Mark Levinson war in der Vergangenheit nicht bekannt für filigrane, geschweige denn leicht tragbare Geräte (siehe Kasten). Doch Zeiten ändern sich und mit dem No. 5909 gibt es nun den ersten Kopfhörer der auf High-End spezialisierten US-Marke. Das Over-Ear-Modell möchte sowohl zu Hause kabelgebunden an der Hi-Fi-Anlage als auch unterwegs via Smartphone und Bluetooth (Version 5.1) feinste Klänge ans Trommelfell senden. Der Spagat gelingt – allerdings nur mit einer entscheidenden Tuning-Maßnahme.
Von einem 1.000 Euro teuren Kopfhörer darf man erwarten, dass Haptik, Verarbeitung und Materialauswahl auf Top-Niveau liegen. Hier enttäuscht der „No. 5909“ nicht: Leder, Metall, ein bisschen Kunststoff und weiche (für größere Hörorgane aber einen Tick zu kleine) Ohrpolster verwöhnen ebenso wie die clever gestaltete Transporttasche. Wie eingangs erwähnt, ist das Gerät für den Betrieb mit und ohne Kabel konzipiert. Praktischerweise liegen Strippen in zwei Längen (1,25 und 4 Meter) und ein Klinkenadapter von 3,5 auf 6,3 Millimeter bei – hier gibt es keine Anschlussprobleme. Das Gleiche gilt für die Wire less-Option: Den Power-Knopf mehrere Sekunden für das Pairing-Signal gedrückt, auf dem Mobilgerät bestätigt und los geht‘s. Die ausstattungstechnisch magere App (Auswahl der Active- Noise-Cancelling-Modi, Auto-Off Timer, On-Head Detection und Bass-Contour-Einstellung) für iOS und Android empfehlen wir ausdrücklich – mehr dazu später. Die optionale Geräuschunterdrückung bzw. -durchleitung funktioniert sehr gut, Telefongespräche waren bestens verständlich. Der geschlossen ausgeführte No. 5909 ist mit 360 Gramm kein Leichtgewicht, saß aber auch nach längeren Hörsessions angenehm auf dem Kopf.
Ebenfalls interessant: Firmengründer Mark Levinson war von 1998 bis 2004 mit der „Sex and the City“-Schauspielerin Kim Cattrall verheiratet, mit der er das Buch „Satisfaction: The Art of the Female Orgasm“ verfasste.
Zu viel der Neutralität?
Per Kabel angeschlossen liefert Mark Levinsons Kopfhörer eine fast schon beängstigend (manche mögen sagen kühl-spaßarme) neutrale Vorstellung ab, die kleinste Details penibel aus dem Quellmaterial herausschält. Insbesondere der Höhenbereich glänzt spektakulär, etwa bei gekonnt gespielten Becken („Walking On The Moon“ – The Police). Allerdings fehlt es gleichzeitig im Frequenzkeller an Punch: Eine wuchtig getretene Bassdrum klingt – überspitzt ausgedrückt – eher nach Pappschachtel. Das mag für bestimmte Musikgenres nicht so wichtig sein, bei aufwändig produziertem Elektropop wie Madonnas „Sky Fits Heaven“ oder dynamischem Prog-Rock („Harridan“ – Porcupine Tree) fehlt hingegen ein wichtiges Element. Mit der App lässt sich genau dieses hinzufügen – indem man Bass Contour auf „Enhanced“ stellt. Plötzlich tönt der No. 5909 komplett und mit reichen Klangfarben – ein highendiger Spaßmacher. Perfekt wäre er, wenn sich die Equalizer-Einstellung auf dem Gerät für kabelgebundenen Betrieb speichern ließe.
Der Testbericht Mark Levinson No. 5909 (Gesamtwertung: Sehr gut, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.