LG 75QNED999PB (Test)

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30.000 Mini-LEDs, 2.500 Dimming-Zonen und 8K-Auflösung: LG hat in seinen 75QNED999PB alles an aktueller Bildschirm-Technik reingepackt. Ob das für einen Angriff auf die OLED-Konkurrenz reicht?

Mit dem 5.500 Euro teuren 75QNED999PB will LG ab sofort der hervorragenden Bildqualität seiner OLED-Fernseher Konkurrenz machen. Dazu kombinieren die Koreaner im 75-Zöller ein Mini-LED-Panel mit Quantum-Dot-NanoCell-Technologie. Rund 30.000 Mini-LEDs verteilen sich dabei auf 2.500 Dimming-Zonen und sollen neben sattem Schwarz und kräftigen Farben auch eine überzeugende Helligkeit liefern. Darüber hinaus löst der 8K-Flachmann mit der momentan maximalen Pixelzahl von 7.680 x 4.320 Bildpunkten auf.

Alte Bekannte:
Die LG-Fernbedienung
ist
ein Volltreffer
– ergonomisch
geformt mit
sinnvoller
Tastenbelegung
und praktischem
Mauszeiger.

Ein wesentlicher Vorteil der Mini-LED-Technik: Der Rahmen fällt mit einer Tiefe von knapp 20 Millimeter angenehm schmal aus, selbst mit Anschlüssen kommt der LG gerade mal auf 2,9 Zentimeter. Zum Vergleich: Sonys 8K-TV XR-75Z9J (Test in 10-2021) mit klassischem Full-Array-LED-Panel ist 8,1 Zentimeter dick. Der 75QNED999PB ist von einer hochwertigen Metall blende umgeben. Etwas schade: Beim geschwungenen Fuß kommt Kunststoff zum Einsatz. Zur Wandmontage unterstützt der 37,4 Kilo schwere Flachmann den VESA-Standard 400 x 400 Millimeter. Optional ist der 8K-Bolide als 86-Zöller für 7.300 Euro zu haben, der kleinere 65-Zöller kostet 4.000 Euro.

Ausstattung & Praxis
Für den Prozessor greift LG nicht nur einfach ganz oben ins Regal seiner 4K-Fernseher, sondern hat mit dem Alpha9 Gen4 AI Prozessor 8K ein eigenes Herzstück mit Künstlicher Intelligenz konzipiert. Mit Hilfe von Deep-Learning-Technologie skaliert der Prozessor nicht-native 8K-Inhalte – so das LG-Versprechen – auf 8K-Niveau hoch. „AI-Bild Pro“ greift auf eine Datenbank mit mehr als einer Million visueller Datenpunkte zu und versucht, störendes Rauschen zu entfernen. „Scene Detection“ analysiert einzelne Szenen mit dem Ziel, diese zu optimieren. Das Feature „AI-Ton Pro“ wiederum identifiziert auf Basis von mehr als 17 Millionen Sounddatenpunkten Stimmen, Effekte und Frequenzen, um den Ton genregerecht anzupassen. Zudem verfügt der 75-Zöller über eine neue Funktion zur automatischen Lautstärkeregelung.

Der Twin-Tuner ist jeweils mit Doppel-Empfängern für Kabel, Satellit und DVB-T2 ausgelegt, USB-Aufnahmen und Time-Shift werden unterstützt. Alle vier HDMI-Buchsen beherrschen die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz und den Auto Low Latency Mode (ALLM), Gamer können sich zudem über HGiG-Kompatibilität freuen. Für die volle HDMI-2.1-Leistung fehlt jedoch der VRR-Support (Variable Refresh Rate). 8K-Inhalte lassen sich mit 60 Hertz über alle HDMI-Ports abspielen, zudem über USB und mittels YouTube. Im Test gelang dies ohne Probleme.

Das optisch ansprechende und übersichtliche Betriebssystem webOS 6.0 reagiert fl ott und hört mittels Amazon Alexa und Google Assistant auch auf freihändige Sprachbefehle ohne Fernbedienung. Streamen ist per AirPlay, Bluetooth, Miracast und Google Chromecast möglich. Der leistungsstarke Mediaplayer stellt Fotos und Videos auch als 360-Grad-Ansicht dar. Mit neuen, frischen Motiven wartet die „Kunstgalerie“ auf. Sportfans dürfen sich über den „Sport-Alarm“ und aktuelle Ergebnisse beispielsweise aus der Fußball Bundesliga freuen. Aus dem Vollen schöpft der LG bei der App-Auswahl. Mit Netflix, Amazon Prime Video, Apple TV, Sky Ticket, Disney+, Rakuten TV oder DAZN kommen nicht nur Film- und Serien gucker auf ihre Kosten. „LG Channels“ holt kostenlos mehr als 50 IPTV-Sender aus dem Internet auf den Bildschirm. Für kontrastreichere und dynamischere Bewegtbildinhalte unterstützt der 75-Zöller die HDR-Formate HLG, HDR10 und Dolby Vision, aber kein HDR10+. Außerdem gibt es den „Filmmaker Mode“, bei dem die Bewegungsglättung deaktiviert wird, aber das ursprüngliche Seitenverhältnis, Farben und Bildraten für einen authentischen Filmlook erhalten bleiben.

Coole Optik: Neue Motive in der „Kunstgalerie“ wirken auf dem LG-Display richtig peppig – eben wie ein überdimensionales Gemälde mit künstlerischem Anspruch.

Einfache Suche: Ob Drama, Komödie, Action, Krimi oder freie Stichworteingabe – der 75-Zöller hilft dabei, TV-Programme und Abruf-Angebote zu durchforsten.

Angenehm schlank: Dank Mini-LEDs ist der 75-Zöller inklusive Anschlüssen gerade mal 2,89 Zentimeter tief. Auch sein Gewicht ist mit 40,8 Kilo inklusive Fuß noch überschaubar.

Über alle vier HDMI-Buchsen kann man 8K-Inhalte zuspielen. Der LG unterstützt zwar den Auto Low Latency Mode (ALLM), aber kein Variable Refresh Rate (VRR).

Wir füttern den 75QNED999PB mit nativem 8K-Material
via USB-Buchse und YouTube. Speziell in extrem detailreichen Passagen wie bei Nahaufnahmen von Tieren, Landschaften oder Gebäuden begeistert der LG durch seine enorm feine Pixelstruktur. Vor- und Nachteil zugleich: Man kann sehr nah an den 75-Zöller herangehen, ohne einzelne Pixel zu erkennen. Gleichzeitig muss man dies aber auch, weil allerspätestens ab einer Entfernung von 1,5 Meter kein Unterschied mehr zu 4K zu erkennen ist. Die Aufnahmen sind nicht nur extrem scharf – Tierfelle beispielsweise zeigen nahezu jedes einzelne Haar – sondern auch unwahrscheinlich plastisch. Gerade bei Blicken in die Ferne mit unterschiedlichen Ebenen werden die Staffelung und die Räumlichkeit sehr gut sichtbar. Eins muss man allerdings auch attestieren: Aus schlechtem, verrauschtem und verpixeltem Material und aus SD-Sendungen macht der Mini-LED-TV kein Gold. Mitunter gelingt es ihm, Bildfehler recht ordentlich zu kaschieren. Von 8K-Qualität sind die
Aufnahmen aber logischerweise Lichtjahre entfernt.

Ohne Allüren: Im Test spielt der LG alle bei YouTube verfügbaren 8K-Clips ohne Probleme ab. Das gilt auch für Zuspielungen über den USB-Port.

Tief und scharf: Liegt richtig gutes natives 8K-Material vor, so begeistert der Mini-LED-Fernseher durch eine hervorragende Plastizität.

Exzellent: Nach ganz dezentem Feinschliff per Hand erzielt der 75QNED999PB bei SDR-Darstellungen im „Kino“-Modus ein solch tadelloses Ergebnis.

Bild- und Tonqualität
Kann der 75QNED999PB mit der Bildqualität eines OLED-TVs mithalten? Bei der Helligkeit hat der LG schon mal die Nase vorne. Denn 1.344 Candela im „Standard“-Setting sind ein herausragender Wert, den fast kein Flat-TV mit selbstleuchtenden Pixeln erreicht. Bei 50-prozentigem Weißanteil sind immer noch 925 Candela, bei vollfl ächiger Weißdarstellung 573 Candela drin. Sowohl im „Kino“- als auch im „Lebhaft“-Setting messen wir 1.336 Candela, beim ANSI-Kontrast 3.000:1. Spannend wird es bei der Schwarzdarstellung. Bei frontaler Draufsicht sind schwarze Flächen brutal dunkel, genau wie bei einem OLED. Weiße Schriften sind frei von Lichthöfen. Bei seitlicher Betrachtung hellen diese schlimmstenfalls minimal auf. Voraussetzung: Die Augen befinden sich etwa auf Bildschirmhöhe. Schaut man gleichzeitig von der Seite und von oben, so bildet sich ein kleiner, aber deutlicher grauer Fleck um helle Bereiche. Ansonsten erreicht das Schwarz des LG OLED-Niveau, Filmbalken und Homogenität der Ausleuchtung sind mit Ausnahme des beschriebenen Szenarios absolut top.

Fast perfekt: Im DCI-P3-Spektrum weist der 8K-Bolide lediglich bei Grün ein kleines Defizit auf. Hier erfüllt er die
Norm nicht zu 100 Prozent.

Kräftige Farben, tolle Schärfe und eine hohe Plastizität erzeugt der 75-Zöller selbst mit HD-Material wie der Doku „Iceland – On Top of the World“. Egal, ob in Schneefeldern oder Grünlandschaften, der 8K-Fernseher verfügt über einen großen Farbkasten und die Fähigkeit, sauber zu differenzieren. HDR-Titel wie „Das Leben in Farbe“ strotzen nur so vor Klarheit und Dynamik. Die Blickwinkelstabilität ist gut, kann mit der von OLEDs aber nicht mithalten. Angetan sind wir von der ruhigen und geschmeidigen Bewegungsdarstellung.

Für den Ton hat LG ein Dolby-Atmos-fähiges 4.2-Soundsystem mit 60 Watt verbaut. Über „AITon Pro“ entsteht ein virtuelles 5.1.2-Upmixing, was sich deutlich räumlicher anhört. Die Sprachverständlichkeit ist spitze. Action-Streifen wie „Need for Speed“ haben Druck, Effekte sind greifbar, die Klangbühne ist breit. Musik klingt ohne künstlichen Surroundsound deutlich sauberer, auch höhere Pegel stellen so kein Hindernis dar.

Der Testbericht LG 75QNED999PB (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 5500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

91 Sehr gut

Mini-LED-Technik und 8K-Aufl ösung sind eine starke Mischung, wie der 75QNED999PB eindrucksvoll beweist. Schärfe, speziell mit nativem 8K-Material, Helligkeit und Farbkraft sind top. Die Schwarzperformance ist super – in dieser Königsdisziplin haben OLEDs ihren Vorsprung nahezu aufgebraucht.

Jochen Wieloch

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