LG OLED55G29LA (Test)

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LGs Spitzen-4K-OLED des Jahrgangs 2022 hört auf den Namen G29LA und trägt die Zusatzbezeichnung „Evo“. Kenner wissen, dass diese Panels besonders hell leuchten (mehr Infos im Kasten). Direkt zum Marktstart ist der Flat-TV in den Größen 55, 65, 77 und 83 Zoll zu haben, voraussichtlich im zweiten Halbjahr soll eine XXL-Version in 97 Zoll angeboten werden. Der von uns getestete 55G29LA kostet 2.500 Euro, für die größeren Modelle werden 3.600, 6.000 und 9.000 Euro fällig.

Besonderheit der G2-Serie: Diese wird ohne Fuß ausgeliefert. Denn die OLEDs sind im so genannten Gallery Design gestaltet, hierfür steht das „G“ im Namen, und speziell für die Wandmontage konzipiert. Unser 55-Zöller ist gerade mal 2,7 Zentimeter dünn und lässt sich mittels integrierter schmaler Wandhalterung fast bündig am Mauerwerk anbringen (VESA-Norm 300 x 200 Millimeter).

Optional bietet LG für knapp 200 Euro den G2 Stand an, einen um bis zu 20 Grad drehbaren zentralen Tisch-Standfuß. Das Drehen des Fernsehers funktioniert spielend einfach ohne Kraftaufwand, das Display ist ganz leicht nach hinten geneigt. Dieses ziert eine schicke silberne Metallblende (siehe Bild).

Ausstattung und Praxis
In LGs hochwertigstem 4K-OLED fehlt es logischerweise an nichts. Für schnelle Menü- und App-Wechsel sorgt der leistungsstarke Alpha9 AI-Prozessor der 5. Generation. Mittels Deep-Learning-Technologie will dieser die Objektdarstellung im Vorder- und Hintergrund verbessern und dieser eine natürlichere Tiefe verleihen. Dynamic Tone Mapping Pro ist jetzt dazu in der Lage, bis zu 5.000 einzelne Blöcke auf dem gesamten Bildschirm zu erfassen, um ein lebendigeres HDR-Bild zu generieren. Mit „AI-Bild Pro“, „AI-Genre-Auswahl“, „Einstellungen der AI-Helligkeit“, „AI-Ton Pro“ und „AI-Akustikabstimmung“ verfügt der 55-Zöller über jede Menge Werkzeuge, um mittels Künstlicher Intelligenz Bild und Ton automatisch zu optimieren.

Unser Liebling: Die Magic Remote gehört zu unseren favorisierten Fernbedienungen. Sie liegt klasse in der Hand und ermöglicht durch die Mauszeiger-Funktion ein perfektes Handling. Für vier Streaming-Dienste kann man Direktwahltasten verwenden, dazu zählen Disney+, Rakuten TV, Netflix und Amazon Prime Video.

Für Gamer läuft der LG zur Höchstform auf, denn er unterstützt auf allen vier HDMI-Ports ALLM (Auto Low Latency Mode), VRR (Variable Refresh Rate), Nvidia G-Sync, AMD FreeSync Premium und HGiG für flüssiges Spielen, außerdem 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut für flexiblere TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte. Bei den Sprachassistenten kooperiert der LG mit Google Assistant und Amazon Alexa. Die Ansprache „Hi, LG“ genügt auch ohne Fernbedienung, und der OLED reagiert. Wer sich zwischen Fernsehen, YouTube, dem Smartphone, einer Blu-ray oder der Webcam nicht entscheiden kann, darf zwei Inhalte parallel auf dem Display darstellen. Flach an der Wand montiert wirken die Werke der „Kunstgalerie“ auf dem Apparat besonders gut. Der „Sport-Alarm“ informiert unter anderem über aktuelle Spielstände in verschiedenen Ligen, und der Mediaplayer beherrscht mit Fotos und Videos die flotte 360-Grad-Darstellung.

Die Benutzeroberfläche von WebOS 22 erlaubt das Anlegen mehrerer Nutzerkonten, damit jedes Familienmitglied unter anderem von personalisierten Programmempfehlungen profitiert – das ist natürlich klasse, denn der Nachwuchs hat in der Regel andere Vorlieben als die Eltern. Bewegtbildinhalte findet man über WebOS 22 in Hülle und Fülle, das App-Angebot fällt hier unter anderem mit Disney+, Rakuten TV, Amazon Video, Netflix, Sky Ticket, Joyn, DAZN, Apple TV und RTL+ riesig aus. Hinzu kommt das kostenlose Streaming-Angebot LG Channels.

Drehbar: Der für knapp 200 Euro optional erhältliche G2 Stand erlaubt es, das OLED-Panel ohne Kraftaufwand in beide Richtungen zu drehen.

Intuitiv und übersichtlich: WebOS 22 bietet eine Fülle an Apps und Bewegtbild-Inhalten auf einen Blick – auf Wunsch personalisiert für verschiedene Zuschauer.

Der OLED55G29LA verfügt nicht nur über ein Evo-Panel, sondern hebt sich von den günstigeren LG-Fernsehern mit selbstleuchtenden Pixeln durch das so genannte Feature „Brightness Booster Max“ ab. Der Begriff beschreibt ein Bündel von Maßnahmen, die zu einer höheren Flächenhelligkeit im Vergleich zu allen anderen OLED-Fernsehern von LG führen. Wichtigste Basis hierfür ist die Integration eines passiven Kühlkörpers, wodurch das Panel bei Bedarf stärker ausgereizt werden kann. Ein Nebeneffekt hiervon ist, dass temporäre Nachbilder schneller als bei konventionellen OLEDs verschwinden sollen. Durch den Brightness Booster Max versprechen die Koreaner bis zu 30 Prozent mehr Helligkeit. Zum Vergleich: Der etwas abgemildertere Brightness Booster im C2 kitzelt bis zu 20 Prozent mehr Helligkeit aus dem Flachmann heraus.

Die Evo-Technik selbst basiert auf einer optimierten Farbmischung in den Bereichen Blau, Rot und Grün, zudem wurde der Pixelaufbau verändert. Außerdem sind die Panel mit einer zusätzlichen Schicht und einem stärker emittierenden Material versehen. Dies hat einen entscheidenden Vorteil: Die Wellenlänge des Lichts wird verfeinert, woraus eine höhere Effi zienz resultiert. Fernseher mit winzigen organischen LEDs (OLEDs) haben von Natur aus gegenüber LCD-Fernsehern ein Pfund in der Hinterhand: Ihre selbstleuchtenden Pixel lassen sich gezielt ein- und ausschalten, eine Hintergrundbeleuchtung ist nicht erforderlich. Daraus ergibt sich perfektes Schwarz. Hersteller von LCD-TVs müssen erheblich höheren Aufwand betreiben, etwa mit tausenden Mini-LEDs, um auf ein annähernd identisches Schwarz-Niveau zu kommen.

Schick und schlank: Das gerade mal 2,7 Zentimeter dünne Evo-Panel des OLED55G29LA wird von einer hochwertigen Metallblende verziert.

Bild- und Tonqualität
Beim 55G29LA interessiert uns vor allem eine Frage: Was bringt der Brightness Booster Max? Die Antwort: einiges! So spielt es keine Rolle, ob wir den „Lebhaft“-, den „Kino“- oder den „Standard“-Modus auswählen: Der OLED kratzt immer an der 1.100-Candela-Marke und ist damit um einiges heller als die C2-Serie – der 65C27LA schaffte bei uns in Spitzlichtern knapp 940 Candela (Test in 5-2022). Im farblich von uns präferierten „Kino“-Setting schneidet der LG ebenfalls besser ab als fast alle anderen OLEDs – 332 und 215 Candela erzielt er bei 50- bzw. 100-prozentigem Weißanteil. Zum Vergleich: Der letztjährige 55G19LA (7-2021) kam nicht über 875 Candela, die Booster-Wirkung ist also beachtlich.

Auch beim ANSI-Kontrast lässt es der Koreaner mit einem Wert von 16.500:1 ordentlich krachen, und um die perfekte Farbtemperatur muss man sich nicht kümmern. Mit „Warm 50“ und 6.620 Kelvin ist ab Werk alles bestens voreingestellt. Jede Menge Lob haben wir auch für die Farbnatürlichkeit: Sowohl im SDR- als auch im HDR-Bereich ist der LG im „Kino“-Modus perfekt voreingestellt. Der 55-Zöller gibt Farben sehr realistisch, aber gleichzeitig dynamisch wieder.

Meisterlich: Ob Grün, Gelb, Rot, Magenta, Blau oder Cyan – im SDR-Bereich leistet sich der 55-Zöller von LG keinen Fehltritt.

Maßarbeit: Und auch im DCI-P3-Spektrum zeigt der OLED-Fernseher, wie eine perfekte Farbreproduktion aussehen muss.

Top ausgestattet: Alle vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1. Zudem sind die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 jeweils als Twin-Varianten konzipiert.

Die Skaliereigenschaften des G29LA sind klasse: Wir rufen aus der ZDF-Mediathek die Doku „Geheimnisvolle Schlösser“ auf und erleben Neuschwanstein aus der Luft knackig scharf mit feinster Maserung in der Gebäudehülle, sauber differenzierten Grüntönen in den Wäldern ringsherum und schimmerndem Blau mit dezenten Reflexionen im nahen Alpsee.

Der Dolby-Vision-Titel „Die Erde bei Nacht“ illustriert eindrucksvoll, wie homogen und ohne sichtbare Abstufungen der LG große farbige Flächen darstellt. Ein Sonnenuntergang taucht den gesamten Bildschirm in unterschiedlichste Orange-, Ocker- und Brauntöne, die wie mit einem Farbkasten auf Papier gemalt weich ineinander überlaufen. In der Vollmondlandschaft arbeitet der OLED detailliert Steppenlandschaften, einzelne Halme und das gefleckte Fell von Geparden in der afrikanischen Savanne heraus. Die volle Leuchtkraft seines Panels spielt der Koreaner in der Netflix-Doku „Das Leben in Farbe“ aus. Im Dolby-Vision-Setting „Lebhaft“ explodiert die Federkrone des Blauen Pfaus vor Dynamik, Schärfe, Intensität und Plastizität. Unterstützt werden die HDR-Formate HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ, aber kein HDR10+. Auch von der Seite behält der 55-Zöller seine bildliche Power bei. Schwarz ist ohnehin ein Genuss, weil dunkel wie die Nacht und frei von jeglichen Aufhellungen. Und auch mit butterweichen Bewegungen hat der 55-Zöller keine Probleme – hierzu sollte die „True-Motion“ auf „Glatte Bewegung“ bzw. „Natürlich“ stehen.

Der nach unten abstrahlende und Dolby Atmosfähige Lautsprecher beherbergt ein 4.2-Soundsystem mit 60 Watt. Aktiviert man „AI-Ton Pro“, so erzeugt der Flachmann virtuellen 7.1.2-Sound. Die Formel1-Doku „Drive To Survive“ gefällt auf diese Weise durch eine schöne Klangfülle und einen ausgeprägten Akustik-Kokon. Vorbeirasende Autos, aufheulende Motoren oder die Schlagschrauber bei einem Boxenstopp werden plastisch in den Raum gestellt und deutlich von der Hintergrundkulisse abgehoben. Auch auf seitlichen Plätzen wird man gut in die Akustik eingebunden. Die Sprachverständlichkeit ist vorzüglich, Musik erklingt druckvoll mit passablem Bassfundament.

Der Testbericht Panasonic TX-65JZW984 (Gesamtwertung: 93, Preis/UVP: 2.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

93 Sehr gut

LG stößt mit dem OLED55G29LA in neue Helligkeits-Dimensionen vor: So leuchtstark war bisher kein Flat-TV der Koreaner mit selbstleuchtenden Pixeln. Das Bild ist brillant, der Ton überzeugend, und dank Magic Remote und WebOS 22 profitieren Zuschauer von einem hohen Bedienkomfort. So geht Referenzklasse!

Jochen Wieloch

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