LG 75UQ81009LB (Test)

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Beim neuen XXL-Fernseher der UQ81-Serie hat LG nicht beim Preis, aber bei der Ausstattung den Rotstift angesetzt. Wie sich dies auf die Bild- und Tonqualität auswirkt, klärt unser Test.

Das war nicht zu erwarten: LG liefert in unserem aktuellen Test bestehend aus drei TV-Riesen den günstigsten 75-Zöller: Mit 1.550 Euro ist der 75UQ81009LB 50 Euro preiswerter als der Sharp und mehr als 1.000 Euro günstiger als der Panasonic. Dafür gibt es einen 4K-Fernseher mit direkter LED-Hintergrundbeleuchtung, aber ohne Dimmingbereiche. Mit der neuen UQ81-Serie decken die Koreaner eine breite Palette ab – zusätzliche Bildschirmgrößen sind 43, 50, 55, 65 und 70 Zoll, los geht es bei 580 Euro. Es handelt sich um eine Einsteiger-Baureihe, denn viele wichtige Ausstattungsmerkmale fehlen, dazu gleich mehr. Auf ein 100-Hertz-Panel muss man verzichten. Das Display fällt mit 5,9 Zentimeter recht schlank aus, beim Fuß setzt LG in dieser Preisklasse wie zu erwarten auf Kunststoff und nicht auf Aluminium.

Ausstattung & Praxis
Die Ausstattungsliste des 75UQ81009LB hat einige Lücken. So fehlen Dolby Vision und Dolby Atmos, von den HDR-Formaten werden nur HLG und HDR10 unterstützt. Ebenfalls verzichtet LG auf den HDMI-Standard 2.1, berücksichtigt wird lediglich der Auto Low Latency Mode (ALLM), nicht zum Einsatz kommen Variable Refresh Rate (VRR), 4KWiedergabe mit 120 Hertz, Nvidia G-Sync sowie AMD FreeSync Premium, der 75-Zöller ist jedoch HGiG-kompatibel. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind als Single-Varianten verbaut, während Aufnahmen auf USB-Festplatte kann man deshalb nicht umschalten. Den „Sport-Alarm“ stellt LG seinen Kunden zur Verfügung, die „Kunstgalerie“ mit beeindruckenden Motiven zur Verschönerung des Bildschirms fiel leider ebenfalls dem Rotstift zum Opfer. Beim Prozessor greifen die Koreaner zu ihrem derzeit leistungsschwächsten Aggregat: Weder der Alpha9 Gen5 noch der Alpha7 Gen5, sondern der Alpha5 Gen5 werkelt an Bord. Das Bedientempo ist sehr überschaubar, was man beispielsweise beim Abrufen des Bild- und Ton-Menüs spürt. Die Liste mit Künstlicher Intelligenz ist etwas abgespeckt, man findet jedoch Optionen zum automatischen Anpassen der Bildschirmhelligkeit an die Umgebungsbeleuchtung, ein Feature zur Akustikoptimierung über ein Mikrofon in der Fernbedienung und „AI-Ton“, um virtuellen 5.1.2-Surroundsound zu generieren. Die Benutzeroberfläche WebOS 22 bietet gewohnt hohen Bedienkomfort und eine ansprechende Optik. Dank Joyn, Netflix, Amazon Prime Video, Rakuten TV, Disney+, DAZN, Wow, Apple TV+ und RTL+ fällt die Streaming-Auswahl üppig aus. Die Sprachsteuerung gelingt mittels Amazon Alexa und Google Assistant, außerdem unterstützt der 75-Zöller Apple AirPlay 2, Apple HomeKit und Google Home.

Branchenprimus: Die schwarze Magic Remote von LG vereint Fernbedienung und Mauszeiger in einem Gerät. Sie punktet durch hohen Bedienkomfort, liegt perfekt in der Hand und verfügt über praktische Direktwahltasten, um Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Rakuten TV zu starten. Außerdem kann man die Sprachassistenten aufrufen.

Ansprechend und funktional: Die Benutzeroberfläche von WebOS 22 erfüllt höchste Ansprüche. Sie liefert viele Infos auf einen Blick, ist aber trotzdem übersichtlich.

Sehr aufgeräumt: Die drei HDMI-Buchsen unterstützen lediglich den Standard 2.0, die TV-Tuner sind nur als Single-Varianten ausgelegt.

Bild- und Tonqualität
Im alltäglichen TV-Betrieb gefällt das Bild des 75UQ81009LB durch natürliche Farben, eine schöne Klarheit und gute Plastizität. Im „Filmmaker“-Modus trifft der Flachmann die einzelnen Farben sehr exakt, voreingestellt mit „Warm 50“ liegt die Farbtemperatur bei hervorragenden 6.522 Kelvin. Für anspruchsvolles Heimkino ist der LG allerdings nicht geeignet: Schwarzdarstellung und Homogenität der Ausleuchtung sind bescheiden. Selbst bei frontaler Draufsicht ist Schwarz nur ein Graublau, und die Ecken sowie die Ränder sind hinterleuchtet. Je nach Blickwinkel – von der Seite und/oder von oben – leuchten kleinere bzw. größere Bildschirmflächen hellgrau, zudem wird das Panel fleckig. Von unseren drei 75-Zöllern im Testfeld liefert der 75UQ81009LB das schlechteste Schwarz. In Filmen kann es entsprechend passieren, dass je nach Filminhalt die Cinemascope-Balken deutlich hinterleuchtet sind.

Ist der 75UQ81009LB per HDMI mit einer Spielekonsole verbunden, hat man über die Zahnrad-Taste Zugriff auf den „Spiele-Optimierer“. Hier kann man unter anderem den besten Bildmodus für das vorliegende Spielegenre auswählen, die Farbtemperatur automatisch anpassen lassen, um die Belastung der Augen durch Blaulicht zu senken, und die Bildschirmhelligkeit für dunkle Räume einstellen, um besser sehen zu können.

Zudem hat LG mit Blacknut und Utomik Cloud zwei neue Cloud-Gaming-Plattformen angekündigt, die Spielern hunderte Titel aus unterschiedlichsten Genres anbieten.

Utomik Cloud: Die Plattform stellt ab November mehr als 100 Titel aus einer über 1.300 PC-Spiele umfassenden Bibliothek auf LG-Fernsehern bereit.

Meisterlich: Bei den SDR-Farben schneidet der LG vorzüglich ab und erfordert fast kein Nachjustieren, um jeden einzelnen Messpunkt exakt zu treffen.

Kein HDR-Feuerwerk: Speziell bei Rot und Grün ist der 75-Zöller im DCI-P3-Spektrum von der idealen Zielvorgabe ein deutliches Stück entfernt.

Mit gerade mal 360 Candela im „Lebhaft“-Setting ist die Spitzenhelligkeit sehr überschaubar, 345 sind es im „Standard“-, 315 Candela konstant und unabhängig vom Weißanteil im „Filmmaker“-Modus. Der ANSI-Kontrast fällt mit 560:1 ebenfalls mager aus. HDR-Titel wie „Das Leben in Farbe“ sehen brutal scharf mit exzellenter Kantenzeichnung und feinsten Farbabstufungen aus. Aber man muss schon den „Lebhaft“-Modus wählen, damit man in den Genuss zusätzlicher Dynamik und farblicher Brillanz kommt. Dann packt uns der Auftritt des 75-Zöllers durchaus, was wir in Anbetracht der geringen Panelhelligkeit so nicht erwartet hätten. Für kraftvolle Farben sollte man möglichst mittig sitzen, wobei die Blickwinkelstabilität insgesamt ordentlich ist. Steht die „TruMotion“ auf „Glatte Bewegung“, punktet das 60-Hertz-Panel mit schöner Bewegungsruhe.

Das 20 Watt starke 2.0-Soundsystem arbeitet Stimmen fein heraus und bietet eine angenehme und entspannte Sprachverständlichkeit. Über die Option „AI-Ton“ und virtuellen 5.1.2-Klang wird die Akustikbühne deutlich verbreitert, die Raumfülle ist recht voluminös. Spielt man Musik über YouTube oder via Smartphone-Streaming ab, darf man die Lautstärke gerne etwas höher drehen. Der 75-Zöller bleibt auch dann souverän und wird nicht unangenehm plärrig.

Der Testbericht LG 75UQ81009LB (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1.550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

71 Gut

Der 75UQ81009LB bietet eine große Bildschirmdiagonale, hohen Bedienkomfort und ein tolles App-Angebot für wenig Geld. Die Ausstattung hat allerdings Lücken, und sowohl die Panel-Helligkeit als auch die Schwarzdarstellung des LG-Flachmanns sind bestenfalls Durchschnitt.

Jochen Wieloch

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