BenQ W2710i (Test)

0

BenQ erweitert sein Projektorportfolio um den W2710i. Der neue 4K-Bildwerfer ist bereits ab Werk kalibriert und verfügt über zahlreiche Komfort-Features.

Für 1.800 Euro bietet der BenQ W2710i ein umfangreiches Ausstattungspaket. Dieses enthält zwei Fernbedienungen, von denen eine ausschließlich für die Smartfunktionen zuständig ist. Mit dem anderen Handsender lässt sich der Projektor steuern und zusätzlich mit dem beiliegenden Android-TV-Stick QS02 koppeln. Dafür genügt ein Knopfdruck auf der Fernbedienung. In der Praxis reicht die zweite Remote Control, weil diese Zugriff auf alle Apps, Sprachsteuerung und sämtliche Bildeinstellungen bietet. Zuvor muss der QS02-Stick allerdings in den Projektor eingesetzt werden. Die Netzwerkanbindung erfolgt per Smartphone über ein Google-Konto. Für die Internetverbindung brauchen wir lediglich am Smartphone E-Mailadresse und Passwort zu bestätigen. Innerhalb von wenigen Sekunden ist der W2710i online und bietet Zugriff auf eine Vielzahl beliebter Apps wie Netflix, Disney+, DAZN und YouTube.

Das 1,3-fache Zoom-Objektiv gewährt angenehme Flexibilität für die Aufstellung. Eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand kann aus einem Abstand von 2,82 bis 3,68 Meter vollständig ausgeleuchtet werden. Via Lens-Shift lässt sich das Bild um 10 Prozent nach oben verschieben. Die Regler dafür sind über dem Objektiv ins Gehäuse eingelassen. Die automatische 2D-Trapezkorrektur funktioniert hervorragend, um bei Schrägprojektion ein geometrisch korrektes Bild zu erhalten – was technisch bedingt aber auf Kosten der Aufl ösung geht.

Mit 4,2 Kilogramm ist der W2710i übrigens leicht genug, um ihn an handelsübliche Deckenhalterungen zu montieren.

Zur täglichen Nutzung bietet sich der Handsender von BenQ mit beleuchteten Tasten an; verzichten muss man lediglich auf Direktwahltasten für beliebte Apps, die auf der unbeleuchteten Remote Control vorhanden sind.

Ausstattung und Technik
Der BenQ W2710i ist ein DLP-Projektor mit einem 0,47-Zoll-Chip und nativer Full-HD-Auflösung. Bildsignale können bis zu 3.840 x 2.160 Pixel zugespielt, verarbeitet und sequentiell via XPRShift-Technologie projiziert werden. Das optische Element arbeitet geräuschlos. Eine 245 Watt starke UHP-Lampe sorgt für strahlend helle Bilder, die im hohen Lichtmodus 4.000 Stunden und im Eco-Modus 10.000 Stunden halten soll, bis sie 50 Prozent an Lichtausbeute verliert.

High Dynamic Range (HDR) wartet mit einer faustdicken Überraschung auf: Als erster BenQ-Projektor unterstützt der W2710i neben HDR10 und HLG auch das dynamische Format HDR10+. Für alle drei Technologien gibt es eigene HDR-Bildmodi, in denen individuelle Einstellungen vorgenommen werden können. Der Projektor wechselt selbstständig in den richtigen Modus, sobald er ein entsprechendes Signal erhält. Eine Zwischenbildberechnung ist etwas versteckt im On-Screen-Menü unter „CinemaMaster“ aufzufinden. Diese lässt sich in vier Stufen anpassen. Chromecast, 3D, zwei 5-Watt-Lautsprecher von treVolo, ein Sechs-Achsen-Farbmanagement plus Farb-Equalizer (siehe Kasten), ein passwortgeschütztes isf-Menü und eine „lokale Kontrastverbesserung“ komplettieren das Ausstattungspaket.

Mehr Durchzeichnung ermöglicht die „Lokale Kontrasteinstellung“, so dass im Hintergrund von „Lamborghini“ alle Bücher im Regal zu sehen sind.

„HDR-Pegel 1“ verändert die EOTF-Kurve. HDR-Filme erscheinen dadurch heller und brillanter. In „Tenet“ wirkt die Explosion extrem glaubwürdig.

Von den drei HDMI-2.0-Schnittstellen unterstützen zwei ARC. Audio-Out für Kopfhörer, SPDIF für 5.1-Tonausgabe, zwei USB-Ports, von denen einer den angehängten Mediaplayer nutzt, und ein 12-Volt-Trigger zur Leinwandsteuerung komplettieren das Anschlussfeld.

Im neugestalteten On-Screen-Menü befi ndet sich die „Lokale Kontrastverbesserung“ ein wenig versteckt unter dem Reiter „CinemaMaster“.

Besagte Kontrastverbesserung lässt sich in drei Stufen regeln und bewirkt ein kontrastreicheres Bild ohne erkennbare Farbverschiebungen. Sie hellt dunkle Inhalte auf, ohne das Schwarz zu verschlechtern, und passt helle Elemente in Echtzeit an. Diese Anpassung erfolgt inhaltsbasierend an verschiedenen Stellen im Bild.

Im Zusammenspiel mit der dynamischen Blende lässt sich dieser Effekt noch steigern. Die Auto-Blende schließt beispielsweise in Nachtaufnahmen, so dass das gesamte Bild zunächst dunkler dargestellt wird. Die „Lokale Kontrastverbesserung“ erhöht jetzt die Durchzeichnung nahe Schwarz und schraubt die Pegel von helleren Inhalten bis ca. 90 IRE nach oben, so dass das Bild in Teilbereichen heller ist als ohne „Lokale Kontrastverbesserung“, bei besserem Schwarz.

Üblicherweise besitzen Projektoren Gain/Offset-Regler, um Farbtemperatur und Graustufenverlauf an zwei Stützpunkten einzustellen. Meistens sind das die Pegel 100 Prozent und 20 Prozent, die dafür genutzt werden. Nachteil dieser Methode ist, dass zwischen den Stützstellen eine Anpassung nicht möglich ist und beim Absenken der Offset-Regler vielfach Bildsignale im Schwarz zulaufen, da hier Inhalte ins „Schwarz“ verschoben werden, die sichtbar sein sollten. Eine Anhebung der Offset-Regler verschlechtert immer den nativen Schwarzwert.

Aus diesem Grund empfehlen auch wir, die Offset-Regler möglichst nicht zu verwenden. Das hat BenQ erkannt und begegnet diesem Umstand mit einem wirkungsvollen Tool im W2710i. Es heißt: „Empfohlene Farbtemperatur“. Damit können über den gesamten Graustufenverlauf Rot, Grün und Blau individuell angepasst werden. Sogar 100 Prozent Weiß kann kalibriert werden. Dieser Equalizer funktioniert so gut, dass wir innerhalb von wenigen Minuten einen an Perfektion grenzenden Graustufenverlauf erzielen, wodurch es keinerlei Farbstiche innerhalb der Bilddarstellung gibt. Überdies kann man das Gamma anpassen, indem die RGB-Werte gleichermaßen verändert werden.

Ab 5 Prozent kann der Graustufenverlauf angepasst werden. Dafür stehen 11 Stützstellen zur Verfügung.

Über alle Abstufungen von 0 bis 100 Prozent verlaufen RGB optimal nach unserer Anpassung.

Licht und Farbe
BenQ kalibriert vor Auslieferung jeden W2710i individuell, das entsprechende Protokoll liegt bei. Es bezieht sich auf die Bildmodi „User“ und „Filmmaker“. Ab Werk ist der „Kino“-Modus aktiv. Diesen ziehen wir für unsere Messungen heran, weil er bereits präzise Farben darstellt, die im Grunde keiner Anpassung bedürfen, und eine höhere Lichtausbeute erzielt als „User“ und „Filmmaker“.

Von den knapp 2.200 Lumen im Bildmodus „Hell“, der eine zu kühle Farbtemperatur hat, bleiben kalibriert 1.040 Lumen mit SDR- und 1.280 Lumen mit HDR-Inhalten übrig. Das reicht für Bildbreiten bis 3,30 Meter (SDR) und 2,60 Meter (HDR). Der statische On/Off-Kontrast beträgt mäßige 660:1. Er lässt sich dynamisch aber auf bis zu 1.900:1 steigern, indem die Auto-Blende aktiviert wird. Der Schwarzwert verbessert sich so von 1,93 Lumen (statisch) auf 0,67 Lumen (dynamisch). Wir verwenden fortan die dynamische Blende, weil sie unauffälliger arbeitet als der Smart-Eco-Modus der Lampe. Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird zu 100 Prozent abgedeckt. Der HDR-Farbraum DCI-P3 erzielt mit Filter 96 Prozent, ohne Filter rund 90 Prozent. Allerdings werden durch das Filter 46 Prozent Lichtausbeute eingebüßt. Zugunsten der höheren Helligkeit betreiben wir den BenQ ohne Filter.

Die Ausschnittsvergrößerung zeigt, dass alle Streben an der Brücke und der Barke vor dem Bus dargestellt werden. Besser machen das bloß native 4K-Projektoren.

Bildqualität
Im A/B-Vergleich fällt uns auf, dass grüne Landschaften in „Unsere Erde 2“ mit erweitertem Farbraum gesättigter sind. Aufgrund der höheren Lichtausbeute gefallen uns die Farben mit limitiertem Farbraum besser, da sie schlichtweg mehr leuchten. Bildsignale werden originalgetreu mit 24, 50 und 60 Hz projiziert. Via Zwischenbildberechnung lässt sich die Bewegungsschärfe sichtbar verbessern, die auf „niedrig“ den Filmlook beibehält. Der DLP-Regenbogen-Effekt ist infolge des Sechsfach-Farbrades (RGBRGB) angenehm gering. Filme in Full-HD und 4K erscheinen natürlich, knackscharf und fein aufgelöst. Von 0,0 bis 1.000 Nits werden alle HDR-Signale projiziert. In „Sully“ überstrahlen indessen Inhalte ins Weiß, weil diese weit oberhalb von 1.000 Nits gemastert sind. Andere kritische Filme wie „Der Marsianer“ überzeugen vollumfänglich. Mit der lokalen Kontrastverbesserung und Auto-Blende nehmen Plastizität und Durchzeichnung sichtbar zu. Einen Grauschleier können wir nicht ausmachen. Lediglich die Cinemascope-Balken erscheinen eher dunkelgrau. Mit gut gemasterten HDR-Titeln wie „Top Gun: Maverick“ läuft der Projektor zur Hochform auf. Der Kassenschlager von 2022 wird mit kraftvoll leuchtenden Farben und gestochen scharf dargestellt. Die Rot- und Blaufarbtöne in den Kontrollräumen des Flugzeugträgers haben wir selten so beeindruckend gesehen – schon gar nicht für unter 2.000 Euro.

Der Testbericht BenQ W2710i (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 Sehr gut

Der ab Werk kalibrierte BenQ W2710i punktet mit einer hervorragenden Farbdarstellung, smartem Betriebssystem und knackigen 4K-Bildern. Einzig beim Kontrast muss er sich teureren Kollegen geschlagen geben.

Michael B. Rehders

Kommentarfunktion deaktiviert.