JBL LS 120 P – Subwoofer für 1.000 Euro
Den JBL LS 120 P gibt es auch in Mattschwarz, doch dann verpasst man die edlen Wangen aus Mahagoni. Die elegante Optik lässt ihn fast zierlich wirken und kommt auch bei den weiblichen Familienmitgliedern gut an. Dabei bringt es der von einer 700 Watt starken Endstufe angesteuerte Zwölf-Zoll-Subwoofer auf 26 Kilogramm.
Technik
Das außergewöhnlich steife Gehäuse steht auf kleinen Hartgummifüßen oder alternativ auf vier mitgelieferten Metallspikes. Auch ein viereinhalb Meter langes Cinch-Kabel und ein passgenaues Stoffverdeck liegen bei. Mit seinen gewölbten Seitenwänden und dem edlen Materialmix hebt sich der JBL erfreulich vom oft langweiligen Kisten-Design ab. Allerdings kostet der Formfaktor auch ein paar Liter Hubraum, die im Tiefbass nicht leicht zu ersetzen sind. JBL verstärkt die Basswiedergabe daher über den Bassport auf der Rückseite. Er ist auf 33 Hertz abgestimmt und produziert dank Trompetenform vergleichsweise wenig Luftgeräusche. Zusätzlich entzerrt die Elektronik die Zwölf-Zoll-PolyPlas-Membran aktiv bis circa 25 Hertz. Dafür setzt der Hersteller eine satte Endstufenleistung von 400 Watt Sinus respektive 700 Watt Impulsleistung ein. Im Leerlauf verbraucht der Subwoofer aber nur 13 Watt und wechselt nach neun Minuten ohne Signal automatisch in den Standby-Modus.
Die leichte, kunststoffbeschichtete Papiermembran verspricht hohen Wirkungsgrad und gute Impulstreue im oberen Bassbereich. Die hohe Steifigkeit soll in Kombination mit dem kräftigen magnetischen Antrieb für Klirrarmut im Tiefbass sorgen. Was die Chassis-Entwicklung angeht, kann wohl kaum ein anderer Hersteller auf vergleichbar lange Erfahrung im Bereich HiFi/Car-Hifi sowie PA- und Kino-Beschallung verweisen wie JBL. Nach oben regelt das Tiefpassfilter mit 24 Dezibel pro Oktave steil ab. Die Aktiv-Elektronik kommt ohne Kühlrippen aus und beschränkt sich eingangsseitig auf zwei Cinch-Buchsen. Ansonsten gehören zur sparsamen Ausstattung nur noch zwei Schalter für die Subwoofer-Phase und den LFE-Betrieb mit überbrücktem Tiefpassfilter.
Überschaubar: Am Terminal gibt es neben dem Lautstärke-Regler
gerade mal zwei Cinch-Eingänge und Schalter für Phase und LFE-Betrieb.
Tonqualität
In 150-Hertz-Stellung des Tiefpassfilters erzielt der JBL den höchsten Wirkungsgrad und reicht dank effizienter Bassreflex-Unterstützung bis 36 Hertz hinab. Satten Tiefbass bis 25 Hertz spuckt er aus, sobald man die Trennfrequenz auf 80 Hertz oder tiefer einstellt. Beim Pegelabgleich dröhnen 80-Hertz-Bässe minimal, was wohl dem etwas sparsamen Einsatz von Dämmmaterial geschuldet ist. Tiefere Bässe tönen dagegen sehr fest, dynamisch und konturiert. Den englischen DTS-Soundtrack zum Science-Fiction-Klassiker "Titan AE" lässt der JBL deshalb nicht nur herrlich knackig, sondern auch glaubwürdig tief auf das Bauchfell wirken. Grummelnder Bass wabert bedrohlich beim Flug des Raumschiffs durch das Kristallfeld. Die krachenden Kollisionen meistert der vergleichsweise kompakte Sub mit bravouröser Schnellkraft und beeindruckender Impulsgenauigkeit.
Diese Qualitäten kommen auch bei Musik zur Geltung, etwa mit dem AC/DC-Titel "TNT": Die kurz angerissene Bassgitarre zu Beginn ertönt federnd und staubtrocken. Ebenso souverän und druckvoll geben die treibenden Bassdrumm-Schläge den Takt dieses Hardrock-Klassikers vor. Beim Yello-Titel "Fat Cry" beschneidet der JBL die Wucht und den Tiefgang der synthetischen Klangteppiche selbst im Vergleich zu deutlich größeren Subwoofern kaum. Auch Klassik-Sinfonien von Mahler oder Orgelwerke von Bach klingen gehaltvoll und emotional, da der hübsche JBL mit der großen Kesselpauke den weiten Orchestergraben oder mit tiefsten Orgelregistern die ganze Dimension eines Kirchenschiffs originalgetreu abbildet. Selbst bei gehobener Lautstärke kommen kaum Luftgeräusche auf.
1.000 Euro: Das akustisch tote Gehäuse und das schwere Magnetsystem
sorgen für ein stattliches Kampfgewicht von 26 Kilogramm.
Der Subwoofer integriert sich dank niedriger Verzerrungen perfekt in das Klangbild und ist nie herauszuhören. Wenn in "Titan AE" das Raumschiff in das Kristallfeld eintaucht, baut der AW-17 einen bedrohlichen Tieftonteppich auf, der im Magen kribbelt. Bei den Kollisionen der Riesenkristalle lassen explosionsartige Basssalven die Hosenbeine der Tester flattern – wohl dem, der keine Nachbarn hat. Der Sub verhält sich absolut neutral, kennt keine Lieblingsfrequenz und breitet ein unglaublich weites Spektrum tiefer Töne aus. Kein Kick-Bass-Spezialist, der nur schlanke 60-Hertz-Bässe intoniert, klingt so vielseitig und farbig. Mit seinen Fähigkeiten erweitert der Nubert den Bassbereich um bislang selten wahrgenommene Töne – bei Bachs Toccata und Fuge in d-Moll um die tiefsten Orgelregister, die Explosionen bei "Iron Man" um lange nachschwingende Schockwellen. Weniger potente Woofer können das nicht und wirken deshalb scheinbar flinker. Doch das gelingt dem AW-17 in der 30-Hertz-Stellung des Sub-Sonic-Filters auch; dann tönen seine Bässe im Vergleich trockener.
Kein Kisten-Einerlei: Der Mix aus mattschwarzem Korpus und glänzenden
Mahagoniwangen gefällt ebenso wie die geschwungene Form des JBL.
Intelligente Bassentzerrung
Das Bassreflexrohr des JBL LS 120 P sollte man nicht auf luftdichten Betrieb umbauen, also mit einem Stopfen verschließen. Denn die aktive Regelung im Subwoofer reagiert in diesem Fall und senkt den Tiefbasspegel dann um bis zu zehn Dezibel ab. Im Bassreflex-Betrieb wird die Membranauslenkung dagegen im Bereich der Tuning-Frequenz von 33 Hertz durch die schwingende Luftsäule im Bassreflex-Kanal bedämpft und mechanisch entlastet. Deshalb lassen sich tiefe Frequenzen in diesem Bereich relativ gefahrlos anheben. Erst unterhalb von 25 Hertz fällt der Pegel ab, um die Belastung im Bereich subsonischer Frequenzen zu begrenzen.
Je nach Tiefpasseinstellung schafft der Subwoofer beeindruckende Pegel zwischen 106 und 108 Dezibel. Allerdings ist eine gewisse Vorsicht geboten: Der JBL hat keinen Limiter, sondern schaltet sich bei einem Übersteuern bei lauten Signalen für einige Sekunden automatisch ab.
Fazit:
Statt in riesige Gehäuse investiert JBL in edles Design und intelligente Elektronik. Die holt aus dem fast schon kompakten Subwoofer und der leichten Membran verblüffenden Tiefgang und eindrucksvolle Basspegel heraus. Selbst wenn raffinierte Klangregler fehlen, besticht der hübsche JBL LS 120 P mit kerniger Dynamik und echter Spielfreude. Udo Ratai
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht JBL LS 120 P (Gesamtwertung: 81, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2013 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.