Subwoofer-Entwickler verzichten nur ungern auf die Bassreflex-Technik, da sie quasi kostenlos den Arbeitsbereich des Woofers deutlich nach unten erweitert.
Für Paradigm kam das beim Monitor SUB 12 jedoch nicht in Frage, denn die mit Bassreflex einhergehende schlechte Impulswiedergabe wiegt nach Meinung der Kanadier die „Reichweiten“-Vorteile mehr als auf. Sie legten das 30 Zentimeter durchmessende Chassis des SUB 12 so aus, dass es in einem relativ kleinen (ca. 47 Liter) geschlossenen Gehäuse optimal arbeitet. Die für diese Kombination verblüffend tiefe untere Grenzfrequenz von 24,5 Hertz bei der obersten Tiefpass-Trennfrequenz und 21,9 Hertz bei der niedrigst möglichen Trennung erreichten die Entwickler mit einer elektronischen Entzerrung, sprich Tiefstbass-Anhebung, und der nötigen hohen Verstärkerleistung, um die auch bei hohen Pegeln in hörbaren Schall umzusetzen. Für die extremen Hübe, die das Chassis dann ausführen muss (laut Hersteller +/-19 Millimeter), setzt Paradigm neben den klassischen Maßnahmen wie eine lange, extrem stabile und vierlagig gewickelte Schwingspule und Wirbelstrom-Kurzschlussringe aus Aluminium im Magnetsystem auf eine Technologie aus seiner Signature-Serie: die NLC-Sicke. NLC steht für „Non Limiting Corrugated“, was so viel bedeutet wie „nicht begrenzend und gewellt“. Aus dem Techniker-Sprech weiter übersetzt heißt das, die Sicken sind geometrisch – unter anderem durch ihre gewellte Form – so ausgelegt, dass sie sich bei der Vor- und Rückwärtsbewegung der Membran auch in den Extrempositionen möglichst kontrolliert verformen und der Membranbewegung den geringstmöglichen Widerstand entgegensetzen. Die von uns gemessenen Maximalpegel von 106 Dezibel bei maximaler wie minimaler Trennfrequenz sprechen eine deutliche Sprache, dass dies gelungen ist.
Raumkorrektur per PC
Die Raumkorrektur von Paradigm, PBK genannt, gehört nicht zum Lieferumfang und schlägt noch einmal mit 300 Euro zu Buche. Diese Investition ist allerdings in aller Regel unnötig, denn die Fachhändler, die den Monitor SUB 12 führen, haben auch ein PBK vorrätig und können es verleihen oder bieten sogar einen Einmess-Service an. Der Einstieg ist beim PBK etwas aufwändiger als bei anderen Raumkorrektur-Systemen, denn dazu muss man ein Programm auf den Computer installieren und sowohl Subwoofer als auch Messmikrofon per USB dort anschließen. Das Ergebnis entschädigt aber für diesen Aufwand, denn PBK kann zum einen durch die Wahl mehrerer Mikrofonpositionen den Raum erheblich besser analysieren als die meisten anderen Systeme, die nur eine Mikrofonposition – den Hörplatz – zulassen. Zum anderen bietet jeder PC erheblich mehr Rechenpower als die in Subwoofern üblicherweise eingesetzten Mikroprozessoren, was PBK zur sekundenschnellen Berechnung einer extrem feinteiligen, mit einer großen Anzahl an Filtern versehenen Korrektur nutzt.
Satter Sound
Das Klangergebnis, das der Monitor SUB 12 damit erreicht, ist mehr als überzeugend: Sowohl bei Filmton als auch mit Musik bietet er eine ungemein lockere, aufgeräumte Spielweise und schiebt sich nie akustisch in den Vordergrund. Geradezu knochentrocken kommen die Schläge und Explosionen im Minenfeld bei „Ice Age – Jetzt taut‘s“ selbst bei Pegeln, bei denen der Untermieter schnell die Polizei wegen Ruhestörung rufen würde. Lediglich ein ganz klein wenig mehr Schub von ganz unten würde man sich gelegentlich wünschen.
Mit Musik kamen solche Wünsche nicht ansatzweise auf. Bei Michael Ruffs „Speaking in Melodies“ integriert der Paradigm sich ansatzlos ins restliche Klangbild und generiert ein ungemein glaubwürdiges Fundament, das zudem so sauber blieb wie bei keinem anderen Testkandidaten.
Der Testbericht Paradigm Monitor Sub 12 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit: Der Paradigm ist nicht auf Sensationen aus, sondern produziert ein unauffälliges, aber selbst bei hohen Pegeln sauberes und ausgeglichenes Bassfundament.
Michael Nothnagel