Panasonic präsentiert gleich vier neue Videorecorder für das UHD-Zeitalter – und die warten im Vergleich zur letzten Generation mit einer Vielzahl neuer Funktionen auf. Für den Satelliten-Empfang stehen der DMR-UBS90 und -UBS80, für Kabel sowie DVB-T2 die Modelle DMR-UBC90 und -UBC80 in den Startlöchern. Wir fühlen dem Sat-Flaggschiff DMR-UBS90 auf den Zahn: Es kostet 150 Euro mehr als der Bruder UBS80 mit halber Festplattenkapazität und bietet zusätzlich einen weiteren Tuner (drei statt zwei Empfangseinheiten), HDMI-Tonausgang sowie einen SD-Kartenslot. Beide Sat-Recorder tragen das Ultra-HD-Premium-Logo der UHD Alliance, da sie dank HLG (Hybrid Log Gamma) bereits UHD-Sender in HDR-Qualität empfangen können. Das Laufwerk spielt UHD-Blu-rays ab und auch viele Streaming- sowie Mediaplayer-Funktionen sind für 4K-Clips und den HDR-10-Standard vorbereitet. Obendrein akzeptiert der Japaner die am meisten verbreiteten Scheiben oder brennt die TV-Mitschnitte zwecks Langzeit-Archivierung auf Blu-rays respektive DVD.
Ausstattung und Bedienung
Moderne Fernseher empfangen bereits UHD-Programme, können diese aber nicht per USB-Recording mitschneiden. Für Panasonics „eierlegende Wollmilchsau“ ist das kein Problem: Die Festplatte stellt Platz für rund 150 Stunden UHD-Clips beziehungsweise 300 Stunden Full-HD-Mitschnitte zur Verfügung. In Verbindung mit Einkabel-Lösungen bietet der DMR-UBS90 einen Triple-Tuner und kann dann parallel drei Sendungen wiedergeben beziehungsweise aufzeichnen. Ansonsten stehen zwei separate Empfangseinheiten für übliche Doppel-LNBs bereit (siehe Kasten „Satellitenfernsehen aus allen Rohren“).
Auch als Medienzentrale für Fotos, Musik und Videodateien sowie als Netzwerker eröffnen sich diverse Möglichkeiten. Über die Steuerung im Heimnetzwerk hinaus nutzt die Smartphone-App „Panasonic Media Center“ die Internetverbindung für ferngesteuerte TV-Aufnahme- und Wieder-gabe-Optionen. Hier ermöglicht die „TV-Anywhere Funktion“ weltweiten Zugriff auf einen der Tuner oder die integrierte Festplatte. Auch eine drahtlose Übertragung von Fernsehsignalen per TV-over-IP-Standard ist möglich, was nicht nur mit aktuellen Panasonic-TVs, sondern auch mit Settop-Boxen von Drittherstellern funktioniert. Somit kann man in Räumen ohne Antennenanschluss TV-Signale mit vollem Komfort inklusive HbbTV und EPG per (WLAN-)Streaming genießen.
Teilweise eingeschränkt ist das Smart-TV-Angebot, das zwar Vimeo, jedoch keine eigene YouTube-App beherbergt. Der Videodienst lässt sich zwar über den Web-Browser aufrufen, dann aber nur in 720p-Qualität. Abhilfe schafft hier ein externer Streaming-Stick wie zum Beispiel Amazon Fire TV. Immerhin stehen neben Twitter und den TV-Mediatheken von Arte oder Das Erste (Tagesschau) die Video-on-Demand-Applikationen von Maxdome, Amazon und Netflix zur Auswahl. Die beiden letztgenannten haben bereits Ultra-HD- und HDR-Inhalte im Programm.
Das solide Laufwerk drückt beim Herausfahren die Frontklappe halb herunter und spielt Ultra-HD-Blu-rays recht leise und vibrationsarm ab. Frontseitig stehen neben dem SD-Kartenlaufwerk und dem USB-3.0-Anschluss zwei CI+ Einschübe bereit. Auf der Rückseite finden sich eine weitere USB-Schnittstelle (2.0), ein coaxialer Tonausgang sowie separate HDMI-Ports für Bild und Ton.
Tatsächlich spielt der UBS90 seine Stärken nicht nur bei SD- oder HD-Sendern aus, auch die parallele Aufnahme drei verschiedener Ultra-HD-Übertragungen gelingt problemlos. Währenddessen lässt sich sogar ein vierter Kanal ansehen, sofern dieser auf demselben Transponder liegt. Dank zweier CI+ Schächte kommen Pay-TV-Nutzer ebenfalls voll auf ihre Kosten: Wir haben zwei Aufzeichnungen für Sky Cinema HD sowie für RTL HD programmiert und konnten zum Start einen Film auf ProSieben HD ohne Fehlermeldung ansehen. Eingesetzt wurden die Module AlphaCrypt 2.2 und Unicam Evo 4.0.
Installation und Senderlisten
Drei Konfigurationen lassen sich für den Betrieb mit einem oder zwei LNBs sowie für Einkabel-Lösungen auswählen. Der Tuner erfasst bei der Suche wahlweise alle oder nur frei empfangbare Sender im Schnelldurchlauf oder ausführlich. Dann benötigt er statt zehn rund 20 Minuten. Praktisch sind die Kategorien der sinnvoll vorsortierten TV-Kanallisten: Sie lassen sich von „Alle DVB-Sender“ auf „Free TV“, „Pay TV“, „Radio“ sowie „HDTV“ oder „UHDTV“ umschalten. Die Taste „Last View“ wechselt direkt zwischen den beiden zuletzt angewählten TV-Programmen, was knapp zwei Sekunden dauert. Nicht optimal ist die große Schrift der Kanalliste, weshalb nur sieben Sender angezeigt werden. Auch die weit vom Navigationskreuz entfernte Kanalwippe erschwert das Umblättern – dafür könnte man besser die nicht belegte linke und rechte Pfeiltaste verwenden.
Gewohnt übersichtlich und komfortabel fungiert die Statustaste: Sie liefert zur aktuellen Sendung Informationen zur Laufzeit und EPG-Beschreibung (zweimal gedrückt in ausführlicher Form) oder verzweigt zum Timer-Menü. Über die grüne Guide-Taste wechselt der Panasonic auf ein kleines TV-Bild mit Ton und blendet zu acht Sendern die EPG-Daten ein, sofern man diese Programme zuvor bereits einmal aufgesucht hatte oder im EPG die Infotaste auf der Fernbedienung betätigt.
Multimedia
Der Panasonic spielt auch viele ältere auf (externer) Festplatte gespeicherte TV-Mitschnitte im MPEG-Format sowie diverse Videocodecs ab. Über seinen USB-Frontport erkennt der DMR-UBS90 nur bestimmte TS-Dateien, gibt aber HDR-Clips im MKV-Format wieder und wechselt zusammen mit dem Fernseher automatisch in den HDR-Bildmodus. Leider unterstützt er in beiden Fällen keine HD-Tonformate. Ultrahochaufgelöste MP4-Videos mit 50 und 60 Bewegtphasen laufen hingegen problemlos, sprich automatisch mit korrekter Bildrate und ruckelfrei. Auch diverse Ultra-HD-Clips von Kameras wie Panasonics GH4 werden mit verschiedenen Daten- und Bildraten (in den Varianten MP4, MOV, allintra MOV) unterstützt, ebenso UHD-Aufnahmen von Sony-Camcordern sowie HEVC- beziehungsweise H.265-Videos. Die Pause zwischen zwei Clips dauert maximal eine Sekunde, manchmal sogar nur einen Bruchteil davon. Die aktuell eingestellte Auflösung und Bildfrequenz blendet der DMR-UBS90 zum Anfang kurz ein, meldet aber leider (anders als bei Blu-ray-Scheiben) keine nähren Daten zum Audio- oder Video-Codec zurück. Ein tolles Feature für ältere Videoschätze ist die nahtlose AVCHD-Abspielfunktion des Panasonic: Mit ihr greift er automatisch auf den passenden Ordner einer SD-Karte zu und spielt alle darin enthaltenen Clips ohne jede Unterbrechung der Reihe nach ab.
Fotos zeigt der DMC-UBS90 selbstredend in voller UHD-Auflösung an, wobei sich für die Diaschau die Intervallzeit, verschiedene Überblendeffekte und die passende Hintergrundmusik auswählen lassen. Allerdings fehlt eine Zoom-Funktion, etwa um Details von Hochformatbildern größer anzuzeigen. Dafür dürfen sich Musikliebhaber über Hochbit-Formate freuen: Neben WAV, FLAC, MP3 sowie AAC und WMA verarbeitet der Panasonic auch DSD-Ton (5,6 und 2,8 MHz) sowie ALAC-Audiodateien.
Der über Disc, SD-Karte, USB und Netzwerk fütterbare Mediaplayer bietet auch eine praktische Kopierfunktion: Musik, Bilder und Videos zieht das Gerät zunächst auf die interne Festplatte; von dort lassen sich Dateien auswählen und wieder auf externe Datenträger kopieren. In diesem Fall erlaubt der Panasonic allerdings nur die Wahl des SD-Kartenslots als Ziel für den Speicherort; externe USB-Festplatten oder das Blu-ray-Laufwerk lassen sich nicht benutzen.
Standardmäßig wird beim Export die originale Qualität von HDTV-Programmen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten beibehalten: Die Sendung lässt sich ohne Qualitätsverlust brennen und später ohne Einschränkungen über einen Blu-ray-Player abspielen. Mit dem Kürzel „DR“ kennzeichnet Panasonics Recorder in diesem Fall die verlustlos auf den Rohling ausgelagerte Kopie. Ebenso gelingen Aufnahme und Export der privaten HD-Sender ohne Einschränkungen – heißt: Vorspulen und Time-Shifting ist weiterhin möglich. Für den Empfang von HD+ beziehungsweise Sky benötigt man natürlich ein entsprechendes Modul samt Smartcard. Dann lassen sich auch die Sky-Programme auf der internen Festplatte mitschneiden, sofern sie nicht bestimmten Restriktionen unterliegen. Derzeit wird etwa das UHD-Angebot nur bei Bestellung des hauseigenen Receivers freigeschaltet.
Panasonics Ultra-HD-Aufzeichnungen lassen sich dagegen nicht verlustfrei auslagern: Sie werden neu konvertiert, was ein wenig Zeit in Anspruch nimmt. Aufnahmen des unverschlüsselten Senders „Fashion 4K“ exportiert das Gerät nur in datenreduzierter Full-HD-Qualität, worauf das Kürzel „HG“ hindeutet (siehe Screenshot unten Mitte). Im Vergleich zum Original ist die Bildschärfe deutlich verringert und bewegte Details flimmern.
Es gibt allerdings einen Trick, um die Aufnahmen doch noch in Ultra-HD-Qualität auf externe Datenträger zu bannen. Dazu investieren Insider beispielsweise rund 90 Euro in das Programm DVR-Studio HD3, welches über Netzwerk auf die Festplatte des Panasonic-Recorders zugreift und die Inhalte mittels Computer auf einen beliebigen Datenträger kopiert. Ein Manko ist die geringe Übertragungsrate von rund fünf Megabyte pro Sekunde, was den Download großer Dateien zu einer Geduldsprobe macht. Beim Abspielversuch über das Android-basierte Wiedergabegerät HiMedia Q10 Pro wurden die Videos tatsächlich in Ultra-HD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln an den Fernseher ausgegeben.
Bild- und Tonqualität
Panasonics neu entwickelter HCX-Prozessor mit 10-Bit-Farbwiedergabe stellt diverse Schärferegler für Luminanz (Hohe und Mittlere Frequenz), Chroma und Konturen sowie drei Rauschfilter bereit. Neben üblichen Justagen von Kontrast, Helligkeit, Farbsättigung und Farbton passen die Funktionen „Tonwertkurve (weiß)“ und „Tonwertkurve (schwarz)“ helle beziehungsweise dunkle Kontraste an. Schließlich variiert auch die Funktion „Dynamikbereichsanpassung“ die Gamma-Kennlinie von HDR-Videos feinstufig. Vor allem HDR-kompatible Projektoren, die heute oft Probleme mit der HDR-Tonwertfunktion haben, dürften von diesen Feineinstellungen profitieren. Zwei Benutzerspeicher lassen sich individuell programmieren (zum Beispiel einer für das TV-Gerät und einer für den Projektor) und bezüglich der Bildwirkung direkt mit der neu-tralen Standard-Einstellung vergleichen. Wie bei Panasonics erstem Ultra-HD-Player DMP-UB900 (siehe audiovision 4-2016) oder dem auf Seite 30 getesteten DMP-UB404 nutzt der DMR-UBS90 zudem die „Dynamikbereichskonvertierungsfunk-tion“ für ältere SDR-Displays oder -Projektoren (zum Beispiel BenQ W11000). Damit passt er die Tonwertkurve von HDR-Quellmaterial bei der Konvertierung auf die SDR-Videoausgabe intelligent an die verfügbare Display-Helligkeit an. Auf das HDR-Konkurrenzformat Dolby Vision muss man allerdings verzichten. ur/mr
Der Testbericht Panasonic DMR-UBS90 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 04-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Es gibt fast nichts, was Panasonics neues Recorder-Flaggschiff DMR-UBS90 nicht kann: UHD-Blu-rays abspielen, UHD-Sender aufnehmen und UHD-Clips abspielen – alles kein Problem. Einmalig sind auch die Internetoptionen für Live-TV-Streaming auf Mobilgeräte. Er verdient sich selbst ohne YouTube und Dolby Vision ein Highlight sowie Referenz-Status.