BenQ TH690ST (Test)

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Dank geringem Input Lag, hoher Lichtausbeute und exzellenter Farbdarstellung verspricht BenQ mit dem TH690ST maximalen Gaming-Spaß. Doch wie sieht es mit seinen Heimkino-Eigenschaften aus?

Mit seinem schwarz-weißen Finish und orangefarbiger Applikation ums Objektiv herum lässt sich der 1.200 Euro teure TH690ST gut in helle Wohnzimmer integrieren. Dank des 1,2-fachen Zoomobjektivs mit Weitwinkelcharakteristik leuchtet der BenQ aus einer Distanz von 1,72 bis 2,07 Meter eine 2,50 Meter breite Leinwand komplett aus. Die Bedienung ist simpel, weil der Projektor selbstständig in den zuletzt genutzten Bildmodus schaltet. Sind darüber hinaus Einstellungsänderungen gewünscht, gelingt die Navigation zügig durch das übersichtliche On-Screen-Menü mit seinen selbsterklärenden Reitern wie Bildmodus, Kontrast, Helligkeit und Schärfe. Für Tüftler steht ein „Experten“-Bildmenü zur Verfügung, in dem tiefergehende Anpassungen möglich sind.

Angesichts steigender Strompreise ist es erfreulich, dass der LED-Beamer laut unserer Messung nur eine Leistung von 130 Watt aufruft. Das spart Geld bei stundenlanger und regelmäßiger Nutzung. Laser- und Lampenlicht-Projektoren kommen hingegen auf bis zu 500 Watt pro Stunde und mehr.

Ausstattung und Technik
Der BenQ TH690ST ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit 0,65 Zoll DMD und nativer Full-HD-Auflösung. Zwar werden Bildsignale bis zu 3.840 x 2.160 Pixel unterstützt, allerdings besitzt er keine XPR-Technologie (siehe Kasten), um UHD-Inhalte sequentiell zu projizieren, sondern wirft diese mit 1.920 x 1.080 Pixel auf die Leinwand. HDR-Inhalte von der 4K-Blu-ray und Streaming-Diensten profitieren vom statischen Tone Mapping, welches sich automatisch aktiviert, sobald entsprechende Filme, Serien und Sportsendungen zugeführt werden.

2.300 Lumen Lichtausbeute soll die 4LED-Technologie erzielen, die mit einer Lebensdauer von 20.000 Stunden (High) oder 30.000 Stunden (Öko) beziffert ist. BenQ ist so überzeugt von dieser Technik, dass auf die LEDs 3 Jahre Garantie eingeräumt werden beziehungsweise 20.000 Stunden (was zuerst eintritt). Ein 6-Achsen-Farbmanagement mit Weißpunktanpassung, Gain/Offset-Regler und Gamma-Presets sind vorhanden, um HDR und SDR separat einzustellen.

Die Tastatur der Fernbedienung ist nicht beleuchtet. Direktwahltasten für 2D-Keystone, Ton-Pegeleinstellung, Sound-Preset, Bildmodus und LED-Regelung sind aber vorhanden.

Die geringe Verzögerungszeit von bis zu 8,3 Millisekunden mit 120-Hz-Inhalten kommt Gamern zugute. Die zwei integrierten TreVolo Kammerlautsprecher mit jeweils 5 Watt und 2D-Keystone dürften eher unterwegs ihre Anwender finden. Im Heimkino raten wir vom automatischen Trapez-Ausgleich ab, weil dieser zu sichtbaren Auflösungsverlusten führt. Ein Umgebungslichtsensor passt Farben und Kontrast an unterschiedliche Lichtbedingungen an. Ein smartes Betriebssystem mit Apps und ein TV-Tuner sind nicht vorhanden, ebenso fehlt eine Bewegungskompensation.

Die Kleider in „West Side Story“ von 4K-Blu-ray erscheinen etwas blasser, als wir es von anderen Beamern mit größerer HDR-Farbraumabdeckung kennen.

Das statische Tone Mapping sorgt für eine exzellente Durchzeichnung (graue Haare und Warenregal), weil alle HDR-Inhalte von 0,0 bis 2.500 Nits dargestellt werden.

Praktisch alle neuen Projektoren, die weniger als 5.000 Euro kosten, besitzen keine native 4K-Auflösung. In aller Regel ist ein Full-HD-Chip mit 1.920 x 1.080 Pixel verbaut. Um damit UHD-Inhalte zu projizieren, bedienen sich die Hersteller eines Tricks: Sie nutzen die einzelnen Pixel bis zu viermal, um Inhalte leicht versetzt nacheinander (sequenziell) darzustellen. Diese diagonale Verschiebung (englisch Shift) erzeugt die XPR-Shift-Technologie bei DLP-Projektoren. Zwar wird damit physikalisch bedingt keine native 4K-Auflösung generiert, aber die Zunahme an Bildinformationen ist klar und deutlich zu sehen.

Der Detailausschnitt zeigt ein UHD-Bild auf einem Full-HD-Projektor. Wappen und Stadtrundfahrt werden nicht vollständig abgebildet.

Via XPR-Shift sind Wappen und Stadtrundfahrt gut zu erkennen. Sogar die Barke und das Geländer weisen mehr Details auf.

Licht und Farbe
Die beworbene Maximalhelligkeit wird mit 2.305 Lumen im Bildmodus „Bright“ punktgenau eingehalten, allerdings mit einem Grünfarbstich, wie er in diesem Preset üblich ist. Ab Werk steht der TH690ST im Bildmodus „Cinema“. Hier bedarf es weniger Anpassungen, um eine Lichtausbeute von 1.150 Lumen mit korrekter Farbdarstellung zu erhalten. Das reicht aus, um Bildbreiten bis zu 3,50 Meter mit 16 Footlambert auszuleuchten. Der statische Kontrast On/Off (1.760:1), Inbild (1.700:1) und ANSI (350:1) sind für einen DLP-Projektor in dieser Preisklasse ausgezeichnet. Außerdem überzeugt der Schwarzwert von 0,67 Lumen. Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird mit 99 Prozent abgedeckt. Der HDR-Farbraum DCI-P3 übertrifft mit 86 Prozent die Herstellerangabe (84 Prozent) ein wenig. Die Ausleuchtung sorgt mit 94 Prozent im Mittel für eine gleichmäßige Color Uniformity. Abschattungen zum Bildrand sind aus diesem Grund nicht sichtbar.

Bildqualität
Mit 29 Dezibel im hohen Lichtmodus ist der BenQ TH690ST bereits angenehm leise. Im Öko-Modus ist er mit 26 Dezibel praktisch unhörbar, wenn Filmton abgespielt wird. Die Bewegungsschärfe ist sehr gut, weil Inhalte mit 24, 50, 60 Hertz originalgetreu projiziert werden. Im Gaming-Modus werden rechenintensive Tools ausgeschaltet, um den geringen Input Lag nutzen zu können. Das macht in der Praxis wirklich Sinn. In „Formel 1“ können wir unseren Boliden vollkommen verzögerungsfrei durch die engen Gassen von Monte Carlo steuern. Vorbeirauschende Hinweisschilder sind dabei klar erkennbar.

Gleich zwei HDMI-2.0-Schnittstellen sind vorhanden, um AV-Receiver und Spielekonsole anzuschließen. Alternativ kann ein WiFi-Stick verwendet werden, der via USB-Schnittstelle mit Strom versorgt wird. Ton lässt sich via Klinke (In/Out) und SPDIF (Out) übertragen.

Zu bekritteln gibt es einen leichten Schärfedrift. Während bei unserem Testsample die linke Seite messerscharf abgebildet wird, nimmt der Fokus in der Mitte ein wenig ab, so dass Elemente dort nicht die von DLP-Projektoren gewohnten knackigen Kanten besitzen sondern eine Spur weicher erscheinen. Überdies können wir rote Säume im Randbereich ausmachen mit 0,5 Pixel Breite, die auf üblichen Sitzabständen jedoch nicht mehr zu sehen sind. Diese Mankos dürften dem Objektiv mit seiner Kurzdistanz-Eigenschaft zuzuschreiben sein.

Während HDR-Filme ein wenig blasser erscheinen, laufen SDR-Inhalte zur Hochform auf. Hier sind die Farben überaus präzise. In Nachtaufnahmen ist wegen des überzeugenden Schwarzwertes kein störender Grauschleier auszumachen. Der Regenbogen-Effekt stört kaum ob der schnellen Schaltzeiten der LEDs. Davon profi tieren HDR- und SDR-Signale gleichermaßen. Überdies sind Tageslichtaufnahmen optimal durchgezeichnet, was dem überzeugenden ANSI-Kontrast zuzuschreiben ist.

Der Testbericht BenQ TH690ST (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 Gut

Der BenQ TH690ST ist ein preiswerter Full-HDProjektor für Gamer und Heimkinofans, der 4K/HDR unterstützt und aus kurzer Distanz lebensgroße Bilder in kleinen Räumen erzeugt. Auf Smartfunktionen und Zwischenbildberechnung muss man allerdings verzichten.

Michael B. Rehders

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