Elac Serie 600 CE-Set – Boxenset für 38.000 Euro
Dass es sich lohnen kann den Gegenwert eines Mittelklasse-Autos in Boxen zu investieren, demonstriert die Kieler Electroacustic GmbH, kurz Elac, mit der Linie 600 CE eindrucksvoll.
Der deutsche Lautsprecherhersteller Elac ließ seinem Entwickler Rolf Janke beim Bauen kompromissloser Schallwandler nahezu freie Hand und setzte kaum finanzielle Schranken. Insbesondere aufgrund der ohnehin schon in der Vergangenheit recht ruhmreichen Elac-Technik waren wir gespannt, welche und wie viele technische Raffinessen beim Lautsprecherset der Serie 600 zum Einsatz kommen und wie sie sich anhören. Dass das Ergebnis schon fast den Gegenwert einer Mittelklasse-Limousine hat, verwundert in diesem Zusammenhang nicht wirklich. So schlägt das hier getestete 5.1 Set aus der Linie 600 CE mit knapp 38.000 Euro zu Buche.
Technik
Bereits auf den ersten Blick sieht man, dass auch die Serie 600 die schon vor gut zwei Jahren bei der Linie 240 vorgestellte Membran mit kristallförmiger Prägung geerbt hat. Sämtliche Tieftöner und jetzt sogar auch die Mittelton-Ringstrahler weisen diese interessante Form auf. Die Prägung in den Aluminium-Schwingflächen verschiebt die Frequenz, bei der die Stabilität der Membran während der Schallerzeugung leidet, um fast eine Oktave nach oben. Bei den Tieftönern melden sich die ersten Resonanzen erst bei etwa 5 kHz, also weit jenseits ihres eigentlichen von der Frequenzweiche bestimmten Arbeitsbereichs. Hinter dem sichtbaren Aluminium sitzt bei den Tieftönern zudem ein Zellstoffkonus, der durch seine hohe innere Dämpfung einen Großteil der verbliebenen Resonanzen eliminiert.
Selten zu finden: Der Elac Subwoofer SUB 2080 D besitzt zusätzlich
sogar symmetrische Eingänge.
Gegenüber der 240er-Linie weisen die Treiber der im Test als Front- und Surroundlautsprecher eingesetzten Standboxen FR 609 CE aber eine weitere Besonderheit auf: Sie verfügen über einen speziellen Antrieb (siehe Kasten Technik: Elac LLD). Auch das für den Mittel- und Hochtonbereich zuständige Koaxial-Chassis kam uns bekannt vor, gab es doch in der Vorgänger-Serie Linie 600 bereits das ähnliche X-Jet-Chassis. Für die Serie 600 wurde es aber nochmal kräftig überarbeitet. Der außen liegende, flache Ringstrahler hat nun ebenfalls eine mehrlagige Membran mit resonanzdämpfender Kristall-Prägung und einer Zwischenschicht aus Nomex-Wabenmaterial. Der JET-Hochtöner im Zentrum des Koax-Treibers arbeitet mit einer zickzackförmig gefalteten Folie, die wie eine Ziehharmonika auseinandergezogen und wieder zusammengepresst wird. Sie quetscht im Takt der Bewegung Luft zwischen den Falten heraus und saugt sie wieder ein. Die Luft erreicht dabei eine sehr viel höhere Geschwindigkeit als die Folie selbst und begründet somit den sehr hohen Wirkungsgrad dieser speziellen Bauweise.
Jeder Box der 600 CE-Serie legt Elac Kabelbrücken von Van Den Hul
für die Biamping-Terminals bei.
Fortsetzung Technik
Der technische Leckerbissen der FR 609 CE Standboxen sitzt ganz oben auf den Gehäusen: der 4PI-Hochtöner, ebenfalls von Elac entwickelt (siehe Kasten rechte Seite). Dass bei einem Ausnahme-Set wie dem hier getesteten auch der Subwoofer mit technischen Highlights glänzt, ist klar. Im geschlossenen Gehäuse des SUB 2080 D arbeiten zwei 25-Zentimeter-Chassis, jeweils an Ober- und Unterseite montiert und per Metallstange miteinander verstrebt. Dadurch kompensieren sich die Beschleunigungskräfte komplett, die Membranbewegungen üblicherweise auf das Gehäuse ausüben.
Für die genaue Ausrichtung des Centers hat sich Elac etwas Besonderes einfallen lassen:
In eine Grundplatte sind zwei geschwungene Aluminium-Arme eingesetzt,
die zum Profil der Box passen. Der Center kann so nach oben oder unten geschwenkt werden.
Beide Membranen werden von je einer über die ganze Grundfläche des Woofers reichenden massiven Platte verdeckt. Sie ist über vier in den Ecken angebrachte Säulen im Abstand von wenigen Zentimetern zu den Membranen montiert und erhöht die Schalleffizienz der Membran. Beim Gehäuse der Serie 600 CE beweisen die Entwickler ebenfalls Ideenreichtum: Cross-Frame-Hybrid nennt der Hersteller die Bauweise, bei der untereinander mit Zugstreben verspannte Aluminium-Strangguss-Profile für die Seitenwände eingesetzt werden. Schall- und Rückwand sowie die inneren Versteifungen sind aus MDF (Medium Density Fiberboard) gefertigt. Die gesamte Verarbeitung ist überaus beeindruckend. Die Hochglanz-Lackierung ist makellos, die Passung aller Teile perfekt, Anschlüsse, Schalter und Spikes extrem stabil und praxisnah gestaltet: Da fällt selbst uns zur weiteren Verbesserung nichts mehr ein.
Edel: Die gebürsteten Alu-Profile der Satelliten im Teufel-System sind nur 8,3 Zentimeter
tief und passen gut zu Flachbild-TVs. Für kinogerechten Tiefbass sorgt
der vergleichsweise dicke, aber nicht weniger elegante Subwoofer.
Tonqualität Surround
Die messtechnisch erfassten Frequenzgänge des Elac-Sets weisen nur geringe Nichtlinearitäten auf. Allenfalls ein Einbruch knapp oberhalb von 1.000 Hz – beim Center CC 601 CE ausgeprägter als bei der FR 609 CE – sticht etwas aus dem allgemein ruhigen Verlauf heraus, stellt sich aber, wie nicht anders zu erwarten, im Hörtest mit der ausgewachsenen Vor/End-Kombi Anthem Statement D2V/A5 als absolut unkritisch heraus. Hörtest klingt dabei aber eigentlich viel zu nüchtern, denn was die Lautsprecher aus Deutschlands Norden im Hörraum abliefern, ist eher ein Fest für die Sinne.
Gut: Dank des Koaxial-Mittel-Hochtöners zeigt das Diagramm auch bei
großen Winkeln keine Einbrüche im Mittel- und Hochtonbereich.
Schon nach wenigen Takten Musik – zunächst drehte sich der DTS-Sampler "dts-hd Master audio 2007 Presentation Disc" in Pioneers Blu-ray-Player BDP-LX 91 – von Omar Hakims "Listen Up" zieht das Set die Jury mit unaufdringlicher, ungemein selbstverständlicher und trotzdem sehr neutraler Wiedergabe in seinen Bann. Wobei neutral keineswegs mit "unbeteiligt" zu verwechseln ist, ganz im Gegenteil: Die Elacs bieten Omar Hakim und seine Truppe sehr engagiert und emotional dar und zaubern wie selbstverständlich Details aus der Aufnahme, von der die Tester bisher gar nichts wussten. So ist etwa plötzlich ein etwas zu lang geöffnet gebliebenes Noise Gate zu hören, das ganz kurz ein leises Netzbrummen verursacht. Egal ob es nun eine Unachtsamkeit des Toningenieurs ist oder ein zum Zwecke der Authentizität im Master belassener Fehler – mit diesem Lautsprecher-Set fällt es zum ersten Mal auf.
Dass sich das Set auch perfekt für die heftigere Gangart eignet, beweist es mit dem klangtechnisch über jeden Zweifel erhabenen Hardrock-Brett "Away From the Sun" von Three Doors Down. Adäquat, mit einer raumfüllenden "Wall of Sound", livemäßiger Dynamik sowie mit einem überzeugenden Brad Arnold kommt die Aufnahme aus den Boxen. Keine Frage: Je besser die Aufnahme, desto stärker kann das Elac-Set seine klanglichen Vorzüge gegenüber günstigeren Boxen-Kombis ausspielen.
Dasselbe gilt auch bei Heimkino-Kost aus Hollywood. Als der Titelheld in "Der unglaubliche Hulk" gegen Ende mit dem Anti-Monster Emil Blonsky kämpft, dröhnen nicht nur die Faustschläge authentisch aus den Lautsprechern, auch die Rauminformationen des DTS-HD Master Audio-Tracks, der bei unserer Blu-ray-Rezension die volle Punktzahl erhielt, kommen äußerst glaubwürdig und präzise. Als etwa Blonsky die Eisengewichte in weitem Bogen über die Köpfe der Zuschauer hinwegkreisen lässt, zogen die Tester unweigerlich die Köpfe ein. Auch die Explosion zu Beginn von "Iron Man" (ebenfalls ein DTS-HD Master Audio Track) kam mit den Elacs in einer markerschütternden Intensität, die ihresgleichen sucht.
Die räumliche Wirkung wird dabei spürbar vom 4PI-Hochtöner (auf Stufe 2 gestellt) vergrößert, ohne die Ortbarkeit der Klangereignisse wahrnehmbar zu beeinträchtigen.
Tonqualität Stereo
Auch im Stereo-Modus belohnt der Einsatz des 4PI-Hochtöners die Tester mit einer ungemein weiten, luftigen Raumwiedergabe, ohne die Ortbarkeit der Instrumente zu verschlechtern. Grandios gelingt den FR 609 CE beispielsweise der Klasiker "Jazz at the Pawnshop": Dabei platzieren sie die Band sehr genau und fest umrissen auf der Bühne. Trotzdem macht die von dem Set produzierte Weiträumigkeit schlicht einen Riesenspaß und sofort Lust auf mehr, denn auch Studioaufnahmen klingen damit wirklich gut. Michael Ruffs "Speaking in Melodies" verleiht das Set deutlich mehr Weiträumigkeit. Puristen mögen einwenden, dass manche Raum-Informationen auf der Aufnahme gar nicht vorhanden sind und deshalb in der Wiedergabe auch nichts zu suchen haben. Doch hier gilt: Erlaubt ist, was gefällt, und erst recht, wenn es so gefällt wie bei diesem Lautsprecher-Set.
Membran in Diamantprägung: Auch der Mittel-Hochton-Koaxtreiber hat nun die ausgeklügelte Membran.
Zusatzinfo: Elac LLD
Hinter dem Begriff "LLD" (Long Linear Drive) verbirgt sich eine schon länger bekannte, aber mit technischen Herausforderungen versehene Bauweise für Tiefton-Chassis: die so genannte Unterhang-Schwingspule. Unterhang bedeutet, dass die Spule erheblich kürzer ist als der Luftspalt, während das bei der sonst eingesetzten Überhang-Bauweise genau andersrum ist. Der Vorteil bei Unterhang: Die Spule befindet sich immer vollständig im Inneren des Luftspalts, in dem das Magnetfeld annähernd homogen ist. Dementsprechend bewegt sich die Spule – und damit die Membran – deutlich linearer und damit verzerrungsärmer als beim Überhang-Typ. Dort liegen immer Teile der Spule außerhalb des Luftspalts und bewegen sich deshalb durch das mit erheblichen Nichtlinearitäten versehene und wenig symmetrische Streufeld außerhalb des Luftspalts. Überhang-Spulen werden von weitaus mehr Magnet-Feldlinien durchflossen und steigern damit deutlich den Wirkungsgrad des Chassis. Um einen ähnlichen Wirkungsgrad auch mit einer Unterhang-Konstruktion zu erreichen, braucht es erheblich mehr Magnetkraft und zudem ein Luftspalt-Material, mit dem die Sättigung erst spät erreicht ist. Genau diesen Weg hat Elac bei LLD auch beschritten: Die Antriebskraft wird über besonders hochwertige Eisen-Werkstoffe und sechs extrem kräftige Neodym-Magnet-Tabletten erzeugt, die kreisförmig um den Luftspalt angeordnet sind.
Bei Elacs LLD-Tieftöner ist die Schwingspule (Abstand B) deutlich kürzer als der Luftspalt (Abstand A).
Fazit
Bei einem Preis von 38.000 Euro muss ein Lautsprecher-Set fürs Heimkino schon Besonderes leisten. Die Serie 600 CE von Elac schafft genau das mit Bravour, und zwar dank der Kombination aus hochwertigstem, auf den Punkt eingesetztem und flexiblem High-Tech, edelster Verarbeitung und faszinierendem, extrem realistischem High-End-Klang. Kurzum: An dieser Leistung muss sich fortan jedes Lautsprecher-Set im Hörraum von audiovision messen lassen.
Zusatzinfo: Elac 4Pl
Der 4PI Hochtöner ist als echter Bändchen-Lautsprecher konzipiert, bei dem ein Stück zieharmonikaförmig gefaltete Aluminiumfolie als Membran und Antriebselement zugleich dient. Darauf beruht die Eleganz dieses Lautsprecher-Prinzips, denn es muss nicht erst aufwändig eine Schwingspule mit einer Membran verbunden werden – das Alu-Bändchen wird direkt vom Strom durchflossen. Allein für sich ist es aber für normale Verstärker zu niederohmig. Deshalb wird üblicherweise ein Übertrager vorgeschaltet. Elac ordnet dieses extrem leichte Alu-Bändchen zudem nicht flach, sondern als Kreis an und lässt es rundum abstrahlen.
Schon fast ein Klassiker: Elacs Hochtöner 4PI, der in der Serie 600 CE
in einer überarbeiteten Version eingesetzt wird.
Für die nötige Antriebskraft sorgen großzügig auf dem Umfang verteilte kräftige Neodym-Magneten. Sinnvollerweise baut der Hersteller auch noch einen Stufenschalter auf der Rückseite der FR 609 CE ein, mit der man Pegel und Einsatzfrequenz des 4PI in vier Stufen justieren kann. Im Hörraum von audiovision hat sich die Stufe 2 als optimal herausgestellt.
Elacs Hochton-Bändchen 4Pi strahlt über 360 Grad gleichmäßig ab.
Es lässt sich per Drehschalter auf der Rückseite der FR 609 CE in vier Stufen in den Gesamtklang einpassen.
Technische Ausstattung und Bewertung
Der Testbericht Elac Serie 600 CE-Set (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 38000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2009 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.