LG verbaut in seiner neuen OLED-C2-Serie erstmals die lichtstärkeren Evo-Panels. Im 65C27LA feiern zudem der Alpha9-Prozessor der 5. Generation und das Betriebssystem WebOS 22 Premiere.
Ob für große Wohnzimmer, den Hobbykeller oder sogar für den Schreibtisch: Mit der neuen C2-Serie bietet LG seine bisher umfangreichste OLED-Modellreihe an. Zu haben sind die Fernseher mit selbstleuchtenden Pixeln in den Größen 42, 48, 55, 65, 77 und 83 Zoll zu Preisen zwischen 1.650 und 7.500 Euro. Novum: Die Evo-Technik für unter anderem mehr Bildschirmhelligkeit kommt in diesem Jahr auch in der C2-Serie und nicht erst ab der G2-Serie zum Einsatz (mehr Infos hierzu im entsprechenden Kasten).
Der von uns getestete OLED65C27LA schlägt mit 3.100 Euro zu Buche und jagt uns zunächst einen kleinen Schreck ein: Denn beim Hochheben des Kartons befürchten wir, dass zumindest der Fuß oder im schlimmsten Fall der komplette Fernseher fehlt. Denn das Paket fühlt sich für einen LG-OLED ungemein leicht an. Die Erklärung finden wir auf der Homepage des TV-Herstellers. So weisen die Koreaner auf eine deutliche Gewichtsreduktion hin, weil die OLED-Fernseher jetzt aus leichteren Verbundwerkstoffen hergestellt sind. Der 65-Zöller bringt mit Standfuß gerade mal noch 16,7 Kilo auf die Waage. Zum Vergleich: Der Vorgänger 65C19LA wiegt satte 32,6 Kilo. Auch die recycelbare Verpackung hat abgespeckt.
Von der C2-Serie gibt es wie im vergangenen Jahr drei technisch identische Modelle, die sich jedoch in der Farbe und beim Standfuß unterscheiden. Der von uns getestete 65C27LA hat ein schwarzes Gehäuse und den traditionellen titanfarbenen Standfuß, während der 65C28LB und der 65C29LB in weißem Gehäuse mit drehbarem Swivel-Standfuß ausgeliefert werden. Der C29 ist zudem WiSA-kompatibel, beherrscht also die Musikwiedergabe per Funk nach dem Standard der Wireless Speaker Audio Association.
Wie gehabt: Die LG-Fernbedienung mit Mauszeiger ist gegenüber dem Vorjahr unverändert. Lediglich unten rechts befindet sich jetzt eine Taste für „Alexa“-Sprachbefehle. Die benötigt man beim 65C27LA aber nicht, weil der Fernseher ein Mikrofon integriert hat.
Das reine Panel des 65-Zöllers ist gerade mal 6 Millimeter dünn und wird von einem hochwertigen Metallrahmen umgeben. Mit Anschlüssen kommt der Flachmann auf 4,5 Zentimeter. Diese befinden sich jetzt nicht mehr wie früher auf der Rückseite des Gehäuses, sondern sind abgesehen vom „CI+“-Slot seitlich angebracht. Für die Wandmontage ist der LG VESA-kompatibel und unterstützt die Norm 300 x 200 Millimeter.
Ausstattung & Bedienung
Die spannende Frage für jeden neuen Modelljahrgang: Hat der Hersteller die Benutzeroberfläche verändert? Bei LG lautet die Antwort hierauf: nur ganz dezent. Das Betriebssystem WebOS 22 wurde lediglich punktuell modifiziert. Der Startbildschirm mit Filmvorschlägen, der App-Liste, dem Home Dashboard und der direkten Zugriffsmöglichkeit auf AirPlay, Live-TV sowie erreichbare Medien server ist identisch. Neu ist die Möglichkeit, für unterschiedliche Familienmitglieder ein Benutzerkonto einzurichten. Je nachdem, wer sich anmeldet, erhält vom OLED jetzt Programm-Empfehlungen, die auf den persönlichen Geschmack zugeschnitten sind, sowie maßgeschneiderte Nachrichten und Sport-News. Für den Heimatort (oder jede andere beliebige Metropole) zeigt der LG oben links die aktuellen Wetterdaten an.
Über die „Schnellhilfe“ gelangt man zu den „Optimierungs-Einstellungen“. Der 65-Zöller ermittelt hierzu flott den momentanen Status und listet diverse Einstellungen wie Bildmodus, Energiesparen und TruMotion auf, rechts daneben zeigt er die Empfehlungen für bestmögliche Ergebnisse. In der „Selbstdiagnose der TV-Einstellungen“ führt der Flat-TV diverse Problemstellungen in unterschiedlichen Kategorien (Bild, Ton, Sender, Netzwerk, Apps etc.) auf, analysiert ebenfalls den Status und hilft dabei, eine Lösung zu finden, etwa, warum die Bildbewegung unnatürlich ist, die Lautstärke schwankt oder sich Apps nicht installieren lassen. Dieser Service ist wirklich praktisch!
Alle vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe und 120 Hertz, Variable Refresh Rate (VRR), Auto Low Latency Mode (ALLM), dazu für Gamer Nvidia G-Sync, AMD Free-Sync Premium und HGiG. Der LG erlaubt zudem die Wiedergabe von Dolby-Vision-Spielen mit 4K und 120 Hertz. Wer Cloud-Gaming mag, kann sich über die Integration von Geforce Now und Stadia freuen. Der neue Alpha9 Gen5 4K AI-Prozessor will aufgrund von Deep-Learning-Algorithmen Objekte im Vorder- und Hintergrund verbessern und ihnen eine natürlichere Tiefe verleihen. „Dynamic Tone Mapping Pro“ gestattet es zudem, nicht mehr nur komplette Szenen zu optimieren, sondern erfasst bis zu 5.000 einzelne Blöcke auf dem gesamten Bildschirm, um noch mehr Details herauszukitzeln. Außerdem rechnet der Prozessor Zwei-Kanal-Audio- in 7.1.2-Kanal-Sound hoch. An Bord befindet sich die bewährte „AI-Genre-Auswahl“, die die Bildqualität an den vorliegenden Inhalt anpasst.
Der OLED65C27LA arbeitet sehr flott und reagiert schnell auf jeden Tastaturbefehl. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind doppelt verbaut, per USB-Festplatte ermöglicht der LG TV-Aufnahmen und Time-Shift. Festgehalten haben die Koreaner am „Sport-Alarm“ und der „Kunstgalerie“. Als Sprachassistenten stehen Alexa und Google Assistant zur Verfügung, der Apparat selbst reagiert auf Kommandos, die Fernbedienung ist dazu nicht erforderlich. Mit Apple TV, Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Sky Ticket, RTL+, DAZN, Rakuten TV und Joyn fällt die App-Auswahl riesig aus. Neue Merkmale von WebOS 22 sind noch das Feature „Stets bereit“ und die „Familieneinstellungen“. In diesem neuen Präsenzmodus „Low Power Stets bereit“ zeigt der Apparat ein optimiertes Hintergrundbild und ermöglicht trotzdem die Spracherkennung und die Musikwiedergabe über ein Mobilgerät. In den „Familieneinstellungen“ lassen sich Nutzungslimits und Höchstlautstärken einrichten sowie ein „Augenschonender Modus“ aktivieren.
Bildqualität
Die Evo-Technik macht sich beim 65C27LA messtechnisch sofort bemerkbar. In Spitzlichtern schafft der OLED im „Lebhaft“-Modus knapp 940 Candela, und auch im farblich besten „Kino“-Modus überzeugt er mit 900 Candela. Je höher der Weißanteil, desto stärker bricht die Helligkeit jedoch ein. 305 Candela sind es bei 50-prozentigem, 180 Candela bei 100-prozentigem Weißanteil. Überragend ist der ANSI-Kontrast: Einen Wert von 29.000:1 haben wir bisher noch nicht gemessen. Ausgeliefert wird der Flachmann mit einer guten Farbtemperatur von 6.312 Kelvin („Warm 50“), korrigiert man manuell auf „Warm 45“, ist das Ergebnis mit 6.523 Kelvin perfekt.
Die Schwarz-Performance des Koreaners ist spitze, Aufhellungen gibt es nicht. Auch in dunklen Bereichen arbeitet der OLED sehr viele Details heraus, wie wir in einem YouTube-Musikvideo von Enrique Iglesias eindrucksvoll bemerken. Die ohnehin überzeugende Bildtiefe lässt sich spürbar erhöhen, indem man den automatischen dynamischen Kontrast von „Niedrig“ auf „Mittel“ anhebt. Farblich ist der 65-Zöller eine Wucht. Das macht sich schon in SDR-, speziell aber in HDR-Titeln wie „Unser Planet: Küstenmeere“ bemerkbar. Hier stehen fünf verschiedene Dolby-Vision-Settings zur Verfügung – „Kino“ ist deutlich realistischer, „Lebhaft“ lässt es ordentlich krachen. Faszinierend sind die unzähligen Blautöne unter Wasser, schimmernde Fisch-Schwärme und bunt leuchtende Korallen. Höhepunkt ist die rot-braune Meeresschildkröte mit wunderbar fein gezeichneter und grandios strukturierter Oberfläche, die geschmeidig durch das Wasser gleitet. Auch von der Seite behält der LG seine hohe Dynamik bei, Farben bleichen so gut wie gar nicht aus. Die Klarheit des Bildes ist faszinierend, die Plastizität einzigartig – entsprechend furchteinflößend wirkt die Szene, wenn das Meer von dutzenden Haien durchkämmt wird. Neben Dolby Vision (IQ) unterstützt der 65-Zöller auch HLG und HDR10, HDR10+ fehlt hingegen.
Die Skalierungseigenschaften des Alpha9 Gen5 4K AI-Prozessors sind top. Auch ältere Filme wie „Forrest Gump“ (1994) oder „Der weiße Hai“ von 1975 sehen erstaunlich scharf, lebendig und rausch- sowie artefaktefrei aus. Hauttöne erscheinen sehr gesund, selbst größere Flächen wie der blaue Himmel zeigen nur feinste Farbübergänge, und der riesige Sandstrand erwacht mit unzähligen Fußabdrücken, kleinen Steinchen sowie Muscheln zum Leben. Steht die „TruMotion“ auf „Natürlich“ bzw. „Glatte Bewegung“, verhält sich der 65-Zöller auch in hektischen Passagen absolut souverän.
Tonqualität
Das hohe bildliche Niveau kann der C27LA beim Ton weitgehend halten. Das nach unten abstrahlende 2.2-Soundsystem mit 40 Watt und Dolby-Atmos-Unterstützung spielt erstaunlich frei und luftig auf. Den bekannten Soundtrack von „Forrest Gump“ intoniert der LG mit hoher spielerischer Leichtigkeit und völlig unangestrengt. Hat man „AI-Ton Pro“ für virtuellen 7.1.2-Klang aktiviert, ist die Akustikbühne schön breit. Dem Flachmann gelingt es vorzüglich, unterschiedliche Tonebenen wie Musik, Straßengeräusche oder auch Dialoge voneinander zu trennen und mit hoher Transparenz wiederzugeben. Die Sprachverständlichkeit ist exzellent. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist: Selbst bei höherer Lautstärke gerät der LG nicht so schnell aus dem Tritt. Ob Konzert oder Actionfilm, der 65-Zöller erweist sich als pegelfest und verzichtet auf nervige Störgeräusche. Sein Bassfundament ist ebenfalls solide.
Der Testbericht LG OLED65C27LA (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 3100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der neue 65C27LA ist ein echter Spitzen-OLED! Dank Evo-Panel heller als der Vorgänger, begeistert der LG mit hervorragender Schärfe, toller Klarheit und kräftigen, reinen Farben. Auch klanglich spielt der 65-Zöller auf hohem Niveau.
Jochen Wieloch