LG 65NANO819PA (Test)

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Mit Edge-LED-Technik und Nanopartikeln schickt LG seinen 1.400 Euro teuren 65Nano819PA ins Rennen. Besagte Nanopartikel sollen Farben filtern und verfeinern und Unreinheiten aus den RGB-Wellenlängen beseitigen. Die Koreaner versprechen ein lebendigeres und realistischeres Bild. Der 65-Zoller thront auf einem großen, geschwungenen Fuß aus Kunststoff. Optional bietet LG einen sogenannten Gallery-Standfuß an, um den Flachmann freistehend im Raum zu platzieren. Das mit Anschlüssen nur 4,4 Zentimeter tiefe Display lässt sich dank VESA-Norm 300 x 300 Millimeter auch an der Wand befestigen. Der Nano819PA ist zusätzlich in 50, 55 und 75 Zoll erhältlich.

Schwarze Schönheit: Die
LG-Fernbedienung gehört dank
Mauszeiger und toller Ergonomie zu
den besten Signalgebern am Markt.
Für vier Streamingportale sind
Direktwahltasten verbaut.

Ausstattung und Praxis
Dass man sich mit dem NanoCell-TV bei LG nicht im oberen TV-Regal bedient, wird an der Ausstattung deutlich. Kommt man bei den OLEDs der Koreaner in der Regel in den Genuss sämtlicher aktuellen Technik-Features, so weist dieser 65-Zöller einige Lücken auf. Beim Display etwa handelt es sich lediglich um ein 50-Hertz-Panel, die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nur einfach verbaut, was die freie Senderwahl bei Aufnahmen auf USB-Festplatte einschränkt, und die vier HDMI-Ports unterstützen lediglich den Standard 2.0. So müssen diese ohne 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz und Variable Refresh Rate (VRR) für Gamer auskommen, Nvidia G-Sync und AMD FreeSync Premium für flüssigeres Spielen fehlen ebenfalls. Der Auto Low Latency Mode (ALLM) ist hingegen ebenso wie HGiG-Kompatibilität integriert.

Als Prozessor werkelt der Quad Core Processor 4K, der sich hinter dem Alpha9 Gen4 AI Prozessor 4K bzw. dem Alpha7 Gen4 AI Prozessor 4K einreiht. Im Menüeintrag „AI-Dienst“ für Künstliche Intelligenz findet man die Punkte „AI-Helligkeit“, „AITon“ und „AI-Akustikabstimmung“, auf die Bildverbesserer „AI-Bild Pro“ und die „Automatische Genre-Auswahl“ muss man verzichten, ebenso wie auf Dolby Atmos.

Die Benutzeroberfläche webOS 6.0 ist gewohnt auskunftsfreudig und optisch ansprechend. Hier findet man eine riesige Auswahl an Streaming-Diensten, unter anderem die Plattformen von Disney+, Apple TV, DAZN und Sky Ticket, außerdem AirPlay 2 zum Streamen und das übersichtliche Home Dashboard, das über alle per Strippe und kabellos angeschlossenen Geräte informiert. Das Arbeitstempo des 65Nano819PA kann mit LGs Top-Fernsehern nicht mithalten, beim Aufrufen der Bild und Toneinstellungen etwa vergeht ganz schön viel Zeit.

Zur Ausstattung gehören unter anderem der „Sport-Alarm“, LG Channels, ein Mediaplayer für 360-Grad-Ansichten und die Sprachassistenten Amazon Alexa und Google Assistant. Leider hat LG auch bei der „Art Gallery“, die attraktive bildschirmfüllende Kunstwerke anzeigt, den Rotstift angesetzt – dieses nette Extra fehlt. Möglich ist hingegen der Anschluss von bis zu zwei identischen Bluetooth-Lautsprechern, die sich als Rearspeaker konfigurieren lassen.

Bild- und Tonqualität
Wir beginnen unseren Bildtest ganz bescheiden mit einer Nachrichtensendung. Der LG schießt hier im „Standard“-Modus kein Farbenfeuerwerk ab. Das Bild ist grundsolide, brav und eher unspektakulär. Die Bildschirmhelligkeit kann man etwas nach oben drehen. Gesichter wirken ein wenig zu blass, dies ändert sich, wenn man im „Weißabgleich“ den Regler der Farbtemperatur aus dem kalten in den warmen Bereich schiebt.

Farbenspiel: Die Oberfläche von webOS 6.0 bietet alles auf einen Blick – Apps, LG Channels, eine Suchfunktion und den Zugriff auf sämtliche relevanten Quellen.

Nicht nur für Fußballfans: Der „Sport-Alarm“ informiert über Tore und Spielstände bei verschiedenen Sportarten in unterschiedlichen Ligen.

Schwarz-Problem: Helle Objekte wie die Sonne reichen aus, damit schwarze Bereiche und die Filmbalken bei seitlicher Betrachtung stark hinterleuchtet werden.

Eine besondere Taste auf der Fernbedienung, die Sie kennen sollten, ist die Taste mit den drei Punkten oberhalb der Senderwahl. Im laufenden Programm öffnen Sie so ein praktisches Menü mit diversen Zusatzfunktionen. Über die Ziffern rufen Sie beispielsweise die Liste mit den TV- und den Internetsendern auf. Außerdem können Sie Aufnahmen starten und zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift) aktivieren, das hier mit „Live Playback“ gekennzeichnet ist. Zudem haben Sie Zugriff auf das Archiv mit TV-Aufnahmen. Der Planer wiederum erlaubt es Ihnen, Aufnahmen zu programmieren und Erinnerungen für bestimmte Sendungen einzurichten, die Sie nicht verpassen möchten. Ebenso besteht die Möglichkeit, zur Kanalliste zu navigieren und hier die Sender nach Empfangswegen und Sendergruppen anzeigen zu lassen. Der Programmführer, der über das Menü „Weitere Aktionen“ ebenfalls erreichbar ist, erlaubt das Einrichten von Programmierungen und Erinnerungen. Darüber hinaus kann man zur digitalen Benutzeranleitung wechseln, die im Gerät integriert ist.

Praktisches Menü: Über die Taste mit den drei Punkten auf der Fernbedienung öffnet man diesen hilfreichen Menüeintrag auf dem LG-Panel.

Programmführer und Co.: Unter anderem hat man Zugriff auf den EPG, der das Programmieren von Sendungen und Einrichten von Erinnerungen erlaubt.

Die Maximalhelligkeit des 65-Zöllers ist limitiert. Die größte Leuchtkraft erzielen wir im „Standard“-Setting mit 460 Candela in Spitzlichtern. Bei vollflächigem Weiß schafft der 65Nano819PA aber nur noch etwas mehr als 300 Candela. Im farblich besten „Kino“-Modus sind zwischen 420 und 275 Candela drin. Im SDR-Bereich haben wir in den Einstellungen einiges zu tun, damit die Farben realistisch wiedergegeben werden. Die ab Werk voreingestellte Farbtemperatur „Warm 50“ im „Kino“-Modus ist mit 5.788 Kelvin nicht optimal gewählt. Korrigiert man den Wert auf „Warm 28“, erzielt man mit 6.491 Kelvin hingegen ein perfektes Ergebnis. Der ANSI-Kontrast fällt mit 730:1 eher überschaubar aus.

In Sachen HDR werden nur HLG und HDR10 unterstützt. HDR-Streifen auf Netflix wie „Das Leben in Farbe“ gibt der LG im „Lebhaft“-Modus zwar nicht mit brachialer Dynamik und super Kontrast wieder – die Dokumentation überzeugt aber trotzdem, gefällt durch reine und kraftvolle Farben, klasse Schärfe sowie eine ausgezeichnete Feinzeichnung.

Nicht auf dem neuesten Stand: Die vier HDMI-Ports des 65-Zöllers verzichten auf die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz sowie auf das wichtige Gamer-Feature Variable Refresh Rate (VRR). Die Tuner für Kabel, Satellit und Antenne liegen nur in einfacher Ausführung vor.

Feinarbeit erforderlich: Abgesehen von Weiß- und Grautönen stellt der LG im SDR-Bereich saubere Farben dar – hierfür müssen wir jedoch erst selbst Hand anlegen.

HDR ist präziser: Im DCI-P3-Spektrum schneidet der 65Nano819PA besser ab. Auch ohne viel Feintuning trifft der Apparat die sieben Messpunkte recht genau.

Um die Schwarzperformance des LG zu testen, rufen wir eine schwarze Kapiteleinblendung der Blu-ray „Deutschland von oben“ auf. Sofort wird sichtbar: Das kleine obere weiße Pausenzeichen des Blu-ray-Players reicht aus, um einen hellen Balken bis nach unten über den Bildschirm zu werfen. Blickt man von der Seite und gleichzeitig von oben auf das Panel, so hellt dieses extrem auf. Die Homogenität der Darstellung lässt sich nur optimieren, indem man das „LED Lok. Dimming“ ausschaltet. Dabei werden jedoch die vorher dunkleren Bereiche einfach nur aufgehellt. „Echtes“ Schwarz kann der NanoCell-TV nicht darstellen, bei bestenfalls dunklem Grau ist Schluss. Zu Beginn des dritten Kapitels der Deutschland-Doku reicht ein leuchtender, nahezu bildschirmfüllender Sonnenaufgang aus, damit die unteren Filmbalken zumindest für die seitlich sitzenden Zuschauer extrem aufgehellt werden.

Jenseits dieser bildlichen Extremsituationen überzeugt der LG durch natürliche Farben, gute Schärfe und ein sinnvoll abgestimmtes Bild. Steht die „TruMotion“ auf „Glatte Bewegung“, überzeugt der Flachmann mit sehr ordentlicher Bewegungskompensation ohne sichtbare Ruckler. Die Blickwinkelstabilität ist – abgesehen von Problemen mit Aufhellungen bei dunklem Hintergrund – zufriedenstellend.

Für die Akustik hat LG ein 20 Watt starkes 2.0-Soundsystem verbaut. Über „AI Sound“ generiert der Fernseher ein 5.1-Upmixing. Die Sprachverständlichkeit ist exzellent, die Klangbühne schön breit. Bei Konzerten fehlt es dem 65Nano819PA jedoch ein wenig an Bass und Präzision bei hohen Pegeln. Dynamik und klangliche Wärme gehen jetzt etwas verloren.

Der Testbericht LG 65NANO819PA (Gesamtwertung: 72, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

72 Gut

Wer einen großen Fernseher für den TV-Alltag sucht, findet im LG 65Nano819PA ein gutes Gerät zum fairen Preis mit ausgewogenem Bild. Echte Heimkino-Ansprüche kann der 65-Zöller jedoch nicht erfüllen – dafür reicht die Bildqualität nicht aus und es fehlen zu viele Features.

Jochen Wieloch

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