Pioneer S-81 – Boxenset für 6.700 Euro
Pioneers Lautsprecher der S-81-Serie setzen auf Koaxialtreiber, die mit punktgenauer Abstrahlung alle Plätze im Heimkino gleichmäßig gut beschallen.
Bereits 1938 begann Pioneer mit dem Lautsprecherbau – unter dem wenig einprägsamen Markennamen Fukuin Shokai Denki Seisakusho, der später geändert wurde. Die Japaner erwarben sich über die Jahre einen guten Ruf. So arbeiten in den legendären Londoner AIR-Studios Standboxen vom Schlage einer S1-EX, bestückt mit Koaxialtreibern. Ähnlich aufgebaut, aber fürs Heimkino konzipiert, sind die Boxen der S-81-Serie. Das elegante 5.1-Set gibt es in hochglänzendem Schwarz, in weißem Esche- und in Walnussfurnier.
Ausstattung und Technik
Eine tolle Idee ist die magnetische Befestigung der Stoffabdeckungen. Sie lassen sich abnehmen, ohne dass häßliche Löcher bleiben. Zum Center für 900 Euro liefert Pioneer als wackelfeste Auflage eine Schale, die die einfache Ausrichtung ermöglicht. 600 Euro kosten die Stands der Surroundboxen (Paarpreis: 1.000 Euro), die sich fest verschrauben lassen. Die hohen Frontboxen (Paar für 3.000 Euro) sind ab Werk auf eine Bodenplatte mit vier Spikes montiert. Bei ihnen ergänzen Bändchen-Hochtöner und zwei Tieftöner den Koaxialtreiber. Der äußerst kompakte Subwoofer kostet 1.200 Euro.
Hübsch vergoldet: So sauber herausgeführte Schraubklemmen sehen gut aus.
Die Metallkalotten der Koaxialtreiber verfügen über die nötige Leichtigkeit für Frequenzen bis rund 50.000 Hertz. Sogar bis 100.000 Hertz soll das Bändchen der Frontboxen reichen. Die Koaxialtreiber, die den gesamten Mittel/Hochtonbereich betreuen, nennt Pioneer "Coherent Source Transducer" (CST), da sie ihre Schallanteile in alle Richtungen weitgehend zeit- und phasengleich abstrahlen. Fürs Heimkino ist das ideal, denn Center und Surrounds klingen so aus fast allen Winkeln homogen. Da Koaxialtreiber nahezu ideale Punktquellen darstellen, addieren sich Betrag und Phase verschiedener Kanäle besonders sauber, weshalb auch Schallereignisse zwischen den Kanälen gut abgebildet werden. Vor allem aber versorgt Pioneers koaxialer Center durch seine weite Abstrahlcharakteristik auch die Hörer bestens, die nicht exakt in der Mitte sitzen. Wie gut das klappt, dokumentiert unsere Rundstrahlmessung des Centers (siehe Grafik rechts).
Alle Satellitenboxen haben Bassreflexöffnungen, wobei die hauseigene Software "Acoustical Filter Assisted System Tuning" (AFAST) den Ort der Öffnung optimiert und dröhnende Resonanzen unterbindet. Die beiden 13er-Tieftöner spielen nicht sehr tief; ihre Stoffsicke eignet sich kaum für große Membranhübe. Ein wirklich massiver Treiber mit Langhubsicke sitzt im zierlichen Sub: Der 30-Zentimeter-Bass wird aktiv entzerrt und mit einer 300 Watt starken Klasse-D-Endstufe angetrieben.
Über die Regler am Sub klingen Musik und Filme in der Stellung
"Cinema" gleichermaßen satt und pegelfest.
Der Modus "Musik" reduziert die Tiefbasswiedergabe.
Die Phaselässt sich invertieren, abernicht stufenlos regeln.
Tonqualität Surround
Vor dem Hörtest galt es, die geeignete Konfiguration des Sets zu klären. Zunächst definierten wir die Frontboxen als "groß", doch mit tieffrequentem Testrauschen (Bassrumpeln) produzierten ihre kleinen Tieftöner bei höheren Pegeln Oberwellen. So stellten wir sie flugs auf "klein", damit sie den sauberen Bass des Aktiv-Subwoofers nicht stören.
Das macht sich bezahlt: In der Anfangsszene von "Iron Man" rollt Superheld Tony Stark im Militärkonvoi durch die afghanische Wüste, dazu läuft laut als Soundtrack "Back in Black" von AC/DC. Die treibende Snare entfacht echten Druck, die Gitarre klingt voll und die Bassdrum langt richtig hin – die Pioneers rocken hier auf Anhieb unseren immerhin 40 Quadratmeter großen Hörraum. Nach dem Schnitt ins Innere des Militärlasters ertönt die gleiche Musik nur noch als dürrer Sound aus dem Ghettoblaster. Dem Set gelingt hier eine frappierende klangliche Unterscheidung, ganz wie gewünscht; dafür ertönt jetzt Tony Starks Smalltalk mit der Fahrzeug-Besatzung äußerst verständlich. So stimmig und artikuliert wie diese Koaxialtreiber klingen konventionelle Mehrweg-Boxen bei Sprache selten. Pioneers Center meidet sorgfältig eine aufgeblähte Grundtonwiedergabe, er ist ehrlich und neutral abgestimmt. Wirklich begeisternd, dass diese Qualitäten auf allen Sitzplätzen zu hören sind!
Beim überraschenden Bombenanschlag in der folgenden Szene wuchtet der Subwoofer die Nadel unseres Messgeräts auf 106 Dezibel, bleibt aber klirrfrei und lässt sich nicht orten – bravo! Die Schusssalven aus allen Richtungen wirken authentisch, da die Satelliten über genug Tiefgang verfügen. Hier beeindruckt die impulsive Dynamik ebenso wie die homogene Surround-Kulisse. Selbst in dieser actionreichen Szene gelingt eine räumlich klar aufgeteilte, fehlerfreie Darstellung. Große THX-Systeme mögen durch ihre stärkere Schallbündelung noch mehr Dynamik entfachen, doch das S-81-Set liefert ein auf Dauer angenehm entspanntes und räumlich differenziertes Klangbild.
Das gilt ebenfalls für das Livekonzert mit Dave Matthews und Tim Reynolds auf der DVD "The Sound of High Definition", aufgenommen in Dolby TrueHD. Gesang und die virtuos gespielten Gitarren klingen trotz der beeindruckenden Dynamik der Aufnahme sehr natürlich, der Gitarrenkorpus erscheint nicht übergroß. Auch das Klatschen des Publikums und die Akustik der Radio City Music Hall fügen sich ganz selbstverständlich und ohne Effekthascherei zum Geschehen auf der Bühne.
Vorbildlich ist das Rundstrahlverhalten des Centers. Im gesamten Bereich
bis ca. 16.000 Hertz strahlt er über alle Raumwinkel gleichmäßig ab.
Tonqualität Stereo
Wie bei Surround gefällt auch bei Stereo die Darbietung besser, sobald der potente Sub mitmischen darf und die Frontboxen auf "klein" stehen; so wird deren präzise Auflösung durch knochentrockenen Tiefbass unterfüttert. Bei hohen Pegeln wie beim Titel "Route 66" von Toscho können die leichten 13er-Tieftöner der Frontboxen ihre frappierende Schnelligkeit und Feinzeichnung im Grundton voll ausspielen. Allerdings sollte man beim Musikhören auf die richtige Sitzhöhe achten, damit sich die Schallanteile der ultraleichten Bändchen und der koaxialen Hochtonkalotten optimal addieren.
Glanzvoll: Die abgerundeten Gehäuse wirken elegant und bringen auch technische Vorteile,
denn sie minimieren Beugungen oder Kantenreflexionen.
Technik-Info: Spikes
Harte Spikes oder weiche Gummiplättchen – worauf stehen Boxen besser? Die Antwort fällt, wie so oft, salomonisch aus: Kommt ganz drauf an.
Harte Spikes wie bei den Pioneer-Frontboxen koppeln die Lautsprecher direkt an den Boden. Sie müssen exakt justiert werden, damit nichts wackelt. Wichtig ist die Ankopplung an den Boden, weil dieser, angeregt durch stehende Wellen, in vielen Räumen nachschwingt, und das kann die Basspräzision reduzieren. Ob der Boden bei Ihnen zu Hause schwingt, lässt sich ganz einfach festsstellen, indem Sie fest mit dem Fuß auf den Boden stampfen und darauf achten, ob ein hörbares Nachschwingen auftritt. In diesem Fall hilft das hohe punktuelle Gewicht, das die Spikes den Frontboxen bescheren, denn es wirkt großflächigem Schwingen entgegen.
Elastisches Material eignet sich dagegen zur Entkopplung vom Fußboden. Dem Subwoofer des Sets verpasste Pioneer denn auch folgerichtig Gummiplättchen unter den Füßen. Sie verhindern, dass er bei höheren Pegeln hüpft und über den Boden wandert.
Spikes können helfen, die Basswiedergabe bei schwingenden Fußböden zu verbessern.
Fazit
Pioneers S-81-Set mit den rundum abstrahlenden Koaxialtreibern begeistert im Heimkino auf allen Plätzen: mit entspannter und ehrlicher Spielweise, homogenem Klang und einem tief und verblüffend pegelfest aufspielenden Subwoofer.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Pioneer S-81 Set (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 6700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2009 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.