Formovie Theater (Test)

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Mit Formovie betritt ein neuer Hersteller unsere Beamer-Bühne – und setzt gleich ein Ausrufezeichen. Denn als erster Projektor in unserem Testlabor unterstützt der „Theater“ Dolby Vision und HDR10+.

Ultrakurzdistanz-Projektoren sind bei vielen Heimkinofreunden zu Recht en vogue. Sie erzeugen aus wenigen Zentimetern Distanz metergroße Bilder und passen praktisch auf jedes Sideboard. Formovie offeriert sein Modell mit dem Namen „Theater“ im dunkelgrauen Finish und schwarzer Lautsprecherbespannung für 3.500 Euro. Aus einer Distanz von gerade mal 33 Zentimetern wird eine 120-Zoll-Leinwand vollständig ausgeleuchtet. Hinzu kommt freilich die Gerätetiefe von 34,9 Zentimeter, so dass die Vorderkante des Formovie Theater rund 68 Zentimeter von der Wand entfernt ist, um besagte Bildgröße darzustellen.

Ausstattung und Technik
Der Formovie Theater ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit nativer Full-HD-Auflösung, der Bildsignale bis 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen, verarbeiten und sequenziell via XPR-Shift-Technologie projizieren kann.

Die Lichtleistung wird mit 2.800 Lumen beziffert. Erzeugt wird sie von der Triple-RGB-Laserlicht-Technologie in der neuesten Version von ALPD (Advanced Laser Phosphor Display). Die Lebensdauer der Laserdioden soll laut Hersteller 20.000 Stunden betragen. Das sind 13 Jahre bei täglich vier Stunden Nutzungsdauer, bis sich die Lichtausbeute halbiert hat. Der Projektor kann danach natürlich weiter verwendet werden, er ist aber 50 Prozent dunkler als im Neuzustand.

Die Fernbedienung ist übersichtlich und besitzt nicht hinterleuchtete Tasten. Lediglich YouTube kann direkt angesteuert werden. Weitere Buttons für „Home“, „Einstellungen“ und „Sprachsteuerung“ erleichtern die Navigation

Ein weiteres Highlight ist High Dynamic Range, denn der Formovie Theater unterstützt nicht nur die üblichen Standards HDR10 und HLG, sondern die im Beamerbereich bislang kaum anzutreffenden Dolby Vision und HDR10+ (siehe Kasten rechte Seite). Die Zwischenbildberechnung verbirgt sich hinter dem wenig aussagekräftigen Namen „MEMC“, im Bildmenü unter „Erweiterte Videoeinstellungen“ zu finden. In drei Stufen kann die Bewegungskompensation wunschgemäß erfolgen. Puristen können MEMC auch deaktivieren, um den Original-Filmlook beizubehalten. Der automatische Low-Latency-Modus (ALLM) optimiert Spiele mit hohen Bildraten. Zocker können damit schneller auf das Geschehen auf der Leinwand reagieren, weil es keine spürbaren Verzögerungen gibt.

Ausgestattet ist der Formovie Theater mit dem Betriebssystem Android TV 11.0 und der Übertragungsfunktion Chromecast. Es werden zahlreiche Apps unterstützt wie Google Play, Disney+, Amazon Prime Video und YouTube. Aus lizenzrechtlichen Gründen lassen sich Netflix und Sky Wow hingegen nicht nutzen. Zudem fehlen Antennenanschlüsse, CI-Schacht und TV-Tuner, so dass der Projektor einen Fernseher nicht vollständig ersetzen kann. Wer lineare Fernsehprogramme sehen möchte, benötigt daher eine App wie Zattoo.

Wenn wir einen Film wie „Tomb Raider“ in Dolby Vision zuspielen, wird das Format richtig in der Signalanzeige (oben rechts) aufgeführt.

Mit dem Fokus-Testbild, das via Fernbedienung aufgerufen wird, kann die Schärfe bis zum Rand der Leinwand optimal eingestellt werden.

Während HDR10+ ein offener Standard ist, fallen für Dolby Vision Lizenzgebühren an für Unternehmen, die es verwenden.

Gemeinsam haben alle aktuellen HDR-Formate, dass sie Metadaten besitzen können . Das sind zum Beispiel die Angaben für Leuchtdichte, Maximalpegel, Schwarzwert und durchschnittliche Luminanz. Während diese Parameter von HDR10 für den ganzen Film gelten (also statisch sind), liefern Dolby Vision und HDR10+ diese Angaben (dynamisch) für jedes Einzelbild. Für Projektoren bedeutet dies: Die Lichtausbeute des Gerätes, die Leinwanddiagonale und deren Leuchtdichtefaktor werden bei Dolby Vision einbezogen. Auf dieses Weise ist eine originalgetreue HDR-Darstellung auf der Leinwand möglich, so wie Dolby sie vorsieht. Demgegenüber werden HDR10-Inhalte aus technischen Gründen schon mal zu dunkel projiziert oder überstrahlen ins Weiß.

Die Werte für Leinwandbreite und Gainfaktor muss der Nutzer in die Tabelle des Dolby-Vision-Presets des Projektors eintragen, damit der Formovie Theater das dynamische Tone Mapping korrekt durchführt.

Wenn ein 4K-Blu-ray-Player Dolby Vision unterstützt, gibt er das Format an Projektoren und Fernseher auch aus, wenn diese zur Wiedergabe imstande sind.

Installation und Bedienung
Der Formovie Theater ist mit einem Gewicht von 9,8 Kilogramm leicht genug, um ihn auch alleine aufzustellen. Aus einem Abstand von nur 23 Zentimetern wirft er bereits ein 100-Zoll-Bild auf die Wand. Soll das Bild etwas größer oder kleiner ausfallen, wird der Beamer lediglich ein wenig vor- oder zurückgeschoben. Für eine präzise Ausrichtung mit rechten Winkeln reicht es, das Gehäuse in die richtige Position zu drehen. Sollten Sideboard oder Wand nicht in Waage sein, kann die Abweichung mit Hilfe der verstellbaren Füße des Beamers ausgeglichen werden. Im ungünstigsten Fall steht eine Acht-Punkte-Trapezkorrektur zur Verfügung, um das Bild auszurichten.

Die Schärfe wird mit der Fernbedienung eingestellt. Die Verbindung mit unserem Netzwerk gelingt mit Hilfe der On-Screen-Tastatur denkbar einfach. Die Navigation durch das Bildmenü erfolgt via Handsender zügig und präzise. Mittels Sprachsteuerung können Apps direkt aufgerufen werden. Zuvor muss dafür der Knopf auf der rechten Seite des Gehäuses gedrückt werden, um das Mikrofon am Projektor dauerhaft einzuschalten.

Licht und Farbe
Unsere Messungen bestätigen die beworbene Maximalhelligkeit von 2.800 Lumen. Dabei sind die Farben mit 8.790 Kelvin zwar kühler, besitzen aber keinen unschönen Grünfarbstich, wie er von klassischen UHP-Lampen meist verursacht wird, wenn diese im hellsten Bildmodus betrieben werden.

Kalibriert auf eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin verbleiben für SDR 2.350 Lumen und für HDR 2.750 Lumen. Das reicht aus, um tagsüber im Wohnzimmer Serien, Sportübertragungen oder Talkshows zu schauen. Allenfalls die Vorhänge sollten geschlossen werden, damit kein Sonnenlicht direkt auf die Leinwand fällt.

Die Oberfläche der Smartfunktionen ist übersichtlich strukturiert. Mittels Google Play kann auf noch mehr Apps, Filme und Spiele zugegriffen werden.

Formovie Tech ist ein Ökosystem-Unternehmen, das gemeinsam von Appotronics Corporation und Xiaomi Technology 2016 in Taiwan gegründet wurde. Es beschreibt sich selbst als weltweit führende Marke für Laser-TV und Smart-Projektoren. Derzeit hat Formovie mehr als 100 Patente angemeldet. Dazu gehört die ALPD-Laserdisplay-Technolgie, die auch in RGB-Laserlicht-Kinoprojektoren verwendet wird. Im Juli 2017 hat das Unternehmen sein erstes Produkt herausgebracht. Hierbei handelt es sich um den „150 Zoll Mijia Laser Projection TV“, der auf Xiaomis Webside durch Crowdfunding mit einem Betrag von mehr als 20 Millionen Yuan eingeführt wurde. In Europa gibt es nur wenige Shops, die Formovie-Projektoren anbieten. Ein Händler ist Cinemasound in Italien. In Deutschland kann der Formovie Theater derzeit nur online bestellt werden, zum Beispiel über Ebay und Amazon.

Das Formovie Headquarter in Taiwan.

Mit 107 Prozent beziffert Formovie die Abdeckung des Farbraums Rec.2020. Das bestätigen unsere Messungen allerdings nicht. Wir ermitteln 85 Prozent. Nach unserer Kalibrierung wird der HDR-Farbraum DCI-P3 zu 100 Prozent abgedeckt. Da die meisten 4K-Filme diesen Farbraum unterstützen, kann der Formovie Theater dieses Spektrum originalgetreu reproduzieren. Das Ergebnis sind überaus natürliche Farben. Vor allem Grünfarbtöne profitieren sichtbar davon. Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird übrigens mit 100 Prozent abgedeckt, so dass SDR-Filme in Full-HD mit präzisen Farben zu sehen sind. Die Kontrastwerte des Formovie Theater sind für einen DLP-Projektor in diesem Preissegment exzellent: 3.225:1 On/Off, 2.795:1 In-Bild und 250:1 ANSI ergeben unsere Messungen. Der Schwarzwert überzeugt mit 0,85 Lumen ebenfalls.

Bildqualität
Über HDMI 1 spielen wir die UHD Blu-ray von „Tomb Raider“ zu. Dolby Vision wird zuverlässig erkannt. Der HDR-Farbraum sorgt dafür, dass das rote Taxi (Kapitel 4) in selten erlebter Pracht strahlt, während Lara Croft Richtung Hafen läuft. Das Wasser leuchtet dabei herrlich blau. Helle und dunkle Inhalte sind dank des guten Kontrastumfangs bestens durchgezeichnet. 24-Hz-Inhalte werden originalgetreu reproduziert. Auf weitere Einstellungen, die über die Dolby-Vision-Grundeinstellung von Leinwand-Gain und Bilddiagonale hinausgehen, verzichten wir aufgrund der guten Bildqualität.

In „Matrix“ werden die grünen Farben der künstlichen Welt so satt auf die Leinwand gebrannt, wie wir es nur selten zu Gesicht bekommen. In „La, La, Land“ leuchten die bunten Kleider während der Tanzszene auf der Brücke (Kapitel 1) überaus prachtvoll, dank des erweiterten HDRFarbspektrums.

Während der Formovie Theater alle Dolby-Vision- und HDR10+-Inhalte im Rahmen seines dynamischen Tone Mappings zeigt, schwächelt er bei HDR10-Filmen: Hier unterschlägt er Filminhalte, die im Quellmaterial über 1.000 Nits betragen. Diese Szenen überstrahlen ins Weiß. Eine Reduzierung des Kontrastreglers ändert an diesem Umstand nichts; das Bild wird nur dunkler, zeigt aber nicht mehr von den im Quellmaterial vorhandenen Inhalten.

Da der Formovie Theater HDR10-Inhalte nur von 0,001 bis 1.000 Nits mittels statischem Tone Mapping darstellt, überstrahlen in „Sully“ Inhalte auf den Displays ins Weiß.

Nachtaufnahmen weisen eine hervorragende Durchzeichnung auf. In „West Side Story“ sind alle Details des Frankfurters (ganz rechts im Bild) zu sehen.

Mit drei HDMI-Eingängen, von denen nur der dritte eARC unterstützt, ist der Formovie Theater gut ausgestattet. Dolby Vision wird hingegen von HDMI-1 und HDMI-2 angenommen. Line Out für Kopfhörer, LAN, USB und S/PDIF für PCM 2.0 und Dolby Digital (5.1) komplettieren das Anschlussfeld.

Die Zwischenbildberechnung macht auf niedrig einen guten Job und glänzt mit fehlerfreier Performance. Auf Mittel und Hoch eingestellt nehmen Soap-Effekt und Bildfehler sichtbar zu in Form von „Grisseln“ um Köpfe herum oder „zerrissenen“ Elementen bei schnelleren Kameraschwenks.

Der RBE (Regenbogen Effekt) ist überraschend gering und fällt uns nur selten an kontrastreichen Kanten mal auf. Nachtaufnahmen überzeugen zudem mit realistischem Schwarz, ein Grauschleier ist im Bild nicht auffällig. Helle Spitzlichter sorgen zudem für eine gute Plastizität.

Tonqualität
Sofort fällt auf, wie leise der Formovie Theater ist. Die Lüfter werkeln kaum vernehmbar vor sich hin. Sobald Filmton oder Musik abgespielt werden, ist das Betriebsgeräusch des Projektors praktisch nicht mehr zu hören. Wie Fernseher besitzt der Formovie Theater eingebaute Lautsprecher. Zwei 15-Watt-Treiber sind hinter der schalldurchlässigen Bespannung an der Vorderseite ins Gehäuse eingelassen. Um den Klang abzustimmen, gibt es sieben verschiedene Tonmodi, überdies ist Dolby Atmos integriert, allerdings nur in virtueller Form, da keine Treiber für die Top-Effekte vorhanden sind.

Das von Bowers & Wilkins konzipierte Soundsystem spielt auf dem Niveau von guten Fernsehern. Stimmen klingen natürlich und sind frei von Zischlauten. Musik wird weiträumig abgestrahlt. Hochton und Mitteltöne überzeugen, Tiefbass ist indessen nicht vorhanden, weil die Treiber dafür schlichtweg zu klein sind.

Der Testbericht Formovie Theater (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 3.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

Der Formovie Theater ist ein 4K-Ultrakurzdistanz-Projektor mit langlebiger Laserlicht-Quelle, Dolby Vision und HDR10+ für Bildgrößen bis 150 Zoll. Da der HDR-Farbraum komplett abgebildet wird, sind die Farben kraftvoller als bei vielen Modellen der Mitbewerber.

Michael B. Rehders

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