Creative SXFI Carrier (Test)

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Der für sein PC-Zubehör bekannte Hersteller Creative hat mit der SXFI Carrier eine Soundbar im Programm, die von Dolby mitentwickelt und klanglich abgestimmt wurde. Das Ergebnis dieser Kollaboration zeigt unser Test.

Dolby Atmos gehört heute zur Grundausstattung der meisten Soundbars. Einen von Dolby mitentwickelten Klangriegel dürften hingegen die wenigsten Hersteller im Sortiment haben. Das lässt auf eine akkurate Umsetzung des 3D-Tons hoffen, den die größte und mit 1.000 Euro derzeit teuerste Soundbar von Creative in die Wohnzimmer bringen möchte.

Außen und innen
Das Design der Bar lässt für unseren Geschmack etwas Eleganz vermissen, die schwarze Spiegelfront ist zudem anfällig für Kratzer und Fingerabdrücke. Integriert darin ist ein Display mit großen, gut lesbaren Lettern, das sich dimmen oder abschalten lässt; Bildschirmmenüs gibt es hingegen keine. Mit gerade mal 88 Zentimetern Breite lässt sich der Klangbalken recht unauffällig ins Wohnambiente integrieren, bei knapp 8 Zentimetern Höhe sollte sie noch vor viele Flachmänner passen, ohne ins Bild zu ragen. Alternativ kann der Riegel via Lochaufhängung an die Wand.

Im Inneren arbeiten 7 Treiber, von denen jeder nach Dolby-Vorgaben mit einem eigenen DSP-gesteuerten Verstärker angetrieben wird. Die Anordnung der Chassis (siehe Grafik) ist von Dolby festgelegt, sieht man so aber auch bei anderen Soundbars. Zusammen mit dem Subwoofer ergibt sich ein 5.1.2-System. Der per Funk (oder Klinkenkabel) koppelbare Bassquader samt 10-Zoll-Treiber und 200 Watt starker Endstufe wirkt mit 22,5 x 45 x 43 Zentimetern im Vergleich zur eher zierlichen Soundbar mächtig. Außer einer USB-Service-Buchse und einem Pairing-Knopf besitzt er keine weiteren Funktionen. Mit Surround-Boxen kann die SXFI Carrier nicht nachgerüstet werden.

Decoder und Klangprogramme
An Surround-Decodern gibt es alles von Dolby inklusive Atmos; DTS fehlt hingegen, was angesichts der engen Dolby-Zusammenarbeit nicht verwundert. DTS-Signale muss der Zuspieler in PCM-Ton wandeln, der von der Bar bis zu 7.1-Kanälen akzeptiert wird. Die Klangprogramme klingen recht unterschiedlich, mixen aber stets alle Tonsignale auf 5.1.2-Ton. Zur Auswahl stehen „Movie“, „Music“, „Night“, „Neutral“ und „Superwide“. Individuelles Klangtuning kann man nur im Bass betreiben, sogar per manueller Einmess-Funktion über die Creative App (siehe Kasten).

Die Fernbedienung besteht aus Plastik mit Gummi tasten. Selbige sind klar nach Funktionsgruppen gegliedert und besitzen einen klaren Druckpunkt.

Abgeschrägte Seiten, Zierlinien oben und eine schwarze Spielgelfront erinnern an das Design von Gaming-Zubehör. Tasten zur Grundbedienung befi nden sich oben, an der Front sitzt eine Kopfhörerbuchse.

Eine Besonderheit ist die von Creative entwickelte SXFI-Technologie, die der Soundbar ihren Namen gab. Dabei lässt sich die Funktion über die Lautsprecher des Klangriegels gar nicht nutzen, sondern ist für Kopfhörer, die man anstöpseln kann (Klinke vorn, USB hinten). SXFI soll hier virtuellen Surround-Sound mit holografischem Klang zaubern – und das nicht nur mit den eigenen SXFI-Kopfhörern, sondern auch Modellen anderer Hersteller.

Video und Multimedia
Der HDMI-Eingang und die 2 HDMI-Ausgänge befinden sich auf der Rückseite. Dank 2.1-Standard werden 8K/60Hz- bzw. 4K/120Hz-Bildsignale unterstützt. Dolby Vision HDR10+ und HDR10 sind ebenso an Bord für die Wiedergabe erweiterter Farben und Kontraste von der UHD-Blu-ray. Für Gamer hingegen suboptimal: Die HDR-Wiedergabe bei 4K-Auflösung mit 120 Hz (getestet auf einer Xbox Series X) klappte nicht. In diesem Fall muss man die Konsole direkt an den TV anschließen und den Ton via eARC an die Soundbar leiten. Dank VRR und ALLM können Gamer von geringen Latenzzeiten profitieren. Mit der CEC-Funktion lässt sich die Lautstärke der Bar über die TV-Fernbedienung regeln. Audio gelangt zudem über Toslink, 3,5-mm- Klinke und die USB-Audio-Buchse in die Bar. Streaming gelingt nur über Bluetooth, Sprachassistenten bleiben außen vor.

Mit einem HDMI-Eingang (samt eArc) und zwei HDMI-Ausgängen im HDMI 2.1-Standard ist die SXFI Carrier digital sehr gut bestückt. Links oben im Bild sitzt der SXFI-fähige USB-Ausgang für kompatible Kopfhörer von Creative mit Virtual Headphone Surround-Sound.

7 Treiber sorgen in der Creative-Soundbar für 3D-Sound: Drei identische Kalotten strahlen nach vorn ab, je an der Seite sorgt ein ovales Racetrack-Chassis für Surround-Sound. Die beiden Höhen-Lautsprecher fallen vergleichsweise groß aus und sind in leichtem Winkel nach vorn geneigt, damit Schallreflexionen von der Decke am Hörplatz ankommen.

Wie fast alle Soundbar-Hersteller hat auch Creative eine App im Programm, mit der sich die hauseigenen Klangriegel per Tablet oder Smartphone steuern lassen; die Kommunikation läuft über Bluetooth, da der Tonriegel weder LAN noch WLAN hat.

Mit der App lassen sich einige Einstellungen vornehmen, die mit der Fernbedienung nicht möglich sind. Neben dem Auto-Standby und der Belegung der 6 Benutzerspeicher ist aus unserer Sicht vor allem die Kalibrierung des Tonbalkens interessant. Diese erledigt die Soundbar allerdings nicht automatisch, stattdessen muss der Nutzer die Werte messen und manuell eintragen, dazu gehören der Abstand von Bar und Subwoofer zum Hörplatz, die Deckenhöhe, der Subwoofer-Pegel sowie die gewünschte Stärke des Höheneffekts. Da verwundert es nicht, dass die SXFI-Bar keine Mikrofone eingebaut hat, eine Sprachsteuerung ist auch via App oder die Mikros von Handy oder Tablet nicht möglich.

Nützlich: Die „Creative App“ besitzt eine Kalibrierung der Soundbar.

Tonqualität
Einmal mehr begannen wir unseren Hörtest mit Steely Dans „Two Against Nature“ (5.1), die Creative Bar holte das Indierock-Album mit locker und voluminös spielender Abstimmung in unseren Hörraum. Der große Subwoofer brachte die Bassläufe sauber, wenn auch nicht sonderlich tief zu Gehör. Vorne legte der Riegel eine knapp zwei Meter breite Bühne mit guter Ortung von Stimme und Instrumenten hin, Surround-Feeling kam aber nicht wirklich auf.

Das änderte sich, sobald Atmos-Material lief, die Effekte im Dolby-Clip „Amaze“ wurden mit verblüffender Größe und Präzision in den Raum transportiert. Selbst seitlich unseres Hörplatzes waren Sounds gut ortbar. Hinter unserem Sitzplatz tat sich hingegen kaum was, ohne dedizierte Surround-Boxen darf das jedoch nicht verwundern. Suboptimal gelang die Höhenebene, denn die Synthesizer im Dolby-Trailer „Audiosphere“ schallten nicht über unseren Köpfen, sondern von vorn über der Soundbar. Besser gelangen die Windgeräusche und das Blätterwirbeln im „Leaf“-Trailer, womit die SXFI-Bar zumindest ein Gefühl von Höhe über dem Sitzplatz vermitteln konnte. Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip machte gut Druck, grollte aber nicht übermäßig tief. Auch die irre Dynamik und Bass-Gewalt des Panzers im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) kam mit der Creative- Bar etwas gezügelt rüber. Der „Night“-Modus schraubte ein wenig an der Dynamik, nicht jedoch am Bass. Allerdings klangen Stimmen damit klarer bzw. vorlauter und greller. Falls Dialoge im filmischen Klanggetümmel untergehen, ist der Modus eine gute Wahl. Die Verständlichkeit von Sprechern in Dokumentationen war sehr gut und nahm aus stark seitlichen Hörwinkeln kaum ab.

Mit Stereo-Musik spielte die Bar druckvoll, unangestrengt und schön räumlich, dazu ohne grobe Verfärbungen. Gesang und Instrumente wurden gut hörbar auf der Front verortet.

Der Testbericht Creative SXFI Carrier (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

77 Gut

Die SXFI Carrier von Creative liefert auch ohne Rear-Boxen räumlichen 3D-Sound. Die Streaming-Optionen fallen hingegen rudimentär aus und das Design verbuchen wir unter Geschmackssache.

Andreas Oswald

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