Onkyo TX-NR 737- AV-Receiver für 900 €
Onkyos TX-NR 737 begeistert neben gutem Klang durch viele Neuheiten wie Dolby Atmos und HDCP 2.2: Da kann die UHD-Zukunft kommen.
Mit 900 Euro ist Onkyos TX-NR 737 nach dem 636 (Test in audiovision 8-2014) aus gleichem Hause der derzeit günstigste Verstärker, der Dolbys neues 3D-Tonformat Atmos beherrscht. Dank HDMI 2.0 und HDCP 2.2 ist der „THX Select 2 Plus“-zertifizierte Receiver zudem für die 4K-Blu-ray gerüstet, die 2015 auf den Markt kommen soll.
Ausstattung & Praxis
An der Rückseite des auch in Schwarz erhältlichen Receivers sind analoge Audioeingänge – inklusive Phono für den Schallplattenspieler – sowie HDMI-Anschlüsse in Hülle und Fülle vorhanden. Zur Engstelle könnte höchstens der optische Eingang werden, da er nur einmal vertreten ist. Herzstück des Verstärkers sind die sieben diskret aufgebauten Endstufen in „dreistufig invertiertem Darlington“-Design, die verschiedenste Lautsprecher-Arrangements befeuern. Verzichtet man etwa auf die beiden Surround-Back-Kanäle, kann man das Heimkino mit Deckenlautsprechern erweitern. Bis es Filme mit Dolby-Atmos-Tonspur gibt, hilft Dolbys ProLogic IIz-Decoder aus, der aus Stereo, 5.1- und 7.1-Tonspuren zwei Höhenkanäle zaubert. Die Einmess-Automatik „AccuEQ“ sorgt neben der Justage von Pegel, Distanz und Bassfilterung für eine Klangkorrektur mittels eines zuschaltbaren Equalizers (ein manuell einstellbarer Equalizer fehlt leider, was wertvolle Punkte kostet). Verschiedene Messpositionen und Klangkurven offeriert sie aber nicht. Bei der händischen Einstellung gefallen uns die feinen Schritte für die Boxen-Pegel und -Distanz von einem halben Dezibel und drei Zentimetern sowie die individuell je Lautsprechergruppe festlegbaren Bassfilter.
Die Fernbedienung wirkt durch die vielen kleinen
Tasten etwas unaufgeräumt, liegt aber ganz gut in der Hand.
Video und Multimedia
In Sachen Video bleiben keine Wünsche offen: Neben allen 4K-Ausstattungsmerkmalen verdienen die vielen Bildregler samt fünf Bildformaten Lob. Mit dem AV-Sync-Delay (Regelbereich -100 bis 500 Millisekunden) lassen sich auseinanderdriftende Bild- und Tonspuren zur Deckung bringen.
Zu Smartphones und Tablets nimmt der Onkyo via Bluetooth-Funk und per HDMI-MHL Kontakt auf. Zum Anschluss von Apple-Geräten per AirPlay braucht es allerdings die Dockingstation DS-A5, die 170 Euro kostet. Bei der Musikwiedergabe vom USB-Stift und DLNA-Server überzeugt uns der Onkyo, da er viele Dateitypen wie AAC, ALAC, FLAC, MP3, OGG, WAV und WMA spielt. Internet-Musikapps wie TuneIn, Spotify, Deezer und Aupeo runden die Multimedia-Ausstattung ab.
Praktisch: In dem Menü kann man die Stärke des
LFE-Signals abhängig vom Tonformat anpassen.
Musik aus dem Netz: Der Onkyo verfügt über mehrere Internet-Musikapps wie TuneIn und Spotify.
Tonqualität Surround
Im Messlabor wartet der Onkyo mit guten Leistungswerten auf: Im Stereo-Modus an vier Ohm-Last stellt er bärenstarke 180 Watt je Kanal bereit. Auch im 5.1-Betrieb holt er mit 96 Watt pro Kanal volle Punktzahl, nur bei 7.1 schwächelt er etwas.
Für mittelgroße Heimkinos reicht es aber auf alle Fälle, wie der THX-Receiver im anschließenden Hörtest mit dem tiefbassgeladenen Dolby-TrueHD-Trailer „Spheres“ eindrucksvoll beweist. Szenen wie im vierten Kapitel des ersten „Harry Potter“-Teils, wo Hagret mit brachialem Wumms die Tür eintritt, klingen derart dynamisch, dass man gleichsam erschrickt. Der bei hohen Lautstärken anlaufende 120-Millimeter-Lüfter war im Hörtest übrigens nicht wahrnehmbar. Dass der Onkyo nicht nur Krawall-Filmton gut kann, sondern auch diffizil arrangierte Stücke nuanciert zu reproduzieren vermag, zeigt er bei Steely Dans Jazz-Rock-Nummer „Janie Runaway“: Die Snares erschallen dynamisch, aber nicht schneidend, E-Bass und Kickdrum tönen trotz des zunächst subwooferlosen Boxensets satt. Vor allem, wenn die „Phase Matching Bass“-Schaltung aktiv ist, die bei den meisten Discs für ein stabileres und satteres Bass-Fundament sorgt.
Im zweiten Hördurchgang ließen wir den Onyko mit Aktiv-Subwoofer und automatischer Einmessung aufspielen: Die Automatik sorgte für einen stimmigen Abgleich von Bassfilterung, Pegel und Distanz, wodurch sich ein einhüllendes Surround-Panorama aufbaute. Lediglich die leicht abweichenden Distanzwerte für die linke und rechte Frontbox korrigierten wir. Die Klangkorrektur findet ebenfalls unseren Zuspruch, weil sie sanft eingreift und in unserem Fall mit etwas mehr Brustton und weniger harten Höhen zu einem wärmeren und angenehmeren Klang führte.
Tonqualität Stereo
Bei der Stereo-Wiedergabe von CD begeistert der Onkyo durch seinen entspannten, ausgewogenen und kraftvollen Klang. Die Darbietung überzeugt über den optischen Eingang und HDMI gleichermaßen. Wichtig ist jedoch der passende Hörmodus: Den neutralsten Klang liefern „Pure Audio“ und „Direct“. Nutzern von Sub-Sat-Boxenkombis empfehlen wir dagegen den „Stereo“-Modus, wo das Bass-Management aktiv ist und sich der AccuEQ zuschalten lässt.
900 Euro: Onkyos neuer AV-Receiver TX-NR 737 mit Dolby Atmos.
Aufgeräumt: Das Anschlussfeld ist klar beschriftet. HDMI- und analoge
Eingänge inklusive Phono gibt es genug. Sparsam kommt er bei den
optischen Eingängen (nur einer) und den unvollständigen Vorverstärkerausgängen daher.
Dolby Atmos per Firmware
Mit Dolby Atmos steht ein Tonformat vor der Tür, das alle drei Raumdimensionen abbilden kann: Flugzeuge düsen nicht nur von vorne nach hinten und links nach rechts durchs Heimkino, sondern auch über die Köpfe der Zuschauer hinweg – sofern entsprechende Lautsprecher an der Decke montiert sind bzw. nach oben abstrahlen. Erste Blu-ray-Filme mit solch einer Tonspur erscheinen im Oktober (siehe Seite 86). Bis dahin dürfte der TX-NR 737 fit für Dolby Atmos sein, nach derzeitigem Stand erscheint das Firmware-Update am 29. September (siehe XXL-Aufkleber am Gerät). Die Lautsprecher-Anordnung könnte beim Onkyo dann so aussehen, wie in der nebenstehenden Zeichnung: Das bekannte 5.1-Schema wird um zwei Deckenlautsprecher ergänzt, wobei die Surround-Back-Boxen mangels zusätzlicher Endstufen stumm bleiben müssen.
Kommende Filme mit Dolby Atmos verfügen über zusätzliche Tonspuren,
etwa um wie in der Schemazeichnung auch Geräusche von oben wiederzugeben.
Fazit
Der Onkyo besticht durch guten Klang und klasse Ausstattung mit THX, HDCP 2.2 und Dolby Atmos. Leider ist die Einmessung nicht so flexibel wie bei der Konkurrenz und es fehlt ein manuell justierbarer Audio-Equalizer. Florian Goisl
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Onkyo TX-NR 737 (Gesamtwertung: 79, Preis/UVP: 900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2014 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.