Metz Blue 55MUD6001Z (Test)

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Der Metz Blue 55MUD6001Z ist der erste Fernseher in unserem Testlabor mit Roku-Betriebssystem. Dafür gibt es schon mal einen Innovation- Award. Doch wie ist es um die Bild- und Tonqualität bestellt?

Mit Roku OS ist seit einigen Monaten ein neues Betriebssystem für Flachbildfernseher auf dem Markt, das neben TCL-Modellen auch bei Metz Blue zum Einsatz kommt. Große Überraschung: Der von uns getestete 55MUD6001Z des deutschen Herstellers kostet gerade mal 500 Euro. Damit gehört er zu den preiswertesten Smart-TVs am Markt. Zusätzlich zum 55-Zöller gibt es eine Variante in 50 Zoll für 450 Euro, der 43-Zöller kostet 400 Euro. Als Bildschirmtechnologie setzt der Roku-Fernseher auf Direct LED. Mit einer Tiefe von 9,3 Zentimeter ist der Apparat nicht sonderlich fl ach, was in dieser Preisklasse aber keine Rolle spielt. Die VESA-Norm 200 x 200 Millimeter unterstützt die Wandmontage. Die beiden seitlichen Füße bestehen aus Kunststoff, grundsätzlich ist die Verarbeitungsqualität in Ordnung.

Ausstattung & Praxis
Zur Inbetriebnahme des 55MUD6001Z schickt Roku an eine hinterlegte E-Mail-Adresse einen Link zur Accountaktivierung. Direkt im Web-Browser am PC kann man nun selbst bestimmen, welche „Channels“, also welche Apps, zur Roku-Startseite hinzugefügt werden sollen. Der Startbildschirm fällt sehr übersichtlich aus. Hier hat man Zugriff auf sämtliche TV-Quellen, Live-Fernsehen und Apps. Roku OS erschlägt den Zuschauer nicht wie beispielsweise Android mit diversen Film-Vorschlägen. In den „Streaming-Channels“ fi ndet man – unterteilt in diverse Rubriken – jede Menge Apps und Mediatheken, die Bewegtbilder auf den 55-Zöller holen. Die wichtigsten Streaming-Plattformen wie Netflix, Apple TV+, Disney+, Amazon Prime Video, Rakuten TV, RTL+ oder Paramount+ sind an Bord.

Schön bunt: Die Roku-Fernbedienung ist ordentlich verarbeitet, die Tasten haben einen sauberen Druckpunkt. Ihre Anordnung ist übersichtlich, und für vier Streamingdienste sind Direktwahltasten hinterlegt. Auf einen Sprachassistenten hat man per Steuerstab allerdings keinen Zugriff. Hier muss man zum Smartphone mit Roku-App greifen.

Sehr übersichtlich: Roku OS verzichtet auf unnötigen Schnickschnack wie störende Werbung und listet ansprechend Anschlüsse und Apps auf.

Lückenhaft: Hier macht sich der niedrige Preis des 55-Zöllers bemerkbar – die HDMI-Ports unterstützen lediglich den Standard 2.0, über die TV-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind keine USB-Aufnahmen möglich.

Das im Jahr 2002 gegründete US-Unternehmen Roku gilt als Vorreiter im Streaming-Bereich und als Mitbewerber von Amazon Fire TV, Apple TV und Google Chromecast. Seit 2021 bietet Roku in Deutschland verschiedene Streaming-Player an, die über einen individualisierbaren Startbildschirm verfügen und zum Teil auch Dolby Vision, Sprachsteuerung und Apple AirPlay 2 unterstützen. Metz, TCL und Coocaa, eine Marke des TV-Herstellers Skyworth, haben eigene Roku-Fernseher im Sortiment. „Roku“ ist übrigens Japanisch und steht für die Zahl „Sechs“ – eine Anspielung auf die sechste Firmengründung des Roku-Erfinders.

Roku Express: Der kleine HD-Streaming-Player wird per HDMI-Kabel mit einem Flat-TV verbunden und holt die übersichtliche Benutzeroberfläche auf das Panel.

Der Metz arbeitet angenehm flott – die Performance ist deutlich besser als für 500 Euro erwartet. Auch die Fernbedienung macht Freude und liegt gut in der Hand, die Oberseite ist übersichtlich gestaltet, die Druckpunkte passen. Bei der Ausstattung des 55-Zöllers muss man in dieser Preisklasse logischerweise Defizite hinnehmen. Von den HDR-Formaten werden nur HLG und HDR10, aber weder HDR10+ noch Dolby Vision unterstützt. Dolby Atmos fehlt ebenfalls. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind einfach verbaut, was aber in diesem Fall egal ist, da USB-Aufnahmen ohnehin nicht möglich sind. Dafür beherrscht der Metz Time-Shift. Wer flotte Videospiele liebt, ist dürfte mit einem anderen Gerät besser beraten sein. Denn die drei HDMI-Ports unterstützen nur den 2.0-Standard, entsprechend fällt die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz aus, das gilt auch für Variable Refresh Rate (VRR); der Auto Low Latency Mode (ALLM) ist hingegen an Bord. Zudem verzichtet der Fernseher auf einen Kopfhöreranschluss, das drahtlose Koppeln eines Kopfhörers scheitert ob der fehlenden Bluetooth-Unterstützung ebenfalls.

Empfehlenswert für iOS- und Android-Geräte ist die Roku-App. Diese fungiert nicht nur als Fernbedienung. Über sie hat man auch Zugriff auf sämtliche TV-Anschlüsse und das App-Portfolio. Registrierte Benutzer können Serien und Filme speichern, um diese später anzuschauen. Die App ermöglicht zudem das Steuern des Fernsehers und das Aufrufen von Apps per Sprachbefehl. Generell unterstützt Roku Apple AirPlay, Apple Home, Alexa und Google Home. Eine Stärke des Betriebssystems ist die umfassende Suchfunktion – so lässt sich das gesamte Angebot nach Titeln, Schauspielern, Genres und anderen Schlagworten durchforsten.

Ausbaufähig: Im SDR-Farbraum leistet sich der Metz Blue bei einigen Farben Ausreißer. Viele Optionen zum manuellen Einstellen hat der 55-Zöller nicht.

HDR ohne Pep: Für hohe Dynamik ist der Roku-TV nicht ausgelegt. Im DCI-P3-Spektrum geht dem Flachmann sehr schnell die Puste aus.

Bild- und Tonqualität
Die Bildwiedergabe des 55MUD6001Z ist natürlich und ausgewogen, speziell im „Film“-Modus gibt der Apparat Farben recht authentisch wieder. Inhalte wie die YouTube-Doku „Die schönsten Orte der Welt“ sehen dann allerdings mitunter recht plan aus. Schärfer, tiefer und dynamischer geht es im „Lebhaft“-Modus zu. Für das tägliche TV-Programm reicht die Performance des Metz‘ aus. Die Wirkung von HDR-Titeln verpufft hingegen weitgehend. Wenig überraschend, weil der Roku gerade mal eine Spitzenhelligkeit von 294 Candela schafft („Standard“-Modus), im Setting „Hell“ sind es 291 Candela (der Hersteller gibt sogar nur 250 an). Bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil bleibt die Leuchtkraft jeweils bei genannten Werten konstant. Der ANSI-Kontrast fällt mit 810:1 überschaubar aus. Auch deshalb, weil der Metz kein richtiges Schwarz darstellen kann. Bei Dunkelgrau ist Schluss. Bildschirmecken sind leicht aufgehellt, bei seitlicher Betrachtung verstärkt sich dieses Phänomen, und bei farbigen Inhalten sollte man möglichst mittig sitzen, sonst bleichen diese spürbar aus. Die Darstellungsqualität des 50-Hertz-Panels bei Bewegungen ist bestenfalls solide, teurere Geräte bieten deutlich mehr Geschmeidigkeit.

Die Akustik des 55-Zöllers ist ein echter Schwachpunkt. Das 20 Watt starke System klingt bescheiden. Die Sprachverständlichkeit ist unterdurchschnittlich, Volumen und Dynamik sind überschaubar, Bässe kaum ausgeprägt. Auch Musik haut einen nicht vom Hocker, der Metz klingt tonal stark beschnitten. An einer Soundbar führt hier kein Weg vorbei. Zum Glück ist unterhalb des Displays ausreichend Platz.

Der Testbericht Metz Blue 55MUD6001Z (Gesamtwertung: 60, Preis/UVP: 500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

60 Befriedigend

Für 500 Euro ist der 55MUD6001Z ein echtes Schnäppchen! Der Metz Blue läuft flott und stabil und punktet durch ein gutes App-Angebot und hohen Bedienkomfort. Das Bild ist solide, bei Maximalhelligkeit, Ausstattung und vor allem bei der Akustik hat der 55-Zöller allerdings Schwächen.

Jochen Wieloch

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