Marantz SR5015 (Test)

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Der 5015 ist das aktuelle Einstiegs-Modell in der SR-Receiver-Serie von Marantz. Da stellt sich die Frage, auf was man im Vergleich zu den großen Brüdern verzichten muss.

HDMI 2.1 ist die letzte große Neuerung im AV-Receiver-Segment. Praktisch alle neuen Geräte haben den aktuellen Schnittstellen-Standard integriert, in der Vergangenheit allerdings mit Problemen aufgrund fehlerhafter Chips. Auch der SR5015 hat HDMI 2.1 an Bord und kann mit den daraus resultierenden Features wie der Wiedergabe von 8K-Signalen mit 60 Hz oder 4K-Signalen mit 120 Hz dienen, die Chip-Fehler der Anfangsphase sind inzwischen behoben. Was sich alles ändert, haben wir im Kasten auf der rechten Seite zusammengefasst.

Den HDMI-Mehrwert gibt es allerdings nicht zum Nulltarif: Kostete der Marantz SR5014 (Test in Ausgabe 3-2020) noch 800 Euro, schlug der Nachfolger SR5015 bei seiner Markteinführung letztes Jahr bereits mit 900 Euro zu Buche. Aktuell muss man sogar 1.000 Euro hinblättern, was an der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lieferengpässen liegen dürfte. Steigende Rohstoff- und Energiekosten könnten den Preis weiter in die Höhe treiben. Der 7-Kanal-Receiver ist optional auch mit DAB+ Empfänger erhältlich, der Aufpreis dafür beträgt moderate 30 Euro.

3D-Ton mit Flaschenhals
An Decodern bringt der SR5015 Dolby Atmos und DTS:X mit sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Für virtuellen 3D-Ton ohne Höhenboxen sind Dolbys Height Virtualizer und DTS Virtual:X zuständig. Das Cross-Format-Upmixing funktionierte im Test, Ausnahmen bilden wie immer native 3D-Inhalte. Mit Klangprogrammen hält sich Marantz traditionsgemäß zurück, der SR5015 bietet nur den „Virtual“-Modus für Surround-Klangeffekte bei der Stereo- und Kopfhörer-Wiedergabe.

Die Tasten der Fernbedienung sind nicht zu klein und übersichtlich angeordnet sowie sinnvoll gruppiert. Die Druckpunkte fallen allerdings etwas schwammig aus. Wünschenswert wäre zudem eine Beleuchtung

Auro gibt es bei Marantz erst ab dem doppelt so teuren SR7015. Auch die Wiedergabe von Metadaten mit IMAX Enhanced bleibt den größeren Modellen vorbehalten, hierfür sind nämlich mindestes 9.1-Kanäle nötig. Womit wir zum Flaschenhals kommen: Denn bei 7.1 diskreten Kanälen ist beim mit 7 Endstufen bestückten SR5015 Schluss; der Subwooferkanal wird auf zwei Ausgänge dupliziert, die sich jedoch nicht getrennt regeln lassen.

Wer auf weitere Pre-outs für 7.1.4-Ton mit vier Höhenboxen hofft, wird enttäuscht. Auch hier bleibt es bei 7.1-Kanälen, Höhenboxen lassen sich über die Vorverstärkerausgänge überhaupt nicht betreiben. Entscheidet man sich für 5.1.2-Ton, kann man Höhenlautsprecher als vordere Height- oder Top-Speaker, Top-Middle-Boxen oder als Aufsatz-Boxen vorne bzw. auf den Rears definieren. Nutzt man für den Surround-Sound weniger als 7 Endstufen, können verbleibende Endstufen für das Bi-Amping der Front-Lautsprecher, zwei Front-Speaker-Paare oder eine weitere Hörzone (Zone 2) verwendet werden. Im Nebenraum gibt der Receiver auch Ton von HDMI-Signalen sowie der Toslink- und Koaxial-Eingänge wieder.

Bei der Vorstufe kommt in Abgrenzung zu den bauähnlichen AV-Verstärkern von Denon die bei Marantz übliche HDAM-Vorverstärkertechnik zum Einsatz. Diese fungiert als Ersatz für Operationsverstärker und besteht anstelle von Chips aus vielen Einzelbauteilen, die ein feinfühliges Klangtuning ermöglichen, bevor die Signale den Endstufen übergeben werden.

Aufgeräumt und intuitiv: Das Grundmenü des Marantz SR5015 ist klasse, das etwas verzögerte Umsetzen von Befehlen hingegen nicht optimal.

Mehr als 7.1- oder 5.1.2-Kanäle sind nicht möglich. Höhenboxen lassen sich als Heights (vorne), Tops (vorn, mittig) oder Aufsatzboxen (vorn, hinten) nutzen.

Wie alle neuen AV-Verstärker von Marantz und Denon besitzt auch der SR5015 HDMI-2.1-Schnittstellen. An diesen können 8K-Bilder mit 60 Hertz übertragen werden; zudem profitieren Spielefans von hohen und variablen Bildwiederholraten mit bis zu 120 Hertz bei 4K-Auflösung und niedrigen Latenzraten. Features wie QFT, QMS und ALLM sowie sämtliche HDR-Formate sind hingegen an allen HDMI-Buchsen verfügbar.

• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der SR5015 ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4KInhalte können zudem auf 8K skaliert werden.

• 4K / 120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.

• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.

• HDR: Der SR5015 unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.

• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.

• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.

• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.

• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz, unter anderem über die Xbox-Spielkonsole (kompatibler Fernseher erforderlich).

• HDCP 2.3: Der SR5015 versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.

Der Marantz SR5015 verfügt über einen HDMI-2.1- Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgänge.

Zwei Presets und Audyssey
Klasse finden wir die Option zum Speichern von zwei separaten Boxen-Setups, etwa eines für 5.1.2-Ton und das zweite für 5.1 plus Zone 2. In Kombination mit den Schnellwahl-Speichern lässt sich mit nur einem Knopfdruck zwischen den Presets wechseln. Die Konfiguration fällt bei beiden Speaker-Presets identisch aus. Da auch die Mess-Software Audyssey Bestandteil des Boxen-Presets ist, kann man zwei Messungen vornehmen oder bei einem Boxen-Preset den Audio-Equalizer nutzen.

Besagte Einmess-Software liegt in der Variante „MultEQ XT“ vor, die im Unterschied zur Version „MultEQ XT32“ etwa auf die Anti-Dröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von zwei Woofern („SubEQ HT“) verzichtet. Unterstützt werden aber ebenfalls 8 Mess punkte sowie die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“ und die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“. Das System arbeitet auch mit der optional erhältlichen, leider kostenpflichtigen App „Audyssey MultEQ Editor“ zusammen, welche beispielsweise die Manipulation der Einmessung nach Hörvorlieben durch Ziehen einer eigenen Zielkurve für die Frequenzgangoptimierung ermöglicht. Die App bügelt damit die Mängel des internen Equalizers aus, der sich bei aktivem Audyssey nicht einschalten lässt, keinen Subwoofer und alle anderen Kanäle erst ab 63 Hertz regelt.

Gut bestückt: 7 Lautsprecher kann man verkabeln. Die 7.2-Pre-outs unterstützen keine Höhenboxen. Einer der 6 HDMI-Eingänge ist 8K-tauglich, die beiden HDMI-Ausgänge sind es ebenso. 4 Digitaltoneingänge, 4 analoge Cinch-Pärchen plus eine Phono-Platine sowie analoge Videoports (FBAS, YUV) sollten für die allermeisten Anlagen ausreichen.

Für die Verschmelzung von Streaming und Multiroom ist in allen AV-Receivern von Denon und Marantz das HEOS-System zuständig. Die HEOS-Technologie verteilt Musik aus dem Netz und externen Quellen auf jedes HEOS-kompatible Gerät von Denon und Marantz – egal ob AV-Verstärker, Soundbar oder Smart-Speaker.

Gesteuert wird alles via kostenloser HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt.

HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, Sound-Cloud und TIDAL. Auch das Zuspielen von lokaler Musik von Tablets, Smartphones, NAS-Servern oder USB-Geräten ist möglich. Der SR5015 kann sogar mehrkanalige Signale der Hauptzone auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben.

Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Musickabel los zum SR5015 streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer. Der SR5015 verfügt ferner über eine „Roon Tested“-Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Musik-Server-System „Roon“.

HEOS verbindet kompatible Lautsprecher und Geräte im ganzen Haus zu einem Streaming-Netzwerk.

Video und Multimedia
Einer der 6 HDMI-Eingänge ist für 8K/60p bzw. 4K/120p-Signale nutzbar (HDMI 2.1), ebenso die beiden HDMI-Ausgänge. Alle anderen HDMI-Eingänge verarbeiten Signale zwar nur nach der HDMI-2.0-Norm, beherrschen aber gleichfalls die neuen Video-Features VRR, QFT, ALLM, QMS und den aktuellen Kopierschutz HDCP 2.3. Für analoge Komponenten wie einen Videorecorder stehen sogar noch FBAS- und YUV-Anschlüsse parat.

Digitalton gibt es über je 2 Koax- und Toslink-Buchsen, analog geht es über 4 Cinch-Pärchen in den Receiver. Vinyl-Freunde können den Plattenspieler ohne Vorverstärker anstöpseln. Im Gegensatz zu den größeren Marantz-Receivern hat der SR5015 noch einen analogen UKW-Tuner integriert. Bei den Multiroom- und Netzwerk-Funktionen ist der Marantz dank HEOS sehr gut aufgestellt (siehe Kasten).

Auf der Front befindet sich eine Kopfhörerbuchse sowie ein USB-Port, um ein externes Gerät mit Strom zu versorgen (5V/1A) oder den Media-Player zu füttern. Hinter einer kleinen Abdeckung verbergen sich Anschlüsse für FBAS, Stereo-Cinch und das Einmess-Mikrofon. Eine Frontklappe hat der SR5015 nicht und auch das viele Plastik auf der Front ist bei einem 1.000 Euro-Modell üblich.

Als etwas nervig machte sich bei unserem Testgerät das teils verzögerte Ausführen getätigter Befehle der Fernbedienung bemerkbar. Zudem fallen die Druckpunkte des Gebers etwas schwammig aus, was „Verdrücken“ begünstigt. Das kostet auch einen Punkt beim „Bedienkomfort“ – trotz der vorbildlichen Menüführung. Alternativ lässt sich der SR5015 über die HEOS-App oder die Web-Control-Funktion bedienen. Letztere erreicht man per Internet-Browser über die IP-Adresse des Verstärkers.

Innenleben: Quer über die Gerätebreite schmiegen sich die 7 Endstufen an die Kühlrippen. Links sitzt auf einer Extra-Platine das HEOS-Modul.

Tonqualität
Mit 97 Watt im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 79 Watt pro Kanal im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) besitzt der SR5015 etwas weniger Power als der Vorgänger. Im Stereo-Modus kletterte die Leistung dafür auf satte 189 Watt (4 Ohm). Im Normalbetrieb zieht der Amp durchschnittlich 313 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus sinkt der Verbrauch auf gute 136 Watt.

In Marantz-Tradition spielte im Hörtest auch der SR5015 klar, fein auflösend und ausgeglichen, ohne dabei Musikalität vermissen zu lassen. Ob Rock von Steely Dan oder Blues von Sara K., der 5.1-Sound tönte realistisch, räumlich überzeugend und mit schönem Drive bei Bass und Dynamik.

Die Audyssey-Einmessung klappte reibungslos, nur unsere kompakten Rear-Speaker mussten wir von „groß“ auf „klein“ stellen. Die „Reference“-Filterkurve sorgte für einen dezenten Hochtonabfall, was uns gut gefiel. „Linear“ spielte uns hingegen etwas zu hell bei manchen Aufnahmen. Die vierstufige Audyssey-Schaltung „Dynamic EQ“ sorgte erwartungsgemäß für einen kräftigen Schub Räumlichkeit, was in der Standard-Einstellung („0“) aber schon aufdringlich klingen kann.

Schwere Geschütze fährt der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) auf, die der SR5015 ebenso kraftvoll, dynamisch und sauber krachen ließ. Atmos-Trailer absolvierte der Marantz zwangsweise nur im 5.1.2-Modus. Trotzdem schaffte der Amp damit eine große, sehr überzeugende Räumlichkeit, bei der Effekte schön ortbar bzw. greifbar im 3D-Schallfeld platziert wurden. Auch die Höhen-Effekte im Dolby-Clip „Atmosphere“ wurden präzise an die Decke gehievt. Im Vergleich zu einem 7.1.4-Setup machten sich die fehlenden Pärchen Back-Rears und Höhenboxen natürlich bemerkbar, was im Gegenzug einige Punkte kostet.

Stereo-Musik bereitete auf dem SR5015 viel Freude. Im Pure-Direct-Modus spielte er recht luftig, fein aufgelöst und blieb auf angenehme Weise unspektakulär. Gesang und Instrumente stellte der Marantz greifbar zwischen die Frontboxen.

Der Testbericht Marantz SR5015 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 Gut

Der Marantz SR5015 ist ein richtig guter AV-Receiver mit neuester Videotechnik, räumlichem 3D-Sound und vielen Multimedia-Features. Wer mit 7.1- bzw. 5.1.2-Kanälen auskommt und auf Auro 3D-Ton verzichten kann, ist hier bestens bedient.

Andreas Oswald

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