LG OLED55A29LA (Test)

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Als einziger OLED in unserem aktuellen 55-Zoll-Testfeld ist der OLED55A29LA mit 1.700 Euro das teuerste Gerät. Allerdings nur im ersten Augenblick. Denn selbst der Hersteller LG nimmt es mit seiner unverbindlichen Preisempfehlung nicht ganz so genau – zum Testzeitpunkt des Geräts boten die Koreaner ihren Flachmann mit selbstleuchtenden Pixeln auf ihrer Webseite für weniger als die Hälfte an. Damit ist er ein echter Preiskracher. LGs Einsteiger-OLED arbeitet nur mit einem 50-Hertz-Display, auch bei der Panel-Helligkeit dürfte der A29LA nicht mit den teureren Geräten aus eigenem Haus mithalten. Die beiden seitlichen Füße sehen zudem nicht ganz so schick aus wie die Metall-Mittelfüße der höherpreisigen LG-OLEDs, aber das ist wirklich eine Petitesse. Mit 4,5 Zentimeter in der Tiefe fällt der 55-Zöller schön schlank aus – für die Wandmontage wird er durch die unterstützte VESA-Norm 300 x 200 Millimeter fit. Zusätzlich ist die A2-Serie auch noch in 48 und 65 Zoll erhältlich.

Ausstattung und Praxis
50 statt 100 Hertz, Single- statt Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2, Alpha7- statt Alpha9-AI-Prozessor 4K der 5. Generation: Wenig überraschend hat LG beim OLED55A29LA Einsparpotenzial gesucht und genutzt, um den Preis niedrig zu halten. So genießt man während TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte keine freie Senderwahl, und auch das Bedientempo dürfte speziell beim Aufrufen der Bild- und Toneinstellungen etwas fl otter ausfallen. Gamer müssen zudem auf die Unterstützung von Nvidia G-Sync und AMD FreeSync Premium verzichten. Die drei HDMI-Ports unterstützen lediglich den Standard 2.0. Dies liegt am Fehlen von Variable Refresh Rate (VRR) und der 4K-WieWiedergabe mit 120 Hertz, der Auto Low Latency Mode (ALLM) ist hingegen an Bord, ebenso HGiG für die HDR-Darstellung bei Spielen.

Bei den netten Komfort- und kleinen Luxus-Features hat LG glücklicherweise nicht den Rotstift angesetzt. So darf man sich über den Sport-Alarm und unter anderem aktuelle Spielstände beim Fußball, Basketball, Eishockey, Golf, Rugby und American Football freuen. Die Kunstgalerie verziert das Display mit ansprechenden Rahmen und Bildern. Und der Media Player ist leistungsstark genug, um Fotos und Videos in 360 Grad mit Zoomfunktion darzustellen. Das Betriebssystem WebOS 22 sammelt jede Menge Pluspunkte (siehe Kasten). Mit dem Home Dashboard darf ein LG-Klassiker natürlich nicht fehlen – hier sieht man auf einen Blick, welche Geräte per Kabel, über das Netzwerk oder beispielsweise per AirPlay 2 am 55-Zöller angeschlossen sind.

In der Menü-Einstellung „AI-Dienst“ serviert der Flachmann diverse Helfer für Bild und Ton, die durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden. Dazu gehören die automatische Genre-Auswahl, eine clevere Unterstützung für die Wahl der richtigen Helligkeit in dunklen Bereichen und die Deeplearning-Technik, welche sich in Eigenregie um die Klarheit des Bildes kümmert. Beim Ton profitiert man auf Wunsch von einer automatisierten Akustikabstimmung durch das Mikrofon in der Fernbedienung, und „AI-Ton Pro“ peppt die Tonsignale zu virtuellem 5.1.2-Surroundsound auf.

Ergonomisch: Die glänzend schwarze Magic Remote von LG liegt wunderbar in der Hand. So kann man sie bequem als Mauszeiger verwenden, das mittlere Rädchen lädt zum Scrollen durch Menüs ein.

Keine Sorgen müssen sich Film- und Streamingfans machen. Alle wichtigen Apps mit Netfl ix, Amazon Prime Video, Disney+, Rakuten TV, Joyn, LG Channels, Wow, Apple TV+, Pluto TV, Magenta Sport, Sky Q, Videociety und Zattoo sind abrufbar. Bei den Sprachassistenten kann man sich auf Alexa und Google Assistant verlassen.

Wo fallen die Tore? Der Sport-Alarm hat nicht nur die Bundesliga im Blick. Auch andere Sportarten wie Eishockey oder American Football werden berücksichtigt.

Echter Hingucker: Die Kunstgalerie wird von LG ständig mit neuen Inhalten aufgestockt. So ist für jeden Geschmack ein passendes Display-Motiv dabei.

Die Welt in 360 Grad: Fotos und Videos kann der 55-Zöller räumlich darstellen – auch das Hereinzoomen in die Aufnahmen ist möglich.

WebOS 22 bietet direkt über die Startseite Zugriff auf alles, was im TV-Alltag wichtig ist: auf Live-TV, diverse Streaming-Apps, auf alle Anschluss-Optionen und die Bild- und Toneinstellungen. Praktisch für Familien: Jedes Familienmitglied kann ein eigenes Konto einrichten und sich mit diesem anmelden, um personalisierte Empfehlungen und Programmvorschläge zu erhalten – hilfreich und sinnvoll, weil der Nachwuchs in der Regel andere Inhalte konsumiert als die Eltern. Unsere Empfehlung: Drücken Sie mal beispielsweise im TV-Betrieb oder während eines Ausflugs zu YouTube länger auf die „0“-Taste der Fernbedienung. Jetzt öffnen Sie den „Schnellzugriff“ und können etwa Ihren bevorzugten Streamingdienst auf eine der Zifferntasten 1 bis 8 hinterlegen. Die Taste mit den drei waagerechten Punkten führt Sie nicht nur zur Benutzeranleitung und zur Schnellhilfe, sondern auch zum Fußball-Modus. Der Startbildschirm hält eine Lupe bereit, über die Sie den Fernseher unter anderem nach bevorzugten Genres durchforsten können.

Alles da: Apps, Einstellungen oder Streamingdienste – WebOS 22 lädt auch Erstkunden dazu ein, sich auf dem Startbildschirm auf Anhieb wohlzufühlen.

Mehr Individualität: Separate Konten für jedes Familienmitglied ermöglichen es, dass alle von personalisierten
Programmvorschlägen profitieren.

Bild- und Tonqualität
Dieses gewisse Etwas, das einen OLED-Fernseher auszeichnet, bemerkt man auch beim 55A29LA bereits nach wenigen Augenblicken. Wir landen auf YouTube zufällig bei einer Norwegen-Doku in 4K. Im „Filmmaker“-Modus beschert der 55-Zöller unfassbar natürliche Grün- und Blautöne, das Land ist durch Wasser und zum Teil verwaiste Natur geprägt. Die Farbvielfalt ist riesig, die Übergänge gelingen ganz weich und fließend. Zudem protzt der Koreaner mit ungeheurer Schärfe und Bildtiefe. Im „Standard“-Setting nehmen Dynamik, Kantengebung und Plastizität noch einmal deutlich zu. Auch von der Seite betrachtet verliert der Flachmann kaum an Brillanz, seine Farben bleiben kräftig, schwarze Hintergründe hellen nicht auf, auch nicht um weiße Objekte, und die Homogenität der Ausleuchtung ist klasse. Es ist schwer, einen echten Kritikpunkt zu finden. Wie erwartet ist die Maximalhelligkeit des Einsteiger-OLEDs mit 595 Candela nicht rekordverdächtig. Im „Filmmaker“- Modus realisiert der LG sogar noch einen Tick mehr Leuchtkraft als im „Lebhaft“-Setting mit 590 Candela. Die Helligkeit bricht auf 213 (50 Prozent Weißanteil) bzw. auf 116 Candela (100 Prozent Weiß) ein. Der ANSI-Kontrast fällt mit 7.700:1 allerdings enorm hoch aus.

Wie gut der LG auch niedrig aufgelöstere und ältere Filme hochskaliert, zeigt der bald wieder aktuelle Streifen „Manta Manta“ von 1991, der auf Netflix in HD vorliegt. Glänzender Autolack, reflektierender Chrom, gesunde Hauttöne, erstaunliche Schärfe und enorme Detailfülle – diesem Kinoklassiker sieht man die mehr als drei Jahrzehnte nicht an, die er auf dem Buckel hat. Trotz des 50-Hertz-Displays gelingen dem OLED Bewegungen geschmeidig und ruckelfrei.

Netzwerker: Der LG greift nicht nur auf Medien von USB-Speicherträgern zu. Er interagiert auch mit Dateien auf Netzwerkfestplatten, PCs oder einer Fritz!Box.

HDMI von gestern: Die drei HDMI-Anschlüsse unterstützen lediglich den Standard 2.0, bei den TV-Tunern muss man mit Single-Varianten leben.

OLED-Perfektion: Im „Kino“- oder „Filmmaker“-Modus muss man sich keine Sorgen machen, dass die SDR-Farbwiedergabe nicht exakt ist.

HDR ohne Kompromisse: Auch wenn es dem LG ein wenig an Maximalhelligkeit mangelt, so darf man sich im DCI-P3-Spektrum über sehr exakte Farben freuen.

Gute Nachricht für HDR-Fans: Der 55-Zöller unterstützt neben HLG und HDR10 auch Dolby Vision und Dolby Vision IQ. Auch wenn die Maximalhelligkeit limitiert ist: Inhalte wie „Formula 1: Drive to Survive“ oder „Unser Planet“ sehen toll aus. Farblich läuft der LG erneut zur Höchstform auf, die Bilder sind souverän, kontraststark und perfekte Abbildungen der Realität. Obwohl andere Flat-TVs mit der doppelten Candela-Zahl punkten können: Das LG-Bild hat dennoch einen Wow-Effekt!

Das 2.0-System mit Dolby Atmos und nach unten abstrahlenden Lautsprechern reicht für eine zufriedenstellende Akustik im Eigenheim locker aus. Speziell mit virtuellem 5.1.2-Sound weiß die breite Klangkulisse zu gefallen, der Apparat hüllt Zuschauer und Zuhörer dann recht effektiv ein. Die Stimmwiedergabe ist exzellent. Und auch bei Musik leistet sich der Flachmann keinen Patzer. Sehr hohe Pegel mag er allerdings nicht besonders, und ein Basswunder ist er wenig überraschend ebenfalls nicht.

Der Testbericht LG OLED55A29LA (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 Sehr gut

Wer nicht gerade ein Gamer ist, aber einen bezahlbaren OLED sucht, muss beim OLED55A29LA zuschlagen! Seine Bildqualität ist top, die Farben leuchten, das Schwarz ist brutal dunkel und die Plastizität begeistert. LG kitzelt aus dem 50-Hertz-Display das Maximum heraus. Sieht echt gut aus!

Jochen Wieloch

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