LG DS90QY (Test)

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Die LG-Soundbar DS90QY hat nicht nur ein klassisches Center-Chassis für die 2D-Ebene, sondern auch für die 3D-Ebene. Dieser zusätzliche Höhenkanal soll mehr Raumklang und eine bessere Sprachwiedergabe ermöglichen. Wie gut das funktioniert, klärt unser Test.

Die DS90QY ist nicht die erste Soundbar in unserem Testlabor mit drei Höhenkanälen. Bereits die DS95QR (Test in 7-2022) und DS80QY (Test in 8-2022) aus gleichem Hause konnten sich mit diesem Feature brüsten. Den Center Height kennen Heimkino-Enthusiasten von ausgewachsenen Mehrkanal-Installationen als Box, die vorne mittig an der Decke sitzt – bei der DS90QY entsprechend mittig auf dem Klangriegel zur Decke gerichtet. Via Reflexionen soll der Schall zum Hörplatz gelangen und so Höhen-Sound vermitteln.

Außen und innen
Schon beim Auspacken kam uns die DS90QY bekannt vor, kein Wunder, ist die Soundbar doch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil identisch mit dem Spitzenmodell DS95QR. Der Unterschied – und 600 Euro Aufpreis – besteht vor allem in den mitgelieferten Satelliten-Lautsprechern SPQ9 -SL/-SR, welche je 2 Treiber für den Surround-Kanal und ein Upfiring-Chassis für Höhensound besitzen. Die DS90QY hat ab Werk hingegen keine Surround-Boxen dabei, sie können aber in Form des Erweiterungs-Sets SPQ8-S (siehe Kasten) nachgerüstet werden. Dann wird aus den 5.1.3-Kanälen der Soundbar-Sub-Kombi ein 7.1.3-Set. Das hört sich nicht sonderlich spektakulär an, in der Praxis sind Soundbars mit externen Rear-Boxen ihren Kollegen ohne Surround-Speaker klanglich aber klar überlegen. Für den Test musste der Klangriegel ohne externe Hilfe antreten.

Die Fernbedienung ist dieselbe wie beim Topmodell DS95QR: Sie ist übersichtlich gestaltet, besitzt gummierte Tasten und ein intuitives Steuerkreuz. Die schwarzen Hochglanz-Elemente spiegeln aber und reagieren empfindlich auf Fingerabdrücke und Mikrokratzer.

Bereits Tradition hat LGs Zusammenarbeit mit den britischen Toningenieuren von Meridian, die Spezialisten für DSP-Klangfilter und Hi-Res-Audio sollen der Soundbar das gewisse Etwas im Klang verleihen. Die Treiber der Soundbar strahlen nach vorne, seitlich und nach oben ab. Mit 120 Zentimeter Breite fällt die DS90QY noch überschaubar aus, dank ihrer geringen Höhe von 6,3 Zentimeter sollte die Bar bei Platzierung vor den meisten Fernsehern nicht ins Bild ragen. Für die Wandmontage ist ebenfalls alles dabei.

Die abgeschrägten Kanten wirken modern, das Gehäuse besteht aus Kunststoff. Der Umwelt zuliebe greift LG hier auf recycelte Stoffe zurück. Die Umspannung aus Polyester-Jersey vor den Chassis besteht zudem aus recycelten Plastikflaschen. Die Verpackung wurde hauptsächlich aus wiederverwertetem Zellstoff hergestellt und nicht Styropor.

Zum Lieferumfang gehört der Subwoofer SPQ8W, der 22 x 40 x 40 Zentimeter misst und auch bei der DS95QR und der DS80QY zum Einsatz kommt. Der Treiber strahlt zur Seite ab, vorne sitzt ein Bassreflexrohr. Auch der Tieftonlautsprecher kommt im Kunststoffgewand daher, außer einem Pairing-Knopf gibt es keine Einstellmöglichkeiten am Gerät.

IMAX-Enhanced inklusive
An Decodern sind Dolby Atmos und DTS:X an Bord. Wie ihre große Schwester beherrscht die DS90QY die Wiedergabe von IMAX-Enhanced-Inhalten. Hinzu kommen die Klangprogramme „Standard“, „AI Sound Pro“, „Cinema“, „Clear Voice“, „Sports“, „Game“, „Bass Blast“ und „Music“ (von Meridian optimiert), die sich auch bei nativem 3D-Ton nutzen lassen. Die DS90QY spielt Musik mit 96 kHz / 24 Bit ab und rechnet niedriger aufgelöstes Material auf diese Qualität hoch. Zudem arbeitet die Soundbar mit der „AI Sound Pro“-Funktion in ausgewählten LG-Fernsehern zusammen. Indem man beide Geräte verkabelt, kann die Soundbar die Rechenleistung des AI-Prozessors im TV für einen verbesserten Klang nutzen.

An Bord ist auch die Einmess-Automatik „AI-Room Calibration“, die den Klang der Soundbar mittels Testtönen und zwei Mikrofonen an den Hörraum anpasst. Hierfür wird die „LG Sound Bar“-App benötigt, mit der man so manche Einstellung vornehmen kann, welche die Fernbedienung nicht beherrscht – zum Beispiel die Dolby-Dynamikreduktion (DRC), das AV-Sync, der DTS Neural:X-Upmixer oder die „Dialog Control“-Funktion für DTS:X-Ton. Über die Fernbedienung darf man Bässe/ Höhen regeln, ebenso die Pegel der Kanäle.

Der Subwoofer SPQ8-W (20 x 40,7 x 40,3 cm) ist der gleiche wie beim Topmodell DS95QR. Er verbindet sich per Funk mit der Soundbar. Auf der Front findet man eine Bassreflex-Öffnung, das Chassis sitzt seitlich hinter Stoff.

Mit einem HDMI-Eingang, einem HDMI-Ausgang samt eARC und Toslink (nicht im Bild) ist die DS90QY digital gut bestückt. Der USB-Anschluss füttert den integrierten Media-Player oder liefert Strom.

Egal, ob mit DSP oder Side-Firing-Treibern, mit Effekten von hinter dem Sitzplatz steht es bei Soundbars ohne separate Rear-Boxen nicht zum Besten. Dies ermöglichen zusätzliche Lautsprecher für hinten links wie rechts, die das Soundfeld unüberhörbar ausweiten.

Mit ihren 5.1.3-Kanälen ist die DS90QY ein solcher Kandidat, der von physischen Rear-Lautsprechern profitiert. Hierfür ist LGs separat erhältliches Wire less-Kit „SPQ8-S“ zuständig. Das Trio besteht aus zwei kleinen Boxen (10 x 14 x 10 cm) plus einem Empfänger/Verstärker (2 x 70 Watt), der via Lautsprecherkabel mit den Satelliten verbunden wird. Der Verstärker selbst kommt ans Stromnetz und nimmt via Funk Kontakt zur LG-Soundbar auf. Das Rear-Kit erweitert die DS90QY um zwei Rear-Kanäle auf ein 7.1.3-System. Preislich schlägt das Set mit 200 Euro zu Buche.

Das Rear-Kit SPQ8-S erweitert LG-Soundbars um physische Rear-Kanäle.

Video und Multimedia
Der HDMI-Eingang und der HDMI-Ausgang mit eARC befinden sich in einer Aussparung an der Unterseite. Videosignale werden bis 4K/60Hz samt Dolby Vision und HDR10 verarbeitet; HDR10+ bleibt wie bei den hauseigenen Fernsehern außen vor. VRR und ALLM werden unterstützt, was geringe Latenzzeiten beim Gaming verspricht. Dank CEC-Funktion lässt sich die Lautstärke der Bar mit der TV-Fernbedienung regeln. Wie bei den meisten Soundbars fehlen Bildschirmmenüs, das Display ist aber auch aus 4 Metern noch lesbar. Mit Bluetooth, Chromecast und AirPlay 2 sind viele Streaming-Technologien an Bord, nur DTS Play-Fi fehlt. Die Sprachassistenten von Amazon und Google funktionieren mit Hilfe eines kompatiblen Lautsprechers.

Tonqualität
Vor dem Test führten wir die automatische Raumkalibrierung durch. Danach rotierte wieder mal Steely Dans „Two Against Nature“ (5.1) im Player, das Album schallte beschwingt, druckvoll und mit sauberen Bassläufen. Der Klang bot die für Soundbars meist typischen Tonverfärbungen, woran man sich aber schnell gewöhnt. Die Bühne erstreckte sich je nach Klangprogramm direkt auf die Soundbar oder wuchs gut einen halben Meter links wie rechts über deren Maße hinaus.

Deutlich größer fiel das Schallfeld bei Atmos-Material aus, im „Surround Ai“- oder „Cinema“-Modus füllte die LG-Bar die komplette vordere Raumbreite aus und verstand es sogar, Sound-Objekte noch recht gut ortbar zwischen sich und der Hörposition zu platzieren. Hinter uns tat sich hingegen praktisch nichts, das gelingt meist nur mit separaten Rear-Boxen. Auch von oben hätten wir uns mehr Action gewünscht, so tönten die Decken-Synthesizer im Dolby-Clip „Audiosphere“ primär auf der 2D-Ebene. Bässe wurden in Dolbys „Amaze“-Trailer mit ordentlich Tiefgang und Druck reproduziert; wenn auch nicht auf Niveau eines großen Subwoofers.

Der „Night Time“-Modus kappte kräftig Bässe, nicht aber Dynamik-Spitzen. Die dafür vorgesehene Schaltung „Nachtmodus“ reduzierte die Dynamik ebenfalls kaum. Für Dolby-Spuren gibt es die klassische Dynamic Range Control (DRC), die dann auch hörbar den Dynamikumfang reduzierte.

Der Center Height läuft bei Mehrkanal-Ton stets mit, bei Stereo-Ton bedienen „Music“, „Cinema“, „Clear“, „Sport“ und „Bass“ das obere Center-Chassis, hier tönen auch die Sprachanteile des normalen Center-Kanals mit. Stimmen klangen je nach Klangprogramm und Tonsignal mal sauber und natürlich, mal etwas leiser oder auch eingedickt bzw. verhangen. Die Sprachverständlichkeit nahm aus seitlichen Hörwinkeln kaum oder gar nicht ab.

Mit Stereo-Musik spielte die DS90QY recht angenehm, Bässe kamen druckvoll für einen fülligen Klang. Gesang schallte im „Standard“-Modus etwas bedeckt bzw. muffig, „Music“ und „Cinema“ gefielen uns besser, spielten aber nicht annähernd so neutral wie Standlautsprecher.

Der Testbericht LG DS90QY (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 1.200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

79 Gut

Die DS90QY von LG klingt gut und ist dank vieler Netzwerk-Funktionen flexibel bespielbar. Für mehr Raumklang empfiehlt sich die Erweiterung mit externen Surround-Lautsprechern.

Andreas Oswald

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