Die neue LG-Soundbar DSC9S geht nicht nur eine bauliche Symbiose mit den hauseigenen Fernsehern ein, sondern auch eine technische. Was sich hinter diesem einzigartigen Zusammenspiel genau verbirgt und wie gut sich das Ganze anhört, klärt unser Test.
Dass eine Soundbar von LG erstmals den Buchstaben „C“ im Namen trägt, dürfte nicht von ungefähr kommen. Zwar kann man die 1.100 Euro teure DSC9S an jedem Fernseher betreiben, doch die maximale Funktionalität ergibt sich erst im Zusammenspiel mit den hauseigenen OLEDs der C3-Serie (2023) und C2-Serie (2022) in den Diagonalen 55, 65 und 77 Zoll. Denn die DSC9S bringt eine zweiteilige Metallhalterung mit, die den regulären TV-Standfuß dieser Modelle ersetzt und die Soundbar fest mit dem Flatscreen verbindet (siehe Bild). Bei einer Wandmontage wird nur das L-förmige Hauptteil genutzt, daher entfallen zusätzliche Bohrlöcher an den Wänden für eine separate Soundbarwandhalterung. Auch technisch gehen LG-Soundbar und LG-Fernseher via „WOW Orchestra“ eine besondere Verbindung ein.
So lässt sich die DSC9S über etliche LG-Fernseher (u.a. OLED Z3/M3/G3/C3/B3, QNED99/86/82/81/75, UR81/80/78/73) mit nur einer Fernbedienung steuern, sämtliche Einstellungen wie Lautstärke, Verbindungsstatus oder Klangmodus werden auf dem TV-Bildschirm angezeigt. Apropos Verbindungsstatus, via „WOWCAST“ lässt sich die DSC9S mit den entsprechenden LG-Fernsehern kabellos koppeln. Was die klangliche Symbiose „WOW Orchestra“ bringt, erfahren Sie im Rahmen des LG-TV-Tests auf Seite 22. Doch wie sieht es fernab der LG-exklusiven Features, für die es einen Innovation-Award gibt, in Sachen Ausstattung und Technik aus?
Äußere und innere Werte
Die DSC9S fällt ein gutes Stück kleiner aus als die preislich vergleichbare DS90QY aus dem Vorjahr – womöglich, damit sie optisch besser unter die für sie vorgesehenen Fernseher passt. Knapp 98 statt 120 Zentimeter geht der Riegel in der Breite. Das Design wirkt gefällig, das Gehäuse besteht oben aus Kunststoff, die Seiten und Front sind aus Metall. Der Umwelt zuliebe greift LG bei einigen Teilen der Bar auf recycelte Kunststoffe zurück, die Verpackung wurde hauptsächlich aus wiederverwertetem Zellstoff hergestellt.
Den Geber kennen wir von den Vorjahresmodellen: Er ist übersichtlich gestaltet, besitzt Gummitasten und ein Steuerkreuz. Die schwarzen Hochglanz-Elemente spiegeln aber und reagieren empfindlich auf Fingerabdrücke
und Mikrokratzer.
Zum Lieferumfang gehört ein Subwoofer, dessen Gehäuse im Vergleich zum Bassquader der DS-90QY ebenfalls kleiner ausfällt. Sein 7-Zoll-Chassis wird von einem 220-Watt-Verstärker befeuert und strahlt nach vorne ab; hinten findet man ein Bassreflexrohr. Die Verbindung zur Bar erfolgt per Funk, außer einem Pairing-Knopf gibt es keine Einstelloptionen am Gerät. Surround-Lautsprecher sind ab Werk nicht dabei, können jedoch in Form des Erweiterungs-Sets SPQ8-S (siehe Kasten) nachgerüstet werden.
Ab Werk ist die DSC9S als 3.1.3-System ausgelegt, drei Chassis strahlen nach vorne ab, drei nach oben, wobei der „Höhen-Center“ eine LG-Besonderheit ist, von dem sich der Hersteller noch mehr Raumklang verspricht. Zudem haben sich die LG-Ingenieure etwas Neues einfallen lassen – die „Triple Level Spatial Sound“-Technik. Dabei analysiert eine 3D-Engine mit „Head Related Transfer“-Funktion alle Kanäle und soll eine virtuelle mittlere Klangschicht für lebensechten Sound und ein besseres Raumgefühl hinzufügen. Der Triple-Level-Raumklang ist in den Klangmodi „Cinema“ und „AI Sound Pro“ verfügbar, daneben stehen 6 weitere zu Wahl: „Standard“, „Music“, „Clear Voice“, „Sports“, „Game“ und „Bass Blast“. Die Schaltungen lassen sich auch bei Dolby Atmos- und DTS:XTon nutzen, was bei Soundbars keine Selbstverständlichkeit ist. Zudem unterstützt der Klangriegel IMAX-Enhanced-Inhalte und spielt Hi-Res-Musik mit 96 kHz / 24 Bit ab – oder rechnet niedriger aufgelöstes Material auf diese Qualität hoch.
Zur Abstimmung der Bar auf den Hörraum gibt es eine automatische Raumeinmessung („AI Room Calibration“) inklusive zweier Mikrofone, die sich aber nur per „LG Sound Bar“-App aktivieren lässt und nicht mit der Fernbedienung, die auf weitere Funktionen verzichten muss – etwa die Dolby-Dynamikreduktion (DRC), das AV-Sync oder den DTS-Neural:X-Upmixer. Immerhin darf man über den Geber Bässe/Höhen und die Kanalpegel regeln.
Mit ihren 3.1.3-Kanälen ist auch die DSC9S ein solcher Kandidat, der von physischen Rear-Lautsprechern noch profitieren kann. Hierfür ist LGs separat erhältliches Wire less-Kit „SPQ8-S“ zuständig. Das Trio besteht aus zwei kleinen Boxen (10 x 14 x 10 cm) plus einem Empfänger/Verstärker (2 x 70 Watt), der via Lautsprecherkabel mit den Satelliten verbunden wird. Der Verstärker selbst kommt ans Stromnetz und nimmt via Funk Kontakt zur LG-Soundbar auf. Das Rear-Kit erweitert die DSC9S um zwei Rear-Kanäle auf ein 5.1.3-System. Preislich schlägt das Set mit 200 Euro zu Buche.
Video und Multimedia
Der HDMI-Eingang und der HDMI-Ausgang mit eARC sind in einer Aussparung an der Unterseite positioniert. Videosignale leitet die Bar bis 4K mit 120Hz durch, ebenso interessant für Gamer sind VRR und ALLM zur Reduzierung von Screen Tearing und Latenzzeiten. Dolby Vision und HDR10 werden unterstützt, HDR10+ bleibt wie bei den hauseigenen Fernsehern außen vor. Dank CEC-Funktion kann man die Lautstärke der Bar über die TV-Fernbedienung regeln. Mit Bluetooth, Chromecast und AirPlay 2 sind viele Streaming-Technologien an Bord, nur DTS Play-Fi vermissen wir. Die Sprachassistenten von Amazon und Google funktionieren mit Hilfe eines kompatiblen Lautsprechers.
Bildschirmmenüs oder ein Display am Gerät gibt es nicht, stattdessen zeigen Lichter den Betriebsstatus an und eine Frauenstimme teilt auf Englisch getätigte Fernbedienungsbefehle mit. Man kann diese Sprachführung zum Teil abschalten, für manche Befehle ohne Direkttasten auf dem Geber geht das aber nicht (z.B. Auto-Power On/Off).
Tonqualität
Vor dem Hörtest führten wir die automatische Kalibrierung durch. Mit Steely Dans „Two Against Nature“ (5.1) spielte der LG-Riegel klar, lebhaft und mit konturierten Bassläufen. Die Klangprogramme unterscheiden sich in Klangfarbe, Räumlichkeit und teils auch dem Pegel, grundsätzlich blieben die für viele Soundbars typischen Tonverfärbungen auch bei der DSC9S im Test präsent. Die Sprachverständlichkeit gelang der LG-Bar sehr gut und ließ auch aus stark seitlichen Hörwinkeln nicht nach.
Atmos-Sound von der Dolby-Demo-Disc schallte zuerst im Standard-Modus, was der Tonriegel mit einem kleinen, auf sich selbst fokussierten Klang quittierte. Für den „Triple Level“-Raumklang schalteten wir auf „AI Sound Pro“ und „Cinema“. Das Schallfeld vergrößerte sich merklich und füllte luftig die gesamte Raumbreite aus. Auch zwischen Hörplatz sowie Bar und sogar seitlich unserer Sitzposition wurden Effekte gut nachvollziehbar verortet. Sound von oben gelang der Bar kaum, Höheneffekte spielten eher auf der 2D- als der 3D-Klangebene, das aber recht gut ortbar. Der „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Clip grollte beachtlich kräftig, das hätten wir dem vergleichsweise kleinen Subwoofer gar nicht zugetraut. Respekt, auch wenn das mit größeren Subs natürlich noch besser geht.
Mit Stereo-Musik schallte die DSC9S im „Music“-Modus angenehm und tonal relativ harmonisch, Bässe kamen druckvoll für einen voluminösen Klang. Räumlich spielte das Ganze aber kaum größer als der Riegel selbst. „AI Sound Pro“ und „Cinema“ tönten abermals deutlich räumlicher, klangen uns aber zu künstlich und verfärbt,
was bei Musik schneller auffällt als bei Filmton.
Der Testbericht LG DSC9S (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1.100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Via WOW-Orchestra-Funktion spielt die LG DSC9S vor allem mit hauseigenen Fernsehern groß auf. Auch für sich genommen klingt die Soundbar richtig gut und ist zudem bestens vernetzt.
Andreas Oswald