigenen Haus hat, denn Technics gehört zur Panasonic Corporation. Geräte werden je nach Produktkategorie unter der einen oder der anderen Marke produziert. Dass Soundbars trotz ihrer Audio-Natur von Panasonic verkauft werden, dürfte an ihrem Einsatzzweck – dem Aufpäppeln von TV-Sound – liegen. Und da Kunden gerne Marken treu bleiben, steht unter dem Panasonic- Fernseher eine Klangbar von Panasonic. Mit dem Know-how von Technics im Rücken lässt die HTB900 großen Sound erwarten, ist preislich mit 800 Euro aber noch in der gehobenen Mittelklasse angesiedelt. Stark ist die verbaute Technik trotzdem, denn der 3D-Sound wird sowohl über Dolby Atmos als auch DTS:X realisiert – die meisten Soundbars besitzen, wenn überhaupt, nur einen der 3D-Tondecoder. Allerdings bedient die Bar im Zusammenspiel mit dem dazugehörigen Subwoofer nur 3.1-Kanäle, sodass für Surround- bzw. Höhen-Sound digitales Klang-Processing (DSP) zum Einsatz kommt.

8 Chassis bei 255 Watt

Unter dem Metallgitter der sauber verarbeiteten Soundbar werkeln 8 Chassis: Links wie rechts sitzen je 2 Mitteltöner mit 6,5 cm Durchmesser sowie je ein Tweeter mit 1,6-cm-Kalotte, die als 2-Wege- System ausgelegt sind. Der Center-Kanal wird von zwei Breitbändern mit ebenfalls 1,6 cm Durchmesser bedient. Alle Chassis strahlen nach vorne ab, auf der Oberseite der Bar fi ndet man 2 Bassrefl exÖffnungen. Die Digitalverstärker von Technics liefern kräftige 255 Watt. Zur Technics-Technik gehört auch die JENO Engine (Jitter Elimination and Noise- Shaping Optimization), eine Schaltung, die per Jitter-Reduktion den Klang verbessern soll.

Der nicht sonderlich hochwertig anmutende Bassreflex-Subwoofer (18 x 40,8 x 30,6 cm, 5,4 kg) besteht überwiegend aus Plastik und verbindet sich per Funk mit der Soundbar. Sein 16 cm großes Chassis strahlt im Downfire-Prinzip zum Boden hin ab. 250 Watt stehen dem Quader zur Verfügung. Bis auf einen Netzschalter gibt es keine Tasten oder Regler.

Decoder mit Upmixern

Neben besagten 3D-Ton-Decodern von Dolby und DTS sind deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X sowie DTS Virtual:X an Bord, ebenso wie 7 Raumklangprogramme: Standard, Straight, Cinema, Musik, Stadion, News und „Berliner Philharmonie“. Für eine verbesserte Sprachverständlichkeit bzw. das Hören bei leisen Pegeln bietet die Bar die Schaltungen „Low Volume Mode“, eine Dynamik-Kompression (DRC), das 4-stufi ge „Clear Dialog“ und „DTS:X Dialog Control“, mit der sich bei DTS:X-Ton Dialoge separat regeln lassen, sofern der Ton-Stream das unterstützt. Zudem ist eine Dynamik kompression an Bord. Der Subwoofer lässt sich vierstufi g im Pegel regeln. Ein Equalizer oder Tonregler fehlt indes. Die Bedienung gelingt meist einfach, die Klangprogramme können allerdings nicht via Direkttaste gewechselt werden. Das dimmbare Punktmatrix- Display schimmert halbwegs gut lesbar durch das Frontgitter, ein Onscreen-Menü gibt es nicht.

Alle Anschlüsse sind auf der Unterseite untergebracht. 2 HDMI-Eingänge und ein HDMI-Ausgang sowie Toslink sind großzügig bemessen. Der mitgelieferte IR-Transmitter fi ndet ebenfalls hier Anschluss. Für Analog-Ton gibt es keine Buchsen.

Anschlüsse und Videoboard

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite der Bar, Kabel werden durch Aussparungen geführt. Das Videoboard mit zwei HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang samt CEC und ARC unterstützt 4K/60p samt HDR10, streikt aber bei HDR10+ und Dolby Vision. Ton gelangt zudem digital per Toslink in die Bar, analoge Schnittstellen gibt es nicht. Ins Netz geht die Panasonic-Bar via WLAN oder Ethernet. Der Riegel unterstützt Chromecast und findet so Zugang zu Googles „Home“-Welt samt Multiroom. Natürlich kann so auch von jeder Chrome cast-kompatiblen App auf die Bar gestreamt werden, als Zentrale fungiert aber Panasonics eigene „Music Control App“. Bluetooth ist ebenso dabei; NFC, AirPlay sowie eine Sprachsteuerung hingegen nicht.

Ohne App geht heute nichts mehr, außer die Soundbar verzichtet auf Streaming. Bei der SC-HTB090 ist dies allerdings nicht der Fall, weshalb Panasonic die „Music Control“-App an den Start bringt. Die arbeitet jedoch nicht autark, sondern im Zusammenspiel mit anderen Apps. Für die Einrichtung wird Googles „Home“-App benötigt, was zugleich diverse Multroom-Optionen mit sich bringt. Für Musik aus dem Netz lassen sich Verknüpfungen zu Online-Diensten wie Spotify, TuneIn, Google Play oder Deezer in die MusicControl-App herstellen.

Panasonics „Music Control“- App erleichtert die Bedienung der Soundbar, besonders hinsichtlich der Klangeinstellungen.

Natürlich kann man Musik auch direkt vom Tablet bzw. Smartphone abspielen; ohne Netzwerk ist Bluetooth am Zug. Zur Quellenwahl stehen auch die beiden HDMI-Eingänge und der ARC für Ton vom Fernseher bereit. Einfach, da übersichtlich, gelingen die Grundeinstellungen der Bar sowie die Wahl der DSP-Klangprogramme bzw. der Klangfilter. Exklusive App-Funktionen wie einen Equalizer oder Bass/Höhenregler konnten wir leider nicht ausfindig machen.

Tonqualität

Ohne Klangschaltungen („Straight“) musizierte die Panasonic-Bar angenehm, tonal ausgewogen und einfach rund – da störte nichts. Im Hochton agierte der Klangriegel weder scharf, noch ließ er Details vermissen. Dialoge schallten realistisch, klar und bestens verständlich – zumindest mit PCM und Dolby-Ton. Bei DTS-Signalen dickte die Bar Sprache hingegen etwas ein, sie klang weiter entfernt und weniger gut verständlich. Der Subwoofer klinkt sich erst bei richtig tiefen Frequenzen ein, was nicht immer von Vorteil ist: Kräftige Kick-Bässe bei Musik konnten wir dem Klangquader nicht entlocken. Mit Tiefton-Attacken bei Filmton klang es hörbar druckvoller, wenn auch nicht markerschütternd; den Kampfpanzer in „Ghost in the Shell“ (Atmos) konnten wir jedenfalls nicht im Bauch spüren. Die Dynamik-Kompression funktionierte mit Dolby-Ton gut, bei DTS nicht.

Die Explosionsgrafi k zeigt den Treiber-Aufbau: Je zwei Mitteltöner mit 6,5 Zentimetern Durchmesser bedienen die Kanäle Links, Rechts und Center. Die Hauptkanäle sind als 2-Wege-System konzipiert und werden von je einem Tweeter (1,6 cm) unterstützt.

Für nativen 3D-Ton mit Atmos und DTS:X muss man in der Bar im Menü die Option 3D-Surround aktivieren. Andernfalls ist ein automatischer Upmix des Tonkerns mit Dolby Surround bzw. DTS:Neural:X aktiv, wie das Info-Menü bei längerem Drücken auf den Button „SOUND“ verrät. In diesem Upmixer-Modus spielten unsere Atmos- Clips von Dolby Demo Disc hauptsächlich vorne und dort gut breit aufgestellt; von Surround oder 3D-Sound konnte aber keine Rede sein, egal, welches Klangprogramm lief. Das änderte sich schlagartig, sobald wir auf nativen 3D-Sound umstellten: Dann platzierte die Bar Effekte nicht nur seitlich und zwischen unserem Hörplatz, sondern vermochte es ansatzweise auch, Soundobjekte wie die Synthesizer im Atmos-Clip „Audiosphere“ Richtung Decke zu hieven – wenn auch nicht über den Kopf. Stereo-Musik hörten wir am liebsten ohne Klangschaltungen („Straight“), dann spielte die Bar tonal ausgewogen und angenehm, wenn auch nicht allzu groß. Die Upmixer sorgten für eine große Räumlichkeit und Luftigkeit, allerdings klang es dann etwas weniger natürlich, was je nach Aufnahme mal mehr mal weniger auffällt.

Der Testbericht Panasonic SC-HTB900 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

79 gut

Die SC-HTB900 von Panasonic bietet sehr guten Klang zu einem fairen Preis. Auch die Multimedia-Ausstattung passt. Einzig die Fernbedienung hätten wir uns etwas hochwertiger gewünscht.

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