Barco Bragi Cinemascope (Test)

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Austauschbare Objektive, eine für Cinemascope-Leinwände optimierte 5K-Auflösung, ein professionelles Farbmanagement und ein Preisschild von 35.000 Euro – der neue Barco-Projektor Bragi CS will mit diesen und weiteren Features die heimischen Luxus-Lichtspielhäuser erobern.

Das Unternehmen Barco mit heutigem Sitz in Kortrijk in Belgien wurde 1934 gegründet. Der Name ist ein Akronym für Belgian American Radio Corporation, weltweit werden über 3.600 Mitarbeiter beschäftigt. Vor allem ältere Heimkinofreunde dürften Barco noch aus den 1990er-Jahren kennen, als das Unternehmen erfolgreich Röhrenprojektoren (CRT) produzierte. Mittlerweile ist ein großer Teil kommerzieller Kinos mit Barco-Projektoren ausgestattet. Für das Homecinema offeriert das Unternehmen aktuell mehrere Modelle, die sich die Erfahrungen aus dem Profi – Bereich zunutze machen.

Der Bragi Cinemascope trägt den Namen eines Dichters aus dem 19. Jahrhundert, der wegen seiner künstlerischen Werke hoch geschätzt wurde. Nachfolgende Generationen erzählen sich, dass er von Odin selbst zum Gott der Dichtkunst ernannt wurde. Doch bleiben wir beim Projektor im Hier und Jetzt. Der Barco Bragi Cinemascope stammt aus derselben Modellfamilie wie der Balder und teilt mit diesem Design, optischen Kern und die Objektive. Rahmen und Kern bestehen aus Aluminium und Magnesium und bringen 21,5 Kilogramm auf die Waage – ohne Objektiv wohlgemerkt. Denn eine Besonderheit im Heimbereich ist die Auswahl von Wechselobjektiven für unterschiedlich große Räume bzw. Leinwände.

Ausstattung und Technik
Barco beziffert die Auflösung mit 5.120 x 2.160 Pixel, was man auch als 5K bezeichnet. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 2,37:1 für die Projektion im Cinemascope-Format (siehe Kasten). Überdies können auch schmalere 1,78:1-Inhalte mit 3.840 x 2.160 Pixeln auf dem Chip abgebildet werden. Ermöglichen tut dies ein DLP-DMD mit 0,9 Zoll und nativen 2.560 x 1.600 Pixel (laut Datenblatt von Texas Instruments), der mit Hilfe der Shift-Technologie die 5K-Zielauflösung erreicht. Der optische Block und die DMDs (Digital Mirror Device) sind versiegelt, so dass keine Staubpartikel auf den Chip gelangen können. Optional lässt sich bei Bedarf ein Staub- oder Rauchfilter seitlich am Lufteinlass installieren, um die anderen Komponenten zu schützen.

Die Fernbedienung besitzt übersichtlich angeordnete und hinterleuchtete Tasten. Für Blendenöffnung, Testbilder,
Fokus, Zoom und Shift gibt es eigene Settings, die via On-Screen-Menü auf der Leinwand dargestellt werden.

Der Bragi wartet mit einer Besonderheit auf, die wir nur selten für Heimkino-Beamer finden: Es stehen neun Objektive zur Auswahl. Damit können alle Throw Ratios (Verhältnis Projektionsdistanz zur Leinwandbreite) von 0,30:1 bis 9,10:1 umgesetzt werden. Eines der beiden 130-mm-Objektive (EN61 und EN63) ist beim Bragi CS dabei. Alle anderen sind gegen Aufpreis erhältlich und ermöglichen somit höchste Flexibilität im Rahmen der Aufstellung.

Normalerweise ändert sich die Farbtemperatur von Projektoren, wenn Zoom oder Blendenöffnungen verändert werden. Demzufolge müssen Beamer neu kalibriert werden, wenn auf präzise Farben großer Wert gelegt wird. Nicht so beim Barco Bragi CS. Dieser hält die Farbtemperatur aufrecht, wenn Brennweite und Blendenöffnungen geändert werden, weil dies im Rahmen der Objektiv-Kalibrierung mit berücksichtigt wird.

Da auch LEDs im Laufe der Zeit die Intensität der Primärfarben verändern können, hat Barco dem Bragi ein Sechs-Achsen-Farbmanagement spendiert – unter Berücksichtigung des verstellbaren Weißanteils spricht der Hersteller gar von sieben Achsen. Es arbeitet nicht wie üblich mit Schiebereglern, sondern verwendet Dezimalzahlen für die Einstellungen von „x, y, Y“-Koordinaten. Auf diese Weise ist eine sehr viel präzisere Kalibrierung möglich (siehe Kasten). High Dynamic Range (HDR) wird mit einem statischen Tone Mapping dargestellt. Dolby Vision und HDR10+ werden nicht unterstützt. Ein dynamisches Tone Mapping soll in Kürze als kostenloses Update nachgereicht werden. Ebenso ist „DynaBlack“ als unentgeltliches Update zur Steigerung des dynamischen Kontrasts angekündigt.

Drei Jahre Garantie, die gegen Aufpreis auf bis zu fünf Jahre erweitert werden können, 3DWiedergabe, Warping, Fernwartung und Bedienung durch das „Prospector Webinterface“ runden das umfangreiche Ausstattungspaket ab. Apps und Smartfunktionen sind hingegen nicht vorhanden.

LED als Lichtquelle
Im Bragi Cinemascope kommt als Lichtquelle ein neues LED-Modul zur Anwendung. Dieses nennt sich „Solid-State RGB-LED“. Es handelt sich hierbei um rote, grüne und blaue LEDs, die eine Maximalhelligkeit von 2.200 Lumen erzielen sollen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Langlebigkeit, die mit 50.000 Stunden im hohen Lichtmodus und 75.000 Stunden im Eco-Modus angegeben ist. Erst dann sollen 50 Prozent der Lichtausbeute eingebüßt sein. Bei zwei Stunden Filmspaß pro Tag im hohen Lichtmodus sind das über 68 Jahre. Ein weiterer Vorteil der LED-Technologie in Verbindung mit dem Ein-Chip-DMD ist, dass extrem hohe Schaltzeiten dafür sorgen, dass der so genannte DLP-Regenbogen-Effekt praktisch keine Rolle mehr spielt.

Ein Blick auf die Rückseite zeigt den professionellen Hintergrund des Bragi CS. Es gibt nur einen HDMI 2.0-Anschluss. 2 x DVI-D, 2 x DP sind für PC-Zuspielung per Dual-Link auch 120 Hz. LAN dient der Web-Konfiguration, Firmware-Updates und RS-232 der Steuerung. Via Trigger können Leinwand und Vorhänge vor den Fenstern bewegt werden. SYNC ist für den Anschluss externer 3D-Emitter (RF/IR), die USB-Ports dienen Firmware-Updates und 5-Volt-Spannungsversorgung.

Auf dem links in den Bragi eingelassenen Touch-Display können alle Einstellungen vorgenommen werden. Besonders praktisch finden wir, dass auf der Leinwand das On-Screen-Display dafür nicht aufleuchten muss. So kann man etwas ändern, ohne dass es der Zuschauer mitbekommt.

Angemeldet per WLAN ans Netzwerk können alle Parameter am Notebook eingestellt werden. Sogar die Schärfe mit der Nasenspitze vor der Leinwand.

Egal, ob das aufpreispfl ichtige Weitwinkelobjektiv (Mitte) oder das dem Projektor beiliegende Standard-Objektiv (rechts), beide sind um einiges größer als das 50-mm-Objektiv unserer Nikon Fotokamera (links).

Im Rahmen der Objektiv-Kalibrierung können alle wichtigen Parameter angepasst werden.

Als in den 1950er-Jahren die Konkurrenz durch das Fernsehen immer größer wurde, suchten Filmstudios nach Möglichkeiten, um den Zuschauerrückgang zu stoppen. In der Folgezeit kamen mehrere Breitbildverfahren in die Kinos. Dazu gehörten „Cinerama“, „Panavision“ und „Cinemascope“. Letzteres wurde von der 20th Century Fox eingeführt. Der erste Cinemascope-Film in den Kinos war 1953 „Das Gewand“ („The Robe“). Das damalige Seitenverhältnis betrug 2,55:1. Mit der Einführung von Stereoton, der als Lichttonspur direkt auf den Film kopiert wurde, verringerte sich das Seitenverhältnis zunächst auf 2,35:1. In den 1970er-Jahren wurde das Format auf 2,39:1 letztmalig geändert. Bis heute hat sich dieses Seitenverhältnis für Kinofilme gehalten. Nicht gehalten hat sich hingegen „Cinemascope“ als Marke. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff „Cinemascope“ aber erhalten geblieben und bezeichnet die Breitbildverfahren mit dem Seitenverhältnis von 2,39:1.

Auf dem 35-mm-Filmstreifen ist die ovale Disc aus dem DTS-Trailer zu erkennen, die mittels Anamorphot horizontal „entzerrt“ wird, so dass die Scheibe wieder rund auf der Leinwand abgebildet wird. Links zwischen Perforation und Filmbild sind Stereo-Lichtton-Spur und Strichcode zur Synchronisation der DTS-CD enthalten.

Das Musical „West Side Story“ von Stephen Spielberg aus dem Jahr 2021 ist im Seitenverhältnis 2,39:1 gedreht worden und liegt so auch auf 4K-Blu-ray vor.

50 Cent kostete 1953 die Eintrittskarte für den ersten Cinemascope-Film „The Robe“. Der letzte uns bekannte Film im Seitenverhältnis 2,55:1, der sogar im Vorspann mit „Cinemascope“ beworben wird, ist das Musical „La, La, Land“.

Installation und Bedienung
Wie in dieser Preisklasse üblich, wird auch der Bragi Cinemascope vom Fachmann vor Ort aufgestellt und eingerichtet. Anschließend braucht sich der Nutzer um nichts weiter zu kümmern und kann den Barco quasi vollautomatisch laufen lassen.

Im Rahmen der Ersteinrichtung wird zunächst das gewünschte Objektiv angeflanscht und kalibriert. Hierbei beginnt der Projektor selbstständig damit, die Optik einzurichten, indem er Zoom und Lens-Shift in alle Richtungen maximal anfährt, um die optimalen Limits auszuloten. Anschließend richten wir das Testbild exakt auf unsere Drei-Meter-Leinwand im Cinemascope-Format aus. Da der Bragi CS ein Seitenverhältnis von 2,37:1 projiziert, wird die Bildwand exzellent abgedeckt. Die Objektivhalterung ist beweglich gelagert und gestattet mit Hilfe von drei Schrauben, dass die Schärfe über die gesamte Bildwand perfekt eingestellt wird.

Via Webinterface werden weitere Parameter mit unserem Notebook konfiguriert. Das geschieht erheblich komfortabler als mit der Fernbedienung, weil wir keine Schieberegler bewegen, sondern die entsprechenden Zahlenwerte eingeben.

Da der Bragi Cinemascope eine Funktion zur Erkennung des Seitenverhältnisses besitzt, stellt er Filme in 16:9 automatisch mit 3.840 x 2.160 Pixel dar. Filme im Cinemascope-Format werden hingegen mit 5.120 x 2.160 Pixel projiziert. Alle Zwischenformate, wie 1,85:1, 2,00:1 oder 2,20:1 werden so skaliert, dass sie stets die volle Leinwandhöhe ausschöpfen.

Wie im echten Kino sind die Inhalte lediglich unterschiedlich „breit“. Die Skalierung geschieht blitzschnell hinter einer Schwarzblende. Sie dauert gefühlt nur einen Wimpernschlag. Da die Formatwechsel digital erfolgen, müssen Schärfe, Zoom und Bildlage nicht mehr angepasst werden. Alle Einstellungsparameter lassen sich in beliebig vielen und frei benennbaren Speicherbänken ablegen und jederzeit aufrufen.

Von jetzt an können wir Live-Sport in 16:9 erleben, einen Blockbuster in 2,39:1 – und das Bild passt immer genau auf unsere Bildwand. Sollten dennoch Änderungen gewünscht sein, können über das Bildschirmmenü Helligkeit, Kontrast, Gamma, Sättigung und Schärfe bequem mit der Fernbedienung angepasst werden. Das finden wir praktisch, wenn Streaming-Dienste mal einen Film, Fußball oder Serien in suboptimaler Qualität ausstrahlen.

Damit der Projektor in Sekundenschnelle einsatzbereit ist, laufen in der Werkseinstellung die Lüfter auch im Standby-Betrieb weiter. In Zeiten von steigenden Energiekosten kann der Beamer allerdings so programmiert werden, dass er nach drei Minuten in den „echten“ Standby-Modus schaltet und nur 0,3 Watt verbraucht. Die Lüfter sind dann ebenfalls aus. Das Hochfahren dauert jetzt rund zwei Minuten, bis das zugespielte Bildsignal auf der Leinwand erscheint.

Ein weiteres Highlight des Barco Bragi Cinemascope ist die konstante Lichtausgabe. Hierbei handelt es sich um eine Funktion, welche die Lichtausbeute über tausende Stunden identisch aufrechterhält.

Hierfür kann beispielsweise CLO (Constant Light Output) auf eine gewünschte Lichtleistung von 80 Prozent voreingestellt werden. Das entspricht rund 1.360 Lumen, wenn wir von einer Maximalhelligkeit von 1.700 Lumen kalibriert ausgehen. Nun regelt der Bragi CS automatisch die maximal verfügbare Leistung so herunter, dass dieser Wert (80 Prozent) dauerhaft erzielt wird. Erst wenn die maximal verfügbare Leistung unter 80 Prozent fällt, wird der Projektor in der Praxis dunkler.

Wird die gewünschte Lichtleistung auf 50 Prozent eingestellt, weil die Lichtausbeute zu Hause als hell genug empfunden wird, regelt der Bragi CS den CLO-Bereich auf diesen Wert herunter. Bauen die LEDs mit den Jahren ab und werden dunkler, erhöht der Bragi CS den CLO-Bereich so weit, dass immer die gewünschte Lichtleistung erzielt wird. In unserem Fall erhöht unser Testgerät den Wert auf 54 Prozent, da der Projektor schon über 1.400 Stunden gelaufen ist.

Warping ermöglicht nicht nur eine Einstellung der vier Ecken. So kann das Bild perfekt an einen Curved-Screen angepasst werden.

Die HDR-Fassung von „Matrix Resurrections“ besitzt durchweg eine große Kontrast-Range. Der Bragi CS zeigt alle hellen und dunklen Inhalte dieses Films.

In „Tenet“ wechselt das Seitenverhältnis fortwährend zwischen 1,78:1 und 2,20:1. Dem Bragi CS gelingt die
Formatumschaltung automatisch in Sekundenbruchteilen, so dass sie nicht auffällt. Selbst beim 2,20:1-Format (rechts) wird unsere Cinemascope-Leinwand nicht komplett ausgefüllt.

Licht und Farbe
Wie von kommerziell genutzten Kino-Projektoren gewohnt, macht Barco ehrliche Prospektangaben. Die publizierten 2.200 Lumen Maximalhelligkeit erzielt unser Testgerät auf den Punkt genau. Allerdings hat das Bild damit eine zu kühle Farbtemperatur, die in Richtung Grün tendiert. Auf den Punkt kalibriert kommen ordentliche 1.700 Lumen heraus, die für Bildbreiten bis zu 4,20 Meter reichen, um diese mit 16 Footlambert zu beleuchten. Da bereits die Werkseinstellungen exzellent sind, bedarf es nur geringer Anpassungen von Gamut, Gamma
und Weißpunkt.

Der On/Off-Kontrast fällt mit 2.250:1 für einen DLP-Projektor sehr gut aus, in dieser Disziplin haben aber die SXRD- und D-ILA-Mitbewerber von Sony und JVC die Nase vorn; ANSI- (420:1) und In-Bild-Kontrast (1.420:1) sind hingegen tadellos. Zudem gefällt der Schwarzwert mit 0,67 Lumen. Die Farbtemperatur macht mit 6.504 Kelvin eine Punktlandung. Die Color Uniformity gibt sich mit 96 Prozent ebenfalls keine Blöße, so dass ein Helligkeitsabfall zur Seite für uns nicht ersichtlich ist.

Für 4K-HDR-Material deckt der Barco Bragi CS den HDR-Farbraum P3 nativ mit rund 90 Prozent gut ab. Wird das interne Filter in den Lichtweg gefahren, steigert sich dieser Wert auf exzellente 99 Prozent. Die Lichteinbußen durch das Filter fallen mit 11 Prozent moderat aus, so dass noch 1.510 Lumen mit bestmöglicher Farbdarstellung erzielt werden. Ein 16:9-Projektor mit dem man eine Cinemascope-Leinwand genauso hell ausleuchten will, muss für dasselbe Ergebnis ein Drittel mehr Lichtausbeute erzielen.

Davon profitieren vor allem Spielfilme und Fußballübertragungen, die ein großes Grünspektrum besitzen. In unserer italienischen Import-Blu-ray von „Matrix Resurrections“ fällt das sattere Grün bereits im Vorspann auf. Sowohl das Warner-Logo als auch die Laufschrift profitieren davon. Während im A/B-Vergleich ohne Filter die Schriftzeichen einen leichten Limettenfarbton besitzen und etwas aufgehellt erscheinen, begeistert uns die Variante mit Filter ob ihrer besseren Plastizität und gesättigteren Grünfarbtönung. Darüber hinaus besitzen dunkle Inhalte einen Hauch mehr Zeichnung, dank des besseren Kontrastumfangs von rund 15 Prozent, den das Filter bewirkt.

Die meisten Heimkino-Beamer verfügen über Schieberegler im Sechs-Achsen-Farbmanagement, um Primär- und Sekundärfarben einzustellen. Die Nutzung ist einerseits recht intuitiv, andererseits nicht immer ganz präzise, weil Nachkommastellen kaum exakt getroffen werden können.

Barco hat dem Bragi CS ein Farbmanagement spendiert, das wir so eigentlich nur aus dem kommerziellen Bereich kennen. Hier gibt es keine Schieberegler, sondern es müssen in Tabellen die Koordinaten für x, y, Y eingegeben werden – und zwar für alle Primärfarben und den Weißpunkt.

Was anfangs etwas umständlich anmutet, entpuppt sich schnell als überaus wirkungsvolles Tool. Wir ermitteln den Ist-Zustand der Koordinaten für Rot, Grün, Blau und Weißpunkt. Die Abweichungen von der Zielvorgabe werden jetzt einfach in die Tabellenspalten entsprechend eingegeben, schon passt die Kalibrierung. Wir haben damit beim Bragi CS Delta-E-Werte von 0,2 (Farbraum) und 0,6 (Graustufenverlauf) in wenigen Minuten erzielt.

Die Zielkoordinate x von Rot beträgt 0,6400. Mit einer einfachen Korrektur kommen wir auf ein hervorragendes Ergebnis. Die minimale Abweichung beträgt nach der Anpassung gerade mal 4/10.000 – übrigens auch für y. Als Nächstes müssen wir noch die Abweichungen der Luminanz (Y) korrigieren.

In „Sully“ muss sich der Nutzer entscheiden, ob er den Film zu dunkel mit allen Inhalten sehen möchte, oder angenehm hell mit überstrahlten Displays.

Wie gut der Bragi Nachtaufnahmen darstellt, zeigt dieser Screenshot aus „West Side Story“. Sattes Schwarz und gleichzeitig strahlend helle Spitzlichter überzeugen.

Unsere Makroaufnahme deckt auf, wie die Shift-Technologie des Bragi CS arbeitet. Das Kreuz ist um einen Pixel nach rechts „verschoben“, damit aus nativen 2.560 die projizierten 5.120 Pixel werden. Ebenso ist eine leichte Verschiebung nach oben auszumachen.

Bildqualität
Bereits das knallrote Warner-Logo am Anfang der UHD-Blu-ray von „Tenet“ versprüht HDR-Wow- Gefühle. Die einzelnen Personen in der Oper sind deutlich zu erkennen. Bis zum Rand schält der Bragi Cinemascope jedes Detail knackscharf heraus. Dabei sind die Farben stets auf Referenzniveau. Banding oder andere negative Effekte wie Ringing, unter denen andere Projektoren nach der Kalibrierung schon mal leiden können, sind dem Barco fremd. Nachtaufnahmen bieten ein ansprechendes Schwarz, ohne dass ein Grauschleier auf dem Bild liegt. Allenfalls einen Auflösungsverlust können wir bei genauer Betrachtung beklagen, wenn der Barco nicht die vollen 5.120 Pixel horizontal nutzt, sondern auf 3.840 Pixel skaliert. Selbst bei nativen UHD-Inhalten fällt das aber erst mit der Nasenspitze vor der Leinwand auf. Auf unserem Referenzplatz, der 2,80 Meter von der drei Meter breiten Cinemascope-Leinwand in unserem Screening-Room entfernt ist, können wir die Auflösungsverluste nicht mehr ausmachen, weil sie zu klein sind.

Werden HDR-Filme einmal richtig eingestellt, muss nur selten etwas angepasst werden. Der Kompromiss aus Helligkeit und Highlight-Darstellung überzeugt uns überwiegend. Von 0,000 bis 10.000 Nits können alle HDR-Inhalte via Tone Mapping projiziert werden. Gut hat sich eine Clipping-Grenze um 1.500 Nits bewährt. Trotzdem gibt es Filme wie „Sully“ oder „Der Marsianer“, mit deren Wiedergabe der Bragi Cinemascope aktuell noch leicht schwächelt. Mit dem angekündigten Update auf Dynamisches Tone Mapping sollte dieses Manko behoben werden, weil der Projektor dann auch diese Filme korrekt darstellen sollte.

Der Projektor ist überaus leise mit 29 Dezibel im hohen Lichtmodus. Gleich drei große Lüfter auf der Rückseite und die Flüssigkühlung sorgen für angenehm geringe Pegel und lenken uns von stillen Szenen nicht ab. Ein XPR-Shift-Fiepen können wir selbst mit dem Ohr am Projektor nicht ausmachen.

Spielfilme mit 24 Hz haben wir bislang noch nicht derart ruckelfrei und scharf erleben können, obwohl der Bragi über keine Zwischenbildberechnung (Frame Interpolation) verfügt. Der Grund: 35mm-Filmprojektoren im Kino zeigen Spielfilme üblicherweise mit 24 Bildern pro Sekunde. Hier kommt zusätzlich eine Zwei/Drei-Flügelblende im Projektor zum Einsatz, damit dasselbe Filmbild für eine bessere Schärfedarstellung zwei- bzw. dreimal projiziert wird. Die „Dunkelphasen“, während die Flügel das Bild verdecken, erzeugen ein leichtes Flimmern. Der Bragi projiziert Einzelbilder von Spielfilmen sogar viermal (96 Hz), stellt beim Bildaufbau aber keine „Schwarzblenden“ dar, was für den überraschend ruhigen und flimmerfreien Filmlook sorgt. TV-Sendungen und Fußball zeigt er mit einer Verdopplung auf 100 bzw. 120 Hz flüssig und bewegungsscharf. Hieran zeigt sich einmal mehr die Profiherkunft des Bragi.

Der Testbericht Barco Bragi Cinemascope (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 35.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Der für Cinemascope-Leinwände optimierte Barco Bragi überzeugt mit exzellenter Farbdarstellung, konstanter Lichtausgabe, toller Schärfe und automatischem Bildformatwechsel. Diese Luxus-Features haben mit 35.000 Euro aber auch ihren Preis.

Michael B. Rehders

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